Sie wird bis zu 50 Meter hoch und kann einen Stammdurchmesser von bis zu fünf Metern erreichen: Die Patagonische Zypresse oder Alerce. Von Chaiten aus unternehmen wir einen Spaziergang zu diesen beeindruckenden Baumriesen. Und wir entdecken einen etwas düsteren „lost place“.
Noch beeindruckender als ihre Größe ist aber das Alter der Alerce. Der älteste dieser Bäume wurde auf eine Alter von rund 3.600 Jahren datiert. Beim ihrem botanischen Namen „Fitzroya cupressoides“ begegnet uns ein alter Bekannter wieder: Robert Fitzroy, zu Charles Darwins Zeiten der die Kirkes Narrows bei Puerto Natales wiederendeckt hatte.
Wir sind im Pumalin Douglas Tompkins National Park, in dem etwa ein Viertel der noch existierenden gesamten Bestände der Alerce steht. Die Patagonische Zypresse steht als nur eine von zwei Baumarten unter dem Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens. Aber der Nationalpark ist auch Heimat für viele andere, endemische Baumarten, die wir auf unserer Wanderung sehen.

Im Park gibt es unter anderem Pumas, die kleinen Pudu-Hirsche, Colocolo-Katzen (eine Unterart der südamerikanischen Pampa-Katze) und die Beutelratte Monito del Monte. Zu sehen bekommen wir diese und weitere ungewöhnliche Tiere aber leider nicht. Dafür aber riesige Farme und eine unglaubliche Artenvielfalt am Waldboden und Pflanzen, die selbst noch die Stämme der dicken Bäume hinauf wachsen, als seien sie einfach eine Verlängerung des Waldbodens.
„Lost Place“: Das alte Gefängnis von Chaiten
Am Nachmittag bummeln wir ein wenig durch Chaiten. Die kleine Hafenstadt lebt vom Trekking-Tourismus, dem Fischfang und dem Durchgangsverkehr der berühmten Südamerika-Fernstraße Carretera Austral.

Einer der über 2.000 chilenischen Vulkane bestimmt die Landschaft rund um Chaiten: der 1.122 Meter hohe Chaiten. Am 2. Mai 2008 war er zuletzt ausgebrochen und zwang die Bevölkerung zur Evakuierung des Ortes. Heute ist in der Stadt von dem Vulkanausbruch nur noch wenig zu sehen. Aber sie hat mit 2.500 Einwohnern nur noch etwa ein Viertel der Bewohner wie vor dem Ausbruch. Ein wenig wirkt Chaiten wie etwas in der Zeit zurück geblieben, verloren aber irgendwie sympathisch.

Ganz am Rand der Stadt aber liegt eine Art Freilichtmuseum, das allerdings geschlossen ist. Es besteht offenbar aus eine Ansammlung von einigen Häusern, die bei dem Vulkanausbruch 2008 teilweise zerstört wurden. Auf eine ein wenig gruselige Art faszinierend ist das alte Gefängnis, das nach dem Ausbruch des Vulkans Chaiten 2008 aufgegeben wurde.

Das Gefängnis steht einfach offen. Man spaziert durch die zwei Innenhöfe mit Graffiti-besprühten Wänden und durch die vergitterten Zellen. Findet Spuren von Partys in Form von Bier und Weinflaschen. Blickt auf die mit Nato-Stacheldraht gesicherten Gefängnismauern. Stellt sich vor, wie Gefangene hier gelebt haben könnten.

Ich gebe aber zu, dass ich auch mit intensiver Recherche keine weiteren Details zur Geschichte dieses Gefängnisses finden konnte – was mutmaßlich auch an meinen mangelnden Spanischkenntnissen liegt. Wann das Gefängnis in Betrieb ging und welche Gefangenen hier unterkamen, ließ sich nicht klären.
Ein neues Gefängnis gibt es in Chaiten jedenfalls nicht, obwohl Gendarmerie und Gericht weiterhin ihren Sitz hier haben. Gefangene werden heutzutage in Futaleufú untergebracht, das 150 Kilometer Landstraße mit rund dreieinhalb Fahrtstunden entfernt liegt.