Eigentlich sollte das Kreuzfahrtschiff Goddess of the Nights der neuen Marke Neonyx Cruises als schwimmendes Hotel und Unterkunft für Polizisten während des Gipfels in Italien dienen. Doch die ehemalige Costa Magica ist offenbar in einem so schlechten Zustand, dass die Polizisten rebellierten und umquartiert werden mussten. Inzwischen wurde das Schiff sogar beschlagnahmt.
Im Juli 2024 soll die Goddess of the Night eigentlich für die neue Kreuzfahrtmarke Neonyx Cruises als „adults only“- und Party-Kreuzfahrtschiff in Dienst gehen. Der Eigentümer, die Fährgesellschaft Seajets, kündigt das Schiff als Revolution in der Mittelmeer-Kreuzfahrt an und preist die Reisen als neue Ära und „außergewöhnliche Reise voller Musik, Kultur und Landschaft“ an, „mit weltberühmten DJs an Bord, die vom Sonnenuntergang bis zum Sonnenaufgang auflegen.“
Wie weit diese Traumbilder von der Realität entfernt sind, offenbarte sich jetzt aber gerade während des G-7 -Gipfels im italienischen Borgo Egnazia nahe Bari. Die Reederei hatte die Goddess of the Night im Hafen von Brindisi für die Einquartierung von Polizisten bereitgestellt. Bis zu 2.600 Polizisten, Carabinieri und weiteres Personal sollten eigentlich auf dem Kreuzfahrtschiff wohnen.
Auch das Foto des Kreuzfahrtschiffs (siehe oben), das Neonyx vor einigen Wochen in einer Pressemitteilung verwendete, ist wohl auch eher ein Traumbild. Einige Spuren deuten darauf hin, dass kräftige Rauchentwicklung um und über dem Schornstein des Schiffs retuschiert wurde. Auch der Dateiname des Bildes legt das nahe: „FOTO-2_without-smoke1.jpg“.
Update 19. Juni 2024: Neonyx Cruises hat inzwischen angekündigt, den Start der Kreuzfahrten um rund ein Jahr zu verschieben. Der Veranstalter schreibt dazu: „Neonyx hat aufgrund unvorhergesehener Verzögerungen bei der Renovierung des Schiffs die Entscheidung getroffen, den Start mit einem erweiterten Angebot auf das nächste Jahr zu verschieben. Die Zufriedenheit der Gäste hat für sie oberste Priorität und Neonyx möchte ein Erlebnis bieten, das dem Markenversprechen gerecht wird.“
Der Vorwurf: unbenutzbare Toilette, baufällige Duschen, fehlende Betten, kaputte Klimaanlage
Lokale Medien sprechen von unbenutzbaren Toiletten, baufällige Duschkabinen, Wasserlecks und nicht funktionierender Klimaanlage. Teils hätten in den Kabinen die Betten gefehlt.
Die sanitären Zustände auf dem Schiff seien miserabel, viele der Kabinen unbenutzbar. Ein Social-Media-Video zeigt, wie aus einem Wasserhahn einer Kabine braune Brühe statt klarem Wasser fließt. Bei MSN.com sind Bilder zu sehen, die unter anderem aufsteigendes Schwarzwasser in eine Toilette und verdreckte Matratzen in Kabinen und verschimmeltes Brot zeigen.
Die Behörden haben das Schiff inzwischen zur Beweissicherung beschlagnahmt. Es steht der Verdacht des Vertragsbruchs und Betrugs im Raum, denn der Zustand es Schiffs entspricht nicht annähernd den vereinbarten Bedingungen für die Anmietung. Sechs Millionen Euro soll die Miete für das Schiff für den Zeitraum während des G-7-Gipfels gekostet haben.
Die Polizeigewerkschaft kritisiert aber auch das italienische Innenministerium dafür, dass der Zustand des Kreuzfahrtschiffs bei der Anmietung nicht ausreichend in Augenschein genommen worden sei, sodass die Mängel erst nach Bezug durch die Polizisten auffielen.
Der größte Teil der Polizisten konnte inzwischen in Hotels und ein kleiner Teil in einer Schule in Bari untergebracht werden. Rund 600 Polizisten sind in Brindisi auf die Fähre GNV Azzurra umgezogen, die kurzfristig bereitgestellt wurde und dort bis zum 17. Juni bleiben soll. Allerdings kritisiert die Polizeigewerkschaft, dass die Bedingungen auf der 1980 gebauten GNV Azzurra eher noch schlechter seien.
Marketing-Desaster für die neue Kreuzfahrt-Marke Neonyx Cruises
Womit Seajets eigentlich schon vor dem Start der Kreuzfahrten der Goddess of the Night etwas Geld verdienen wollte, entwickelt sich zum Marketing-Desaster. Denn von dem vermeintlichen Glanz des revolutionären Party-Kreuzfahrtschiffs bleibt jetzt vorerst nur noch der Eindruck eines heruntergekommenen Schiffs in miserablem Zustand übrig.
Die Goddess of the Might, die zwischenzeitlich von 2023 bis 2024 den Namen Mykonos Magic trug, ist die ehemalige Costa Magica, Baujahr 2004. Costa hatte das Schiff im Februar 2023 an die Fährgesellschaft Seajets verkauft. In Griechenland lag das Schiff anschließend auf, bis Seajets ankündigte, selbst ins Kreuzfahrtgeschäft einzusteigen. Unter der neuen Kreuzfahr-Marke Neonyx Cruises soll das Schiff im Juli 2024 als Goddess of the Night in Dienst gehen, wofür es in eine türkische Werft zur Renovierung geschickt wurde.
Zum Einen: Das Foto ist ein retuschiertes Bild von der Costa Magica. Es gibt bereits Bilder des fertigen Schiffs, die sehen aber etwas anders aus, zum Beispiel hat sich Seajets den QR-Code doch noch abgeschminkt.
Zu Seajet’s Kreuzfahrt-Ambitionen generell – jeder Insider ist mehr als skeptisch. Im Gegensatz zur Attica-Gruppe, die ursprünglich aus der Kreuzfahrtbranche kam, hat Seajets auf dem Gebiet null Erfahrung und selbst im Fährenbereich nicht gerade das Image von gutem Service.
Dann die quasi selben Routen wie die sehr gut etablierten Celestyal Cruises, eingeschränkt auf eine sehr enge Zielgruppe bei doppelt so hohen Preisen kann man nur als sportlich bezeichnen.
Buchbar ist das Schiff auch nur bis Mitte August, also nur ein Monat Betrieb.
Als Newcomer müssen sie auch heftig Werbung schalten, um überhaupt wahrgenommen zu werden, dass die Kosten dafür und für die notwendigen Klassenarbeiten und das Umlackieren – mehr ist anscheinend nicht gemacht worden – wieder herein kommen, wage ich zu bezweifeln.
Wobei laut griechischen Medien noch Arbeiten in einer griechischen Werft geplant sind, die Probleme könnten also im nächsten Monat noch gelöst werden.
Die türkische Werft war nur für die Umlackierung und äußeren Arbeiten notwendig, weil die griechischen kein Drockendock für ein 290-Meter-Schiff zur Verfügung haben.