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Video: Bio-Diesel, Bio-Gas, Bio-„LNG“ für Kreuzfahrtschiffe

Bio-Treibstoffe wie Bio-Diesel und verflüssigtes Bio-Gas, „Bio-LNG“ sind neben E-Fuels ein weiterer Typ von Kraftstoffen, mit denen die Kreuzfahrt zukünftig klimaneutral werden kann. Viele von uns haben Bio-Kraftstoffe selbst schon im PKW-Tank gehabt: Bei E10-Benzin sind bis zu zehn Prozent Bio-Ethanol beigemischt, bei B7-Diesel sieben Prozent Bio-Diesel. In dieser Folge der Video-Serie „Umwelt- und Klimaschutz in der Kreuzfahrt“ sehen wir uns genauer an, was Bio-Kraftstoffe für die Kreuzfahrt leisten können und was dabei die Schwierigkeiten, Vor- und Nachteile sind.

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Bio-Kraftstoffe als „Drop-in“

Wie E-Fuels sind auch Bio-Kraftstoffe sogenannte „Drop-in“-Kraftstoffe: Ohne aufwendige technische Umrüstung können sie statt fossiler Kraftstoffe in bestehenden Schiffsmotoren verwendet werden, als 1:1-Ersatz für fossile Treibstoffe wie Schweröl, Marinediesel oder LNG.

Und tatsächlich kommt Bio-Kraftstoff in der Kreuzfahrt bereits zum Einsatz – allerdings, Stand 2023, erst einmal in Pilotprojekten. Mehrere Reedereien testen oder haben bereits getestet, wie gut Bio-Diesel für den regulären Einsatz in der Kreuzfahrt geeignet ist, mit durchweg positiven Ergebnissen, wie man hört.

In größten Stil findet ein solcher Test beispielsweise im Sommer 2023 bei der Royal Caribbean Group für drei Monate auf der Celebrity Apex (Rotterdam) und Symphony of the Seas (Barcelona) statt.

Verwendet wird bei solchen Tests derzeit allerdings nicht reiner Bio-Treibstoff, sondern eine Beimischung von 20 bis 30 Prozent Bio-Treibstoff zu MGO oder Marinediesel. Denn bei Bio-Kraftstoff ist aktuell – Juli 2023 – noch teuer, kostet das Doppelte bis Dreifache von fossilen Treibstoffen. Und es ist bislang nur recht begrenzt verfügbar.

Schadstoff-Emissionen bei Bio-Diesel im Vergleich zu fossilem Marinediesel

Bei den Schadstoff-Emissionen ist Bio-Diesel deutlich klima- und umweltfreundlicher als fossile Treibstoffe, zumindest Bio-Diesel aber nicht so sauber die E-Fuels.

Im Vergleich zu Marinediesel:

  • knapp 50 Prozent weniger Partikel/Feinstaub
  • bis zu 85 Prozent weniger Treibhausgase (produktionsabhängig auch mehr möglich)
  • aber: geringfügig mehr Stickoxiode NOx

Bio-Gas als Drop-in-Kraftstoff für LNG

Besser sieht das bei verflüssigtem Bio-Gas aus, das letztlich identisch mit den Werten von LNG ist, für das es als Drop-in-Kraftstoff eingesetzt werden kann.

RNG (renewable natural gas) oder SNG (sustainable natural gas) oder Bio-Methan wird sogar als klimapositiv betrachtet, wenn es aus organischen Abfällen erzeugt wird, die ansonsten verrotten und dabei Methan freisetzen würden.

Damit verflüssigtes Bio-Gas – E-LNG – wirklich klimaneutral ist, darf allerdings zur Verflüssigung nur klimaneutrale Energie eingesetzt werden, in Norwegen beispielsweise aus Wasserkraft.

Wie wird Bio-Kraftstoff produziert?

Die Herkunft und Produktion von Bio-Kraftstoffen – Bio-Diesel und Bio-Gas – ist ein kritischer Punkt bei dieser Art von Treibstoffen. Bio-Gas entsteht durch Vergärung jeder Art von Bio-Masse, etwa Abfälle aus der Fisch-, Fleisch- oder Holz-Industrie, oder aus extra dafür angebauten Pflanzen als Biomasse.

Für Bio-Diesel ist wegen eines anderen Produktionsverfahrens möglichst fetthaltige Bio-Masse relevant – also beispielsweise altes Frittierfett oder Schlachtabfälle oder extra angebaute Rohstoffe wie beispielsweise Raps.

Für sinnvoll-nachhaltigen Kraftstoff ist aber entscheidend, dass er in der Produktion nicht andere Schäden anrichtet: also Umweltschäden durch Waldrodungen, Monokultur-Anbau oder landwirtschaftlicher Flächenverbrauch für die Energie statt Nahrungsmittel.

Ein genauer Blick auf die Produktion und Herkunft solcher Kraftstoffe ist hier also wichtig.

Eine gewisse Herausforderung für Bio-Kraftstoffe ist die Infrastruktur: Bio-Abfälle fallen meist nicht in großen Mengen an einem Ort an, sondern in kleineren Mengen weit verteilt. Es wäre eher kontraproduktiv, diese Abfälle zunächst mit LKWs zu einer zentralen Produktionsanlage zu transportieren. Also sollte die Produktion zum Beispiel in kleineren Biogas-Anlagen jeweils vor Ort stattfinden. Technische Anlagen dafür gibt es bereits von vielen Herstellern.

Bleibt der Transport zum Kreuzfahrtschiff. Hier kann man einem sogenannten Massenbilanzsystem vorgehen – das ist das gleiche Prinzip wie bei Öko-Strom, der ins allgemeine Stromnetz eingespeist wird. Mehr dazu in einer eigenen Video-Folge.

Bio-Kraftstoffe als wichtiges Puzzleteil auf dem Weg zu klimaneutraler Kreuzfahrt

Bio-Kraftstoffe sind ein wichtiges Puzzleteil auf dem Weg zur Klimaneutralität der Kreuzfahrt. Sie sind klimaneutral zumindest in kleineren Mengen bereits verfügbar, werden auch schon im Echt-Betrieb auf Kreuzfahrtschiffen erprobt. Die Kosten sind zwar noch hoch, aber auf absehbare Zeit bald in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen.

Wie bei den im Vergleich zu Bio-Treibstoffen etwas weiter in der Zukunft liegenden E-Fuels haben sie den großen Vorteil, dass man sie auch auf bereits bestehenden Schiffen ohne aufwendige Umrüstung der Schiffe einsetzen kann.

Bio-Treibstoffe sind also wahrscheinlich vor allem für die bestehenden Flotten der Kreuzfahrt-Reedereien eine sehr gute Alternative, bis zukünftig neue Schiffe mit noch deutlich umweltfreundlicherer und vollständig klimaneutraler Technik und Energie in Dienst gestellt werden können.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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