Gigi, die Giraffe, ist das vielleicht liebenswerteste Detail der Anthem of the Seas: Von Deck 15 des drittgrößten Kreuzfahrtschiffs der Welt blickt das zehn Meter hohe Tier herab, adrett ausgestattet mit gelb-grünem Badeanzug und pinkfarbenem Schwimmreifen. Wir haben uns die Anthem of the Seas bei einer Kurzreise ab Southampton angesehen, dabei nicht nur Gigi einen Besuch abgestattet, sondern auch die Attraktionen des Schiffs ausprobiert und nette Überraschungen erlebt.
Die Anthem of the Seas ist eine baugleiche Schwester zur Quantum of the Seas, über die wir im November schon ausführlich berichtet haben. Da gibt’s also nicht viel Neues, oder? Weit gefehlt! Denn wir haben durchaus ein paar nennenswerte Unterschiede gefunden, von Gestaltungsdetails bis hin zu Weiterentwicklungen bekannter Features und kleinen Gags, die eine Reise auf der Anthem of the Seas reizvoll machen.
Was ist auf der Anthem of the Seas anders?
Die meisten Unterschiede liegen im Entertainment: Am Pooldeck fällt am deutlichsten auf, dass Royal Caribbeans Dreamworks-Kooperation auf der Anthem of the Seas nicht zum Zuge kommt. Denn während auf der Quantum of the Seas noch Dreamworks-Figuren den Kinder-Pool „H2O Zone“ dominierten, fehlen auf der Anthem of the Seas diese Figuren im Pool selbst komplett, was den Kindern dafür mehr Platz zum Plantschen gibt. Am Rande des Pools stehen zwei nette Tier-Figuren, die aber nicht von Dreamworks stammen.
Musical: We Will Rock You
Als große Musical-Show hat die Anthem of the Seas „We Will Rock You“ in 90-Minuten-Länge bekommen und die Gäste auf der Tauffahrt waren sich ziemlich einig: Dieses „We Will Rock You“ ist eine der besten Musical-Produktionen der letzten Zeit überhaupt, nicht nur auf Kreuzfahrtschiffen.
Vergleiche mit dem Londoner Westend und New Yorks Broadway braucht die fetzige und stimmgewaltige Show nicht zu scheuen. Auf der Quantum of the Seas läuft derzeit noch „Mamma Mia“, das allerdings im Juni auf die Allure of the Seas wechselt. Auf der Quantum of the soll ab Sommer eine Burlesque-Show namens „Sequins and Feathers” folgen.
Technik, Tanz und Akrobatik im Two70°
Die spektakulären Glasfassade der Two70°-Lounge wird nachts zur riesigen Projektionsfläche für die Kulisse einer vielschichtigen und faszinierenden Show namens „Spectra’s Cabaret“, unterstützt auch von den sechs riesigen, über Roboter-Arme gesteuerten Bildschirmen.
War die Show „Starwater“ auf der Quantum of the Seas für unseren persönlichen Geschmack noch etwas langatmig und vor allem für Technik-Fans faszinierend, ist „Spectra’s Cabaret“ auf der Anthem of the Seas inhaltlich näher an einer klassischen Production Show und damit schneller, mitreißender und unterhaltsamer, ohne dadurch an Faszination für den vielfältigen Einsatz der Technik in der Two70°-Lounge zu verlieren. Absolut sehenswert.
Gigi, die Giraffe
Gigi, die Giraffe, steht als Maskottchen für die Anthem of the Sea an derselben Stelle auf Deck 15 steuerbord, wo auf der Quantum of the Seas ein pinkfarbene Grizzlybär namens Felicia seinen Platz hat. Von außen betrachtet ist das, neben dem Schiffsnamen, das einzige deutliche Unterscheidungsmerkmal der beiden Schwesterschiffe.
Design und Kunstwerke
Naturgemäß unterscheidet sich die Anthem of the Seas in vielen Design-Details, wobei die so angenehme, moderne, helle Grundstimmung des Schiffs komplett erhalten geblieben ist.
Am Übergang zwischen The Via und Royal Espande ist auf der Anthem of the Seas eine Licht-Installation namens „Pulse Spiral“ zu finden, mit der Passagiere durch Auflegen ihrer Hände auf eine Konsole interagieren können. Wie genau diese Interaktion vonstatten geht, erschließt sich nicht direkt, die vielen Leuchten über der Konsole reagieren aber offenbar beispielsweise auf die Pulsfrequenz. Genau diese Unsicherheit, wie das Ganze eigentlich funktioniert, macht aber auch den Reiz dieser Installation aus.
Eine etwas andere Gestalt hat auch das Kunstwerk in der Mitte der Passage „The Via“. Ein verschlungenes, metallisch schimmerndes Objekt, das entfernt an eine Basstuba erinnert, steht hier zwischen Jamie’s Italian Restaurant, der Weinbar Vintages und den Edel-Shops wie Bulgari und Regalia.
Natürlich unterscheiden sich auch die vielen anderen Kunstwerke an Bord, denn sowohl Skulpturen als auch Gemälde sind ja Originale und Teil der Kunstsammlung der Reederei. Auf den ersten Blick fällt beispielsweise die bunte, verschnörkelte Glas-Skulptur nahe der Bar im Solarium oder die Lichtinstallation „Odysseia“ auf.
Puzzle Break: Gehirnakrobatik für Rätselfreunde
Ein kleines, aber reizvolles, neues Entertainment-Feature ist „Puzzle Break“ – eine Kombination aus Schnitzeljagd und Puzzle.
Im Raum versteckte Gegenstände und Hinweise müssen dabei durch Kombinieren, um die Ecke denken und Fantasie zu einem fertigen Puzzle zusammengefügt werden. Gespielt wird gegeneinander in Gruppen, die sich typischerweise vor Ort aus den interessierten Passagieren bilden sollen.
Puzzle Break ist damit auch eine großartige Gelegenheit, beim Spiel andere Mitreisende kennenzulernen. Puzzle Break dauert rund eine Stunde und findet tagsüber in dem Raum statt, der abends zur Teen-Disco „Fuel“ wird.
Weitere kleine Details
Wer auf der Quantum of the Seas im Two70° die beiden Himmelschaukeln entdeckt hat, wird sie auf der Anthem zunächst vermissen – doch es gibt zumindest eine davon noch, nämlich im Solarium ganz hinten in der Mitte mit herrlichem Blick aufs Meer. Ohnehin ist hier einer der schönsten Plätze am Schiff, wo man in Sonnenliegen an den Panoramafenstern oder sogar direkt im Wasser Energie tanken, relaxen oder in Ruhe ein Buch lesen kann.
Bei den Shops an Bord finden sich – entgegen dem Shop-Trend bei Royal Caribbean in der letzten Zeit – nahezu keine Edel-Handtaschen mehr in der Auslage. Und statt Michael Kors gibt es auf der Anthem of the Seas einen Shop für Armani- Jeans.
Für Liebhaber indischer Küche interessant: Die Speisekarte von einem der vier Hauptrestaurants, dem asiatischen „Silk“, ist auf der Anthem of the Seas stärker von indischen Gerichten geprägt. Das hängt vor allem mit der Vorliebe der Briten für indisches Essen zusammen. Aufgrund des Basishafens Southampton werden in diesem Sommer besonders viele Briten an Bord der Anthem of the Seas sein.
Anthem of the Seas in Panorama-Bildern
Unternehmen Sie einen eigenen Rundgang über die Anthem of the Seas: Wir haben von unserer Reise insgesamt 20 interaktive 360°-Panorama-Bilder mitgebracht, mit denen Sie sich selbst ein Bild vom Schiff, dem Design und den öffentlichen Bereichen machen können.
Ein umfassendes Portrait der Anthem of the Seas in allen ihren Details lesen Sie übrigen auch auf unserer Schwester-Website cruisediary.de von Carmen Winkler: „Auf Tauffahrt mit der Anthem of the Seas“ – übrigens auch in einer eBook-Version und als PDF. Über 500 Fotos finden Sie in unserer Bildergalerie „Anthem of the Seas“.
„Und Action!“ – North Star, Autoscooter, Ripcord by iFly und Zirkus-Trapez
Royal Caribbean International ist die Reederei, die nicht nur für immer größere Schiffe steht – die Anthem of the Seas ist das drittgrößte der Welt – sondern auch für spektakuläre, auf See noch nie dagewesene Features.
Ob man all das auf einem Kreuzfahrtschiff braucht, darüber können sich Schiffpuristen mit jüngeren Kreuzfahrern grenzenlos streiten. Letztlich ist es Geschmackssache.
Einen Vorzug haben Attraktionen wie North Star, Fallschirm-Simulator, Trapez oder Autoscooter aber allemal: Die Passagiere können Dinge ausprobieren, die sie an Land vermutlich nie erleben würden. Und versteht man die neuen Mega-Kreuzfahrtschiffe als schwimmende Ferien-Ressorts, sind Entertainment, Sport und Nervenkitzel auf hohem Niveau fast unverzichtbar.
Wir haben uns die Top-Attraktionen auf der Anthem of the Seas genauer angesehen, im Wesentlichen auch selbst ausprobiert und im Video festgehalten.
North Star: Faszinierende Perspektive auf die Anthem of the Seas von oben
Einen beeindruckenden Blick auf das Schiff von oben bietet der North Star. Der Arm hebt die Aussichtsgondel bis auf 90 Meter über dem Meeresspiegel an – als würde man auf einem Kirchturm stehen und von oben auf eine Stadt blicken. Üblicherweise schwenkt der North Star außerdem auch seitlich über die Bordwand hinaus, sodass man einen Blick auf das fahrende Schiff von außen bekommt.
Auf unserer Kurzreise war freilich der Andrang auf den North Star allerdings so groß, dass lediglich das Kurzprogramm – einmal hoch und wieder herunter – angeboten wurde.
Autoscooter: Jahrmarkt-Feeling auf See
Fast richtige Jahrmarkt-Stimmung kommt beim Autoscooter auf, nur der Duft von Popcorn und gebrannten Mandeln fehlt. Die Autoscooter-Bahn liegt im „Seaplex“, einer Art Mehrzweckhalle auf Deck 15 der Anthem of the Seas, die auch für Ballsportarten, zum Rollschuhlaufen – die schönen, alten Roller Skates, nicht Inlineskates – dient und sogar in eine kleine Zirkus-Arena für Trapez-Künstler umgebaut werden kann. Dazu gleich noch mehr.
Wir haben ein paar Runden im Autoscooter gedreht, als wenig los war – aber dafür konnten wir mit der Kamera auch während der Fahrt filmen, ohne Gefahr zu laufen, bei einem Zusammenprall teure Technik durch den Raum fliegen zu sehen …
Trapez: Einmal Zirkus-Artist sein
Wenn die Autoscooter-Wägen außerhalb der Bahn in ihren zweistöckigen Garagen gut verstaut sind, haben angehende Zirkus-Artisten ihren Auftritt. Mit Netzen und einem riesigen, aufblasbaren Luftkissen gesichert und vor allem mit Seilsicherungen vor einem Absturz geschützt können sich Passagiere hier ans Trapez wagen.
Aus Zeitgründen konnten wir das nicht selbst ausprobieren, wir haben aber eine Weile zugeschaut. Das Video gibt einen ganz guten Eindruck, was auch für Anfänger hier schon möglich ist, wenn man all seinen Mut zusammen nimmt und sich aus doch recht beachtlicher Höhe mit dem Trapez durch die Halle schwingt.
Ripcord by iFly: Fallschirmspringen in einem vertikalen Windkanal
Unser persönlicher Favorit ist Ripcord by iFly: ein Fallschirmsprung-Simulator, wie ihn auch Profis an Land zum Trainieren benutzen. Genau genommen handelt es sich dabei um einen vertikalen Windkanal mit regulierbarer Strömungsstärke, in dem man die Freifall-Phase eines Fallschirmsprungs trainiert.
Mit Helm, Schutzbrille und Overall ausgestattet geht es nach einer kurzen Einweisung direkt in den Simulator – zusammen mit einem erfahrenen Instruktor, der absichert, mit Handzeichen Tipps gibt und vor allem an Anfang kräftig zupackt, damit man in die Balance kommt.
Hat man den Dreh einmal heraus, ist das freie Schweben gar nicht so schwierig.
Von den Kunststücken, mit denen die Instruktoren beeindrucken, ist man als Anfänger allerdings sehr weit entfernt. Dazu wäre ein längeres, professionelles Training nötig. Dennoch: Allein das freie Schweben im Luftstrom macht enorm Spaß.
Brückenführung mit Kapitän Claus Andersen
Fern ab von Vergnügen und Nervenkitzel geht es auf der Brücke der Anthem of the Seas mit deutlich mehr Ernst zu. Bei Brückenführungen erklärte Kapitän Claus Andersen den Journalisten die Navigationstechnik und präsentierte das für die Schiffe der Quantum Class neu entwickelte Sicherheitszentrale hinter der Brücke, von der aus jede Art von Krisensituation an Bord überwacht und die notwendigen Maßnahmen gesteuert werden.
„Micro-Entertainment“: Stowaway Piano Player
Okay, offiziell benutzt Royal Caribbean den Begriff „Micro-Entertainment“ nicht – den haben wir uns ausgedacht, weil er recht treffend ein Konzept beschreibt, das Royal Caribbean und andere Reedereien schon seit einige Zeit immer intensiver nutzen.
Es beschreibt kleine, mehr oder weniger überraschende Entertainment-Events, die manchmal nur wenige Minuten dauern, den Passagieren aber ein Lächeln aus die Lippen zaubern oder Überraschungselemente in den Kreuzfahrt-Alltag bringen soll. Scheinbar spontane Musik-Gigs zählen dazu ebenso wie Flashmobs von Tänzern mitten am Pooldeck oder auf einem platz im Inneren des Schiffs.
Für solche liebenswerten Überraschungsmomente sorgt an Bord er Anthem of the Seas etwa der „Stowaway Piano Player“. Mit seinem witzig gestalteten Klavier taucht er überall am Schiff immer nur für ein paar Minuten auf, gibt den „Piano Man“ und erfüllt Musikwünsche, bevor er das Klavier weiter schiebt und an der nächsten Ecke ein neues Publikum begeistert, das gerade zufällig vorbeikommt.
Cocktails auf einem neuen Niveau
Und dann war da noch Matt Howard, Director of Food and Beverage bei Royal Caribbean Cruises …
Einer der Vorzüge einer Tauf- und Vorabfahrt auf einem neuen Kreuzfahrtschiff ist, dass man Gelegenheit hat, die Führungskräfte der Reederei zu treffen. Das hilft oft, Entscheidungen im Hintergrund besser zu verstehen oder neue Details und Trends zu sehen, die man als Passagier einer regulären Kreuzfahrt selten bewusst wahrnimmt.
Ein solcher Trend ist der zu hochwertigeren, fantasievolleren Cocktails und weg von Standard-Drinks aus Fertigmischungen.
Matt Howard hat als Barkeeper in einigen der besten Bars der Welt gearbeitet, unter anderem im Wynn-Hotel in Las Vegas. Seit Anfang 2014 kümmert er sich bei Royal Caribbean inklusive Celebrity Cruises und Azamara auch um die Qualität und Kreativität bei den Cocktails an den Bars. Gewöhnlich trainiert er die Barkeeper der Schiffe, aber für ein Cocktail-Seminar griff er auf dieser Reise auch persönlich zum Shaker …
… und machte klar, was einen wirklich guten Cocktail ausmacht. Kein „Island Oasis“-Fertig-Mix, sondern selbst gekochte Sirups. Nicht irgend einen Gin, sondern genau die Variante, die den Geschmack des jeweiligen Cocktails besonders gut unterstützt. Exotische Zutaten wie Garam-Masala-Gewürz in einem Cocktail für faszinierende Geschmackserlebnisse, bei denen man nicht auf die Idee kommen würde, sich über etwas höhere Cocktail-Preise zu wundern.
Von Matt stammt übrigens auch unser persönlicher Lieblings-Cocktail, der „Cucumber Martini“ im 150 Central Park der Allure und Oasis of the Seas.
Nur ein paar Schritte entfernt von der Bionic Bar der Anthem of the Seas, beweist Matt Howard, dass ein richtig guter Barkeeper eben doch die Seele einer Bar ist und keine Technik-Gags der Welt daran etwas ändern können. Wer sich von der Technik der Roboter-Arme faszinieren lassen will, nimmt einen Drink in der Bionic Bar. Aber wer einen richtig leckeren Cocktail sucht, der geht in eine der Bars an Bord und hofft, dass der Barkeeper dort schon das Trainingsprogramm von Matt Howard durchlaufen hat – für einen herrlich betrunkenen Abend mit leckeren Cocktails.
Mehr über die Anthem of the Seas lesen Sie im Schiffsportrait und Reisebericht „Auf Tauffahrt mit der Anthem of the Seas“ auf Carmen Winklers Cruisediary.de – übrigens auch in einer eBook-Version und als PDF. Über 500 Fotos zum Schiff finden Sie außerdem in unserer Bildergalerie „Anthem of the Seas“.
Ja tolle neue Sachen und Gadgets, aber Pulse Spiral ist ja ideal zum Keime verbreiten…
Stimmt, das war auch mein erste Gedanke. Ich wollte noch fragen, ob die Metallplatten vielleicht aus diesem Grund aus Keine abweisendem Silber sind, hab’s dann in der Hektik an Bord aber vergessen. Vermute aber aber Edelstahl …
Sorry aber ich verstehe nur Bahnhof ;-)
Was bitte ist Pulse Spiral ?
Pulse Spiral ist einfach der Name des beschriebenen Licht-Kunstwerks ;-)