Mit der MSC Lirica stationiert MSC im kommenden Jahr zum ersten Mal ein Kreuzfahrtschiff den ganzen Sommer lang in Hamburg. Fast sieben Monate lang fährt die MSC Lirica von Hamburg aus unterschiedlich Nord-Europa- und Baltikum-Routen sowie einige kurze Mini-Kreuzfahrten. Cruisetricks.de hat sich das 1.560-Passagiere-Schiff in diesem Sommer schon einmal vorab auf einer Mittelmeer-Route angesehen.
Vor den Details vorweg schonmal ein Kurz-Fazit: Die MSC Lirica bietet eine reizvolle Kombination aus traditionell orientierter Kreuzfahrt, interessanten Fahrtrouten und eher jüngerem Publikum zu vergleichsweise günstigen Preisen. Zudem ist die MSC Lirica nach heutigen Maßstäben ein eher kleines Schiff, bietet aber viele Annehmlichkeiten der Megaschiffe.
Design: dezent und großzügig
Die MSC Lirica überrascht durch ein angenehm zurückhaltendes Design, das man auf einem italienischen Kreuzfahrtschiff, die oft in recht schrillen Farben gestaltet sind, nicht erwarten würde. Die Lirica hat viel Marmor und helle Brauntöne, dezentes Teppichdesign, Treppen mit Messing-Handläufen. Ein großer, schnörkelloser Deckenleuchter aus mattem Glas und Messing sorgt für beinahe taghelles Licht im großzügigen Atrium, das sich über zwei Decks erstreckt und auf der oberen Ebene von einer Glas-Balustrade umrandet wird, hinter der die gemütlichen, kleinen Tische der Coffee Corner zu einem Cappuccino zwischendurch einladen.
Insgesamt ist es den Innenarchitekten auf der MSC Lirica gelungen, elegante Großzügigkeit zu vermitteln. Die einzelnen Bereiche gehen fließend ineinander über, nirgendwo gibt es harte Brüche oder abrupte Design-Wechsel. Selbst das Spielcasino ist in diesen Fluss nahtlos eingebunden und hat – nebenbei bemerkt – sogar Tageslicht.
Auf interessante und ganz ungewöhnliche Weise sind die Shops auf der MSC Lirica integriert. Die „Rodeo Drive Shopping Arcade“ ist nämlich im Halbkreis um die Beverly Hills Bar angeordnet – einer Piano-Lounge und -Bar. Shopping-müde Ehemänner können hier ein gemütliches Bier genießen und gleichzeitig Frau und Kreditkarte im Auge behalten. Wer mit Shopping auf einem Kreuzfahrtschiff nichts anfangen kann, wird sich freilich in einer der vielen anderen Bars und Lounges an Bord wohler fühlen.
Fast nirgendwo auf dem Schiff bekommt man übrigens den Eindruck von niedrigen Decken oder engen Räumen, wie das auf manch anderem Kreuzfahrtschiff der Fall ist. Neben dem gelungenen Design mag einer der Gründe dafür auch sein, dass Kabinen und öffentliche Bereiche recht konsequent voneinander getrennt sind. Auf den Decks 5 und 6 findet das öffentliche Leben statt, Deck 6 bietet außerdem an Steuer- und Backbord jeweils eine unverbaute und breite Promenade im Freien unterhalb der Rettungsboote. Deck 11 bis 13 sind im Wesentlichen die Außenbereiche mit Pool und Open-Air-Restaurant, aber auch der Innenbereich des Buffet-Restaurants und das Spa/Fitness-Center. Die Decks 7 bis 10 sind dagegen reine Kabinen-Decks. Lediglich auf Deck 12 finden sich einige Balkonkabinen, die aber ebenfalls gut von den öffentlichen Bereichen abgeschirmt sind.
Restaurant unter freiem Himmel: La Pergola
Ein Highlight der MSC Lirica ist das Deck 11 mit dem großen Poolbereich und dem Freiluft-Restaurant „La Pergola“. Weitgehend windgeschützt, teilweise zeltartig überdacht und mit Glasfronten bis zum Boden ist das La Pergola – wenn es nicht gerade regnet – ein schöner Platz zum Essen oder für einen gemütlichen Cocktail unter freiem Himmel abseits vom Trubel am Pool. Zueinander versetzt gebaute Glaswände bieten zwar einen direkten Durchgang vom Open-Air-Restaurant zum Pool, gleichzeitig schirmen die Glaswände das Restaurant aber auch so gut ab, sodass man hier das Essen in der Sonne in Ruhe genießen kann.
Großer Doppel-Pool
Der Pool-Bereich der MSC Lirica ist erstaunlich groß für das vergleichsweise kleine Kreuzfahrtschiff. Zwei Pool-Becken bieten genug Platz sowohl für Wasserspiele wie Volleyball, als auch Raum für Passagiere, die gerne mal ein paar Bahnen schwimmen. Die Wassertiefe beträgt auf der Kinder-Seite jeweils 15 Zentimeter, im Erwachsenenbereich jeweils 1,95 Meter. Ein breiter Springbrunnen sorgt für Spaß bei den Kindern, Whirlpools in der Mitte zwischen den beiden Pools bieten Entspannung für die Erwachsenen. Der Tisch-Kicker ist bei Kids ebenso beliebt wie bei den erwachsenen Passagieren.
Links neben der Pool-Bar schlagen nicht nur Kinderherzen höher: In der Gelateria gibt es italienische Eiscreme im Becher (1,50 bis 2,50 Euro) und in der Waffel (2,50 Euro), ganze Eisbecher (3,90 und 5,30 Euro) Milchshakes (3,90 Euro) und Smoothies (3,90 Euro). An heißen Tagen ist ein nostalgischer Eiswagen am ganzen Pooldeck unterwegs.
Rechts neben der Pool-Bar lockt die Vitamin-Bar vor allem mit fruchtigen Cocktails (ab 3,50 Euro). Auf dem Deckplan ist die Vitamin-Bar noch in ihrer früheren Funktion als Bier-Bar eingezeichnet.
Kabinen
Bei den Kabinen hat der Passagier auf der MSC Lirica erfreulich wenig Qual bei der Wahl – es gibt nämlich genau genommen nur drei verschiedene Kabinentypen: Innen-, Aussen- oder Balkonkabinen. Innerhalb dieser Kriterien sind die Kabinen identisch groß und fast durchgehend identisch geschnitten, lediglich einige behindertengerecht ausgebaute Kabinen (21 Quadratmeter) sowie zwei Familien-Aussenkabinen (22 Quadratmeter) machen da Ausnahmen.
Die 132 Balkonkabinen heißen auf der MSC Lirica „Balkonsuiten“, sind de facto keine Suiten im eigentlichen Sinne, sondern große Balkonkabinen mit immerhin 23,20 Quadratmetern. Sehr angenehm ist hier der begehbare Kleiderschrank, der zusammen mit den Schränken und Schubladen in der Kabine selbst sehr viel Stauraum bietet. Die Betten sind außerdem hoch genug, dass auch größere Koffer darunter Platz finden. Der Safe ist dagegen leider zu schmal für ein Notebook, aber dafür immerhin hoch genug für eine Spiegelreflexkamera.
Großzügig ist der Balkon mit Glastisch und zwei Korbstühlen bemessen, auf dem man beispielsweise gemütlich frühstücken kann. Die Brüstung ist lediglich mit Metallstäben, nicht aber einer Glasfront gesichert. Das bietet einen ungehinderten Blick auf Meer auch im Sitzen, birgt aber auch ein gewisses Risiko, dass versehentlich fallen gelassene Gegenstände für immer im Meer versinken.
Die 276 Innen- und 370 Aussenkabinen sind mit jeweils 13 Quadratmetern gleich groß und unterscheiden sich im Wesentlichen durch Fenster bei den Aussenkabinen und einem großen Spiegel in den Innenkabinen. Im Übrigen unterscheiden sich die Kabinen-Unterkategorien lediglich durch die Lage auf den Decks. In allen Kategorien gibt es auch Kabinen für 3er- und 4er-Belegung.
Geheimtipp: Balkon-Ersatz für Aussen- und Innenkabinen
Auch wenn die MSC Lirica nur relativ wenig Balkonkabinen hat, gibt es doch für Bewohner der Innen- und Aussenkabinen eine schöne Alternative zum privaten Balkon: Die Decks 7 bis 11 haben zum Heck hin nämlich offene und öffentlich zugängliche Deckbereiche. Weit ab vom Trubel am Pool oder den Decks 5 und 6 kann man hier in Ruhe und oft sogar ganz allein den Blick nach hinten aufs Meer genießen. Diese offenen Decks am Heck sind über Treppen verbunden und sowohl aus den Kabinen-Gängen, als auch von der Blue Club Disco auf Deck 12 aus erreichbar.
Unser Fazit
MSC Lirica ist sicherlich eines der schönsten MSC-Kreuzfahrtschiffe: ruhiges Design, gute Raumaufteilung, großzügiger Pool-Bereich, einige gut versteckte Plätze abseits des Trubels für den ungestörten Blick aufs Meer, das windgeschützte Freiluft-Restaurant „La Pergola“. Ein kleiner Schwachpunkt der MSC Lirica ist dagegen die im Vergleich zu den in den letzten Jahren gebauten Kreuzfahrtschiffen geringe Anzahl an Balkonkabinen. Aber das ist natürlich persönliche Geschmackssache. Gerade bei Nordeuropa-Routen ist ein Balkon längst nicht so wichtig wie beispielsweise im Mittelmeer.
Auf der MSC Lirica bekommt der Passagier zu vergleichsweise günstigen Preisen eine klassische Kreuzfahrt einschließlich dem gewaltigem Mitternachtsbuffet „Buffet Magnifico“, was auf Kreuzfahrtschiffen inzwischen ja schon fast Seltenheitswert hat, bei MSC immer noch besonders aufwändig zelebriert wird – unter anderem auch, um fast die gesamte Crew einmal an den Passagieren vorbei paradieren zu lassen. Und am Gala-Abend gibt’s im Hauptrestaurant eine klassische Eisbomben-Parade mit „Baked Alaska“.
Mit Heimathafen Hamburg und den besonderen Fahrtrouten im Sommer 2012 dürfte die MSC Lirica besonders für deutsche Kreuzfahrt-Urlauber attraktiv sein, und wer mit dem Kreuzfahrtschiff nach Helgoland will, kommt um die Lirica ohnehin nicht herum.
Ja, Franz, die „Lirica“ ist ein sehr schönes Schiff. Übrigens nach meinem Wissen der erste Neubau für MSC. Am 24. März 2003 an die Reederei übergeben und bis zur Indienststellung der „Musica“ das Flaggschiff von MSC. In den ersten Jahren hatte sie während der Sommermonate in Kiel ihren „Heimathafen“ für Nordlandfahrten. Auf einer der ersten Reisen war ich mit an Bord
Vielen Dank für die tollen Bericht…besonders angetan
bin ich von Dein Tipp mit Balkon-Ersatz. Ich freue mich
schon auf Helgoland-Tour in April 2012.
Gruß Marc
So ein Beitrag macht einen doch richtig „Urlaubssüchtig“ und man bekommt sofort Fernweh!!! :)
Vielen Dank dafür, die nächste Kreuzfahrt wird nächste Woche gebucht.