Die italienische Regierung zahlt Kreuzfahrtreedereien eine Entschädigung von 30 Millionen Euro für das 2021 kurzfristig verhängte Verbot großer Kreuzfahrtschiffe am Rande der Altstadt von Venedig. Mit 27,5 Millionen Euro wird der Betreiber des Kreuzfahrtterminals Stazione Marittima in Venedig entschädigt. Ein entsprechendes Dekret unterzeichnete der Verkehrsminister am Freitag, 3. Dezember 2021.
In der Pressemitteilung des Ministers zu dem Dekret heißt es: „Das Dekret legt die Modalitäten für die Auszahlung von Beiträgen in Höhe von 30 Millionen Euro für das Jahr 2021 an die Schifffahrtsunternehmen als Ausgleich für die höheren Kosten fest, die durch die Verlegung von Strecken und die Rückerstattung an Passagiere, die auf die Reise verzichtet haben, entstehen. Der vom Hafenverbot betroffene Terminalbetreiber und die mit ihm verbundenen Unternehmen erhalten fünf Millionen Euro für das laufende Jahr und weitere 22,5 Millionen Euro für 2022.“
Im Juli 2021 hatte die italienische Regierung beschlossen, bereits ab 1. August 2021 keine Kreuzfahrtschiffe mit einer Tonnage von BRZ 25.000 in der Lagune vorbei am Markusplatz und durch den Giudecca-Kanal zu den Kreuzfahrtterminals Stazione Marittima und San Basilio zuzulassen. Die Unesco hatte zuvor sehr deutlich damit gedroht, Venedig ansonsten auf die Liste des bedrohten Weltkulturerbes zu setzen.
Verkehrsminister: „Der Plan der Regierung ist es, die Kreuzfahrtaktivität in Venedig wieder aufzunehmen“
In einem Interview auf der Website des Verkehrsministeriums sagt der Minister Enrico Giovannini, er habe seit seinem Amtsantritt (Mitte Februar 2021) Dekrete unterschrieben, die zusammengenommen fast eine Milliarde Euro für Infrastrukturmaßnahmen in Venedig bereitgestellt hätten, insbesondere auch für das Hochwasser-Sperrsystem Mose. Zu dieser Summe zählen auch die Entschädigungszahlungen für Kreuzfahrt-Reedereien sowie den Terminalbetreiber.
Zur Situation der Kreuzfahrt in der davon abhängenden Arbeitsplätze in Venedig sagt der Minister im gleichen Interview: „Wir wussten, dass die Entscheidung zu unterschiedlichen Reaktionen führen würde, aber wir haben Lösungen gefunden, indem wir kurzfristig andere Orte wie Ravenna, Monfalcone oder Triest gewählt haben. Der Plan der Regierung ist es, die Kreuzfahrtaktivität in Venedig wieder aufzunehmen. (…) Wir haben begonnen, in temporäre Liegeplätze zu investieren, und eine mittelfristige Perspektive wird noch geprüft. Aber auch zum Schutz des natürlichen, kulturellen und künstlerischen Erbes einer einzigartigen Stadt und ihrer Lagune.“
Neue Terminals am Festland in Vorbereitung
Unterdessen haben Tests für Anlegestellen in der Lagune von Venedig am Festland in Fusina und Marghera begonnen. Dabei wird die Stabilität der Liegeplätze und die Anfahrt dorthin durch den Malamocco-Marghera-Kanal erprobt. Die Anlegestellen in Fusina und Marghera sollen ab 2023 als vorübergehende Liegeplätze dienen, bis eine Entscheidung über den Bau eines neuen Kreuzfahrtterminals getroffen ist.
Bereits zu Beginn der Saison 2022 sollen temporäre Anlegestellen an den Containerterminals Vecon und Tiv in Fusina beziehungsweise Marghera in Betrieb gehen. Die Arbeiten dazu beginnen in diesen Tagen.
na dann sacken die Gesellschafter der Terminalbetreiber noch einen schönen Jahresbonus ein. Dazu gehören sicherlich auch einige Herrschaften des öffentlichen Lebens. Wie lautet ein Slogan an einem Haus nahe des Rialtobrücke?: Addiopizzo!
Kommt richtig glaubwürdig rüber durch solche Maßnahmen, die garantiert auch satt durch EU-Gelder gefördert werden.
Ich denke, es macht keinen Sinn, da italienische Vorurteile zu dreschen … ;-) Wie so ziemlich alles in Venedig ist auch dieses Thema recht kompliziert. Die Eigentümerstruktur der Hafenbetreibergesellschaft ist nicht ganz einfach zu durchschauen, aber die Mehrheit wird von Kreuzfahrt-Reedereien und von einer Gesellschaft gehalten, die mehrere Häfen im Mittelmeer betreibt. Es war ein großer Fehler der Politik, die Kontrolle über den Kreuzfahrthafen vor mehr als zehn Jahren abzugeben; viele Probleme sind daraus entstanden.
Die jetzt als Entschädigung gezahlten Summen klingen zwar hoch, sind letztlich aber vermutlich gerade einmal so ausreichend, um die tatsächlich durch das Verbot entstanden und durch Instandhaltung weiter entstehende Kosten zu decken. Für Boni dürfte da in diesem Fall kaum Spielraum sein.
Das finde ich so vernünftig. Den Reedereien werden dadurch hohe Unkosten/entgangene Gewinne entstanden sein, da wäre es inakzeptabel, wenn man denen das ganz alleine überlassen würde. Venedig hat sich gegen große Schiffe entschieden. Dass die Reedereien ganz alleine darunter leiden hätten, hätte kit Gerechtigkeit nichts zu tun. Und Italien hat sich bewusst dafür entschieden, große Schiffe zu verbannen. Selbst Schuld, wenn dem Steuerzahler nun hohe Kosten entstehen.