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Delphin Kreuzfahrten meldet Insolvenz an

Delphin Kreuzfahrten GmbH, Delphin Cruises GmbH und die damit zusammenhängende Compartment Hotelmanagement & Catering GmbH haben am heutigen Dienstag, 12. Oktober 2010, nach eigenen Angaben Insolvenzantrag gestellt. Die derzeit im Mittelmeer kreuzende Delphin Voyager beendete ihre laufende Kreuzfahrt vorzeitig, die 400 Passagiere sind offenbar bereits von Athen aus nach Hause geflogen worden. Die Kreuzfahrt hätte regulär am 14. Oktober in Istanbul enden sollen.

UPDATE: Inzwischen sind laut travel.one auch ein Insolvenzverfahren für die mit Delphin Kreuzfahrten zusammenhängenden Unternehmen Hansa Kreuzfahrten GmbH und die auf den Bahamas registrierte Delphin Shipping Ltd. beantragt worden. Der Hamburger Rechtsanwalt Dr. Olaf Büchler ist Insolvenzverwalter aller vier Unternehmen. Das Insolvenzverfahren soll voraussichtlich am 1. Dezember eröffnet werden.

Damit erreicht die Auseinandersetzung zwischen Delphin Kreuzfahrten GmbH und dem Eigner des Schiffes, First Cruises One, einen neuen, dramatischen Höhepunkt. Nach Angaben von Delphin Kreuzfahrten habe der Eigner die Delphin Voyager heute nach Piräus geholt, dem Sitz der griechischen Restis Group, Muttergesellschaft von First Cruises One. First Cruises One selbst hat ihren Sitz auf den Bahamas, wo auch die Delphin Voyager registriert ist.

Das vorzeitige Ende der aktuellen Kreuzfahrt und der Verlust der Kontrolle über die Delphin Voyager hatten den drei deutschen Unternehmen, die die Delphin Voyager gechartert beziehungsweise betrieben haben, offenbar keine andere Wahl als den Insolvenzantrag gelassen. Zumindest indirekt betroffen dürfte davon auch Hansa Kreuzfahrten sein, die kein eigenständiges Unternehmen mehr sind, sondern lediglich eine Marke von Delphin Cruises GmbH darstellen.

Hintergrund der aktuellen Eskalation ist eine seit langem schwelende Auseinandersetzung zwischen dem Charterer der Delphin Voyager, Delphin Kreuzfahrten GmbH, und dem Eigner First Cruises One über bauliche Mängel an der Delphin Voyager. Das Schiff war 2005/2006 für Delphin Kreuzfahrten vom Eigner umgebaut worden, über zahlreiche Details bei der Bausausführung gabe es aber bereits von Beginn an Streit. Die für 2006 geplante Weltreise der Delphin Voyager musste wegen Verzögerungen beim Umbau abgesagt werden. Trotz der von Delphin Kreuzfahrten reklamierten Mängel sei der Eigner nicht bereit gewesen, die Charter-Rate entsprechend zu mindern. Darüber streiten sich die Parteien derzeit auch vor Gericht.

Erst vor knapp zwei Wochen hatte First Cruises One – vermutlich in engem Zusammenhang mit dieser Auseinandersetzung – kurzzeitig per Einstweiliger Verfügung die MS Delphin im französischen Hafen Villefranche beschlagnahmen lassen, die ebenfalls bei Delphin Kreuzfahrten fährt. Begründet wurde diese Beschlagnahme mit der Absicherung von Forderungen gegenüber Delphin Kreuzfahrten. Die Beschlagnahme wurde aber aufgehoben, die MS Delphin fährt inzwischen wieder.

5 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

5 Gedanken zu „Delphin Kreuzfahrten meldet Insolvenz an“

  1. Ich hoffe ja mal, dass das Ganze nur ein taktisches Manöver von First Cruises One ist (wenn auch eines von der übelsten Sorte) und die Delphin Voyager sehr bald wieder fährt. Delphin Kreuzfahrten schreibt jedenfalls, dass sie davon ausgehen, dass der Insolvenzverwalter den Kreuzfahrtbetrieb (sicherlich aber erst einmal ohne die Delphin Voyager) aufrecht erhalten und „eine zukunftsfähige Lösung für die Gruppe entwickeln wird“ – was auch immer das genau heißen mag. Aber die Insolvenz hat ja einen konkreten Grund und basiert erst einmal nicht darauf, dass das Unternehmen schlecht gewirtschaftet hat. Es gibt also vielleicht noch Hoffnung.

  2. Sehr bedauerlich.
    Ein wunderbares Team kompetenter Kollegen, die ich sehr schätze, würde damit auf der Strecke bleiben. Auch ich möchte zu gern diesen Hinweis auf die erähnte Lösung so verstehen. Delphin ist ein sympathisches Unternehmen, das mit seiner familiären Atmosphäre viele Stammkunden zu begeistern weiß.
    Erst vor wenigen Monaten konnte ich für die Reportage des http://www.seereisenmagazin.de das Schiff inspizieren.
    Wir drücken die Daumen

  3. Nun ja, möchte mal sagen sowas kommt von sowas! Nach aussen hin wurde ja bis auf den letzten Tag „Friede, Freude, Eierkuchen“ präsentiert, während hinter den Kulissen schon länger die Suppe heftig am gären war. So wurde beispielsweise das Personal schon seit eineinhalb Monaten nicht mehr bezahlt und auch die Sozialbeiträge wie Krankenversicherung etc. wurden gleich mit eingespaart. Ausserdem wurden alle dazu vergattert, nach aussen hin so zu tun, als sei alles in bester Ordnung und weil das eben nicht so war, wurde dann auch schnell mal ein Maschinenschaden erfunden und propagiert…! Nachdem es nun endgültig nicht mehr weiter ging, wurde das Personal „freigestellt“, allerdings auch nur mündlich, was bei den Arbeitsämtern nicht wirklich hilfreich ist. Zu einer schriftlichen Aussage lassen sich die in diese Misere verstrickten Firmen nicht bewegen, sie sind scheinbar der Meinung, dass es Mitte Dezember weiter geht und alle Angestellten, die bis dahin dann ein viertel Jahr keinen Cent gesehen haben, dann wieder an Bord kommen und dort weiter arbeiten, wo sie Anfang Oktober aufgehört haben, mit einem Lächeln im Gesicht, einer Lüge für die vergangenen Wochen auf den Lippen und einer leeren Geldbörse in der Tasche. Mein Tipp an alle, die auf einem der beiden Schiffe was gebucht haben: Schnell ins Reisebüro und retten, was zu retten ist, ehe aus einer als schöne Urlaubsreise gebuchten Kreuzfahrt ein Horrortrip wird oder das Geld weg ist und man doch zu Hause sitzt.
    Allen denen, die an Bord beschäftigt waren wünsch ich alles Gute für die Zukunft und viel Kraft für den Kampf um die noch ausstehenden Gehälter und den sonstigen Ärger, der da noch aussteht.

    Einer, der ein paar Einblicke hinter die Kulissen hat!

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