Mit der Norwegian Encore hat NCL am 30. Oktober 2019 ihr sechstes und letztes Kreuzfahrtschiff der Breakaway- beziehungsweise Breakaway-Plus-Baureihe in Dienst gestellt. Wir waren für drei Tage an Bord, haben uns die Norwegian Encore in allen Details angesehen und nach Besonderheiten, Neuerungen und Veränderungen gesucht.
Die größten Änderungen in der Kurzfassung: Die Norwegian Encore bietet im Vergleich zu ihren Schwesterschiffen Norwegian Bliss und Norwegian Joy ein exzellentes, neues Spezialitäten-Restaurant, mehr Action, mehr exklusive Sonnendecks, dafür aber weniger Poolbereiche.
Deutlich subtiler wirkt dagegen das in vielen Bereichen etwas hellere Design, vor allem im Vergleich zur Norwegian Bliss: Es schafft eine etwas großzügigere, elegantere Atmosphäre, ohne dass einem das bewusst auffällt.
Ganz gestrichen hat NCL den für Erwachsene reservierten Pool und Sonnendeck-Bereich „Spice H2O“ am Heck des Schiffs auf Deck 17. Interessanterweise wird NCL das Spice H2O hingegen bei der Renovierung der Norwegian Spirit dort neu einführen. Das Konzept als solches hat also keineswegs ausgedient.
An der bisherigen Stelle des Spice H2O liegt auf der Norwegian Encore die Virtual-Reality-Welt „Galaxy Pavilion“. Den Galaxy Pavilion hatte NCL erstmals auf der Norwegian Joy für den chinesischen Markt eingeführt und festgestellt, dass dieser neue Bereich wohl auch bei westlichem Publikum gut ankommt.
Ganz in der Nähe, nämlich auf Deck 18 hinter der unteren Ebene der Kart-Rennbahn, hat NCL für den Laser-Tag-Parcours zusätzlichen Raum geschaffen und mit „Atlantis“ ein neues Thema gegeben. Die Laser-Tag-Anlage war auf den beiden direkten Schwesterschiffen ganz oben auf Deck 20 angesiedelt.
Dort oben auf Deck 20 hat sich der exklusive – sprich: kostenpflichtige – Vibe Beach Club ausgedehnt und wird damit noch größer als schon auf der Norwegian Joy. Der Vibe Beach Club übernimmt im Vergleich zur Norwegian Bliss und ähnlich wie auf der umgebauten Norwegian Joy alle Sonnendeck-Bereiche auf Deck 19 und 20 mit Ausnahme des vorderen Segments, wo das Sonnendeck des „The Haven“ angesiedelt bleibt.
Schon von außen deutlich erkennbar ist die deutlich größere und längere Kart-Rennbahn. Sie ragt jetzt nämlich seitlich einige Meter übe die Bordwand hinaus. Das ist optisch nicht sonderlich schön, macht die Rennstrecke aber deutlich länger und attraktiver.
Bei den Spezialitäten-Restaurants vollzieht NCL den Schritt vom amerikanisch geprägten Italiener „La Cucina“ hin zum ziemlich authentischen, italienischen Restaurant „Onda by Scarpetta“, das nach dem Konzept eines aus New York City stammenden Restaurants funktionieren soll. Unser Test-Essen dort war jedenfalls sehr überzeugend – dazu später noch mehr.
Auch ganz wesentlich, aber noch nicht einmal auf den Deckplänen eingezeichnet, ist eine willkommene Ergänzung für Raucher: Auf dem Promenadendeck gibt es eine neue Raucher-Lounge auf der Backbordseite zwischen Cagney‘s und Mojito-Bar. Diese Lounge ist der einzige frei zugängliche Innenbereich für Zigarettenraucher. Denn der Raucherbereich des Casinos ist den Spielern vorbehalten und in der Zigarrenlounge Humidor sind nur Zigarren und Pfeifen, nicht aber Zigaretten akzeptiert.
Die neue Raucher-Lounge ist nur von außen über die Promenade zugänglich, um zu vermeiden, dass Rauch in den Innenräume des Schiffs ziehen kann.
Fusion aus Norwegian Bliss und Norwegian Joy
Die Norwegian Encore ist so etwas wie die Fusion aus Norwegian Bliss und Norwegian Joy. Sie hat Features sowohl von der speziell für Alaska-Kreuzfahrten geplanten Norwegian Bliss und integriert Elemente, die von der ursprünglich für den chinesischen Markt geplanten und später aufwendig ebenfalls für Alaska umgebauten Norwegian Joy stammen.
In meinem Beitrag will ich vor allem auf den Vergleich der drei Schwesterschiffe und die Neuerungen und Veränderungen auf der der Norwegian Encore eingehen. Ein komplettes Schiffsportrait mit detaillierten Rundgang Deck für Deck finden Sie in unserem Schwesterblog Cruisediary.de von Carmen in der Beitragsserie „Einführungsfahrt mit der Norwegian Encore“.
Im Beitrag „Norwegian Encore: Restaurants, Bars, Kabinen, Shows“ gibt’s außerdem einige interaktive 360-Grad-Panorama-Fotos von besonderen Plätzen auf der Norwegian Encore. Alle Details zum Schiff entdecken Sie in unserer umfassenden Bildergalerie „Norwegian Encore“ in knapp 900 Fotos.
Kart-Rennbahn auf 350 Meter verlängert
Über den Sinn einer Kart-Rennbahn auf einem Kreuzfahrtschiff kann man trefflich streiten. Dennoch ist sie auf den drei jüngsten Breakaway-Plus-Schiffen von NCL eine aufsehenerregende Attraktion, die Kreuzfahrt-Neukunden anlockt. Auf der Norwegian Encore hat NCL den „Speedway“ noch einmal deutlich optimiert. Die Rennstrecke ragt nun auf beiden Seiten jeweils vier Meter über die Bordwand hinaus – von außen nicht sonderlich hübsch, bringt die Erweiterung aber für das Rennerlebnis deutliche Vorteile.
War die Rennstrecke auf der Norwegian Joy noch 230 Meter (nach dem Umbau 245 Meter) und auf der Norwegian Bliss 300 Meter lang, ist sie auf der Norwegian Encore nun 350 Meter lang. Sie ist deutlich abwechslungsreicher in der Kurvenführung und bietet einige gute Stellen zum Überholen, was auf den Vorgängerversionen nur schwierig möglich ist. Ein Vergleich der Rennstrecken von Norwegian Bliss und Norwegian Encore zeigt, wie deutlich der Unterschied wirklich ist (Zuschauerbereiche sind blau eingefärbt):
Für die Zuschauer ist der Speedway ebenfalls attraktiver geworden: Der Zuschauer-Raum liegt jetzt mitten in der Rennstrecke statt bisher davor und dahinter. Start und Ziel sind von dort gut einsehbar auf der oberen Ebene angesiedelt statt bisher unten. Und NCL hat sich auch ein interaktives Spiel ausgedacht: Freunde der Kart-Fahrer können vom Zuschauerraum aus mit Laser-Pistolen auf die Karts schießen und so ihren Freunden im Rennen zu einem kurzzeitigen, zusätzlichen Geschwindigkeits-Boost verhelfen, was vor allem zum Überholen sehr hilfreich ist.
Kleine Auffälligkeit am Rande: Die Elektro-Karts haben keine kompliziert anzulegenden Hosenträger-Gurte mehr, sondern einfache Dreipunkt-Gurte, die man sie aus dem Auto kennt.
Ein Rennen auf der Kartbahn kostet übrigens 15 Dollar. Für echte Kart-Fans gibt es für 199 Dollar Wochen-Pässe für eine beliebige Anzahl an Fahrten.
Laser Tag spielt jetzt in Atlantis
Seit der Norwegian Joy gibt es ganz oben auf Deck 20 einen Laser-Tag-Parcours unter freiem Himmel (Teilnahmegebühr pro Battle: 10 Dollar). Diese Laser-Tag-Anlage hat NCL auf der Norwegian Encore nun zwei Decks tiefer nach hinten auf Deck 18 verlegt und nutzt damit einen auf den anderen beiden Schiffen ungenutzten Bereich hinter der unteren Ebene der Kart Bahn.
Zusammen mit dem Galaxy Pavilion und der Kart-Bahn bilden diese drei Attraktionen auf der Norwegian Encore einen – auch durch den Wegfall des Spice H2O – beinahe schon in sich geschlossenen Action-Bereich am Schiff.
Statt des Weltraum-Themas hat der Laser-Tag-Parcours auf der Norwegian Encore mit griechischen Säulen und einer riesigen, grünlichen Seeschlange das Thema „Atlantis“ und ist insgesamt offener gestaltet. Zugleich gibt er Zuschauern deutlich mehr Einblick als bisher.
Galaxy Pavilion mit neuen Virtual-Reality-Attraktionen
Wo auf der Norwegian Bliss und Joy noch das Spice H2O ist, hat die Norwegian Encore nun die Virtual-Reality-Welt „Galaxy Pavilion“. Sie ist eines der Elemente, die von der Norwegian Joy stammen und auf der Bliss nicht vorhanden sind. Auf der Norwegian Joy liegt der Galaxy Pavilion noch ein Deck tiefer auf 16, weil auf diesem Schiff das Spa deutlich kleiner ist und Deck 17 vom Erwachsenenpool Spice H2O belegt ist.
Die unterschiedliche Lage erklärt auch, warum der Galaxy Pavilion auf der Norwegian Encore im Vergleich zur Joy keine Glasfront und eine niedrigere Deckenhöhe hat. Der Charakter des Bereichs ist auf der Norwegian Encore also ein deutlich dunklerer, was letztlich aber keine große Rolle spielt, sobald man eine der VR-Brillen auf der Nase hat und ohnehin in eine virtuellen Umgebung eintaucht.
In einem kurzen Interview erklärte mir Simon Murray, Vice President für Guest Experiences and Innovation bei Norwegian Cruise Line Holdings, dass man ständig in neue VR-Geräte investiere, um auf dem technisch aktuellen Stand zu bleiben. Deshalb habe man auch beim Umbau der Norwegian Joy fast alle Geräte gegen neue ausgetauscht: „We want to be fresh. What is good now, is old in six months“.
Die technisch modernsten Attraktionen auf der Norwegian Encore sind demnach:
- Rally-Car-Simulator in einem echten Rally-Auto inklusive Fahrtwind-Simulator und einer beweglichen Plattform, auf der das Auto steht, sodass sogar beispielsweise das Befahren von Kopfsteinpflaster realistisch nachgebildet werden kann.
- „The Descent“ als virtuelles Höhlen-Abenteuer mit Laser-Pistole, bei der unter anderem mit real nur minimaler Bewegung ein Fahrstuhl-artiges Absinken und Aufsteigen und die Höhle um gefühlt mehrere Meter simuliert wird.
- „Super Keeper“: Hier schießt der Spieler einen realen Fußball auf ein reales Tor, die (weibliche) Torhüterin ist aber eine computergesteuerte Figur und stellt den Elfmeterschützen mit ihren guten Reflexen durchaus vor eine ernste Herausforderung.
Die Nutzung der VR-Spielgeräte und Attraktionen des Galaxy Pavilion kosten jeweils 7 Dollar oder 29 Dollar für anderthalb Stunden unbegrenzt Nutzung. Außerdem gibt es Tages- und Wochenpässe.
Anders als auf der Norwegian Joy ist der Teens-Bereich „Entourage“ übrigens wie auf der Norwegian Bliss unten auf Deck 5 bei den übrigen Kids-Bereichen. Auf der Norwegian Joy ist „Entourage“ direkt neben dem Galaxy Pavilion angesiedelt, was sicherlich einen gewissen Druck auf Eltern ausübt, ihren Teenagern den Zugang zu Galaxy Pavilion zu kaufen, wenn selbiger ständig in Sichtweite ist.
Vibe Beach Club noch größer
Während auf der Norwegian Bliss ein Teil von Deck 19 noch öffentliches Sonnendeck war, belegt der exklusive, kostenpflichtige Vibe Beach Club schon auf der umgebauten Norwegian Joy alle Flächen dort – mit Ausnahme des vorderen Bereichs, wo das Sonnendeck des „The Haven“-Suitenkomplexes angesiedelt ist.
Auf der Norwegian Encore ist der Vibe Beach Club nun noch einmal gewachsen und hat die Fläche des Laser-Tag-Parcours ganz oben auf Deck 20 hinzu bekommen. Letzterer ist auf der Norwegian Encore nach hinten auf Deck 18 gewandert.
Pool Deck klassisch mit zentralem Pool
Das Pooldeck ist auf der Norwegian Encore angelegt wie auf der Norwegian Bliss. Die Norwegian Joy geht hier wegen ihrer Geschichte als ursprünglich für China konzipiertes Schiff einen Sonderweg (siehe Beitrag „Schwimmendes Entertainment-Resort für China“ zur ursprünglichen Konfiguration der Norwegian Joy).
Die spektakuläre Freefall-Rutsche „Ocean Loops“ gibt es ebenso wieder wie die gemächlichere, breite Röhren-Rutsche, die man mit großen Gummireifen rutscht. Neu im Vergleich zur Norwegian Bliss ist ein Aufzug, der die Gummireifen nach oben transportiert, sodass man sie nicht selbst die Treppen hinauf tragen muss. Diesen Reifen-Aufzug gibt es auch schon auf der Norwegian Joy.
Observation Lounge
Einer der schönsten Plätz auf den drei neuesten Breakaway-Plus-Schiffe ist die Observation Lounge. Eine Lounge dieser Art ist für ein Schiff dieser Größe ziemlich ungewöhnlich und ehe typisch für kleine Kreuzfahrtschiffe.
Die Idee stammt aus dem Alaska-Konzept für die Norwegian Bliss, blieb daher auch für die beiden nachfolgenden Schiffe erhalten und hat sich als ein echtes Highlight etabliert.
Anders als auf der Norwegian Bliss ist das wie ein Balkon ein Deck höher liegende Buffet-Restaurant „Garden Café“ auf der Norwegian Encore übrigens durch eine Glasfront abgetrennt, so wie zuvor auch schon auf der Norwegian Joy. Auf der Norwegian Bliss ist die zweite Ebene dagegen offen mit lediglich einer Reling zur Observation Lounge.