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Es werden immer mehr: Die Kreuzfahrt-Yachten der Luxushotel-Marken

Noch ist Ritz-Carltons Kreuzfahrt-Superyacht Evrima die einzige ihrer Art. Doch immer mehr Luxus-Hotelunternehmen entdecken die Kreuzfahrt als neue Urlaubsform für anspruchsvollen Kunden. Accor, Aman, Four Seasons und neben Ritz-Carlton auch weitere Luxusmarken der Marriott-Gruppe werden bald ihre eigenen, kleinen Luxusschiffe ins Rennen schicken.

Konkurrenz für die etablierten Kreuzfahrt-Reedereien sind die geplanten Kreuzfahrt-Superyachten der Luxus-Hotelketten eher nicht. Denn Zielgruppe sind die bestehenden Kunden von Ritz-Carlton, Four Seasons & Co. – Luxusurlauber, die nun auch Geschmack an der Kreuzfahrt finden sollen. Die luxuriösen Yachten kommen ganz im gewohnten und jeweils ganz eigenen Stil und Ambiente der jeweiligen Hotel-Marke daher.

In einem ähnlichen Segment ist bislang nur die australische Scenic Group mit den Marken Scenic und Emerald aktiv sowie die kleinen Yachten des Seadream Yacht Club, wohingegen es bei größeren Luxus-Kreuzfahrtschiffen ein breites Angebot gibt: von Hapag-Lloyd Cruises und Seacloud Cruises über Seabourn, Regent Seven Seas Cruises, Silversea Cruises, Crystal Cruises, Windstar, Explora Journeys oder Ponant bis zu Luxus-Expeditionen mit Swan Hellenic oder Hurtigruten Expeditions (HX).

Neue Perspektive: Yacht-Kreuzfahrt mit vertrautem Luxusmarken-Ambiente

Der entscheidende Aspekt ist für die Luxushotel-Unternehmen jedoch die umgekehrte Perspektive: Die Unternehmen bieten ihre Kreuzfahrt-Yachten nicht als Luxus-Variante der Kreuzfahrt anbieten, sondern als Seereise-Variante des Luxushotel-Erlebnisses. Die gewohnte Umgebung der Hotels, Stil, Ambiente und Service werden auf die Schiffe übertragen. Alejandro Reynal, Präsident und CEO von Four Seasons formuliert das so: „Die erste Yacht bietet ein Four-Seasons-Erlebnis der Weltklasse, auf See und an Land, geprägt von dem typischen, persönlichen Service, den unsere Gäste kennen und lieben.“

Gegen Kreuzfahrer, die das auch einmal ausprobieren wollen, haben die Anbieter nicht. Aber die Hotelunternehmen machen, zumindest bislang, auch keine Werbung in typischen Kreuzfahrt-Zielgruppen. Warum das auch gar nicht nötig ist, zeigt das Beispiel der Ritz-Carlton Yacht Collection.

Mit der Evrima ist Ritz-Carlton seit August 2022 der Vorreiter

Als erste und bislang einzige ist die Ritz-Carlton Yacht Collection mit einem Schiff bereits aktiv: Im Oktober 2022 ging die Evrima in Dienst. Das 190 Meter lange Schiff und acht Passagierdecks mit einer Tonnage von BRZ 25.401 ist beeindruckend groß für die gerade einmal 298 Passagiere und 246 Crew-Mitglieder.

Evrima (Bild: Marriott International)
Evrima (Bild: Marriott International)

Im April 2024 und im Herbst 2025 will Ritz-Carlton mit der Ilma und Luminara zwei weitere Yachten an den Start bringen. Wie die Evrima werden beide bei Chantiers de l’Atlantique im französischen Saint-Nazaire gebaut. Ilma und Luminara werden aber deutlich größer: BRZ 46.750 und 456 Passagiere. Und sie sollen mit LNG fahren. Für die Evrima mit herkömmlichen Dieselmotoren sieht das Unternehmen dagegen mittelfristig eine Perspektive für Methanol als Treibstoff.

Und Marriott International hat auch darüber hinaus große Pläne: Insgesamt acht bis zehn neue Kreuzfahrt-Superyachten sollen es in den kommenden Jahren werden – nicht nur für die Marke Ritz-Carlton, sondern auch für andere Luxus-Marken des Hotel-Imperiums, zu dem unter anderem St. Regis, JW Marriott und W Hotels gehören.

Die nächsten Schiffe könnten, so berichtet Seatrade Cruise News, könnten schon 2027 oder 2028 auf den Markt kommen, alle mit weniger als 500 Passagieren. Auch ein Börsengang ist für die Kreuzfahrtyacht-Sparte des Unternehmens geplant. The Ritz-Carlton Yacht Collection gehört derzeit zu 55 Prozent Oaktree Capital Management, Mohari Hospitality ist mit 30 Prozent beteiligt, der Staat Singapore mit 15 Prozent.

Die Wachstums- und Erfolgspläne basieren dabei auf dem Marken- und Vermarktungspartner Marriott International. 177 Millionen Mitglieder hat deren Loyalitätsprogramm Bonvoy – eine Kundendatenbank, die größer sei als der Kundenstamm der gesamten Kreuzfahrtbranche zusammen, sagt Jim Murren, CEO der Ritz-Carlton Yacht Collection. 25 Millionen davon seien Luxus-Kunden, die für die Kreuzfahrtyachten als potenzielle Passagiere infrage kämen. Tatsächlich seien 75 Prozent der Evrima-Passagiere bislang Bonvoy-Mitglieder, die Hälfte davon habe zuvor noch nie eine Kreuzfahrt gebucht.

Four Seasons: zwei Kreuzfahrt-Yachten bis 2026

Auf viel Kreuzfahrt-Erfahrung greift die Luxushotel-Marke Four Seasons bei ihren Kreuzfahrtyacht-Plänen zurück: CEO des Miteigentümers und Schiffsbetreibers Marc-Henry Cruise Holdings ist Larry Pimentel, früher unter anderem CEO bei Seabourn, Cunard, Seadream und zuletzt Azamra.

Four Seasons Yacht (Bild: Four Seasons)
Four Seasons Yacht (Bild: Four Seasons)

Mit einer ersten, 400 Millionen Euro teuren 190-Passagiere-Yacht mit einer Länge von 207 Metern und 14 Decks will Four Seasons Ende 2025 an den Start gehen. Schon ein Jahr später soll das zweite Schiff folgen, beide in Italien bei Fincantieri gebaut.

Four Seasons Yacht (Bild: Four Seasons)
Four Seasons Yacht (Bild: Four Seasons)

Besonders auffällig an den geplanten Schiffen ist die „Funnel Suite“, eine knapp 460 Quadratmeter große Suite auf vier Ebenen, die in den Schornstein eingebaut ist.

Zusätzlich hat die Suite eine Terrasse von noch einmal 440 Quadratmetern. Die ebenso innovative wie spektakuläre, gebogene Glasfront der Suite mit 280-Grad-Panoramablick besteht aus einem einzigen Stück Glas und kostet allein 4,5 Millionen Dollar.

Four Seasons Explorer (Bild: Four Seasons)
Four Seasons Explorer (Bild: Four Seasons)

Schon bevor die neue Superyacht zu ihrer Jungfernfahrt aufbricht, hat Four Seasons aber ein wenig Kreuzfahrt-Erfahrung gesammelt. Die 2002 gebaute 39-Meter-Yacht Four Seasons Explorer für 22 Passagiere war bislang auf den Malediven unterwegs und wechselt zur Wintersaison 2023/24 in die Inselwelt von Palau.

Accor-Gruppe: Orient Express Silenseas soll 2026 starten

Einen vor allem technisch anderen Weg geht die Accor-Gruppe mit ihrer für 2026 geplanten Segelyacht namens „Orient Express Silenseas“. Für nur 108 Passagiere konzipiert, soll es noch luxuriöser als die Konkurrenz von Ritz-Carlton oder Four Seasons werden – aber auch noch einmal deutlich teurer.

Orient Express Silenseas (Bild: Maxime d'Angeac & Martin Darzacq)
Orient Express Silenseas (Bild: Maxime d’Angeac & Martin Darzacq)

Ist schon die Funnel-Suite von Four Seasons beeindruckend, so stellt die Präsidentensuite der Orient Express Silenseas soll das regelrecht in den Schatten: Die Suite soll 1.415 Quadratmeter mit einer 530 Quadratmeter großen Terrasse umfassen.

Orient Express Silenseas (Bild: Maxime d'Angeac & Martin Darzacq)
Orient Express Silenseas (Bild: Maxime d’Angeac & Martin Darzacq)

Sehr innovativ ist bei dem Orient-Express-Schiff the Antriebstechnik: kipp- und drehbare Festsegel sowie einen Antrieb der sowohl LNG (Flüssigerdgas) als auch Wasserstoff verarbeiten kann.

Technisch in eine ähnliche Richtung geht derzeit übrigens auch die französische Luxus-Reederei Ponant: Sie plant für 2030 ihr erstes klimaneutrales Segel-Kreuzfahrtschiff, ebenfalls mit innovativen Segeln, aber für ungefähr doppelt so viele Passagiere wie die Orient Express Silenseas.

Aman: „Project Sama“ in Kooperation mit Cruise Saudi ab 2026

Und auch das Luxusressort-Unternehmen Aman steigt 2026 bei den Kreuzfahrt-Superyachten ins Geschäft ein. Dafür arbeitet das Unternehmen mit der staatlichen Tourismusförderungsagentur Saudi-Arabiens, Cruise Saudi, zusammen.

Project Sama, Aman (Bild: Sinot Yacht Architecture & Design)
Project Sama, Aman (Bild: Sinot Yacht Architecture & Design)

Allzu viele Details sind über die Pläne allerdings noch nicht öffentlich bekannt. Doch schon der Projektname „Sama“ deutet die Richtung an: Sama ist Sanskrit und bedeutet Ruhe. Eine erste Computer-Zeichnung zu einem Innenraum der Aman-Yacht zeigt denn auch den japanischen Garten des Spa an Bord.

japanischer Garten im Spa der Aman-Yacht (Bild: Sinot Yacht Architecture & Design)
japanischer Garten im Spa der Aman-Yacht (Bild: Sinot Yacht Architecture & Design)

Entworfen von Sinot Yacht Architecture & Design, soll das Schiff 183 Meter lang werden und 50 Suiten bekommen. Zwei Hubschrauber-Landeplätze bieten den Passagieren maximalen Anreisekomfort.

Auch Aman hat übrigens schon ein wenig Kreuzfahrtschiff-Erfahrung: In Indonesien betreibt Aman die 2015 gebaute Segelyacht Amandira, eine traditionelle Phinisi aus Holz. Das Schiff hat seine Basis im Amanwana-Ressort in Moyo zwischen Komodo and Raja Ampat. Nur fünf Kabinen hat das 52 Meter lange Schiff, die zehn Passagiere werden von 14 Crew-Mitgliedern betreut.

Luxushotel-Ambiente auch auf Flüssen und Kanälen

Neben Hochsee-Kreuzfahrtschiffen gibt es aber bereits auch in der Flusskreuzfahrt erste Ambitionen von Luxushotel-Unternehmen. Nämlich bei Belmond sowie den in Hamburg beheimateten Seaside Hotels.

Napoleon (Bild: Belmond)
Napoleon (Bild: Belmond)

Auf französischen Kanälen betreibt Belmond einige sehr kleine, ehemalige Frachtkähne, die zu luxuriösen Passagierschiffen umgebaut wurden. Überwiegend verchartert Belmond diese Schiffe. Doch die „Napoleon“ kann man auch wie ein Kreuzfahrtschiff kabinenweise buchen. Eine auf der Napoleon angebotenen Gourmet-Reisen führt beispielsweise ins Burgund, mit täglich einem anderen Michelin-Sterne-Restaurant im Programm.

Salon der Napoleon (Bild: Belmond)
Salon der Napoleon (Bild: Belmond)

Die früheren Flusskreuzfahrtschiffe der Ultraluxus-Reederei Crystal Cruises hat sich nach deren Insolvenz das Hamburger Luxushotel-Unternehmen Seaside Hotels geangelt.

Riverside Mozart (Bild: Werney Beyer)
Riverside Mozart auf der Donau (Bild: Werney Beyer)

Unter der neuen Marke Riverside Luxury Cruises ist seit April 2023 die Riverside Mozart – einst das legendäre Flaggschiff der Flussschiff-Flotte von Deilmann – auf der Donau wieder in Dienst. Im August folgte die Riverside Ravel auf der Rhône. Im Frühjahr 2024 sollen dann Riverside Debussy und Riverside Bach folgen.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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