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Schiff der venezolanischen Marine sinkt nach Kollision mit Kreuzfahrtschiff (Upd.)

Die RCGS Resolute, ehemals Hanseatic, ist nördlich von Tortuga in der Karibik mit einem Patrouillenboot der venezolanischen Marine kollidiert. Daraufhin sank das Militärschiff. Alle 44 Menschen an Bord der Naiguata GC-23 konnten sich retten.

Der Zwischenfall ereignete sich laut venezolanischen Behörden in der Nacht zum Montag, 30. März, in venezolanischen Gewässern nördlich der Insel La Tortuga, die rund 180 Kilometer östlich von Caracas im Karibischen Meer liegt.

Das Venezolanische Verteidigungsministerium erhebt derweil schwere Vorwürfe gegen den Kapitän der Resolute. Das Kreuzfahrtschiff soll nach dem Unfall weiter nach Willemstad auf Curacao gefahren sein, ohne sich um die Rettung der Menschen an Bord des Patrouillenboots zu kümmern. Am 31. März morgens legte die Resolute in Willemstad an. Welche Schäden die RCGS Resolute bei der Kollision davongetragen hat, ist unklar. Passagiere waren zum Zeitpunkt des Unfalls wohl nicht an Bord.

Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro sprach von einem Terrorismusakt und von Piraterie. Er forderte die Behörden in Curacao auf, den Vorfall zu untersuchen. Das venezolanische Außenministerium hat die portugiesische Botschaft in Caracas durch eine Verbalnote von dem Vorfall informiert. In einem portugiesischen Medienbericht ist die Rede davon, dass sich die Kollision in Zusammenhang mit einer Kontrolle der RCGS Resolute durch das Marineschiff ereignet habe.

Update: Zwischenzeitlich gab es aber auch gänzlich andere Darstellungen des Zwischenfalls, und zwar vom Hamburger Unternehmen CCS. Das Unternehmen obliegt das Schiffsmanagement im Auftrag des Eigentümers, Bunnys Adventure and Cruise Shipping Co. Ltd.

CCS schreibt in einer Stellungnahme, das venezolanische Marineschiff habe die RCGS Resolute mehrfach gerammt. Im Auftrag des Eigentümers sei das Kreuzfahrtschiff von Buenos Aires nach Curacao verholt worden. Es befand sich demnach in internationalen Gewässern. Die Naiguata GC-23 habe versucht, es durch Rammen so weit zu drehen, dass es in Richtung venezolanischer Gewässer fahren sollte. Auch der Vorwurf, die RCGS Resolute habe dem sinkenden Militärschiff keine Hilfe geleistet, treffe nicht zu.

Eine zusammenfassende Darstellung der Abläufe findet sich im gewöhnlich gut informierten The Old Salt Blog, in der weitere Details genannt werden, allerdings ohne Quellenangabe.

Die Naiguata GC-23 gehört zur Guaicanacuto-Klasse. Diese Schiffe werden zur Überwachung der Küste Venezuelas eingesetzt. Das gesunkene Schiff war bei Navantia in Spanien gebaut und 2009 in Dienst gestellt worden.

Die RCGS Resolute fährt unter portugiesischer Flagge. Hapag-Lloyd Cruises hatte im Herbst 2018 den Chartervertrag für die ehemalige Hanseatic nicht mehr verlängert. Das Schiff ging anschließend unter neuem Namen an den kanadischen Veranstalter von Expeditionskreuzfahrten One Ocean Expeditions. Ob das Schiff aktuell noch für One Ocean Expeditions fährt, ist unklar, da das Unternehmen wohl bereits seit Ende 2019 insolvent ist.

One Ocean Expeditions war laut Medienberichten zuletzt Ende 2019 negativ aufgefallen, als wegen ausstehender Mitgliedbeitragszahlungen die Vereinigung der Antarktis-Kreuzfahrtanbieter IATO die Mitgliedschaft des Veranstalters suspendiert hatte. Im Mai 2019 war die RCGS Resolute wegen Schulden in Höhe von 100.000 Dollar zunächst in kanadischen Nunavut und später noch einmal in Halifax an die Kette gelegt worden.

Ärger hatte es zu Beginn der Sommersaison 2019 auch gegeben in Zusammenhang mit zwei Kreuzfahrtschiffen, die One Ocean Expeditions von russischen Eignern gechartert hatte. Die Eigner stellten die Schiffe jedoch sehr kurzfristig nicht bereitgestellt, sodass Reisen kurzfristig abgesagt werden mussten. Die Schuld dafür schoben sich die Parteien gegenseitig zu.

6 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

6 Gedanken zu „Schiff der venezolanischen Marine sinkt nach Kollision mit Kreuzfahrtschiff (Upd.)“

  1. @Dirk: Das war auf die Schnelle gestern nicht zweifelsfrei erkennbar. Ich habe den Beitrag etwas angepasst und bin dabei, die Hintergründe genauer aufzuklären. auch der Ablauf des Zwischenfalls könnte ziemlich anders gewesen sein als von den Venezolanern geschildert – siehe Ergänzungen im Beitrag oben.

  2. Ich wäre interessiert am Namen des Kapitäns und wer das Schiff aktuell gechartert hat und welchen Ziel-Hafen es anfährt.

  3. @Sawe: Der Name des Kapitäns ist nicht bekannt. Zielhafen war Wilemstad auf Curacao, wo das Schiff jetzt seit 31. März liegt. Meines Wissens hat es sich um eine Überführungsfahrt im Auftrag des Eigners gehandelt, also kein Charterer derzeit.

  4. Ja, das ist korrekt. Vor der Krise war man in Verhandlungen mit einem potentiellen Käufer… Aber derzeit ist es wohl nicht so einfach, das Schiff zu veräußern….
    Zu One Ocean gibt es online zahlreiche Meldungen und sogar eine FB-Gruppe, die „verarschte“ Kunden gegründet haben.
    Darin werden dem Geschäftsführer schwere Vorwürfe gemacht….

  5. Das Schiff steht derzeit wohl zum Verkauf. Kennt jemand den geforderten Kaufpreis bzw. kennt jemand den Kaufpreis der MS Bremen? Die MS Bremen ist ja bzgl. Alter, Größe … sehr vergleichbar.

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