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Sozial engagierte Landausflüge: Warum es Spaß macht, fürs Arbeiten im Urlaub zu bezahlen

Dafür bezahlt, ein paar Stunden lang auf einer Kakao-Plantage arbeiten zu dürfen? Beim Hafenstopp mit der Carnival Celebration in Amber Cove in der Dominikanischen Republik habe ich genau das getan. Auf den ersten Blick ein wenig seltsam, oder?

„Hands on Chocolate Experience at Chocal“ heißt der fünfstündige Landausflug, der 75 Dollar kostet – wie gesagt, dafür, dass man auf einer Kakao-Plantage, oder genauer: in einer Schokoladen-Manufaktur mit anpackt.

Die ausschließlich von Frauen gegründete Kooperative Chocal liegt in Altamira, rund 25 Kilometer landeinwärts von Amber Cove in den Bergen auf rund 400 Höhenmetern – mit weitem Blick über die hügelige Landschaft. „Chocolate de la Cuenca de Altamira“ (Chocal) ist komplett von Frauen geführt und wurde 2008 von 30 Frauen aus Palmar Grande gegründet, um lokale Jobs für Frauen mit selbstbestimmtem Arbeiten zu schaffen und die Ausbildung von Frauen zu verbessern.

Blick über die Landschaft in Altamira
Blick über die Landschaft in Altamira

Anpacken und dabei viel über Kakao und Schokolade lernen

Es ist eine recht kleine Herstellung von Schokolade, aber die Kooperative ist über die Jahre schon gewachsen und ist durchaus erfolgreich. Manchmal sind schon Überstünden nötig, um die eingehenden Bestellungen abzuarbeiten. Da kommen ein paar Touristen, die sich für Schokoladenherstellung interessieren und mithelfen wollen, gerade recht. Wobei die kleine Gruppe von zwölf Leuten vermutlich ungefähr genau so viel Arbeit verursacht, als sie an Arbeit leistet.

Wir pflanzen neue Kakao-Pflanzen und lernen, dass die daraus entstehenden Bäume schon nach drei Jahren Früchte tragen, und das dann für bis zu 50 Jahre lang, bis der Ölgehalt der daraus gewonnen Kakaomasse zu gering wird.

Pflanzen neuer Kakao-Bäume
Pflanzen neuer Kakao-Bäume

Wir probieren die rohe Kakao-Frucht und lernen, wie Kakao getrocknet und geröstet wird (wobei wir natürlich auch gleich selbst ein wenig beim Rühren helfen), bevor er – wieder mit unserer Hilfe – zu einem Brei vermahlen wird, aus dem man in der Dominikanischen Republik zusammen mit etwas Zucker eine sehr leckere, heiße Schokolade macht. Pause. Heiße Schokolade mit Brot probieren, ein beliebtes Frühstück hier, wie wir erfahren.

Übrigens nutzt Chocal natürlich inzwischen größere und moderne Geräte zum Rösten und Vermahlen der Kakaobohnen. Aber für uns Touristen ist es anschaulicher und unterhaltsamer, es in traditionellen Handarbeit auszuprobieren.

Und dann geht‘s wirklich ans Arbeiten: Aus getrockneten Kakao-Bohnen die schadhaften aussortieren und aus den Nips der aufgebrochenen Bohnen die Schalenreste entfernen – da ist viel Konzentration nötig und die Arbeiterinnen schauen uns genau über die Schulter, damit wir auch alles richtig machen. Zwischendurch gibt‘s ein wenig Schokolade zum Probieren.

Die Schokoladenherstellung selbst überspringen wir, dafür gießen wir aber kleine Schoko-Stücke, nachdem wir beobachtet haben, wie die flüssige Schokolade auf einem großen Mamortisch temperiert wird. Und ein Löffel warme, flüssige Schokolade darf dann nach getaner Arbeit auch mal im Mund verschwinden.

Anschließend gibt‘s nochmal eine Rund „harte Arbeit“ – wir falten die Schachteln für die Schokoladenverpackung, verfolgen also die Schoko-Produktion wirklich vom Pflanzen der Kakao-Bäume bis zur Verpackung für den Verkauf. Das alles macht enorm Spaß und bei der Arbeit kommt man auch noch mit Mitreisenden ins Gespräch, während man gemeinsam Kakaobohnen sortiert und Verpackungen faltet.

Mehr Spaß und Erlebnis als ernsthafte Arbeit

Inwieweit wir Touristen an diesem Tag wirklich hilfreich in der Produktion waren, sei einmal dahingestellt. Auf jeden Fall aber bewirken Ausflüge wie dieser zwei Dinge: Man wird sich viel bewusster, wie Menschen hier leben und arbeiten. Das gibt spannende Einblicke – und Kontakt zu sehr liebenswerten und herzlichen Menschen. Und die Ausflüge bringen der Kooperative natürlich auch Einnahmen und unterstützen so das Projekt, was sich positiv auf die Menschen und die Region auswirkt.

Ich habe zwar früher schon Schokoladen-Manufakturen besichtigt und mich ein wenig über den Anbau von Kakao informiert. Aber diese Exkursion hat meine Einstellung zu Kakao und Schokolade noch einmal deutlich verändert. Ich schätze jetzt nicht nur den wunderbaren Geschmack guter Schokolade, wie schon zuvor. Nebenbei: Die Schokolade von Chocal ist wirklich sehr gut – deutlich besser als viel Schokolade, die ich an anderen Orten in der Karibik von kleineren Herstellern schon probiert habe.

Ich verstehe und wertschätze nun auch viel mehr die Arbeit und die Passion, die hinter der Herstellung von so etwas alltäglichem wie einer Tafel Schokolade steckt. Und an diesen wunderbaren Kakao- und Schokoladenduft, der hier bei Chocal den ganzen Tag in der Luft lag, werde ich mich sicherlich jetzt bei jedem Stück Schokolade wieder erinnern.

Die Idee sozial engagierter Landausflüge …

Carnival Corp. hatte das Thema der sozial engagierten Reisen 2015 in größerem Stil angepackt und mit Fathom eine eigene Kreuzfahrt-Tochter mit eigenem Schiff – der Adonia von P&O Cruises – an den Start gebracht. Fathom begann 2015 zunächst mit „Social Impact“-Cruises in die Dominikanische Republik und später auch nach Kuba. Der Anspruch von Fathom war es, mit sozial engagierten Landausflügen in den angefahrenen Ländern zu helfen und bei der Gelegenheit auch Menschen und Kulturen zusammenzubringen.

Doch schon etwas zwei Jahre später, 2017, stellte Fathom den Kreuzfahrtbetrieb wieder ein. Zu gering war offenbar die Nachfrage nach solchen Reisen, um selbst ein kleines Schiff wie die Adonia mit knapp 800 Passagieren regelmäßig zu füllen. Als Unternehmen arbeitete Fathom aber zunächst weiter und konzipierte und organisierte Landausflüge für Kreuzfahrt-Passagiere, die sich auf diese Weise sozial engagieren wollten.

Heute übriggeblieben von diesem eigentlich großartigen Ansatz sind immerhin einige Landausflüge nach dieser Grundidee, die man, nicht nur bei Carnival, einzeln buchen kann – so auch „Hands on Chocolate Experience at Chocal“ in der Dominikanischen Republik.

Carnival Celebration in Amber Cove, Dominikanische Republik
Carnival Celebration in Amber Cove, Dominikanische Republik

Anmerkung*: Cruisetricks.de reist auf der Carnival Celebration auf Einladung von Interconnect / Carnival Cruise Line. Den hier beschriebenen Ausflug habe ich selbst bezahlt.
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Cruisetricks.de reist auf der Carnival Celebration auf Einladung von Interconnect / Carnival Cruise Line. Den hier beschriebenen Ausflug habe ich selbst bezahlt.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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