Die Papenburger Meyer-Werft hat sich mit dem Betriebsrat und der IG Metall auf Maßnahme geeinigt, die als Voraussetzung für die Rettung des angeschlagenen Unternehmens gesehen werden. Der Stellenabbau fällt geringer aus als zunächst angekündigt, das Unternehmen bekommt einen paritätischen Aufsichtsrat und einen Konzernbetriebsrat.
Wie die Meyer-Werft in einer Pressemitteilung schreibt, ist Teil der Vereinbarung, dass die Belegschaftsstärke am Standort Papenburg – also Meyer Werft GmbH & Co. KG, Meyer Werft Rohrzentrum GmbH und EMS Maritime Services – bis zum 31. Dezember 2030 insgesamt mindestens 3.100 Mitarbeitende betragen soll. Damit falle der Personalabbau mit 340 Vollzeitstellen niedriger aus als die zunächst angekündigten 440 Stellenstreichungen. Vollzeitstellen. In der Fertigung sind demnach nun noch 107 Stellen betroffen.
Mögliche Unterstützung durch Bundesregierung und Land Niedersachsen
Wozu in der Pressemitteilung der Meyer-Werft nicht steht: Die Süddeutsche Zeitung und andere Medien berichten, dass der Firmensitz der Meyer-Gruppe von Luxemburg nach Deutschland zurückverlegt werden soll. Niedersachsens Ministerpräsident hatte zuvor nahegelegt, dass es Unterstützung für die Werft nur geben könne, wenn der Firmensitz sich in Deutschland befinde.
Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums bestätigte in der Bundespressekonferenz am 3. Juli, dass derzeit Bundesregierung und das Land Niedersachsen dabei seien, „den Sachverhalt aufzuklären und eine eventuelle Unterstützung zu prüfen“. Mehr will die Regierung dazu aktuell nicht sagen.
Personalreduzierung „so sozialverträglich wie möglich“
Die Personalreduzierung will Meyer durch Freiwilligenprogramm oder Aufhebungsverträge „so sozialverträglich wie möglich gestaltet“, betriebsbedingte Kündigungen bestenfalls ganz vermeiden und jedenfalls nur als letzte Mittel einsetzen, heißt es in der Pressemitteilung.
Ralf Schmitz, Chief Restructuring Officer der Meyer-Werft schreit zu der Vereinbarung: „Wir haben im Sinne der Beschäftigten und der gesamten MEYER Gruppe ein beachtliches Ergebnis erzielt. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen Sanierung des Unternehmens. (..) Das Gesamtpaket reflektiert schon heute absehbare Unterauslastungen und sichert in diesem Rahmen zugleich eine Belegschaftsstärke von deutlich mehr als 3000 Beschäftigen.“
Das Personalabbauprogramm ist in zwei Phasen aufgeteilt: Bis zum 31. März 2025 gilt ein mit dem Betriebsrat zu vereinbarendes Freiwilligenprogramm, erst nach dem 31. März 2025 sind auch betriebsbedingte Kündigungen möglich.
Bereits ab August 2024 rechnet die Meyer-Werft für die Dauer von etwa 18 Monaten mit einer niedrigeren Auslastung in einigen Bereichen. Kurzarbeit oder Qualifizierungsmaßnahmen sollen diese Zeit überbrücken.
Eigenes Statement der Familie Meyer
Die Familie Meyer, namentlich Bernard, Tim, Jan und Paul Meyer, schreiben in einem persönlichen Statement: „In erster Linie geht es uns um ein erfolgreiches Fortbestehen des Familienunternehmens. Die jetzt von Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretung geschlossene Rahmenvereinbarung ist die Basis für eine positive Zukunftsperspektive der MEYER WERFT. Es ist eine belastbare Lösung im Sinne des Unternehmens, der Beschäftigten, Zulieferer und damit für die Region bzw. den maritimen Standort Deutschland.“
„Die perspektivische Bildung eines Aufsichtsrats tragen wir mit und sind überzeugt, dass es in diesem Gremium eine konstruktive, vorausschauende Zusammenarbeit geben wird.“
„Die MEYER WERFT ist attraktiv für einen temporären Einstieg neuer Gesellschafter, und genau das lässt die Rahmenvereinbarung zu – unabhängig davon, ob der Investor öffentlich oder privat ist.“
„Die Familie ist sich ihrer unternehmerischen Verantwortung bewusst, wir nehmen diese sehr ernst in dem Wissen, dass es um die Zukunft der MEYER WERFT mit vielen Tausend Mitarbeitenden an den Standorten und bei den Zulieferern im ganzen Land geht. Deshalb stehen wir für eine zukunftsfähige Lösung.“
Nachdem die Familie Meyer den Sitz der Gesellschaft vor Jahren nach Luxemburg verlegt hat, mögen sie Stütze bitte auch bei der Seefahrerweltmacht Luxemburg beantragen…
Da hat man sich doch tatsächlich von der Politik erpressen lassen. Ich hoffe sehr, dass man das alles rückabwickelt und der Sitz des Mutterkonzerns zurück nach Luxemburg verlegelegt wird, wenn die Familie Meyer wieder vollständig das Ruder übernimmt. Es ist schlichtweg eine Frechheit, wie mit dieser seit Jahren durch Gesellschaft, Politik und Medien umgegangen wird.
Bernard Meyer ist und bleibt mein bsolutes Idol und es gibt absolut keinen Menschen auf der Welt, den ich mehr bewundere. Ohne Wenn und Aber. Den würde ich gerne mal in Real Life treffen, das ist ein Traum von mir.
@hepe: So abwegig ist der Gedanke aber nun auch nicht, dass man als deutscher Staat bei Staatshilfen in nicht unerheblicher Höhe verlangt, dass das unterstützte auch seinen Firmensitz in Deutschland hat …