Antigua in Guatemala nimmt ihre Besucher mit ihrem Zauber sofort gefangen. 90 Minuten vom Kreuzfahrthafen Puerto Quetzal entfernt, umgeben drei Vulkanen, fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt. Die spanischen Missionare habe ihre Spuren bis heute deutlich hinterlassen. Der kurze Busausflug nach Antigua macht Lust auf viel mehr Zeit in dieser Stadt mit ihren intensiven Farben und unbeschwerter Fröhlichkeit.
Die Eurodam legt in Puerto Quetzal an, Guatemalas größter Pazifik-Hafen. Aber unser eigentliches Ziel ist 80 Kilometer entfernt die Stadt Antigua: seit 1979 Unesco-Weltkulturerbe. Von 1543 bis 1773 Hauptstadt der spanischen Kolonien in Mittelamerika. 1773 deshalb, weil in diesem Jahr die Stadt am 29. Juni 1773 von einem Erdbeben fast vollständig zerstört wurde.
Doch ganz aufgegeben wurde Antigua nie, erholte sich zwar nur langsam, wurde aber dennoch wieder zu einer spanisch geprägten Kolonialstadt aufgebaut, die es immerhin zum Weltkulturerbe schaffte.
Selten umarmt einen die Atmosphäre eines Ortes so direkt und intensiv wie in Antigua, Guatemala. Straßen mit längst nicht mehr ebenem Kopfsteinpflaster prägen die Straßen. Häuser sind mit verblasenden Farben bunt angemalt, alle einstöckig und mit Ziegeldächern. Kein einziges hässliches Hochhaus, keine selbstverliebte Architekten-Selbstverwirklichung stört das Bild. Wären nicht die Autos, die sich – ob des rumpeligen Straßenbelags – langsam durch die Gassen schieben, könnte man sich um hundert oder zweihundert Jahre in der Zeit zurückversetzt fühlen.
Umso schmerzlich ist die Erkenntnis, dass wir in Antigua nur zwei Stunden Zeit haben, um die Umarmung der Stadt zu erwidern, das Flair in uns aufzusaugen, wenigstens ein ungefähres Gefühl für Antigua und Guatemala zu bekommen. Eigentlich sollten es wenigstens dreieinhalb Stunden sein, doch der Ausflugsbus von der Eurodam blieb schon an der Hafenausfahrt im Stau stecken, später noch einmal in einer engen Straße kurz vor dem Ziel in Antigua im Gegenverkehr.
Wir versuchen, das Beste daraus zu machen, doch auf den Aussichtspunkt mit Blick über die ganze Stadt müssen wir aus Zeitgründen verzichten. Immerhin ist die Luft heute ohnehin so dunstig, dass der Vulkan Agua ganz in der Nähe ohnehin nur schemenhaft zu erkennen ist.
Das Jademuseum am Rande der Altstadt müssen die Einheimischen als Bienenstock des Massentourismus empfinden. Ausflugsbusse laden die Menschen hier ab und sammeln sie wieder ein. Doch sobald man um zwei Ecken biegt, ist man raus aus dem typischen Touri-Umfeld und mitten im Leben dieser Unesco-Welterbe-Stadt.
Wir sind an einem Sonntag in Antigua, an dem auch viele einheimische Touristen aus der nicht weit entfernten Hauptstadt Guatemala-Stadt hierherkommen. Bei Straßenhändlern bekommt man frisch geschnittene Mango, Eiscreme, gegrillten Mais, Sandwiches mit Huhn, Guacamole und einer mild-scharfen Sauce – und natürlich jede Menge Souvenirs. Traditionell gekleidete Frauen verkaufen wunderschöne, farbintensive Web-Arbeiten, die Männer scheinen sich eher auf Halsketten und bemalte Flöten zu spezialisieren.
Trotz der knappen Zeit hat es sich gelohnt, die recht gut erhaltenen Ruinen des Kapuzinerklosters (Convento de las Capuchinas) von 1736 etwas genauer zu erkunden. Vor allem der viereckige Kreuzgang und dem Brunnen in der Mitte des Platzes sowie die schlichten Wohnzellen der Nonnen beeindrucken.
Im Zentrum der historischen Stadt liegt der Parque Central, umrahmt vom Rathaus, der Universität und der Kathedrale. Ein paar Straßen weiter liegt die Franziskanerkirche, einst die Hauptkirche der Franziskaner in Mittelamerika.
Und natürlich führt kein Weg an der Hauptsehenswürdigkeit Antiguas vorbei, dem Arco de Santa Catalina aus dem 17. Jahrhundert.
Auch wenn es wie ein Torbogen aussieht, ist das Gebäude doch eine Brücke, die es den Nonnen ermöglichte, vom Kloster in die Kirche zu gelangen, ohne auf die Straßen hinauszutreten.