NCL hat die Norwegian Joy nach zwei Jahren in China mit enormem Aufwand für ihr neues Fahrtgebiet Alaska umgebaut. Cruisetricks.de war auf einer kurzen Vorab-Reise von Vancouver nach Los Angeles dabei und hat sich die Veränderungen und Neuerungen genau angesehen.
Ursprünglich hatte NCL die Norwegian Joy dediziert für den chinesischen Kreuzfahrt-Markt gebaut: Vom chinesischen Tea Room über zahlreiche Luxus-Shops bis zu mehrstufigen VIP-Bereichen an Bord war für chinesisches Publikum optimiert. Im Beitrag „Norwegian Joy: schwimmendes Entertainment-Resort für China“ hatten wir 2017 ausführlich über das Schiff berichtet. Doch China war offenbar weniger lukrativ als Alaska, sodass die Reederei das Schiff nach nur zwei Jahren in insgesamt 39 Tagen für mehr als 50 Millionen Dollar für den internationalen und amerikanischen Markt umbauen ließ.
Jetzt ähnelt die Norwegian Joy deutlich ihrer Schwester Norwegian Bliss und wird wie sie im Sommer von Seattle aus nach Alaska fahren. Was Norwegian Cruise Line auf der Norwegian Joy umgebaut hat und wo sich das Schiff von der Norwegian Bliss unterscheidet, haben wir in drei Tagen an Bord im Detail recherchiert.
Themen dieser Beitragsserie: Restaurants, Bars & Lounges, Observation Lounge, The Haven, Pooldeck, Spa & Fitness, Entertainment, Kabinen und Suiten sowie meine Lieblingsplätze und Fakten zur Norwegian Joy.
Überblick der Veränderungen
Klassisches Pooldeck statt kunstrasengrünem Serenity Park, Pub statt Team Room, Restaurants und Bars statt Luxus-Shops: NCL musste die Norwegian Joy ziemlich umkrempeln, um aus einem chinesischen ein amerikanisches Schiff zu machen. Das ist größtenteils ganz exzellent gelungen. Nur die große Freifläche des Pooldecks wirkt ein wenig leer, da sich der seitlich gelegene Pool nicht in die Mitte verlegen ließ.
13 Bars, Lounges und Restaurants sind auf der Norwegian Joy neu oder deutlich umgebaut worden. Allen Teppiche ausgetauscht, die gesamte, ursprünglich zweisprachig englisch-chinesische Beschilderung erneuert. Besonders auffällig sind die Veränderungen am Pooldeck, wo die Norwegian Joy für China einen „Serenity Park“ mit künstlichem Rasen und Bäumen hatte. Sehr aufwendig war außerdem die Erweiterung der Observation Lounge auf Deck 15, für die 23 Kabinen entfernt wurden, um mehr Platz zu schaffen.
Shops sind deutlich weniger geworden, Bars und Restaurants haben teils ihre Plätze und das Konzept gewechselt und sogar die Kart-Rennbahn hat NCL neu aufgebaut. Erhalten geblieben ist der Galaxy Pavilion mit Virtual-Reality-Entertainment. Allerdings hat NCL auch hier viel investiert und fast sämtliche Attraktionen ausgetauscht.
interaktive Panorama-Bilder: Norwegian Joy
Restaurants: Gastro-Pub statt Tee-Zeremonie
Viele Veränderungen gibt es bei den Restaurants auf der Norwegian Joy, denn hier unterscheiden sich die Anforderungen von chinesischen und amerikanisch-internationalen Passagieren sehr deutlich.
Das Gastro-Pub „The Local“ ersetzt den Joy Tea Room auf Deck 7 oberhalb des offenen Atrium und die angrenzenden Luxus-Shops. Die leichte Eleganz des Teehauses hat The Local aber erfreulicherweise behalten. Der Pub erhält in der Verlängerung zum Treppenhaus eine kleine Videospiel-Arcade – deren Geräuschpegel allerdings an den direkt angrenzenden Tisch des Pubs ein wenig unangenehm ist. Wer sich daran stört, wähl besser einen etwas davon entfernten Platz.
Aus dem Supper Club wurde das „Q Texas Smokehouse“ mit typisch amerikanischen Barbecue-Gerichten, wie es schon von der Norwegian Bliss bekannt ist. Eine Live-Country-Band sorgt hier für Entertainment. Tipp: bei der Reservierung informieren, zu welchen Uhrzeiten die Band spielt.
Das koreanisches BBQ und die chinesischen Hot-Pot-Tische (sowie die Karaoke-Kabinen) wurden durch weitere Teppanyaki-Grillplatten ersetzt, sodass es jetzt erstaunliche 16 Teppanyaki-Tische gibt.
Besonders groß hat NCL auf der Norwegian Joy das exzellente, französische Spezialitätenrestaurant Le Bistro aufgezogen: Es ersetzt das Fischrestaurant Neptune’s an der Stelle, an der sich auf der Norwegian Bliss das mexikanische Los Lobos befindet. Das Le Bistro ist damit auf der Norwegian Joy genau so groß ist wie das gegenüber liegende Cagney’s Steakhaus.
Den ursprünglichen Platz des Le Bistro auf Deck 8 hat das Seafood-Restaurant Ocean Blue bekommen und bildet dort eine Einheit mit der Wein-Bar Cellars. Besonders interessant hier (und überall am Schiff): Durch einen besonderen Vakuum-Verschluss, der den Wein auch nach Öffnen der Flasche lange frisch hält, bietet NCL rund 30 verschiedene Weine auch glasweise an, nicht nur als ganze Flasche.
Der American Diner auf Deck 17 bleibt erhalten und bildet das Pendant zum Margaritaville auf der Norwegian Bliss.
Das italienische Spezialitäten-Restaurant La Cucina ist sehr angenehm in einem eleganten, schnörkellosen Stil gehalten und verzichtet fast gänzlich auf die sonst übliche, etwas kitschige Gestaltung mit römischen Säulen, Ton-Vasen und Ähnlichem.
Das Buffet-Restaurant Garden Café, die Hauptrestaurants Taste, Savor und Manhattan Room sowie die Spezialitäten-Restaurants Cagney’s und Food Republic entsprechen denen der Norwegian Bliss.
Bars, Cafés & Lounges: Craft-Bier statt Tee
Gleich an drei Stellen findet sich Starbucks auf der Norwegian Joy: Am Pooldeck gibt es Cold-Brew-Kaffee an einer mobilen Station, die Observation Lounge hat zusätzlich zur Bar ein Starbucks Café bekommen und im Atrium ersetzt Starbucks das Atrium Café.
Der elegante „The Grand Tea Room“ auf Deck 8 vorne wird auf der für Alaska umgebauten Norwegian Joy zum „District Brew House“. Hier gibt es zahlreiche Craft-Biere, viele sogar Fass – passend zum Fahrtgebiet Alaska auch die sehr feinen Biere der Alaska Brewing Co. aus Juneau (meine Favoriten: das „Amber“ und das „Husky IPA“).
Unverändert bleibt die Raucher-Lounge „Humidor Cigar Lounge“ angrenzend an das Ocean-Blue-Restaurant auf Deck 8. Anders als auf der Bliss ist die Raucher-Lounge aber nur von außen von der Waterfront-Promenade her erreichbar.
Da viele der nur für den chinesischen Markt wichtigen Luxus-Shops entfallen sind, ist mehr Platz für Bars. Und so hat die Norwegian Joy nun auch die „Sugarcane Mojito Bar“ und den „Cavern Club“ mit Live-Beatles-Coverband. Im offiziellen Deckplan des Schiffs sind die beiden übrigens vertauscht. Tatsächlich liegt die Mojito Bar auf der Steuerbord-Seite, der Cavern Club an Backbord.
Positiv im Vergleich zur Norwegian Bliss: Der Cavern Club ist auf der Norwegian Joy längs orientiert, die Bühne liegt damit auf der schmalen Seite des Raums. Das wirkt etwas weniger großzügig, hat aber vor allem den Vorteil, dass die Bühne nicht zwischen Eingang und Bar liegt, sodass man nicht zwischen Live-Band und Publikum hindurchlaufen muss, um zur Bar zu gelangen.
Kleiner geworden ist das Spielcasino der Norwegian Joy. Anstelle des großen VIP-Casino auf Deck 6 ist daher jetzt Platz für den „Social Comedy Club“ und nebenan auch noch die Whisky-Bar „Maltings“.
Ein kleines VIP-Casino gibt es noch auf Deck 7, ebenso wie ein größerer, verglaster Casino-Bereich für Raucher – den das Haupt-Casino ist auf der Norwegian Joy rauchfrei, so wie schon auf der Bliss.
Den Bake Shop der Norwegian Bliss gibt es auf der Norwegian Joy übrigens auch nach dem Umbau nicht. Und auch den Dessert-Laden „Coco’s“ der Norwegian Bliss mit Eiscreme, Milchshakes und Schokoladenbrunnen gibt es auf der Joy nicht.
Observation Lounge
Am schmerzlichsten für NCL dürfte der Umbau und die Erweiterung der Observation Lounge gewesen sein: 23 Kabinen mussten dafür seitlich auf Deck 15 entfallen. Denn am chinesischen Markt war die zunächst „Concierge Lounge“ genannte Lounge den Passagieren der Suiten und Concierge-Kabinen vorbehalten.
Jetzt in Alaska ist die Observation Lounge für alle Passagiere zugänglich und eines der Highlights des Schiffs. Entsprechend hat NCL hier – äquivalent zur Norwegian Bliss – viele zusätzliche Sitzgruppen geschaffen. Außerdem hat die Observation Lounge neben der Bar auch ein eigenes Starbucks Café bekommen.
Die Lounge ist eines der Treffpunkte am Schiff, mit lebendigem Café, der grandiosen Aussicht, für einen Cocktail zum Sonnenuntergang, aber auch mit ruhigen Ecken zum Lesen und Dösen.
Ein Unterschied bleibt aber: Der in die Lounge hinein ragende Balkon des darüber liegenden Garden-Café-Buffet-Restaurants ist auf der Norwegian Joy verglast statt wie bei der Norwegian Bliss offen.
Horizon Lounge und Bibliothek im Suiten-Komplex The Haven
Auch in der Observation Lounge im Haven-Bereich zwei Decks höher (die offiziell „Horizon Lounge“ heißt) ist einiges anders als auf der Norwegian Bliss: Die obere Ebene war ursprünglich ein VIP-Casino, hier gibt es jetzt eine ruhige Bibliothek.
Die darunter liegende Lounge und diese Bibliothek sind aber nicht offen und mit einer Treppe verbunden, sondern getrennte Räume. Die Bibliothek hat lediglich eine Glasfront zur Horizon Lounge hin.
Sehr informative Zusammenfassung, vielen Dank. Wenn Los Lobos, Cocos, Dolce Gelato und The Bake Shop im Vergleich zur Bliss wegfallen, hat die Joy ja nun deutlich weniger Spezialitätenrestaurants. Denkst Du es könnte auf der Joy dementsprechend voller in den Restaurants werden? Gibt es denn generell Ersatz für die fehlenden Restaurants, insbesondere mit Fokus auf Schokolade, Eis und Desserts?
@Kai: Die Restaurants werden deshalb nicht voller, denn die Fläche der übrigen Restaurants wird dadurch ja teils größer. Und Ich glaube, auch auf der Bliss würde niemand ins Cocos gehen *anstatt* in ein Hauptrestaurant ;-) Zusätzliche Restaurants/Cafés in Hinblick auf Schokolade/Eis gibt’s allerdings nicht.