Aus einem wichtigen Hafen für Bananen-Exporte wurde in Golfito ein Naturparadies und Anziehungspunkt für Öko-Touristen. Wir entdecken bei einer Wanderung durch den Regenwald die beeindruckende Vielfalt an Tieren und Pflanzen – und machen die Erfahrung, dass es schon eines guten Guides braucht, um die eigentlich allgegenwärtigen Tiere überhaupt zu sehen: Tukans und Kolibris, Faultiere, Baummarder und einiges mehr.
Bis 1985 war Golfito ein wichtiger Hafen für den Bananen-Export aus Costa Rica. Dann schloss die United Fruit Company ihre Niederlassung hier. Golfito musste sich neu orientieren, wurde zunächst zu einer zollfreien Zone und begann später recht erfolgreich mit Öko-Tourismus. Heute spielt Sportfischerei hier eine wichtige Rolle, vor allem aber zahlreiche Eco-Lodges und die großartige, tierreiche Natur als Touristenziel.

Aus der Zeit der Bananenindustrie ist nur noch die riesige Pier aus Stahl übrig, und eine historische Eisenbahn, die man nahe dem Hafen besichtigen kann. Es ist eine alte, amerikanische Baldwin-Dampflok von 1940 der Ferrocarril del Sur, die hier noch bis in die 1980er-Jahre hinein ihren Dienst tat.

Anlegen kann die Star Clipper an der alten Stahlkonstruktion nicht. Sie geht vor der Küste von Golfito vor Anker und tendert die Passagiere an Land.

Wir haben uns für eine kleine Wanderung im „Refugio Nacional de Fauna Silvestre Golfito“ entschieden, wollen die vielfältige Tierwelt Costa Ricas entdecken. 1985 gegründet, umfasst das Refugium 2.796 Hektar Land, das vor allem aus Regenwald besteht und abseits der großen Nationalparks Costa Ricas eine relativ wenig besuchte Alternative ist, tief in die Natur des Landes einzutauchen.

Es ist erstaunlich: Von überall hört man Vögel zwitschern, krächzen, schreien. Aber ohne Hilfe unseres Guides mit seinem großen Swarovski-Fernglas auf einem Stativ sehen wir von den Tieren kaum etwas. Keine Chance.
Selbst ein truthahn-großer Vogel im Gebüsch, keine zehn Meter von uns entfernt, tarnt sich so gut, dass wir ihn erst nach mehreren Minuten und mehr anhand der Bewegung im Unterholz mühsam erkennen. Ein – wie selbst unser Guide erstaunt feststellt – seltener Baummarder huscht dagegen gleich bei Ankunft am Parkplatz über die Äste der mächtigen Bäume über unseren Köpfen. Mehr als einen Schatten zwischen den Blättern sehen wir freilich auch von dem Marder nicht.

Die eigentlich sehr großen Tukane mit ihren bunten Schnäbeln toben in einiger Entfernung in der Krone eines riesigen Baumes, 30, 40 Meter hoch. Doch auch hier: Ohne Unterstützung des Guides mit seinem Fernglas sehen wir nur die Bewegungen in den Blättern, obwohl diese Vögel ja nicht gerade klein sind.

Immerhin: Die wunderschönen, roten Aras, die immer wieder einmal krächzend über uns am Himmel vorbeifliegen, sehen wir ohne Hilfe. Ein Foto ist mir frustrierenderweise nicht gelungen. Die Tiere tauchen hinter einem Baumwipfel quasi aus dem Nichts auf und sind sehr schnell. Und selbst Echsen und Frösche entdeckt man nur, wenn man sehr aufmerksam ist. Eine Echsen-Art wird übrigens „Jesus Christ“ genannt – weil dieser Basilisk übers Wasser laufen kann.



Knapp drei Kilometer wandern wir durch den Regenwald. Es ist warm und feucht. Über uns Baumriesen, von denen lange Lianen herunterhängen. Um uns herum teils dichtes Unterholz, in dem es immer wieder einmal raschelt. Wir vermeiden es, auf eine der Straßen der Blattschneider-Ameisen zu treten, die immer wieder den Trail kreuzen. Wir klettern und springen über Bachläufe, bis wir am Ende des Wegs an einem Wasserfall ankommen.

Zurück an Parkplatz gibt es frisch aufgeschnittene, zuckersüße Ananas und Wassermelone und wir ahnen noch nicht, dass das Highlight des Ausflugs jetzt erst kommt. Die Zeit läuft uns davon, aber der Guide will uns unbedingt noch ein paar Kolibris zeigen …

… und plötzlich bleibt er stehen, baut sein Fernglas-Stativ wieder auf und richtet es fast senkrecht nach oben in die Baumwipfel. Und da hängt dann, worauf wir alle gehofft hatten: ein Faultier. Gemächlich steigt es noch einen oder zwei Meter höher, dreht langsam seinen Kopf zu uns, und wieder weg – offenbar identifiziert das Faultier uns als das, was wir sind: ungefährliche Touristen.

Erneut müssen wir zugeben: ohne den guten Blick und die Erfahrung unseres Guides, hätten wir dieses so liebenswerte Tier nie gefunden. Man braucht ein geschultes Auge und Erfahrung, ob die Tiere hier im Regenwald von Costs Rica zu finden und zu sehen.

Wir fragen uns, ob die zwei Frauen vom Schiff, die den Trail allein und ohne Guide gelaufen sind, auch nur die Hälfte der Tiere gesehen hat wie wir auf unserer geführten Tour. Obwohl man die vielen Tiere ständig hört und man weiß, dass sie da sind, können sie sich in diesem Urwald auf faszinierende Weise nahezu unsichtbar machen.