Oft sind es die spontanen Erlebnisse, abseits der großen Touristen-Attraktionen, die einen Landgang zu etwas sehr Besonderem machen. So auch beim Hafenstopp der Star Clipper auf unserer Costa-Rica-Kreuzfahrt in Quepos: Mit einer Fähre, die so abenteuerlich ist wie die Taxis in Puntarenas, tuckern wir durch den Mangrovenwald am Ortsrand, sehen Ibisse, Geier und Krokodile.
Quepos ist einer der wesentlichen Ausgangspunkte für den Manuel Antonio National Park. Doch wir wählen für unseren Landgang eine weniger überlaufene Variante – schon, weil man sich für den Zugang zum Nationalpark vorab hätte anmelden müssen, was wir versäumt haben.
Stattdessen spazieren wir vom Anleger des Tenderboots in der modernen Marina Pez Vela am Ufer entlang in den alten Ort Quepos und fahren spontan mit einem kleinen Fährboot ein paar Hundert Meter in den Mangrovenwald hinein, der sich entlang eines kleinen Flusses gleich außerhalb der Ortschaft erstreckt.
Nicht nur auf den ersten Blick ist die Idee ein wenig abenteuerlich: Diese Fähren, typischerweise von Einheimischen benutzt, um auf die andere Flussseite überzusetzen, sind alles andere als vertrauenserweckend. Sie haben ihre besten Zeiten längst hinter sich, wenn sie selbige überhaupt jemals hatten.
Der Bootsführer legt unterhalb der steilen, mit Felsbrocken übersäten Böschung an. Wir müssen uns mit Hilfe von Handzeichen einer gerade ankommenden Passagierin überhaupt erst einen Weg hinunter zum Fluss suchen und durch die Steinbrocken zum Fluss hinunterklettern.
Dann tuckern wir bei Niedrigwasser die Lagune hinauf und fühlen uns in Werner Herzogs Klassiker „Fitzcarraldo“ am Amazonas. Es geht vorbei an bunten Fischerbooten, am Ufer stehen baufällig Häuser, Wellblech. Es riecht modrig-muffig vom Schlamm, der bei Niedrigwasser freiliegt.
Wir verlassen den kleinen Ort Quepos und finden uns in einem Wald mit hoch aufragenden Mangroven wieder. In den Ästen de Bäume sitzen Graureiher und weiße Ibisse mit gelben Schnäbeln. Am schlammigen Ufer streiten sich Geier – um was ist nicht so richtig klar.
Und dann zieht sich plötzlich eine feine Linie über das glatte Wasser, kaum merkliche Wellen breiten sich seitlich aus: ein Krokodil. Dann noch eines und noch eines. Der Bootsführer drosselt den Motor, steuert vorsichtig näher, um die Tiere nicht zu vertreiben. Später sehen wir auch noch ein Krokodil, der sich im Uferschlamm mitten zwischen einer Horde Geier sonnt.
Bei den Fotos von dieser Fahrt muss ich übrigens später auf die Unterstützung meines großzügigen Kollegen Martin Wein zurückgreifen: Es passiert mir nämlich etwas, das mir noch nie passiert ist – ich lösche versehentlich und unwiederbringlich die Bilder auf einer meiner zwei Kameras …
Eine gute halbe Stunde später setzt uns der Fährmann im alten Teil von Quepos wieder an Land. Für die Tour will er 10.000 Colónes, ungefähr 16 Euro. Das sind nicht einmal drei Euro pro Person. Vermutlich war der Ausflug für ihn einmal eine nette Abwechslung, sodass er für uns Touristen einfach seinen ganz normalen Preis verlangt hat. Als wir von Bord gehen, steigen ein paar Einheimische ein, die einfach nur auf die andere Seite des kleinen Flusses wollen. Eine Brücke gibt es weit und breit nicht.
Wir laufen zurück zur Marina Pez Vela, fünf Minuten entfernt vom alten Ortsteil von Quepos. Dort legt das Tenderboot an, das uns zurück zur Star Clipper bringt, die draußen vor der Küste vor Anker liegt.
Ein paar prächtige Leguane setzen sich entlang des Fußwegs in Szene, als würden sie es darauf anlegen, von Touristen fotografiert zu werden.