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Ponants „Le Champlain“ fährt erstmals mit 100 Prozent Bio-Treibstoff

Ponant hat Ende September 2023 mit dem Expeditionskreuzfahrtschiff Le Champlain erstmal Bio-Treibstoff gebunkert, der zu 100 Prozent aus recyceltem Speiseöl besteht. Diese Art von Treibstoff lässt sich in bestehenden Dieselmotoren einsetzen und reduziert die Einbringung von zusätzlichem, klimaschädlichen CO₂ in die Erdatmosphäre um rund 90 Prozent.

Grundsätzlich sind moderne Dieselmaschinen wie die von Kreuzfahrtschiffen in der Lage, ohne nennenswerte Modifikationen von Marinediesel auf synthetische oder Bio-Treibstoffe umzustellen. Deshalb wird diese Art von Treibstoff auch „drop-in fuel“ genannt. Tests wie auf der Le Champlain dienen dem Finetuning von technischen Parametern und zur Ermittlung von Emissionswerte sowie deren Optimierung.

Zudem müssen Messungen vorgenommen werden, die nachweisen, dass bei der Nutzung des neuen Treibstoffs auf dem Kreuzfahrtschiff auch andere Schadstoffe wie Stickoxide (NOx) und Schwefeloxide (SOx) im Rahmen der gesetzlich definierten Grenzwerte bleiben. Nach erfolgreichen Tests plant Ponant nach eigenen Angaben – abhängig von der verfügbaren Menge – den Bio-Treibstoff auch auf den übrigen Schiffen der Flotte einzusetzen.

B100 Bio Fuel: theoretisch komplett klimaneutral

Der auf der Le Champlain verwendete B100 Bio Fuel des französischen Anbieters Altens wird aus gebrauchtem, aufbereitetem Speiseöl gewonnen. Grundsätzlich wäre das also ein vollständig klimaneutraler Treibstoff. Denn bei der Verbrennung wird der Atmosphäre kein zusätzliches CO₂ zugeführt, auch wenn natürlich CO₂ entsteht. Anders als bei fossilen Kraftstoffen wie Marinediesel oder LNG war dieses CO₂ jedoch zuvor nur für einen relativ kurzen Zeitraum in Pflanzen und dem daraus hergestellten Öl gebunden.

Vollständig klimaneutral ist der Einsatz solche Bio-Treibstoffe nur deshalb nicht, weil beispielsweise bei der Produktion des Speiseöls, der Aufbereitung zum Schiffstreibstoff und beim Transport noch CO₂-Emissionen entstehen. Immerhin aber reduziert der Einsatz des B100 Bio Fuel den CO₂-Ausstoß um rund 90 Prozent, sagt Ponant. Damit übererfüllt der Kraftstoff laut Reederei die ab 2035 geltenden Vorschriften in der Europäischen Union und tatsächlich wahrscheinlich sogar die strengste Stufe der neuen Regeln, die erst ab 2050 wirksam wird.

Laut Ponant ist der Test mit der Le Champlain der erste in dieser Art in Frankreich und gehört auch weltweit zu den ersten, die mit der Le Champlain zumindest zeitweise mit 100 Prozent Bio-Treibstoff fahren. AIDA hat beispielsweise im Dezember 2022 auf der AIDAprima erstmals einen 100-Prozent-Biokraftstoff getestet.

Einige weitere Reedereien haben teils auch schon über mehrere Monate hinweg Tests hinweg mit Bio-Kraftstoffen durchgeführt, so beispielsweise auch Royal Caribbean International und Celebrity Cruises. Zum Einsatz kam dabei aber jeweils ein Treibstoff-Gemisch, bei dem der Bio-Anteil bis rund 30 Prozent liegt. Einer der Gründe dafür ist, dass reiner Bio-Treibstoff am Markt insbesondere in größeren Mengen bislang kaum verfügbar ist.

2 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

2 Gedanken zu „Ponants „Le Champlain“ fährt erstmals mit 100 Prozent Bio-Treibstoff“

  1. Bio-Kraftstoffe, auch solche in Reinform, sind kein Allheilmittel für emissionsfreien Schiffsbetrieb
    Es ist bemerkenswert, dass etliche Reeder mit Verweis auf eigene Projekte zur CO2-Einsparung die angeblichen Vorteile von Bio-Kraftstoffen, auch solchen aus recycelten Abfallölen und Tierfetten, betonen. Doch schon die Namensgebung ist missverständlich, denn mit „Bio“ im eigentlichen Sinn, also mit Natur und Naturverträglichkeit, haben diese Stoffe kaum etwas gemein. Sie beanspruchen enorme Kulturflächen, sind teuer in der Herstellung, ihr CO2-Einsparpotential wird als klimaschädliche Subvention kritisiert, vor allem aber sind sie nur sehr begrenzt verfügbar. Woher sollen also künftig die gewaltigen Mengen für die Seewirtschaft kommen, zumal das Produkt auch noch in der Tierfutter-, Seifen- und Kosmetikindustrie benötigt wird? Entsprechend wurden 2021 auch nur 17 % aller in Deutschland verbrauchten Bio-Kraftstoffe im eigenen Land hergestellt, der überwiegende Teil also importiert. Die dadurch entstehenden Mehrkosten und die Transportemissionen werden dann oft „vergessen“. Es gibt als künftige klimaschonende Schiffs-Kraftstoffe weitaus bessere Alternativen, z.B. E-Fuels wie Ammoniak oder Methanol. Der dafür benötigte Strom darf allerdings nur Strom aus erneuerbaren Energien sein. Auch die Direktverbrennung von grünem Wasserstoff in Verbrennungsmotoren sollte nicht außer Acht gelassen werden.
    Horst Köhler, Friedberg
    http://www.klimawandel-report.com

  2. @Horst Köhler: Mit der „FuelEU Maritime“-Initiative sieht die Europäische Union das ja ganz ähnlich ( https://www.cruisetricks.de/eu-beschliesst-landstrompflicht-in-der-schifffahrt-und-forciert-einsatz-nicht-fossiler-kraftstoffe/ ). Und immerhin schieben diese Regelungen auch dem „Vergessen“ z.B. von CO2-Emissionen beim Transport der Kraftstoffe einen Riegel vor.
    Ich stimmen Ihnen natürlich zu, dass diese „Bio“-Fuels kein Allheilmittel sind, weil sie mit verträglicher Produktion (wie hier also aus altem Speiseöl aus der Gastronomie) nicht annähernd in ausreichenden Mengen für alle Schiffe produziert werden können. Aber zumindest als Nische haben sie, denke ich, ihre Berechtigung.

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