Weniger als 1.000 Menschen besuchen das Aldabra-Atoll jährlich. Die westlichste Inselgruppe der Seychellen ist eine der für Touristen an schwierigsten zu erreichenden Orte der Welt und zugleich ein kleines Paradies. Selbst die Korallenriffe sind hier noch weitgehend in Ordnung.
Mit der SH Diana sind wir zwei Tage in Albabra: Für Einrese und Zoll – selbst auf einer so abgelegenen Inselgruppe muss das eben sein – liegt die SH Diana wir zunächst kurz vor Assumption Island, wohin wir am Nachmittag des zweiten Tages noch einmal zum Schnorcheln und Baden an einem der schönsten Strände der Welt zurückkehren. Anker setzen muss die SH Diana dank dynamischen Positionshaltesystems nicht, sodass keine Schäden durch den Anker am Meeresboden entstehen.
Ohne Genehmigung der Seychelles Island Foundation dürfen Kreuzfahrtschiffe das Atoll nicht anlaufen. Ähnlich wie in der Antarktis dürfen Besucher nur in Begleitung von Guides an Land gehen.
Am Aldabra-Atoll selbst verbringen wir einen Nachmittag und den folgenden Vormittag, machen eine von Rangern geführte Wanderung über einen kleinen Teil der großen Insel, um die Landschaft und die Vogelwelt von Aldabra zu entdecken – und die Riesenschildkröten, die hier in großer Zahl leben: Aldabra hat die größte Population an Riesenschildkröten weltweit, viel mehr noch als auf den Galapagos-Inseln. 100.000 bis 150.000 Aldabra-Landschildkröten sollen hier aktuell leben.
Am Himmel kreisen Fregattvögel, Rotfuß-Tölpel sind über dem türkisblauen Wasser auf der Jagd nach fliegenden Fischen. Die kleinen, neugierigen, flugunfähigen Weißkehlrallen hüpfen herum, mit Glück sieht man einen der endemischen Aldabra Drongo. Viele weitere Vogelarten profitieren von der fast gänzlichen Abwesenheit von Menschen hier.
Ein ehemaliger Mitarbeiter der Foundation beschreibt die Lagune des Atolls so: Sie „wirkt wie ein schlagendes Herz, das sich zweimal täglich füllt und halb entleert und dabei eine der schnellsten Strömungen der Welt erzeugt.“
Mit dem Zodiac-Schlauchboot in die Lagune des Aldabra-Atolls
Am Vormittag des zweiten Tages fahren wir mit Zodiac-Schlauchbooten in die Lagune des Atolls hinein, vorbei an Mangroven, zahllosen Seevögeln, die hier brüten, und den charakteristischen „Mushroom Rocks“ – aus Kalkstein geformte Felsformationen, die durch Erosion durch den ständigen Fluss von Flut und Ebbe des Meerwassers ihre heutige Form bekommen haben.
Das abgelegene Aldabra gilt mit 34 Kilometern Länge und 15 Kilometern Breite als das zweitgrößte Korallen-Atoll der Welt. Von der Seychellen-Hauptstadt Victoria ist Aldabra rund 1.120 Kilometer entfernt.
Schon seit 1976 steht Aldabra unter Naturschutz, seit 1982 ist es Unesco-Weltnaturerbe – damals nach Galapagos das zweite überhaupt. Auf Aldabra leben nur einige, wenige Menschen – Mitarbeiter der Seychelles Island Foundation, die über die Insel wachen. Keinen Hubschrauberlandeplatz, kein Flugfeld, keinen Anleger für Schiffe gibt es hier.
Die Ursprünge Albabras liegen rund 20 Millionen Jahre zurück. Geformt von vulkanischer Aktivität bildeten sich an den Resten des Vulkans vor etwa 300.000 Jahren ein Korallenriff, das sich zu dem heutigen Atoll entwickelte.
Der Name „Aldabra“ soll aus dem Arabischen stammen und auf das arabische Wort für „Grün zurückgehen, das sich wohl auf das intensive Türkisgrün der Lagune bezieht. Spätestens seit dem Jahr 916 war das Atoll wohl bereits arabischen Händlern bekannt. 1742 wurde das Atoll von den Franzosen beansprucht und wurde dadurch Teil der Seychellen.
Schnorcheln und Baden am Strand von Assumption Island
Ganz anders als Aldabra erging es der Nachbarinsel Assumption Island in ihrer Geschichte. Sie ist geprägt von Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und kürzlich sollte hier sogar eine Militärbasis für die indische Marine entstehen. Das Projekt wurde inzwischen wohl aufgegeben. Als Reisender erlebt man Assumption Island dennoch vor allem als Schnorchel-Paradies.
Assumption Island, ebenfalls Teil der Seychellen und der Aldabra-Inselgruppe, liegt rund 45 Kilometer von Aldabra entfernt. Nur wenige Menschen leben auf der Insel. Seit 1990 gibt es hier einen Flugplatz mit einer 1,2 Kilometer langen Landebahn, allerdings keine Linienverbindungen. Lediglich per Charter-Flugzeug gelangt man hier her – oder eben per Schiff.
Die Westküste von Assumption Island bietet einen fast ununterbrochenen Sandstrand mit 5,5 Kilometern Länge, in diversen Publikationen immer wieder als der „beste Strand der Welt“ bezeichnet. Auch grüne Meeresschildkröten nisten hier.
Assumption Island wurde am 14. August 1756 von Nicolas Morphey, Kapitän der Fregatte Le Cerf der Französischen East India Company, entdeckt. Das ist zumindest insofern relevant, als er die Insel nach dem katholischen Feiertag des darauffolgenden Tages benannte: Mariä Himmelfahrt, auf Englisch „Assumption of Mary“.
In den 1960er-Jahren konnte die Bevölkerung und Umweltschützer mit heftigen Protesten verhindern, dass in dem kleinen Hafen namens St. Thomas Anchorage auf Assumption Island eine amerikanische Militärbasis errichtet wurde. Erneut von heftigen Protesten begleitet gab es in den vergangenen Jahren erneut solche Pläne, diesmal für die indische Marine. Inzwischen scheint das Projekt aber aufgegeben worden zu sein, Indien prüft Alternativstandorte auf Madagaskar. Dafür ist hier jetzt angeblich ein Hotelresort in Planung.
Jacques Cousteau vor auf Assumption Island einen großen Teil seines Dokumentarfilms „The Silent World“ von 1956 gedreht. Es soll damals gesagt haben, er habe nie einen anderen Ort auf der Welt gesehen, an dem das Wasser so klar und das Leben im Korallenriff vielfältig sei.
Und das kann man auch heute noch nachvollziehen, wenn man vor Assumption Island schnorchelt: ein weitgehend intaktes Korallenriff mit großer Diversität an Fischen und Korallen, (noch) keine Spur von Korallenbleiche.