Die Hanseatic hat am späten Abend die geschützten Gewässer der Fjorde verlassen. Denn Richtung Puerto Montt gibt es keine Verbindung innerhalb der Chilenischen Fjorde. So bekommen wir die Ausläufer eines pazifischen Tiefdruck-System deutlich zu spüren.
Die Hanseatic Nature quert in der Nacht und am frühen Morgen den Golfo de Peñas und fährt um die Taitao-Halbinsel herum, bevor sie wieder in die verschlungene Fjordlandschaft Chiles eintaucht. Während dessen schaukelt es uns ordentlich durch. Die Wellen kommen mal von vorne, mal von der Seite, mal von schräg vorne.
Während der Nacht herrscht Windstärke 8 bei sechs bis sieben Metern Wellenhöhe. Tagsüber nimmt die Windstärke auf 7 ab, die Wellen sind dann noch vier bis fünf Meter hoch. Aber das reicht, um mich nachts lange wach zu halten und morgens und vormittags das Gehen am Schiff ein wenig zu erschweren.

Die Gischt spritzt vom Bug bis auf das Sonnendeck. Auf meinem Kabinenbalkon auf Deck 6 bekomme ich immer wieder eine kleine Salzwasser-Dusche ab. Die Sturmvögel haben ihre Freude an diesem Wetter.

Dennoch: Die Hanseatic Nature liegt vergleichsweise ruhig und stabil im Wasser und hält sich bei diesem Seegang und Wind hervorragend. Letztlich ist sie eben auch für solche Bedingungen gebaut worden.

Reizvoll ist es, den Unterschied in der Wahrnehmung der Schiffsbewegungen an verschiedenen Stellen des Schiffs zu erleben. Das folgende Video zeigt das ganz gut. Von der Observation Lounge aus wirken die Bewegungen gemächlich und fühlen sich harmlos an. Vom Kabinenbalkon aus wirkt das Meer dagegen wild und wütend, das Wasser spritzt hoch auf.
Beim Frühstück im Restaurant auf Deck 4 schlägt auch mal eine Welle direkt ins Fenster neben mir ein und vermittelt kurzzeitig das Gefühl, an einer großen Aquarium-Scheibe zu sitzen. Die Wellenkämme steigen höher auf, als man sitzt. Das ist schön anzusehen, fühlt sich aber auch ein wenig bedrohlich an.

Gegen Mittag ist der Spuk so schnell vorbei, wie er am Abend davor auftauchte.

Sobald wir in den Fjord einfahren, beruhigt sich die See und eine Stunde später ist es, als wäre nichts gewesen und wir gleiten ruhig dahin und genießen die teils nebelverhangene, teils sonnige Berglandschaft der chilenischen Fjorde.