Alles Kulinarische an Bord der Veendam trägt die Handschrift von Rudi Sodamin, 2012 vom Porthole Cruise Magazine zum wiederholten Mal als „Best Cruise Line Chef“ ausgezeichnet und bei Holland America seit 2005 „Consultant Master Chef“ (siehe auch „Rudi Sodamin im Interview“).
Neben dem Rotterdam Dining Room als großes Hauptrestaurant und dem Lido Buffet-Restaurant bietet die Veendam auch einen Pool-Grill und eine Pizza-Station am Retreat-Pool sowie mit dem Canaletto und dem Pinnacle Grill auch zwei Spezialitäten-Restraurants. An einzelnen Abenden wird der Pinnacle Grill zudem zum Themenrestraurant „Le Cirque“ als Reminiszent auf das berühmte New Yorker Restaurant gleichen Namens.
Hauptrestaurant: Rotterdam Dining Room
Bei der Qualität und Auswahl der Gerichte kommen die europäischen Wurzeln der Reederei zum Tragen: Die Karte bietet zum einen eine sehr große Auswahl, die Speisen selbst sind häufig sehr kreativ und bietet Abwechslung mit Gerichten, die man anderswo so vielleicht noch nicht gegessen hat. Auch die täglich gleichbleibenden Gerichte der Standardkarte sind kreativ und nicht wie bei so vielen anderen Reedereien liebloser Standard a la „Steak mit Salzkartoffeln“ oder „Lachs auf Reis“.
Damit unterscheidet sich Holland America Line nicht unwesentlich von vergleichbaren amerikanischen Reedereien, wo die Gerichte häufig stark auf die Essgewohnheiten des US-Publikums Rücksicht nehmen.
Interessant: Es gibt sowohl eine eigene indische als auch vegetarische Speisekarte, von der man bei Voranmeldung am Tag davor ebenfalls ordern kann. Bei größeren Reisegruppen stellt sich Holland America Line auch auf Sonderwünsche ein und kocht dann beispielsweise auch chinesisch oder koscher, sofern die Reisegruppe das rechtzeitig vor der Kreuzfahrt anmeldet.
Der Service im Rotterdam Dining Room ist sehr aufmerksam und zuvorkommend, so wie auch am ganzen Schiff die Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und positive Stimmung der Crew eine große Stärke von HAL darstellt. Die Kellner wirken hier nie gehetzt, sondern haben immer Zeit für ein paar nette Worte.
Buffet: Lido Restaurant
Das Buffet-Restaurant Lido bietet eine große Auswahl an internationalen Speisen, besonders lecker sind die Gerichte von der Asia-Station. Zum Angebot gehört immer auch ein Salat-Buffet sowie kalte Speisen inklusive Sushi sowie ein langes Nachspeisen-Buffet einschließlich Eis und exzellente amerikanische Cookies.
Besonders erwähnenswert ist aber das Abendessen im Lido, das bei Holland America Line eine gleichwertige, legere Alternative zum Hauptrestaurant darstellt: Die Tische bekommen Tischdecken, die Speisen kommen auf vorgewärmten Porzellantellern und werden größtenteils frisch an Livecooking-Stationen zubereitet. Die Köche richten die gewünschten Speisen an der Theke sogar nett auf dem Teller an. Die Gerichte sind weitgehend identisch zu denen auf der Karte im Hauptrestaurant.
Für Liebhaber asiatischer Küche besonders spannende: Einmal pro Kreuzfahrt ist im Buffet-Restaurant indonesisch-philippinischer Abend, einschließlich bunter, asiatischer Deko. Vor allem aber leckeren indonesischen und philippinischen Gerichten die, bis auf die nötige Anpassung bei der Schärfe, tatsächlich wie in Asien schmecken.
Wirklich beeindruckt hat dann aber vor allem die Qualität: Das Steak wunderbar medium, der Fisch perfekt zart und noch leicht glasig. In dieser Qualität haben wir das in einem Buffet-Restaurant eines Kreuzfahrtschiffs bislang noch nicht bekommen. Eine exzellente Alternative für Leute, die sich am formellen Abend einfach nicht in Anzug und Krawatte zwängen wollen.
Pinnacle Grill und „Le Cirque“
Wer Steaks mag, kommt im Steakhaus „Pinnacle Grill“ dem Himmel ziemlich nahe, zumal der Aufpreis für das Spezialitätenrestaurant mit 29 Dollar (inkl. Trinkgeld; aktualisiert) recht moderat ausfällt. An Seetagen hat der Pinnacle Grill auch Mittags offen – zu deutlich reduziertem Preis. Da ist die Versuchung groß, hier mehr als nur einmal sein Mittagessen zu genießen.
An einem Abend je Kreuzfahrt verwandelt sich der Pinnacle Grill in eine Dependance des legendären New Yorker Spitzenrestaurants „Le Cirque“ mit einer Speisekarte, die zusammen mit dem Le-Cirque-Chefkoch Craig Hopson entwickelt wurde. Die Deko des Pinnacle Grill bekommt einen Le-Cirque-Touch, die Speisen werden besonderem Porzellan-Geschirr serviert.
Das Le-Cirque-Menü kostet 49 Dollar Aufpreis (aktualisiert). Ein echtes Luxusproblem dabei: Schon die Gerichte von der normalen Pinnacle-Grill-Karte sind so exzellent, dass Le Cirque sich schwer tut, das noch zu übertreffen.
Canaletto
Anders als der Pinnacle Grill ist das italienische Spezialitätenrestaurant „Canaletto“ zuzahlungsfrei, lediglich um eine Reservierung sollte man sich rechtzeitig kümmern. Auf der Veendam ist das Canaletto in einem abgetrennten Bereich des Lido-Buffetrestaurants untergebracht und nicht allzu groß.
Den Kellnern gelingt es hier den Charme eines kleinen, feinen Italieners herbeizuzaubern – im wahrsten Sinne des Wortes, auch mit kleinen, verblüffenden Zaubertricks direkt am Tisch zum Amüsement der Gäste. Auch hier sind die Gerichte ein Genuss, lediglich über ein Gericht in der – übrigens wunderschön gestalteten – Speisekarte kann man sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen: Dass nämlich „Spaghetti with Meatballs“ mit Italien so gar nichts zu tun haben, das Gericht vielmehr eine amerikanische Erfindung ist, wird man Amerikanern wohl nie nahebringen können. Aber das Trio aus Espresso-, Zitronen- und Amaretto-Tiramisu macht das locker wieder wett.
Show-Küche „Culinary Arts Center“
Im Vergleich mit vielen Koch-Shows auf anderen Kreuzfahrtschiffen hat uns die lockere und doch sehr lehrreiche Art der Präsentation der Koch-Shows auf der Veendam sehr gut gefallen. Der Küchenchef persönlich verrät Tricks für Hobbyköche und zeigt Rezepte, die tatsächlich so ausgearbeitet sind, dass man sie auch tatsächlich zu Hause nachkochen kann. Nebenbei bemerkt gibt’s bei den Veranstaltungen im Culinary Arts Center für alle Zuschauer etwas zum Probieren einschließlich eines Gläschens Wein (gratis) dazu.
Show-Entertainment im Theater
Beim Show-Programm im Bordtheater geht Holland America Line etwas andere Wege als die meisten Mitbewerber. Hier stehen bei den Musik- und Tanz-Shows nämlich die Sänger im Vordergrund. Auf der Veendam besteht das Ensemble aus vier männlichen und zwei weiblichen, tanzenden Sängern sowie lediglich reinen zwei Tänzerinnen. HAL legt beim Casting Wert darauf, dass die Künstler alle bereits Karriere in Las Vegas, am Broadway oder im Londoner Westend gemacht haben. Die Shows sind teils Ensemble-Show mit Themen wie „Broadway“ oder „Street Singin‘“, teils Solo-Shows der einzelnen Cast-Mitglieder.
Daneben gab es auf unserer Reise unter anderem eine Soloshow einer Harfenistin, einen urkomischen, irischen Comedian, eine überraschend kreative, argentinische Gaucho-Show und – unserer Ansicht nach das Highlight – mit Giuseppe Devlin einen der weltbesten Zauberkünstler, der zudem einen spannenden, kleinen Zauberkurs für die Passagiere gab.
Bars, Shops, Casino
Warum erwähnen wir die Bars, Shops und das Spielkasino im selben Absatz? Auf der Veendam sind alle drei räumlich recht eng miteinander verbunden. Was zunächst wenig angenehm klingt, erweist sich in Realität aber sogar als recht angenehm. Angefangen bei der oberen Etage des Atriums ziehen sich Shops und Bars parallel über das Schiff nach hinten. Im Atrium-Bereich liegen sich die Logo- und Mode-Shops und die große Ocean Bar gegenüber, mit Café-Tischchen an der gläsernen Balustrade des Atriums.
Dann folgt auf Steuerbord die „Shopping Arcade“ mit Schmuck und Accessoires, in der Mitte liegen mehrere Bars namens „Mix“ – Champagner Bar, Spirits & Ales, Martini Bar – an Backbord liegt das Casino. Auf letzteres könnte man als Europäer vielleicht verzichten, doch vor allem Amerikaner stehen nunmal auf Spielkasinos auf Kreuzfahrtschiffen.
Trotz der Nähe stört sich Shops und Bars nicht, vielmehr entsteht durch die vielen Passanten eine lebendige und lebhafte Atmosphäre, die noch unterstützt wird durch den Pianisten in der Champagner Bar und abwechselnd den Gitarristen in der Bier-Bar Spirits & Ales.
Wer es lieber ruhig hat, zieht die Bar in der Aussichtslounge Crow’s Nest vor oder probiert ein Gläschen Wein im „Wine Cellars“ nahe des Culinary Arts Centers. Einen Cocktail in der Sonne gibt’s an der Poolbar oder der Retreat Bar.
Verkaufs-Shows
Als für das ansonsten gehobene Niveau der Veendam recht unpassend haben wir die Verkaufs-Shows in der „Shopping Arcade“ empfunden. Beispielsweise eine dieser typischen, recht billig wirkenden Präsentationen zu bestimmten Schmucksteinen – in diesem Fall gelbe Smaragde: angeblich extrem selten aber äußerst günstig, weil von der Fachwelt noch nicht entdeckt und nur hier zu bekommen … Allerdings kann man dem natürlich problemlos aus dem Weg gehen und die Anzahl dieser Veranstaltungen hielt sich in Grenzen. Wer tatsächlich hochwertigen Schmuck an Bord kaufen will, findet übrigens auch dafür den passenden Shop: die luxuriöse Merabella Schmuck-Boutique.