Die Schifffahrtsindustrie will innerhalb von zehn Jahren rund fünf Milliarden Dollar in die Forschung und Entwicklung für klimaneutrale Kraftstoffe investieren. Im Rahmen der International Chamber of Shipping habe man sich auf einen Vorschlag geeinigt, bei dem eine Pflichtabgabe auf Schiffstreibstoffe weltweit erhoben wird, um die angestrebte Investitionssumme von fünf Milliarden Dollar zu erreichen.
Der Vorschlag wird laut der International Chamber of Shipping von über 90 Prozent der weltweiten Handelsschiff-Flotte mitgetragen. Dazu gehört auch die Clia, Interessenverband der Kreuzfahrt-Industrie.
Im März 2020 soll der Plan bei einem Treffen des Marine Environment Protection Committee der UN-Organisation IMO in London vorgelegt und diskutiert werden. Bindend könnte die Initiative als Ergänzung zur Marpol-Konvention der IMO ab 2023 werden.
Der Vorschlag sieht vor, dass weltweit ein Zuschlag von zwei Dollar je Tonne Schiffstreibstoff erhoben wird. Zuständig für die technische Entwicklung sowie die Verwaltung des Geldes soll eine Nichtregierungsorganisation (NGO) namens International Maritime Research and Development Board (IMRB) sein, die wiederum von den IMO-Mitgliedsstaaten kontrolliert wird.
Das IMRB soll die für einen Zeitraum von zehn Jahren erwarteten fünf Milliarden Dollar in die Forschung und Entwicklung für klimaneutrale Kraftstoffe und Energieträger investieren, beispielsweise klimaneutral produzierten Wasserstoff, Ammoniak, Brennstoffzellen-Technik, synthetische Kraftstoffe aus klimaneutraler Herstellung sowie Batterietechnik.
Ziel sei, so die International Chamber of Shipping, Technik zu erforschen und zu entwickeln, die Anfang der 2030er-Jahren betriebssicher sind und somit die ersten klimaneutralen Schiffe ermöglichen würden.
In der Kreuzfahrt gibt es derzeit bereits unabhängig von dieser Initiative einige Ansätze zur Reduzierung von klimaschädlichen Emissionen: Unter anderem experimentiert Hurtigruten mit flüssigem Biogas, Hybrid-Antrieben mit Akkus und Beimischung von Biodiesel, AIDA wird 2021 auf der AIDAnova ein Forschungsprojekt mit Brennstoffzellen beginnen, MSC hat Versuche mit Brennstoffzellen-Technik auf dem Neubau MSC Europa für 2022 angekündigt und auch Royal Caribbean International will innerhalb der neuen Icon-Schiffsklasse erstmals Brennstoffzellen einsetzen.
Infrastruktur-Projekt für Wasserstoff in Norwegen und Dänemark
Mit rund 3,3 Millionen Euro vom norwegischen Staat bezuschusst wird eine Initiative von unter anderem BKK, Equinor und Air Liquide, die eine Liefer-Infrastruktur für klimaneutralen erzeugten, flüssigen Wasserstoff für die Schifffahrt in Norwegen aufbauen wollen.
Ziel des Projekts ist es, ab dem ersten Quartal 2024 flüssigen Wasserstoff für die kommerzielle Schifffahrt in Norwegen bereitzustellen. An dem Projekt beteiligt sind auch NCE Maritime Cleantech, Norce, Norled, Norsea Group, Wilhelmsen und Viking Ocean Cruises.
Unabhängig von der Schifffahrt ist ein Projekt Dänemarks, eine künstliche Insel mit riesigem Hochsee-Windpark zu bauen, um damit klimaneutralen Wasserstoff zu produzieren. Die Investitionssumme dafür soll 27 bis 40 Milliarden Euro betragen. Spätestens 2030 soll das Projekt in Betrieb gehen und eine Spitzenleistung von zehn Gigawatt bringen. Das Projekt ist Teil der Planung der dänischen Regierung, das Land bis 2050 komplett klimaneutral zu machen.