In Neuseeland ist der Vulkan Whakaari ausgebrochen, während sich Passagiere der Ovation of the Seas und andere Touristen auf Landausflug auf der Vulkaninsel White Island befanden. Den örtlichen Behörden zufolge kamen dabei 17 Menschen ums Leben, zwei gelten noch als vermisst. Mehrere schwebten auch Tage nach der Katastrophe noch in Lebensgefahr, einige von ihnen sind inzwischen gestorben.
Update (November 2020): Insgesamt sind durch den Vulkanausbruch 22 Menschen gestorben. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb im Juli 2020 ein Deutscher an den Folgen der Verletzungen, die er bei dem Ausbruch erlitten hatte.
Mit Ausnahme der direkt nach dem Ausbruch evakuierten Personen hat auf der Insel niemand überlebt. Anfänglich war es zu gefährlich, die Insel zu betreten und nach Überlebenden oder Opfern zu suchen. Nun wurden sechs Opfer tot geborgen, zwei weitere werden im Wasser vermutet. Das Betreten der Insel ist für die Hilfskräfte auch eine Woche nach der Katastrophe nur für begrenzte Zeit und mit Gasmasken möglich.
Lokalen Medienberichten zufolge befanden sich zum Zeitpunkt des Ausbruchs 47 Menschen auf der Insel, darunter vier Deutsche. Laut CNN waren darunter auch 38 Passagiere der Ovation of the Seas und von diesen wiederum 24 Australier. Bei dem Vulkanausbruch am Montagnachmittag Ortszeit sind fünf Menschen ums Leben gekommen sein, ein weiterer starb am Tag darauf, weitere vier einige Tage darauf im Krankenhaus. Insgesamt 34 Menschen wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht, sie erlitten überwiegend Verbrennungen, teils lebensbedrohlich. Drei der Verletzten konnten das Krankenhaus am nächsten Tag wieder verlassen. Unter den Verletzten sollen auch mindestens vier Deutsche sein.
Die Behörden gingen bereits am Tag nach der Katastrophe davon aus, dass niemand überlebt haben, der sie sich zum Zeitpunkt der Eruption auf der Insel befand und nicht sofort evakuiert worden war. 23 Menschen wurden von der Insel evakuiert, fünf von ihnen sind laut Polizei noch am Unglückstag an ihren schweren Verletzungen gestorben. Betroffen seien von dem Unglück sowohl Neuseeländer als auch ausländische Touristen, unter anderem aus Australien.
Laut Polizei war es nach dem Ausbruch zunächst zu gefährlich, die Insel zu betreten, um nach Vermissten zu suchen. Rettungskräfte mobilisierten Hubschrauber und Hilfsmannschaften, um mögliche Opfer zu bergen und nach Vermissten auf der Insel zu suchen. Nach dem Ausbruch hat sich der Vulkan offenbar beruhigt, neue Ausbrüche seien eher unwahrscheinlich, zitiert CNN einen neuseeländischen Vulkanologen.
Der Tourist Michael Schade (https://twitter.com/sch) berichtete auf Twitter. Er saß offenbar in einem Ausflugsboot, das gerade die Insel verlassen hatte, als der Vulkan eruptierte.
Ovation of the Seas
Die Ovation of the Seas war zum Zeitpunkt des Unglücks im nahe gelegenen Hafen von Tauranga auf der neuseeländischen Nordinsel. Royal Caribbean International teilte in einem Statement mit, die Ovation of the Seas bleibe vorerst in Tauranga. Mitarbeiter und Crew von zwei Schiffen sowie den RCI-Büros in Sydney und Auckland sollen sich um betroffene Passagiere und deren Familien kümmern.
In welcher Form und in welchem Umfang Kreuzfahrtschiff-Passagiere der Ovation of the Seas von dem Unglück betroffen sind, ist im Detail noch nicht bekannt. Der New Zealand Herald zitiert eine Passagierin, derzufolge der Kapitän in einer Durchsage von vermissten Passagieren und Crew-Mitgliedern sprach. 38 Passagiere der Ovation of the Seas waren zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs auf der Insel. Das Schiff ist bis Mittwochmorgen, 11. Dezember, in Tauranga geblieben, bis es seine Kreuzfahrt schließlich fortsetzte.
Update: Inzwischen hat Royal Caribbean offenbar weltweit alle Landausflüge zu Vulkanen storniert – unter anderem in St. Lucia, auf Hawaii und Teneriffa, zum Ätna und Vesuv in Italien und zum Mount St. Helens im Nordosten der USA.
White Island und der Vulkan Whakaari
White Island liegt knapp 50 Kilometer nordöstlich der Nordinsel Neuseelands in der Bay of Plenty. Berichten zufolge war der Vulkan auf White Island zuletzt 2016 ausgebrochen, allerdings deutlich weniger heftig als nun aktuell. Bei der Eruption schleuderte der Vulkan eine große Menge Asche und wohl auch Gesteinsbrocken in die Luft. Die Aschewolke stieg über 3.500 Meter in den Himmel. In der Tourbeschreibung von Royal Caribbean wird er als „aktivster Vulkan Neuseelands“ bezeichnet. Bis zu 10.000 Touristen besuchen die Vulkaninsel jährlich.
Mitte November war für diesen Vulkan die Warnstufe auf Stufe zwei von fünf erhöht worden, weil verstärkte Aktivitäten festgestellt wurden, insbesondere ein erhöhter Ausstoß an Schwefelgasen und Erschütterungen. Ein Vulkanologe hatte die Lage zu diesem Zeitpunkt als relativ ungefährlich eingestuft. Die verstärkten Aktivitäten bedeuteten nicht automatisch einen bevorstehenden Ausbruch. Ausflüge auf die Insel seien daher weiterhin möglich.
Experten sind sich derzeit uneinig, ob der Ausbruch konkret vorhersehbar war. Offenbar hatte es keine direkten Warnzeichen kurz vor dem Ausbruch gegeben, was aber wohl bei einer Eruption mit Asche und Dampf nicht ungewöhnlich ist. Der Ausbruch kam nach Ansicht einiger Vulkanologen zwar nicht gänzlich unerwartet, aber zum aktuellen Zeitpunkt dennoch überraschend. Inwieweit die Insel sinnvollerweise überhaupt hätte betreten werden sollen, werden nun unter anderem auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben.