Für mutmaßlich rund 20 Passagiere der Quantum of the Seas war ihre Kreuzfahrt von Brisbane in den Südpazifik zu Ende, bevor sie begonnen hatte: Erst im Kreuzfahrt-Terminal erfuhren sie am Abreisetag, 30. November 2023, dass die Kreuzfahrt überbucht sein und es keine Kabine für sie gebe. In einem Statement entschuldigt sich die Rederei Royal Caribbean International, nennt aber keine konkreten Gründe für die Überbuchung.
Vom australischen Brisbane sollte es am Dienstag, 28. November 2023, mit der Quantum of the Seas von Royal Caribbean International in den Südpazifik gehen. Doch für einige Passagiere endete die Kreuzfahrt, bevor sie begonnen hatte: Das Schiff war überbucht, es gab nicht genug Kabinen für alle, die eigentlich mit einem gültigen Ticket im Kreuzfahrt-Terminal standen. Wie viele Passagiere genau betroffen waren, ist nicht bekannt, wahrscheinlich ging es aber um etwas mehr als 20 Passagiere in rund zehn Kabinen, die nicht zur Verfügung standen. Die Quantum of the Seas hat insgesamt 2.090 Kabinen für bis zu 4.905 Passagiere. Die Kabinen waren also um rund ein halbes Prozent überbucht.
In den Medien wird ausführlich die Geschichte eines jungen Paars geschildert, die für diese Reise auf der Quantum of the Seas eine Garantie-Kabine gebucht hatten – also ein Ticket für eine bestimmte Kabinenkategorie, aber ohne zunächst fest zugewiesene Kabinennummer. Der Preis für solche Garantie-Kabinen ist typischerweise niedriger als bei einer festen Kabinenbuchung. Zugewiesen wird die Kabine dann kurz vor Kreuzfahrtbeginn – nur eben nicht in diesem Fall, weil keine freien Kabinen mehr übrig waren.
Zunächst hatte Royal Caribbean als Entschädigung wohl die Erstattung des Reisepreises sowie einen Rabatt von 25 Prozent auf eine spätere Kreuzfahrt angeboten. Nachdem die Medien jedoch von der Situation Wind bekommen hatten, stockte die Reederei ihr Angebot offenbar deutlich auf. Die Betroffenen bekommen nun eine volle Erstattung des Reisepreises und darüber hinaus eine gleichwertige, kostenlose Kreuzfahrt plus das Deluxe-Getränkepaket auf dieser Reise.
Nach deutschem Reiserecht – also wenn die Reise in Deutschland gebucht wurde und dieses Recht damit anwendbar ist – würde Kreuzfahrt-Passagieren bei einer solchen Überbuchung neben der Erstattung des Reisepreises und aller Auslagen typischerweise auch einen Anspruch auf Entschädigung wegen entgangener Urlaubsfreuden haben. Letzteren kann die Reederei aber durch beispielsweise das Angebot einer kostenlosen Reise abdecken, sofern der Kunde dies als Entschädigung akzeptiert.
Statement von Royal Caribbean International
Royal Caribbean International nimmt zu dem Vorfall wie folgt Stellung: „Unseren Gästen ihren Urlaub zu ermöglichen, ist unsere Aufgabe und obwohl es gelegentlich zu Störungen ihrer Pläne kommen kann, tun wir unser Bestes, um dieses Risiko zu minimieren. Die Nachfrage für die kürzliche Kreuzfahrt am 28. November an Bord der Quantum of the Seas überstieg die verfügbaren Zimmer. Leider ist es uns nicht gelungen, alle Reisewünsche zu erfüllen, sodass einige unserer Gäste ihre Reise nicht wie geplant antreten konnten. Wir nehmen diese Störung sehr ernst und entschuldigen uns für die entstandenen Unannehmlichkeiten. Wir haben mit jedem betroffenen Gast zusammengearbeitet, um diese zu beheben.“
Überbuchungen bei Flügen und Kreuzfahrten
Überbuchungen kommen bei Kreuzfahrten – anders als bei Flügen – sehr selten vor, sind aber offenbar nicht gänzlich auszuschließen. Wie gängig die Praxis des Überbuchens in der Kreuzfahrt ist, dazu schweigen sich die Reedereien aus. Aber schon früher in diesem Jahr gab es Berichte von überbuchten Kreuzfahrtschiffen, speziell bei Royal Caribbean und der Schwesterreederei Celebrity Cruises, aber auch anderswo.
Zumeist wurden die betroffenen Passagiere darüber aber immerhin schon einige Tage vor Abreise zu Hause darüber informiert und nicht wie in diesem Fall erst am Abreisetag im Hafen. Zudem besteht bei Kreuzfahrt-Reedereien weniger Druck, nicht genutzte Kabinen neu – beziehungsweise vorausahnend doppelt – zu verkaufen. Denn anders als im Fluggeschäft kommen Stornierungen bei Kreuzfahrten wegen relativ hoher Stornogebühren bei kurzfristigen Absagen entweder deutlich früher oder die Reederei verdient mit den Stornogebühren auch mit einer leeren Kabine dennoch Geld.
Bei Fluggesellschaften dagegen ist bekannt, dass Flüge regelmäßig überbucht werden. Grund dafür ist die Erfahrung der Airlines, dass ein bestimmter Anteil der Passagiere den Flug verpasst, kurzfristig storniert oder umbucht – viele davon mit voll erstattungsfähigen Tickets, sodass die Airline mit den leeren Sitzen kein Geld verdienen kann. Um möglichst alle Plätze im Flugzeug zu füllen und damit profitabler zu fliegen, verkaufen die Airlines mehr Tickets als Plätze im Flugzeug vorhanden sind.
Meist geht das gut, weil die Airlines mit Computerunterstützung und statistischen Berechnungen recht genau vorhersagen können, auf welchen Flügen zu welchen Terminen ein bestimmter Prozentsatz der Passagiere den Flug nicht antreten wird. Manchmal aber erscheinen dennoch mehr Passagiere als der Flieger Sitze hat. Dann müssen einige auf spätere Maschinen ausweichen – oft freiwillig, beispielsweise gegen ein Upgrade in die Business Class, Fluggutscheine oder direkte Entschädigungszahlungen. Melden sich nicht genug Freiwillige, sortiert die Airline aber Passagiere auch mal unfreiwillig aus. Kriterien können dabei Buchungsklasse, Buchungszeitpunkt oder auch Status im Meilenprogramm der Fluggesellschaft sein.
Im Falle der Quantum of the Seas in Brisbane traf es offenbar Passagiere, die lediglich eine Garantie-Kabine für eine bestimmte Kategorie gebucht hatten, aber nicht eine konkrete Kabinennummer.