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Auf Werft-Besuch bei der MSC Meravigila in St. Nazaire

Im Trockendock der STX-Werft in St. Nazaire nimmt MSCs neues Flaggschiff, die MSC Meraviglia, schon Formen an. Wir haben einen Tag dort verbracht, einen virtuellen Spaziergang durch Teile des Schiffs gemacht, waren aber auch an Bord des realen Kreuzfahrtschiffs und haben die traditionelle Münz-Zeremonie beobachtet.

Münzzeremonie? Findet die nicht bei der Kiellegung statt? Stimmt. Bei der MSC Meraviglia ist das ausnahmsweise anders. Denn die vier großen, golden glänzenden Münzen sollen auf dem Schiff später einmal für alle Passagiere sichtbar präsentiert werden und sollten deshalb nicht unter den Kiel gelegt werden.

Statt die Münzen also bei der Kiellegung unter dem Schiff zu deponieren und später in einer Metallbox irgendwo am Schiff einzuschweißen (siehe „Tradition und Aberglaube beim Bau von Kreuzfahrtschiffen“), sollten die Glücksmünzen auf der MSC Meraviglia für alle sichtbar auf einem der Passagierdecks angebracht werden. Also warteten Werft und Reederei, bis bereits ein Teil der MSC Meraviglia aus den riesigen Stahl-Baublöcken aufgebaut war.

Vier goldene Glücksmünzen für die MSC Meraviglia

Dafür war der Event der Münzzeremonie umso medienwirksamer inszeniert. Über ein Gerüst kletterten die geladenen Gäste von außen auf den begonnen Rohbau des Schiffs im Trockendock. Dort wurde ein riesiger, über 1.000 Tonnen schwerer Baublock mit Hilfe eines brandneuen Krans direkt vor den Gästen abgesenkt. Das Absenken des riesigen Baublocks haben wir als Zeitraffer in einem Video festgehalten:

Anschließend stiegen Verantwortliche von Reederei und Werft in den Baublock, allen voran ein kleines Mädchen namens Elea, Tochter des Schiffsarchitekten, die die Ehre hatte, die vier Glücksmünzen tragen zu dürfen. Auf dem Baublock wurden die vier Münzen dann – an einer später dann einmal repräsentativ gestalteten Stelle – angeschweißt.

Der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron war ebenso nach St. Nazaire gekommen wie der Bürgermeister von Le Havre (dort wird das Schiff im Juni 2017 getauft), Pierfrancesco Vago, Executive Chairman MSC Cruises sowie Gianluigi Aponte, Eigentümer und Chairman von MSC. Letzter nicht zuletzt auch, um einen neuen Vertrag mit STX Europe zu unterschreiben für den Bau zweier zusätzlicher Kreuzfahrtschiffe, die sogar früher in Dienst gehen sollen, als zuvor angekündigt, nämlich schon 2019 und 2020. Außerdem werden diese beiden Schiffe größer als erwartet: Die Meraviglia-Plus-Klasse (im Vertrag übrigens mit „World Class“ bezeichnet) werden bei Vollbelegung Platz für 6.297 Passagiere bieten.

MSC größter privater Investor Frankreichs

großer Andrand beim Interview mit dem französischen Wirtschaftsminister Emmanuel Macron
großer Andrand beim Interview mit dem französischen Wirtschaftsminister Emmanuel Macron

Aber warum kommt der französische Wirtschaftsminister zu einer Münzzeremonie für ein Kreuzfahrtschiff? Die Antwort überrascht vielleicht den einen oder anderen: MSC ist der größte private Investor Frankreichs und der drittgrößte Investor in Frankreich überhaupt (nur China und Südkorea investieren dort noch mehr). Und das bedeutet: Arbeitplätze. Allein die beiden Meraviglia-Plus-Schiffe haben ein Auftragsvolumen von 1,6 Milliarden Euro, zusammen mit den beiden Meraviglia-Class-Schiffen sind es drei Milliarden Euro.

Wie wichtig die Investitionen von MSC in den Bau der Kreuzfahrtschiffe in St. Nazaire sind, zeigt auch, dass die STX-Werft einen neuen Baukran für 30 Millionen Euro angeschafft hat, speziell um den Bau der Meraviglia- und Meraviglia-Plus-Schiffe zu beschleunigen und damit auch langfristig Aufträge für STX Europe zu sichern. Wie viel staatliche Unterstützungsgelder dafür fließen, ist unbekannt.

Promenade und Loft-Kabine in 3D

MSC-CEO Gianni Onorato (rechts) im Virtual-Reality-Center
MSC-CEO Gianni Onorato (rechts) im Virtual-Reality-Center

Obwohl die MSC Meraviglia bislang nur aus ein paar verschweißten Baublöcken besteht, konnten wir schon einen Blick in die für MSC-Schiffe neuartige Promenade werfen. Zwei Decks hoch und mit einer 80 Meter langen LED-Display-Decke versehen, hat die MSC Meraviglia einen Indoor-Bereich mit Shops und Restaurants, der durch das riesige LED-Display an der Decke beinahe wie unter freiem Himmel anfühlen soll.

Das Spannende: In St. Nazaire gibt es ein ganz neues Technologie-Zentrum für virtuelle Realität, das die Kommune dort betreibt. Genutzt wird es vor allen von der STX-Werft und von Airbus, die in St. Nazaire und im nahe gelegenen Nantes Flugzeugteile entwickeln und bauen. Das Faszinierende: Mit bewegungssensitiven 3D-Brillen und einem zusätzliche Hand-Steuerungsgerät kann man damit in 3D-Projektionen des Schiffsinneren eintauchen und fühlt sich dabei fast, als wäre man direkt am Schiff.

Einer der Räume besteht aus fünf nahtlos anschließenden Riesen-Displays: vorne, links, rechts, oben und unten, sodass man sich regelrecht durch die Räume bewegen kann. Hier konnten wir uns ein Bild von der Promenade machen.

Ein weiteres, frontales Riesen-Display war mit einer der neuen, zweistöckigen Suiten programmiert, durch die man sich mit Steuergerät und Brille frei bewegen, zum Fenster hinaus auf das wogende Meer blicken oder die Treppe hinaus- und hinunter gehen kann. Und sogar die Stühle in der Kabine kann man mit dieser Technik einfach einmal woanders hinschieben.

Für die Reederei und die Designer reizvoll – und das ist natürlich der eigentlichen Einsatzzweck der Technik – ist die Möglichkeit, unterschiedliche Designs, Farbkombinationen, Möbelanordnungen und Ähnliches vergleichsweise realitätsnah und mit nur geringem Material- und Zeit-Aufwand auszuprobieren.

Ein Blick in die echten Kabinen der MSC Meraviglia

In der STX-Werft selbst hatten wir Gelegenheit, den nächsten Schritt bei der Entwicklung der Kabinen für das neue Schiff zu sehen. Hier sind sogenannte „Mockup“-Kabinen aufgebaut, also komplett fertig eingerichtete Kabinen zum betreten – nur Toilette und Dusche funktionieren da noch nicht.

Von einem originalgetreuen Kabinengang (auffällig: der wird ziemlich breit) geht es in eine Innenkabine, eine Standard-Balkonkabine und eine der neuen Aurea-Spa-Kabinen mit eingebauten Fitness-Geräten „Wellness by Technogym“.

Auffällig ist vor allem das zurückhaltende, moderne Farbdesign, das den Kabinen eine gewisse Eleganz gibt und mehr an ein Boutique-Hotel erinnert als an ein Kreuzfahrtschiff mit oft recht farbintensiver Inneneinrichtung in den Kabinen.

Neu sind die Wellness-Suiten, die quasi über ein eingebautes Fitness-Studio verfügen: Im der Suite findet sich ein großes Technogym-Trainingsgerät (in das man sich von einem Fitness-Trainer einweisen lassen sollte, um es optimal zu nutzen) und auf dem Balkon steht ein Trainings-Fahrrad. Der Besuch des Fitness-Studios der MSC Meraviglia wird damit zumindest für die Bewohner diese Suiten überflüssig.

Hightech an Bord der MSC Meraviglia

Spannend wird auch die Technik, die MSC an Bord der MSC Meraviglia einsetzen will. Größerenteils in Zusammenarbeit mit Samsung sollen Datenanalyse und interaktiven Funktionen für ein entspannteres Bordleben sorgen, und zwar auch schon vor der Reise. Beispielsweise soll eine – mutmaßlich anonymisierte – Analyse der elektronische Planungskalender aller Passagiere einen besseren Einblick in das Verhalten der Passagiere geben und so einen besseren Service genau dann und dort ermöglichen, wo er tatsächlich gerade nötig ist.

MSC-CEO Gianni Onorato erläutert im cruisetricks.de-Interview die geplante Technik auf der MSC Meraviglia (englisch)

MSC-CEO Gianni Onorato erläutert im cruisetricks.de-Interview die geplante Technik auf der MSC Meraviglia (englisch)

Der Checkin soll bereits online erfolgen, die Abläufe im Hafen sollen dadurch reibungsloser und schneller werden. In Apps soll den Passagieren mit Hilfe von virtueller Realität beispielsweise nach der Einschiffung den direkten Weg zu ihrer Kabine zeigen. Gesichtserkennung soll der Crew helfen, Passagiere sofort persönlich ansprechen und einen individuelleren Service zu leisten.

Beim Friseur soll es interaktive 3D-Spiegel geben, die dem Passagier vorab zeigen, wie die neue Frisur aussehen wird und in den Shops können Passagiere mit der gleichen Technik neue Kleidung probieren, ohne sie tatsächlich anziehen zu müssen.

Wem all diese Technik gelegentlich zu viel wird, für den soll es an Bord der MSC Meraviglia aber auch einen so genannten „Digital Detox Room“ geben. Dieser Technik-freie Raum bietet dann eine Auszeit von allem Digitalen, ohne Handy, Laptop und Internet.

Anmerkung*: Cruisetricks.de ist auf Einladung von MSC zur Münzzeremonie der MSC Meraviglia nach St. Nazaire gereist.
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Cruisetricks.de ist auf Einladung von MSC zur Münzzeremonie der MSC Meraviglia nach St. Nazaire gereist.

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6 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

6 Gedanken zu „Auf Werft-Besuch bei der MSC Meravigila in St. Nazaire“

  1. Moin, ich hab da mal eine Frage zu der Münz-Geschichte: wenn man die Münze bei der Kiellegung unter den ersten Block legt, das Schiff nach Erreichen der Schwimmfähigkeit im gefluteten Baudock abhebt und ausgedockt wird, wie stellt man sicher, dass man die Münze nach dem Abpumpen des Wassers wiederfindet? Die könnte ja durch wirbelndes Wasser einfach sonstwohin gespült werden, oder? (Klebt die vielleicht jemand vorher fest, oder wird gar gemogelt und wie sieht denn die Münze aus, wenn wochenlang hunderte Tonnen Gewicht auf ihr lagen?)

  2. @Volker Kaczmarek: Ich hatte letztens in einem Video von der Kiellegung der Megastar (Meyer Turku) gesehen, dass die Münzen u.a. mit Klebeband fixiert wurden. :-D

  3. @Volker: René hat Recht, die werden so fixiert, dass sie nicht verschwinden. Aber die Münzen kommen tatsächlich unter den Kiel, da wird nicht geschummelt. Schließlich geht es da um alte Traditionen un damit auch um ein wenig Aberglaube, damit scherzt man nicht. Bei Meyer Turku werden die Münzen übrigens nach dem Aufschwimmen des Schiffs von Tauchern heraufgeholt, bevor man das Wasser wieder ablässt – wohl auch um nicht zu riskieren, dass es die Münzen dann doch noch wegspült.
    Beschädigt werden die Münzen unter dem Kiel nicht sonderlich, denn die Blöcke, auf denen das Schiff lagert, sind aus Holz und da drückt es die Münzen einfach rein.

  4. Dieses Schiff ist der Hammer! Großes Lob an MSC, die bauen da wirklich ein ausgezeichnet schönes Schiff. Wer macht MSC 2017 noch Konkurrenz beim Bau von schönen Schiffen ? Was kommt da noch ?

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