Die Insel Nosy Be und ihre kleinere Schwester Nosy Komba sind unsere ersten Berührungspunkte mit Madagaskar. Und sofort erleben wir alles, was einem zu Madagaskar spontan einfällt: die typischen Segelboote und Ausleger-Ruderboote, Lemuren, Chamäleons, Vanille, vor allem aber: ganz wunderbare, fröhliche und offenherzige Menschen.
Die SH Diana geht in der Bucht von Nosy Be vor dem kleinen Hafenort Hafen Hell Ville vor Anker. Sofort kommen kleine Segler und Ausleger-Ruderboote, von denen aus Einheimische Früchte, Fisch und Souvenirs anbieten, oft auch im Tauschhandel mit der Schiffscrew.




„Nosy“ heißt übrigens schlicht: Insel. Wir haben uns für einen Ausflug mit dem Boot hinüber zur kleineren Nachbarinsel Nosy Komba entschieden – angeblich weniger touristisch, authentischer als Nosy Be selbst. Vor allem aber: Nosy Komba wird aus gutem Grund auch als Lemuren-Insel bezeichnet.

Wir haben Glück: Trotz beginnender Regenzeit sind wir mit der SH Diana in Nosy By an einem Tag mit blauem Himmel und ein wenig Wind, der für etwas Abkühlung sorgt.

Die ersten Bewohner der Insel Nosy Be im Nordwesten Madagaskars waren im 15. Jahrhundert Swahili und indische Händler. Später war Nosy Be, das damals noch Assada genannt wurde, laut Wikipedia Anziehungspunkt für Flüchtlinge und Händler, der günstigen Lage der Insel wegen. Wie Nosy Be ist auch Nosy Komba vulkanischen Ursprungs. Nosy Komba besteht aus einem kreisrunden, 621 Meter hohen Vulkankegel, der aus dem Meer herausragt.











Außerhalb der Hauptsaison sind außer uns nahezu keine Touristen mehr hier. Die langen Reihen an Verkaufsständen für Kunsthandwerk, die sich entlang eines Wegs durch das Dorf Ampangorinana bis zu einer Art Naturpark schlängen, deuten an, wie viel mehr Menschen Nosy Komba zur Hochsaison besuchen.

Die Einheimischen verkaufen selbst gefertigte Schnitzereien, aufwendig genähte, sehr hübsche Tischdecken, Gewürze und – mutmaßlich selbst gebrannten – Rum. Die berühmte Madagaskar-Vanille wird hier in faustdicken Bündeln für zehn bis 20 Dollar angeboten, während man in Europa schon für eine einzelne Stange mehrere Euro zahlen muss. Der intensive Vanille-Duft um die Verkaufsstände herum zeugt von Frische und Qualität. Es ist ein Jammer, dass die Einheimischen hier so wenig mit ihrer Vanille verdienen, während das große Geschäft mit der Vanille die Importeure und Händler bei uns machen.
Die Lemuren von Nosy Komba
Aber zum Souvenir-Shopping haben wir später noch Zeit. Zunächst geht es erst einmal zu einer Art Naturpark außerhalb des Fischerdorfs Ampangorinana, an dessen Strand wir an Land gehen. Im Grunde ist das nichts anderes als ein Stück Urwald, in den man steinerne Wege gelegt hat, um ihn für Besucher zugänglich zu machen.

Auf Nosy Komba findet man noch die vom Aussterben bedrohte Lemuren-Art der Mohrenmaki. Aber nur die Männchen sind pechschwarz, die Weibchen dagegen fuchsrot.

Wir sind zu einer besonderen Jahreszeit hier: Viele der Weibchen tragen kleine Baby-Lemuren mit sich herum. Die ganz jungen Tiere klammern sich am Bauch der Mütter fest, sie älteren reiten auf ihrem Rücken – jedenfalls so lange, bis die Mütter beschließen, dass es genug ist und die Jungtiere in die Selbständigkeit entlassen, oder zwingen.

Seit langem ist die Jagd auf die tagaktiven Lemuren auf Nosy Komba verboten, sodass es hier viele der liebenswerten Tiere gibt, die in dem Naturpark auch so am Menschen – und dem Futter, das sie mitbringen – gewohnt sind, dass sie kaum Scheu zeigen.










Daneben finden sich in dem Wald auch Chamäleons, Boa-Schlangen, kleine, bunte Frösche, Landschildkröten und Vögel – aber die Hauptattraktion sind natürlich die Lemuren.




Auf Nosy Komba gibt es übrigens keine Straßen, keine Autos, keine öffentliche Stromversorgung. Wer Licht in seinem Haus haben möchte, betreibt Solarpanel, gekocht wird auf kleinen Holzöfen im Freien. Die Menschen hier leben vor allem vom Fischfang und Tourismus und bauen ihre Lebensmittel selbst an. Auch wenn die Verhältnisse für unsere Verhältnisse sehr einfach sind, wirken die Menschen aus uns glücklich und zufrieden.

Wir fühlen uns willkommen und wohl, die Menschen sind aufgeschlossen, freundlich, fröhlich – so ganz anders als an schon einigen anderen, ähnlichen Orten anderswo auf der Welt, wo der (Massen-)Tourismus vieles kaputt gemacht hat und Touristen nur noch als lästige Geldbringer betrachtet werden. Es ist schön zu erleben, dass man auf Nosy Komba ehrlich und herzlich willkommen ist.
