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Jetzt wirklich? Venedig will künftig fünf Euro Eintritt verlangen

Eine Eintrittsgebühr für Venedig wird schon lange diskutiert, ist aber immer wieder verschoben worden. Nun will die Lagunenstadt Ernst machen und 2024 an zunächst 30 Tagen von Tagesbesuchern eine Gebühr von fünf Euro kassieren. Dauerhaft eingeführt werden soll die Venedig-Eintrittsgebühr ab 2025.

Die „Contributo d’Accesso“ – Zugangsgebühr – sollen Tagestouristen vorab im Internet kaufen und bekommen für einen QR-Code aufs Handy, das sie bei Kontrollen vorzeigen können. So hat es der Stadtrat nun mit 24 zu 12 Stimmen beschlossen, begleitet von lautstarken Protesten im Sitzungssaal. Wer ohne Ticket erwischt wird, muss Strafen zwischen 50 und 300 Euro zahlen. Nach der Testphase an 30 Tagen im Jahr 2024 soll sie ab 2025 dann dauerhaft gelten.

An welchen Tagen Venedig die neue Gebühr 2024 testen will, steht noch nicht fest. Laut ADAC sind besonders touristenreiche Tage im Gespräch, unter anderem das Karnevals-Wochenende, Ostern, das erste Mai-Wochenende und Allerheiligen. Anders als früher diskutiert, soll es keine zahlenmäßige Beschränkung der Touristenzahlen an einzelnen Tagen geben.

Jahrelange Verzögerungen und Zweifel am Nutzen der Venedig-Gebühr

Ursprünglich sollte das Eintrittsgeld für Venedig schon im September 2019 eingeführt werden und durchschnittlich sechs Euro kosten. Je nach Saison sollte die Gebühr drei bis zehn Euro kosten. Dann wurde die Einführung auf 2022 verschoben. Unter anderem scheiterte die Venedig-Gebühr immer wieder an fehlenden Genehmigungen regionaler Behörden und daran, dass man sich nicht auf ein Verfahren einigen konnte, wie diese Gebühr möglichst effizient kassiert werden sollte.

Übernachtungsgäste sind von der neuen Gebühr ausgenommen und sollen den QR-Code kostenlos bekommen. Allerdings zahlen Hotelgäste in Venedig seit 2011 ohnehin bereits eine Übernachtungssteuer, die je nach Hotelkategorie auch höher sein kann als der Eintritt für Tagesbesucher.

Die von der Gebühr erwarteten Einnahmen für 2024 von rund 1,5 Millionen Euro sollen in Venedig für Umweltprojekte und zur Senkung der Müllgebühren für die Einwohner Venedigs verwendet werden. Die italienische Tageszeitung Corriere della Sera hat allerdings bereits vorgerechnet, dass die Einnahmen wohl gerade einmal für die Verwaltung und Kontrolle der Venedig-Eintrittsgebühr ausreichen würden.

Warum es so schwierig ist, Overtourism in Venedig zu reduzieren

Mit der Beschränkung der Touristenzahlen in der von Overtourism seit vielen Jahren hart betroffenen Stadt haben sich die Verantwortlichen schon seit jeher schwergetan. Das hängt unter anderem damit zusammen, das Venedig selbst nicht einmal mehr 50.000 Einwohner hat und die Entscheidungsträger am Festland wohnen, sodass sie von den härtesten Auswirkungen des Massentourismus nicht betroffen sind – sehr wohl aber von den daraus resultierenden Einnahmen profitieren.

Selbst bei der lange heftig kritisierten Kreuzfahrt mit großen Schiffen, die noch bis Mitte 2021 direkt am Markusplatz vorbeifuhren, haben die zuständigen Behörden und die italienische Regierung in Rom erst zu einem Verbot gegriffen, als die Unesco unverhohlen und wiederholt damit gedroht hatte, Venedig den Weltkulturerbe-Status zu entziehen, wenn nicht endlich etwas geschieht.

Erst nach ultimativen Drohungen der Unesco wurden größere und große Kreuzfahrtschiffe zum 1. August 2021 vom Kreuzfahrt-Terminal direkt in Venedig und von der Anfahrtsroute durch den Giudecca-Kanal verbannt. Allein die Entschädigung an die Reedereien und den Terminal-Betreiber für diesen Beschluss kostete die italienische Regierung knapp 60 Millionen Euro. Seitdem weichen Reedereien innerhalb der Lagune von Venedig nach Fusina und Marghera am Festland aus oder schicken ihre Schiffe gleich nach Triest oder Ravenna.

Kreuzfahrtschiffe in Fusina und in de Anfahrt auf Marghera
Kreuzfahrtschiffe in Fusina und in de Anfahrt auf Marghera

Am ohnehin geringen Anteil der Kreuzfahrt am Overtourism im Venedig – vor der Pandemie fünf bis sechs Prozent, aktuellere Zahlen gibt es nicht – ändert das freilich wenig. Denn jetzt kommen die Kreuzfahrer eben mit Bussen in die Stadt.

Auch jetzt, wie schon bei dem Kreuzfahrtschiff-Bann 2021, mutmaßen Kritiker, der Stadtrat habe die Eintrittsgebühr für Venedig nur halbherzig beschlossen und wolle lediglich kurzfristig ein Unesco-Gremium besänftigen, das noch im September 2023 tagt und über die Einstufung Venedigs als gefährdetes Weltkulturerbe befinden wird. (Update: Die Unesco hat Venedig bei der Sitzung am 14. September 2023 letztlich nicht auf die Rote Liste gesetzt. Die nächste Sitzung, auf der das geschehen könnte, findet erst 2025 statt.)

3 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

3 Gedanken zu „Jetzt wirklich? Venedig will künftig fünf Euro Eintritt verlangen“

  1. Wer selbst bereits einmal, ggf. auch mehrmals in Venedig war, kann diese Maßnahme nur begrüßen. Aber 5 Euro werden die Menschen nicht abschrecken. Die Kreuzfahrttouristen ohne hin nicht. Diese sind noch ganz andere Ausgaben gewöhnt.
    Mit besten Grüßen Heidi

  2. Hans, ist das Ihr Ernst, wegen 5,00 Euro? Nachdem Sie diesen Newsletter beziehen, gehe ich davon aus, dass Sie auch Kreuzfahrer sind und nicht „am Hungertuch nagen“. Kein Verständnis.

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