Es ist ein ebenso kurzer wie beeindruckender Hafenstopp in Cartagena de Indias in Kolumbien. Mit dem Boot fahren wir von der Eurodam am Kreuzfahrt-Terminal direkt hinüber zur historischen Altstadt, probieren auf Weg dorthin Kaffee und lokale Spezialitäten und erkunden die koloniale Schönheit dieser Stadt.
Viel Zeit haben wir in Cartagena nicht: Morgen früh um 6:30 Uhr müssen wir an der Gatun-Schleuse zum Panamakanal sein, der Zeitpunkt ist nicht verhandelbar. Es ist also ein Besuch in Cartagena im Schnelldurchlauf. Allerdings ist die Altstadt, Unesco-Weltkulturerbe, auch nicht sehr groß.
Wir fahren mit einem Boot vom Kreuzfahrtterminal nach einem Abstecher zu den modernen Hochhäusern der Neustadt direkt an die Stadtmauer von Cartagena und erkunden die Stadt von dort aus zu Fuß, zunächst mit Guide Kathy, dann auf eigene Faust.
Während der Bootsfahrt probieren wir kolumbianischen Kaffee, auf den die Einheimischen besonders stolz sind. Zu Recht, würde ich sagen, kann das als passionierter Teetrinker aber nur bedingt beurteilen. 1723 wurde Arabica-Kaffee jedenfalls von den Jesuiten nach Kolumbien gebracht. Der ist hier bis heute wegen der guten Anbaubedingungen die fast ausschließliche Kaffeesorte. Nach Brasilien und Vietnam ist Kolumbien drittgrößter Kaffee-Erzeuger und -Exporteur der Welt.
Während der Bootsfahrt bekommen wir bei einem schnellen Kochkurs am Sonnendeck auch noch einen kleinen Einblick in die lokale Küche – beispielsweise eine Abwandlung von Ceviche, serviert in einem Körbchen aus frittierter Kochbanane.
Die Altstadt Cartagenas – die „Walled City“
„Walled City“ heißt die Altstadt von Cartagena de Indias, weil sie über eine komplett erhaltene, mächtige Stadtmauer verfügt. Altstadt und Festung sind seit 1984 Unesco-Weltkulturerbe. Cartagena ist eine der ältesten kolonialen Städte Südamerikas, gegründet am 1. Juni 1533.
Die Stadt war vor allem für die spanische Silber-Flotte und den Sklavenhandel aus Westafrika bedeutend. Das machte Cartagena natürlich interessant für Piraten und Freibeuter wie Sir Francis Drake. Letzterem Einfall in die Stadt 1585 hat Cartagena die vielen Befestigungsanlagen zu verdanken, die heute einen Teil des Flairs der Stadt ausmachen.
Wir spazieren über die Plaza Bolívar, die Plaza San Pedro vorbei an der Kathedrale, in der gerade ein Gottesdienst stattfindet. Die Türen weit offen, denn obwohl wir gerade in der eher kühlen Jahreszeit hier sind, hat es schon 30 Grad bei 70 Prozent Luftfeuchtigkeit. Im Sommer, so erzählt die Führerin, geht die Temperatur leicht mal über die 40 Grad.
Wir lassen uns durch die Gassen treiben, wehren die zahllosen Souvenirhändler so gut ab, wie es eben geht. Denn Cartagena geht es wie vielen anderen Städten, die so schön anzusehen sind: Touristen kommen in Scharen und Souvenirhändler folgen ihnen, buchstäblich, auf Schritt und Tritt.
Dennoch: Sie sind nicht übermäßig aufdringlich, ein klares „no gracias“ reicht, wenn man damit unmissverständlich klarstellt, dass man nicht kaufen will. Man muss es nur alle paar Schritte wiederholen.
Historische Holzbalkone und Türklopfer
Besonders hübsch anzusehen sind die vielen, historischen Holzbalkone der Häuser in den Altstadtgassen, oft üppig blühend umrankt. Von der Stadtmauer aus bieten sich die schönsten Einblicke in die Gassen, in denen es wegen der vielen Autos und Taxis oft schwierig ist, wirklich hübsche Fotomotive unverstellt von grellgelben Taxis und kleine LKWs abzulichten.
Durch Cartagena sollte man gemütlich und mit offenen Augen spazieren, denn es gibt viele Details zu entdecken – besonders hübsch sind die vielen unterschiedlichen Türklopfer.
Schade ist an dem sehr gelungenen Ausflug per Boot nach Cartagena nur, dass am Ende keine Zeit mehr bleibt, ein kleines Highlight direkt am Kreuzfahrtterminal zu sehen: den kleinen Zoo mit Tukanen, Affen und Papagei.
Als wir mit dem Boot zurück im Hafen sind, hören wir schon das Schiffstyphoon, das zur Rückkehr zur Eurodam ruft. Ablegen in Richtung Panamakanal in 30 Minuten …