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Video-Serie: Klima- und Umweltschutz in der Kreuzfahrt – Fakten und Hintergründe

Über kein Kreuzfahrt-Thema wird so kontrovers diskutiert wie beim Klima- und Umweltschutz. Die Stimmen reichen von „ist mir egal“ über „halb so schlimm“ bis „Kreuzfahrt als überflüssigen Luxus abschaffen“. In einer Video-Serie greifen wir alle Themen zum Klima- und Umweltschutz in der Kreuzfahrt einzeln und im Detail auf, damit Sie sich ein gutes, eigenes Bild von der Situation machen und faktenbasiert mitdiskutieren können.

In 14 Folgen greife ich in den folgenden Tagen und Wochen ein Thema nach dem anderen auf und erkläre in kurzen Videos die wesentlichen Aspekte, Fakten und Zusammenhänge – von alternativen Treibstoffen bis zu Energieeffizienz und CO2-Kompensation.

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Nicht nur die Diskussionen, sondern auch viele Medien- und TV-Beiträge sind beim Thema Klima- und Umweltschutz in der Kreuzfahrt von Vorurteilen geprägt. Es fehlen die einordnenden Zusammenhänge und nicht selten wird mit Fakten hantiert, die entweder schon immer falsch waren oder inzwischen veraltet sind.

Auf der anderen Seite übersehen Kreuzfahrt-Kritiker durchaus auch einige handfeste Kritikpunkte, bei denen sich ein genauerer Blick lohnen würde.

Mit dieser Video-Serie möchte ich versuchen, mehr Transparenz zum Thema Klima- und Umweltschutz in der Kreuzfahrt zu schaffen, Vorurteile durch Fakten zu ersetzen und so zu einer sachlicheren, fundierteren Diskussion beizutragen.

Und das ist das Ziel der Video-Serie:

  • Fakten ideologiefrei, sachlich und einfach verständlich erklären und
  • Zusammenhänge aufzeigen, die für die Einordnung der Fakten wichtig sind …

… damit sich jeder ein eigenes, fundiertes Bild machen und sich eine eigene Meinung bilden kann.

Was ist so schwierig daran, die Klima- und Umwelt-Probleme der Kreuzfahrt zu lösen?

Das Thema ist ziemlich komplex. Deshalb will ich versuchen, die verschiedenen Aspekte so klar wie möglich voneinander zu trennen und erst einmal aufzeigen, über was es sich lohnt, genauer nachzudenken.

Warum geht das alles nicht schneller?

Beginnen wir mit der naheliegensten Frage, die zugleich die frustrierendsten Antworten hat: Warum geht das alles nicht schneller voran? Die Lösungen sind doch im Wesentlichen bekannt, die Technik existiert ebenfalls weitgehen.

Mehrere Aspekte spielen hier eine Rolle – die meisten davon frustrierend, aber eben Realität:

Die Planung für ein neues Schiff dauert etwa fünf Jahre, die Lebensdauer beträgt 25 bis 30 Jahre. Eingebaut werden kann aber nur die Technik, die heute verfügbar ist, ergänzt um Zukunftsperspektiven, die sich bereits handfest abzeichnen — also zum Beispiel später einmal grünes Methanol in den heute eingebauten Maschinen nutzen zu können; oder zukünftig Maschinen statt mit LNG mit klimaneutral synthetisch erzeugtem Gas zu betreiben.

Nachträgliche Umrüstung ist oft nicht möglich oder so teuer, dass es in Blick auf die Restlebenszeit des Schiffs nicht wirtschaftlich wäre, ebenso wie eine frühzeitige Verschrottung.

Technik ist manchmal bereits vorhanden, aber noch in einem zu frühen Entwicklungsstadium, nicht ausgereift oder nicht in den Größenordnungen verfügbar und erprobt, wie sie für große Schiffe nötig wäre – Stichwort: Betriebssicherheit für Kreuzfahrtschiffe. Dabei geht es nicht nur um die finanzielle Investitionssicherheit für die Reedereien, sondern auch um Sicherheitsaspekt für die Passagiere und Crew.

Das Henne-Ei-Problem bei Kosten und verfügbaren Mengen alternativer Kraftstoffe: Wie man E-Fuels und Bio-Kraftstoffe herstellt ist bekannt und in kleineren Mengen geschieht das auch schon – aber zu enormen Kosten. Die Industrie kann aber die Milliarden-Investitionen in große Produktionsanlagen nicht stemmen, wenn es keine gesicherte Nachfrage gibt. Selbige aber entsteht nur schleppend, weil die Reedereien (und andere Abnehmer) angesichts der Unsicherheit bzgl. Preisen und Mengen nicht entsprechend planen können.

Die Perspektive ist vorhanden, aber der Weg dahin ist lang und entsprechend langsam. Vergleiche eine Parallele zu Lithium-Ionen-Akkus. Deren Preise ist in den vergangenen 30 Jahren in Relation zur Leistung zwar um 98 Prozent billiger geworden. Aber es hat eben lange gedauert.

Die Bedeutung von Gesetzen im Wechselspiel mit Wettbewerb

Reedereien sind Wirtschaftsunternehmen sind, deren Zweck es ist, Gewinne zu erwirtschaften und die im internationalen Wettbewerb stehen.

Eine wichtige Rolle spielen deshalb klare Rahmenbedingungen – also Gesetze und Regularien, die für alle Reedereien gelten. Das schafft gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle.

Selbst Reedereien fordern deshalb immer wieder strengere Gesetze – denn wenn alle die gleichen Investitionen in Umweltschutz tätigen müssen, entsteht kein Nachteil für einzelne.

Wie ambitionierte Vorschriften wirken können, haben beispielsweise die Schwefel-Grenzwerte gezeigt: Aus einer jahrelangen „das geht nicht, da gibt’s nicht“-Situation entstand plötzlich die rasche, technische Entwicklung von Scrubbern, um Schwefeloxid aus den Emissionen herauszufiltern – nicht die ideale Lösung, wie wir heute wissen, aber es zeigt grundsätzlich, wie klare Vorgaben die Entwicklung beschleunigen können.

Das Zero-Emission-Gesetz Norwegens für einige Fjorde führt aktuell ebenfalls zu einer rascheren Entwicklung von Technik, die eben genau einen solchen emissionsfreien Schiffsbetrieb insbesondere für den Geirangerfjord bis 2025 möglich machen wird.

Gibt es klare Vorgaben, dann lohnt es sich für die Industrie, in die Entwicklung entsprechender Lösungen zu investieren, weil klar ist, dass es Kunden Werften und Reedereien gibt, die genau diese Lösungen kaufen werden.

In Blick auf die Kreuzfahrt hätten insbesondere die USA und die EU jeweils ausreichen Macht, um strengere Regeln durchzusetzen. Und zunehmend geschieht da auch etwas, beispielsweise mit der Aufnahme der Schifffahrt – und damit der Kreuzfahrt – in das System zum Emissionshandel.

Die Kreuzfahrt im Gesamtzusammenhang betrachten

Auch wenn es nichts an den absoluten Emissionsmengen ändert, halte ich übrigens bei der Diskussion eine Einordnung der Dimensionen wichtig fürs Verständnis: Kreuzfahrtschiffe machen weniger als 0,1 Prozent des weltweiten Schiffsverkehrs aus. Gut 350 Kreuzfahrtschiffe stehen geschätzten 65.000 Fracht- und Containerschiffe gegenüber. Gelöst müssen die Umwelt- und Klimaprobleme also für die gesamte Schifffahrt, wenn das Ergebnis spürbar sein soll.

Das Mengen-Problem

Ein produktionstechnisch leider sehr relevanter Aspekt: Es fehlt vorerst noch an klimaneutraler Energie für die Produktion von klimaneutralen E-Fuels – Wasserstoff, Methanol, Ammoniak, E-LNG.

Denn die benötigten Mengen sind enorm, weil sie nicht nur die Schifffahrt braucht, sondern auch Airlines und insgesamt die Industrie mit hohem Energiebedarf.

Um eine Vorstellung von den Mengen zu bekommen, die an klimaneutralem Kraftstoff benötigt werden: Laut einem Artikel im Spiegel im Juni 2023 braucht die Luftfahrt 2050 rund 500 Milliarden Liter SAF (sustainable aviation fuel), also zum Beispiel Bio-Kerosin aus altem Speiseöl und Schlachtabfällen. 2022 entsprach der Anteil an SAF an der Produktion von Kerosin gerade einmal 0,1 Prozent.

Um die dafür nötige Energie zu erzeugen, hat die Hochschule München, laut Süddeutscher Zeitung im Juni 2023, hochgerechnet: eine Fläche von 140 000 Quadratkilometern mit Solarzellen bräuchte man, um den notwendigen synthetischen Treibstoff zu produzieren. Das entspricht ungefähr 40 Prozent der Fläche von Deutschland.

Das klingt nach sehr viel. Aber wenn man es weltweit betrachtet, dann ist das alles andere als utopisch, sonnenreiche, anderweitig nicht genutzte Flächen gibt es genug. Nur ist das eben nicht jetzt sofort verfügbar, sondern muss erst aufgebaut werden.

Welche Mengen an Kraftstoff die Kreuzfahrt-Reedereien benötigen, findet sich übrigens in deren Umweltberichten, die öffentlich einsehbar sind. Bei AIDA 2019 beispielsweise 254.696 Tonnen = 17,1 kg pro Passagier und Tag. Bei TUI Cruises lag letzterer Wert mit 16,8 auf etwa gleichem Niveau, bei einem Gesamt-Treibstoffverbrauch von 149.345 Tonnen.

Ein Tipp zum Schluss …

Wenn Sie sich mit Umwelt- und Klimathemen in der Kreuzfahrt beschäftigen: Schauen Sie genau hin, woher Informationen kommen und fragen Sie sich: Welche Motivation steckt dahinter, die Dinge so oder anders darzustellen?

Wir neigen dazu, Umweltschutzverbänden mehr zu glauben als Unternehmen. Dabei ist es wichtig, beide Seiten auf ihre Motivation abzuklopfen und zu prüfen, inwieweit sie versuchen, die Öffentlichkeit zu manipulieren. Denn auch Umweltverbände verfolgen Eigeninteressen: der Bedarf an Spendengelder sowie öffentlicher Aufmerksamkeit.

Zwei ganz gut vergleichbare Beispiele:

TUI Cruises hat nach Einführung von Scrubbern und Katalysatoren immer wieder davon gesprochen, dass der „Rauch“, den man über den Schornsteinen der Schiffe sehe, jetzt fast nur noch aus Wasserdampf bestehe. Klar, die Scrubber filtern das Schwefeloxid und 60 Prozent der Partikel, der Katalysator zwei Drittel der Stickoxide aus dem Abgasstrom. Das ist gut, aber längst nicht super sauber; es bleiben eben Schweröl-Emissionen.

Umgekehrt präsentierte der Nabu gerne Fotos von dicht schwarz qualmenden Schornsteinen – und das ist ebenfalls alles andere als ehrlich. Denn zwar sind die Bilder echt, aber dieser schwarze Rauch tritt nur kurzzeitig auf – einige Sekunden, maximal ein paar Minuten – wenn die Hauptmaschinen im Hafen neu gestartet werden oder nach Ausfahrt aus dem Hafen von Marinediesel auf Schweröl umgeschaltet wird – nachdem die Maschinen im Hafen abgeschaltet waren und Energie aus kleineren Generatoren kam – oder idealerweise aus Landstrom.

Die Wahrheit liegt also irgendwo in der Mitte. Bei gut eingestellten Maschinen (was im Interesse der Reederei ist, weil es viel Geld spart) ist die Abgasfahne eines modernen Kreuzfahrtschiffs typischerweise weißlich, vielleicht hellgrau und je nach Lichteinfall leicht gelblich.

Deshalb: Aussagen von beiden Seiten prüfen und hinterfragen und nicht Unternehmen generell Lügen unterstellen, während man Umweltverbänden generell einen Freibrief für die Wahrheit ausstellen.

Was Sie in den weiteren Folgen dieser Artikel- und Video erwartet

Soweit also zum Einstieg in das ziemlich komplexe Thema Umwelt- und Klimaschutz in der Kreuzfahrt. In den kommenden Folgen gehe ich auf die verschiedenen, alternativen Kraftstoffe der Zukunft und andere Lösungsmöglichkeiten einzeln ein.

Im Laufe dieser Video-Serie geht es um folgende Themen:

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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