Carnival fordert Passagiere aktiv zu Respekt und Einhalten von Verhaltensregeln an Bord auf

Carnival Cruise Line geht in die Offensive: Die US-Reederei stellt proaktiv und deutlich klar, dass schlechtes Benehmen und Gewalt an Bord inakzeptabel sind. Im Interesse der großen Mehrheit der Urlauber an Bord müssten Passagiere, die sich nicht an die Regeln halten, mit harten Konsequenzen rechnen, stellt die Reederei klar. Vorausgegangen waren in jüngster Zeit immer wieder negative Meldungen unter anderem über Schlägereien an Bord.

Carnival Cruise Line sei nicht allein mit dem Problem und es sei auch kein Problem nur der Kreuzfahrt-Branche, stellt Carnival-Präsidentin Christine Duffy in einem Youtube-Video fest: Rücksichtlosigkeit und Regelverstöße nähmen in der Öffentlichkeit auch an Land weiter zu.

Carnival Cruise Line hat sich nun als erste Reederei entschlossen, in die Offensive zu gehen, Passagiere schon vor der Kreuzfahrt aktiv auf die Regeln hinzuweisen und Respekt gegenüber Mitreisenden und Crew einzufordern. Sie stellt klar, dass Verstöße zu harten Konsequenzen von Geldstrafen über Festsetzung in der Kabine bis hin zur sofortigen Ausschiffung und lebenslangem Kreuzfahrtverbot führen können.

Die Regeln sind nicht neu und existieren in sehr ähnlicher Form bei allen großen Kreuzfahrt-Reedereien. Dennoch dürfte der Zeitpunkt für den Appell an die Passagiere nicht zufällig gewählt sein: In den USA beginnt die Springbreak-Saison, also die College-Ferien im Frühjahr, die berüchtigt sind für exzessive Partys. Auch Kurzreisen der Kreuzfahrtschiffe von Häfen in der südlichen USA wie Florida, Louisiana, Texas und Kalifornien werden bei den feierwütigen Studenten immer beliebter.

Video-Botschaft der Carnival-Präsidentin Christine Duffy

In E-Mails an Passagiere vor Kreuzfahrtbeginn weist Carnival Cruise Line explizit auf ihre die Verhaltensregeln hin und erklärt die Folgen von schlechtem Benehmen an Bord. Christine Duffy, Präsidentin von Carnival Cruise Line, richtet sich per Youtube-Video an ihre Kunden und ermahnt sie zu Vernunft und Fairness.

Duffy erwähnt in dem Video auch, dass das Sicherheitspersonal der Reederei zusätzliche Schulungen zu dem Problemkreis durchlaufe und man die Kommunikation zwischen Reederei und Passagieren intensivere, um allen einen angenehmen und störungsfreien Urlaub an Bord zu ermöglichen und Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen.

Die Zahl der Sicherheitskräfte an Bord der Schiffe sei erhöht worden. Außerdem werde nun auch seitens der Reederei in den Basishäfen der Schiffe mit Drogenspürhunden das Gepäck nach verbotenen Substanzen durchsucht. Selbst an Bord und während Hafenstopps sollen Drogenspürhunde stichprobenartig eingesetzt werden.

Passagiere müssen künftig, so Duffy, bei der Einschiffung dem „Code of Conduct“, also den Verhaltensregeln der Reederei noch einmal ausdrücklich zustimmen. Bislang erfolgt diese Zustimmung lediglich im Rahmen des Reisevertrags – und damit mutmaßlich für viele Passagiere eher unbemerkt und unbeachtet.

Rauchen außerhalb der ausgewiesenen Raucherbereiche, illegale Drogen (zu denen auf Carnival-Kreuzfahrtschiffen ausdrücklich auch Marijuana zählt), aber auch das Überbordwerfen von Müll oder anderen Gegenständen und störendes Benehmen („disruptive behaviour“) gehörten zu den angesprochenen Verhaltensregeln.

Aber auch harmloseres Fehlverhalten wie etwa das Hören lauter Musik in öffentlichen Bereichen des Schiffs ohne Kopfhörer will Carnival Cruise Line im Interesse aller Mitreisenden konsequenter unterbinden. Insbesondere will Carnival damit auch der zunehmenden Unsitte begegnen, die Ruhe anderer Passagiere mit dem Abspielen von Musik oder Videos auf Smartphones oder Tablets zu stören.

Christine Duffy: „Bitte helfen Sie uns, dass Ihr Carnival-Urlaub sicher, unterhaltsam und unvergesslich wird, indem Sie sich gegenüber einander, unserer Crew und dem Meer respektvoll verhalten.“

Welches Recht gilt auf Kreuzfahrtschiffen?

Doch welche rechtlichen Möglichkeiten haben Kreuzfahrt-Reedereien überhaupt, eigene Regeln durchzusetzen, quasi ein bindendes Reederei-Gesetzbuch?

Faktisch ist an Bord von Kreuzfahrtschiffen vor allem die Autorität des Kapitäns und die Regelungen des Reisevertrags auschlaggebend. Die Security an Bord und letztlich der Kapitän haben in der Praxis das letzte Wort.

Die Verhaltensregeln der Reedereien sind in unterschiedlicher Ausprägung im Reisevertrag, bei Carnival Cruise Line nun zusätzlich noch einmal explizit bei der Einschiffung zu bestätigen. Die Passagiere stimmen den Regeln also in Form eines Vertrags mit der Reederei zu, wenn sie an Bord gehen. Damit unterwerfen sie sich den Regeln, die Kapitän und Sicherheitskräfte an Bord durchsetzen.

Insgesamt ist die Rechtslage auf See ist nicht ganz unkompliziert, insbesondere wenn sich das Schiff in internationalen Gewässern befindet. Grundsätzlich gilt auf Schiffen das Recht das Flaggenstaates, bei Carnival Cruise Line also beispielsweise das Recht der Bahamas, Panamas oder Italien (Carnival Venezia, Firenze) – je nachdem, auf welchem Schiff der Reederei man unterwegs ist.

Hinzu kommen oft nationale Regelungen, die eventuell greifen. So verlangt US-amerikanisches Recht beispielsweise die Einschaltung des FBI bei bestimmten Straftaten an Bord, wenn US-Bürger involviert sind. Befindet sich das Schiff in den Hoheitsgewässern eines Landes, greifen größtenteils auch die Gesetze des jeweiligen Landes. Auch das deutsche Recht sieht Strafverfolgung auch bei Taten im Ausland vor, denn deutsche Staatsbürger beteiligt sind. Einfaches Fehlverhalten und Verstöße gegen die Regeln der Reedereien spielt in diesem Zusammenhang freilich keine Rolle.