Die vertrauten Schläge der Schiffsglocke wecken mich um 7 Uhr. Ein Glockenschlag je Schäkel herabgelassener Ankerkette, heute zwei, also rund 50 Meter. Die Running on Waves ankert vor Fiskardo im Norden der Insel Kefalonia.
Der Ort gilt als das „St. Tropez Griechenlands“ – wohl auch wegen der Nähe zur Privatinsel Skorpios des legendären Aristoteles Onassis, die von hier aus gut erreichbar ist, auch wenn sie eigentlich etwas nördlich vor Lefkada liegt.
In einem Café an der Uferpromenade genießen wir einen griechischen Kaffee und lassen uns den Unterschied der lokalen Küche der Ionischen Inseln zum Rest Griechenlands erklären: Weil die Ionischen Inseln immer unter dem Einfluss der Venezianer standen und nie von den Osmanen besetzt waren, sind italienische Einflüsse hier recht stark. Die authentischste Küche der Ionischen Inseln soll das berühmte Restaurant „Tassia“ in Fiscarda haben – direkt an der Uferpromenade nur zwei Häuser weiter vom Café, in dem wir sitzen.
Wir machen einen längeren Spaziergang zu einem historischen, venezianischen Leuchtturm. Der ist ein wenig verfallen, aber die Wendeltreppe im Inneren ist noch halbwegs intakt. Vom Turm aus bietet sich ein schöner Blick und die Running on Waves liegt direkt vor uns.

Der Duft von Lavendel und Salbei liegt in der Luft
Das Wasser leuchtet türkisblau, Möwen kreisen über uns, in der Luft liegt der Duft von Salbei und Lavendel. Der Weg führt vorbei an der Ruine einer großen, römischen Basilika aus dem 6. Jahrhundert und durch einen Kiefernwald zurück nach Fiscarda.
Wir schlendern durch den Ort, der ein klein wenig an Portofino erinnert, dann an der Küstenstraße entlang bis in eine romantische Badebucht mit einem Olivenhain direkt am Ufer. Von dort führt ein felsiger Weg über einen mit Zypressen bewaldeten Hügel wieder zurück nach Fiskardo.

Zum Mittagessen 13 Uhr lichtet das Schiff den Anker für die kurze Fahrt zur Nachbarinsel Lefkada. Einer der Matrosen erklärt Seemannsknoten. Ich schaue nur kurz vorbei und setze dann mich auf einen der Klappsitze seitlich am Außendeck und schreibe ein wenig an diesem Reisetagebuch.
Zweimal um das Schiff herum schwimmen
Nach zwei Stunden Fahrt ankert die Running on Waves vor dem Ort Vasiliki im Süden der Insel Lefkada. Viel gibt es hier nicht zu sehen, aber die Bucht ist ideal zum Ausprobieren der Wassersport-Plattform, die sich am Heck der Running in Waves herunter klappen lässt und auch als Tenderplattform dient.

Ich schwimme zweimal um das ganze Schiff herum und probiere ein wenig Stand-Up-Paddling aus. Die Matrosen zeigen uns, wie Wakeboarding hinter einem leistungsstarken Motorboot funktioniert.
Am Spätnachmittag setzen wir kurz entschlossen doch noch nach Vasiliki über – ein netter Hafen-Ort mit bunten Fischerbooten, Restaurants an der Uferpromenade, bettelnden Katzen und ein paar Souvenir-Läden mit teils recht hübscher, lokaler Handarbeit.
Fast schon wie selbstverständlich ist der Luxus geworden, einfach anzurufen, um sich abholen und zum Schiff zurück fahren zu lassen. Nach dem Abendessen – es gibt gefüllte Calamari, herrlich zarte Souvlaki und Himbeer-Creme-Brûlée – sitzen wir im Salon zusammen, heute mit Karaoke.
Ich ziehe mich mit einem zwölfjährigen Balvenie-Whisky aufs Sonnendeck zurück. Dort ist es fast vollständig dunkel, nur die Masten sind schwach angeleuchtet. Über mit funkelt ein brillanter Sternenhimmel (der sich – wie herrlich – wegen der Fahrtbewegung des Schiff noch nicht einmal fotografisch dokumentieren lässt, sondern dazu zwingt, den Augenblick ganz pur zu genießen).