Die berühmte „Baobab Avenue“ ist unser eigentliches Ziel, wenn wir mit der SH Diana vor Morondava liegen: Der Ort mit 75 dieser beeindruckenden Affenbrotbäume ist eines der meistfotografierten Orte Madagaskars. Doch auch die Küstenstadt Morondava ist ein Erlebnis für sich. Erneut haben die freundlichen Menschen auf Madagaskar daran einen großen Anteil.
Rund 33.000 Menschen leben in Morondava. Dennoch gibt es keinen geeigneten Schiffsanleger für die Tenderboote der SH Diana, geschweige denn für das Expeditionskreuzfahrtschiff selbst. Und so setzen wir mit Zodiac-Schlauchbooten zum breiten Strand der Stadt über.
Die Zodiac-Fahrer suchen einen Weg durch die vielen Fischerboote hindurch ins seichte Wasser, wo es auch noch eine ordentliche Brandung zu überwinden gilt.
Bis zuletzt bleibt die Hoffnung, dabei halbwegs trocken zu bleiben – bis sich eine Welle direkt uns Zodiac überschlägt. Aber bei Sonne und 35 Grad macht das nicht viel aus. Der klapprige Bus, mit dem wir zur Baobab Avenue fahren, hat keine Klimaanlage, nur offene Fenster, insofern droht keine Erkältung. Mit meinen Wasserschuhen habe ich jedenfalls die richtige Schuhwerk-Auswahl getroffen.
Am Strand wartet Dutzende Einheimische auf uns: teils um dabei zu helfen, die Zodiacs im seichten Wasser festzuhalten, damit wir gefahrlos aussteigen können, teils staunend und neugierig auf die seltenen Kreuzfahrt-Touristen.
Die Hauptstraße von Morondava wimmelt vor Fahrrad-Rischas, dazwischen Fußgänger, Tuktuks, ein paar wenige Autos und Kleinbusse. Auf wundersame Weise fließt der Verkehr aber geschmeidig, jeder schlängelt sich irgendwie durch.
Bevor wir das Hauptziel, die Baobab Avenue, ansteuern, legen wir einen kurzen Stopp bei einem der größten Märkte der Stadt ein. Im Vergleich zum üblen Geruch des Trockenfisch-Marktes in Mahajanga zwei Tage zuvor ist dieser Markt zwar ebenfalls ein dichtes Gewimmel aus Menschen und Waren. Aber selbst das – für unsere Verhältnisse in haarstäubenden, hygienischen Zuständen präsentierte – Fleisch sieht appetitlich und frisch aus.
Faszinierend, aber für unsere Gewohnheiten ebenfalls sehr ungewöhnlich sind Stände, die man am ehesten als Apotheken für traditionelle Heilkunde beschreiben kann.
Die Baobab Avenue – einer der meistfotografierten Orte Madagaskars
Die erste Hälfte der Straße zur Baobab Avenue, die rund 25 Kilometer von Morondava entfernt liegt, ist geteert. Der zweite Teil ist eine mit tiefen Schlaglöchern durchsetzte, sandige Piste, auf der es stellenweise kaum schneller als in Schritttempo vorangeht. Allein diese Fahrt ist ein Erlebnis für sich.
Auf dem Weg zur Baobab Avenue halten wir an einigen weiteren Baobab-Bäumen und sind schnell umringt von fröhlichen und neugierigen Kindern. Unsere Kameras haben es ihnen besonders angetan. Sie machen große Augen, als sie durch die Linsen unserer Kameras und auf die Displays der Foto-Handys schauen dürfen. Womöglich haben die Kinder noch nie eine Kamera gesehen, oder zumindest keine in der Hand gehabt. Es ist eine wahre Freude, sich mit diesen liebenswerten, fröhlichen, entzückenden Kindern ein wenig zu unterhalten.
Kräftig durchgeschüttelt von der rumpeligen Straße kommen wir schließlich nach einer guten Stunde Fahrzeit an der Baobab Avenue an – und sind erstaunt, wie vergleichsweise wenig touristisch der Ort trotz seiner Berühmtheit ist. Ein kleiner Parkplatz, ein Kiosk und Souvenir-Laden und ein kleines Dorf, in dem wir herzlich willkommen sind – mehr ist hier außer den Baobab-Bäumen nicht.
Der Baobab (Affenbrotbaum) ist der faszinierendste Baum in Madagaskar. Er kann über 1.000 Jahre alt werden und wächst ab einem gewissen Alter nicht mehr weiter in die Höhe, sondern wird immer dicker. Sieben Baobab-Arten gibt es in Madagaskar, drei davon stehen in der Gegend um die berühmte Baobab Avenue, eine Ansammlung von 75 großen Affenbrotbäumen, die größtenteils in einer Art Allee wachsen. Daher kommt der Name der Sightseeing-Attraktion.
In seiner Ruhephase trägt der Baobab keine Blätter. Dann sieht seine Krone wie Wurzelwerk aus, was wohl zu der Legende geführt hat, der Teufel selbst habe den Baobao verkehrt herum gepflanzt. In ihrer Erhabenheit sind die Affenbrotbäume aber alles andere als teuflischer Natur.
Die Frucht der Baobabs erinnert in der Form und Farbe an eine Kokosnuss, ist aber sehr leicht und hat eine flaumig-weiche Außenhaut. Auf der Baobab-Frucht wird unter anderem Saft gepresst, der ein wenig an Tamarinde erinnert. Letzteres können wir zum Abschluss unseres Besuchs hier im Schatten eines Baobab-Baumes probieren.
Zurück am Strand von Morondava geht auf dem gleichen Weg zurück zur SH Diana, wie wir morgens hier angekommen sind: mit Zodiacs durch die Brandung im seichten Wasser des Strandes.
Ein zweites Mal werden wir an diesem Tag ordentlich nass und das warme Meerwasser ist noch nicht einmal eine große Erfrischung, trotz inzwischen 35 Grad Lufttemperatur. Diese Reise ist ein faszinierendes Abenteuer, in vieler Hinsicht.
Erneut sind viele Helfer eifrig dabei, die Schlauchboote festzuhalten, älteren Passagieren beim Besteigen des Boots zu helfen und das Zodiac anschließend so weit ins Wasser zu schieben, bis es tief genug ist, um den Außenborder zu starten.