Wie oft bin ich schon an der Pier gestanden und habe neugierig – und ein wenig sehnsüchtig – diese Yachtbesitzer beobachtet: Weiß uniformierte Matrosen setzen sie in einem kleinen Motorboot an der Pier in einem kleinen Fischerdorf ab, während ihre Yacht in der Bucht vor Anker liegt. Diesmal ist es anders herum: Ich spüre die neugierigen Blicke, als ich selbst – als hätte ich nie etwas anderes getan – ganz weltgewandt aus einem solchen Boot steige.
Die Running on Waves ist knapp an der Grenze zur Privatyacht. Noch etwas kleiner und man könnte sie kaum noch als Kreuzfahrtschiff bezeichnen. Mit maltesischer Flagge und im Besitz eines wohlhabenden Russen segelt die dreimastige Barkentine rund sechs Monate pro Jahr vor allem zwischen den griechischen Inseln. Viele der Reisen sind Vollcharter, aber auf einige Reisen pro Jahr kann man auch individuell Kabinen buchen und den Luxus im Stil einer privaten Segelyacht buchen.
Drei Tage, vier Nächte auf der Dreimaster-Segelyacht Running on Waves fühlen sich an wie ein schöner, langer Urlaub. Denn auf dem kleinen Schiff mit so persönlichem und unkompliziertem Service geht keine Zeit mit Nebensächlichen verloren. Der Urlaub beginnt in dem Moment, in dem man den Fuß auf das Teakholz-Deck setzt.
Das funktioniert sogar morgens um 4 Uhr: Wir hatten – selbstverschuldet – einen sehr späten Flug nach Athen, mussten dann noch mit dem Bus nach Patras. Aber ein Teil der Crew ist in weißen Uniformen zu unserer Begrüßung angetreten, serviert Sekt und aus der Küche kommt der Duft frisch gebackener Croissants.

Vieles davon, wie sich eine Kreuzfahrt auf der Running on Wave anfühlt, habe ich schon versucht, in den Reisetagebuch-Einträgen zu vermitteln –beispielsweise das exzellente, griechische Essen. Was noch fehlt, vor allem Details zum Schiff selbst, will ich hier ergänzen.
Privatyacht-Gefühl
Vom ersten Moment an haben wir das Gefühl: Die Running on Waves ist unsere Privatyacht, die kommenden Tage werden wir so gut umsorgt wie schon lange nicht mehr. Wie sehr, merke ich im Laufe des ersten Tages: Jedes Mal, wenn ich in meine Kabine zurückkomme, hat der Kabinensteward zwischendurch vorbeigeschaut.
Eine zuvor achtlos aufs Bett geworfene Jacke liegt fein säuberlich zusammengefaltet genau in der Mitte des Betts. Das Toilettenpapier-Ende ist zum Dreieck gefaltet. Das Smartphone-Ladekabel liegt ordentlich aufgerollt am Tisch.

Auf dieser Reise sind wir 14 Passagiere und 18 Crewmitglieder. Insgesamt hat das Schiff 18 Kabinen und Suiten, gut die doppelte Passagierzahl hat also Platz und selbst dann ist das Verhältnis Crew-Passagier noch exzellent. Die Mannschaft stammt übrigens überwiegend aus Russland und der Ukraine und spricht teils recht gut Deutsch. Hoteldirektor Robert Stöger und Cruise-Direktorin Claudia Halladin dürften vielen deutschen Kreuzfahrern noch von der Delphin in sehr guter Erinnerung sein.
Details zum Schiff
Das 2011 gebaute Schiff ist eine modern gestaltete Segelyacht mit viel Edelstahl und Teakholz-Deck. Die Designer haben darauf geachtet, dass es sowohl viel Platz an der Sonne – vor allem am Sonnendeck – als auch im Schatten gibt.

Gesellschaftlicher Mittelpunkt des Schiffs ist das Achterdeck hinter dem Salon und Restaurant im Freien oder bei schlechtem Wetter innen im Restaurant mit Bar. Alternativ gibt’s mittschiffs einen überdachten Bereich im Freien mit Bar – wegen des ständigen Rauschens der Abluftschächte ist es hier allerdings nie ganz still, aber auch nicht wirklich unangenehm. Wer für sich sein will, findet seitlich Klappstühle, teils mit kleinem Tisch an der Reling.
Interaktive 360-Grad-Panorama-Bilder:
(Vollbild-Modus lässt sich mit dem Button rechts unten aktivieren/deaktivieren.)
Das Sonnendeck bietet neben Liegestühlen auch einen Whirlpool. Das Netz vor dem Bug darf nicht betreten werden, dafür gibt’s aber einen ziemlich eleganten Bereich mit dünnen Edelstahlrohren als Boden, der ebenfalls über den Bug hinausragt und den Blick nach unten aufs Wasser erlaubt – und wer will, lässt sich hier in Titanic-Pose fotografieren.
Witzige und sehr praktische Idee: An mehreren Stellen sind elektronische „Call Waiter“-Klingeln angebracht. Auf Knopfdruck kommt ein Kellner zur Getränkebestellung vorbei.
Bade- und Tenderplattform
Sobald die Running on Waves vor Anker geht, klappt am Heck die Tender- und Badeplattform aus. Nicht überall ist Baden und Wassersport erlaubt, aber wo es geht, springt man einfach direkt vom Schiff ins Meer, leiht sich ein Kayak oder Standup-Paddling-Board aus oder lässt sich von einem der Rib-Boote mit Wasserski oder Wakeboard ziehen.

Die Rib-Boote sind übrigens nur fürs Tendern und zum Wassersport vorgesehen. Zusätzlich gibt es zwei klassische Rettungsboote, die nur für diesen Zweck zum Einsatz kommen – also hoffentlich nie.

Überraschend hoch ist der Umweltstandard der Running on Waves – erstaunlich, was auf einem relativ kleinen Schiff möglich ist. Sie verfügt über eine biologische Kläranlage inklusive UV-Reinigungsstufe. Das Brauchwasser am Schiff wird im Wesentlichen über eine Meerwasser-Entsalzung gewonnen. Als Treibstoff benutzt das Schiff – neben dem Wind in den Segeln – Marinediesel mit sehr niedrigem Schwefelgehalt.
Kabinen und Suiten
Am unteren Deck, dem „Tween-Deck“ liegen die normalen Kabinen. Sie sind mit elf bis zwölf Quadratmetern für ein Segelschiff relativ geräumig und haben große Bullaugen. Die Suiten liegen am Haupt-Deck und haben größere Fenster und teils auch Oberlichter. Sie sind zwischen 12 und 20 Quadratmeter groß. Die Türen der Suiten öffnen sich direkt aufs Außendeck.

Spannend ist das Fernsehprogramm: Die Running on Waves mit einer Mast- sowie zwei Unterwasserkameras ausgestattet, deren Live-Bild man am Flachbildschirm in der Kabine ebenso sehen kann wie das aktuelle Radar-Bild von der Brücke und die elektronische Seekarte.
Wissenswertes
Internet an Bord der Running on Waves ist im Wesentlichen kostenlos: 300 MByte Datenvolumen täglich sind inklusive, wer mehr braucht, bekommt 500 MByte extra für 10 Euro.
Für deutsche Gäste, die über den deutschen Vertreter M’Ocean buchen sind die meisten Getränke und Trinkgeld im Reisepreis inklusive.

Wassersport wie Standup-Paddling, Kayak, Windsurfen und Schnorcheln von der Wassersportplattform am Heck des Schiffs sind ebenfalls kostenlos. Extra berechnet wird, wenn das Motorboot Treibstoff verbraucht, also bei Wasserski, Wakeboarding, „Funtube“ (10 Minuten für 15 Euro).
Vorgefertigte Landausflüge sind typischerweise nicht im Angebot, Cruise-Direktorin und Hotelmanager arrangieren aber alles, was man möchte, beispielsweise auch Mietwagen. In den meisten Häfen ist das aber nicht nötig, weil die kleinen Orte gut zu Fuß zu erschließen sind und die Ionischen Inseln beispielsweise auch sehr gut ausgeschilderte Wanderwege haben. Typischerweise ankert die Running on Waves in einer Bucht und die Matrosen bringen die Passagiere mit einem stabilen Motor-Schlauchboot (Rib-Boote) an Land. Ein Anruf um Schiff genügt, um sich im Hafen wieder abholen zu lassen.

Hallo! Das liest sich alles sehr schön, man möchte am liebsten gleich los-buchen. Aber ich hab eine Frage: warum muss man so hoher Hafengebühren zahlen, wenn das Schiff gar nicht im Hafen liegt und man getendert wird? Ich hab was von ca. 300-400€ pro Person und Tour gelesen, das ist schon heftig.
Iris
@Iris Schmitt: Nachdem ich nicht weiß, wo Sie das gelesen haben, ist es auch schwierig, etwas dazu zu sagen. Wenn Sie die Running on Waves über den deutschen Vertrieb bei M’Ocean ( https://mocean.de/running-on-waves/ ) buchen, dann sind Hafen- und Liegegebühren jedenfalls im Reisepreis inklusive.