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Mit dem „big ship“ Oasis of the Seas in die östliche Karibik

Warum geht man auf einen mehr als 280.000 Tonnen schweren Stahlkoloss, der auch noch mitten im Ozean schwimmt? Berufliches Interesse? Ja, zum Teil. Unbestritten ist die Oasis of the Seas eine ingenieurtechnische Meisterleistung, aber ausschlaggebend war dies nicht. Reine Neugier schon eher. Wie fühlt sich das an, auf einem schwimmenden Monster zu sein? Auch wenn die umherschwirrenden Beschreibungen nicht immer so nett klangen. Über 8000 Menschen auf einem Schiff! Tritt man sich da nicht ständig auf die Füße? Wie klappt die Organisation des Check-in, des von Bord Gehens in den Häfen, wie werden soviele Menschen verpflegt? Was sind das überhaupt für Menschen, die an Bord eines Gigaliners gehen? Die letzte Frage ist am leichtesten zu beantworten. Kreuzfahrer und solche, die es werden wollen. Menschen, die man auch auf anderen Schiffen trifft. Neugierige Menschen.

Check-in

Kreuzfahrt-Review: Oasis of the Seas

Reederei: Royal Caribbean

Datum: 2. bis 9. Januar 2010

Kabine: Balkon-Kabine, Kategorie D3 auf Deck 14

Route: Östliche Karibik (Port Everglades, Florida – Seetag – Seetag – St. Thomas, Amerikanische Jungferninseln – Philipsburg, St. Maarten – Nassau, Bahamas – Seetag – Port Everglades, Florida)

Über uns: Dies ist unsere achte Kreuzfahrt (innerhalb dreieinhalb Jahren) und die zweite Kreuzfahrt mit Royal Caribbean International. Unser kleinstes Schiff war bisher die Vision of the Seas und das größte die Queen Mary 2.

Im Hafen von Fort Lauderdale, dem Port Everglades wurde für die Oasis und ihrer Schwester Allure ein neues Terminal gebaut, das auch von Celebrity genutzt wird. Zunächst bekommt man wie an jedem anderen Terminal die Koffer abgenommen, die dann die Koffertags erhalten. Erste Serviceleistung: wir müssen die Tags nicht selbst beschriften, das wird von freundlichen Mitarbeitern übernommen. Dann wird uns wiederum sehr freundlich der Weg zum Terminaleingang gezeigt. Auch hier überall sehr höfliche Mitarbeiter, die einem lächelnd den Weg zeigen. Die Schalter – und es sind viele Schalter – sind alle besetzt, dabei sind noch kaum Gäste da. Wir sind sehr früh, es ist erst 10:30 Uhr als wir im Hafen ankommen.

Die Gäste werden beim Check-in deckweise sortiert, das heißt für jedes Schiffsdeck gibt es mindestens 3 Schalter. Dazu gibt es noch Extra-Schalter für Suiten-Gäste. Nach kurzem Plausch mit der Mitarbeiterin am Schalter halten wir bereits unsere Bordkarte in Hand und dürfen nach oben in den Wartebereich. Dieser teilt sich in drei große Teile auf. Ein separater Teil gehört den Suiten-Gästen, die unter großen ausladenden Schirmen schon hier sehr umsorgt werden. Dann gibt es einige Sitzreihen für die Diamond-Mitglieder und sehr viel Platz für die restlichen Gäste. Es gibt Kaffee, Tee und Gebäck. Wer möchte, bekommt bereits hier Deckpläne und Infoblätter zu den Restaurants beziehungsweise Veranstaltungstipps für die Reise. Wer will, plant schon jetzt seine Aktivitäten der kommenden Woche. Die Wartezeit ist nur kurz, etwa um 11:15 Uhr werden die Suitegäste aufgerufen, danach die Diamond-Member und schon darf unser Bereich an Bord.

Erster Kontakt mit der Oasis

Die Royal Promenade der Oasis of the Seas
Die Royal Promenade der Oasis of the Seas

Man landet auf der Royal Promenade und da ist schon das erste „Wow“ und dann noch eins und noch eins und …. Ist man wirklich auf einem Schiff? Hat man sich in der Adresse geirrt und ist vielleicht doch in einer amerikanischen Mall gelandet? Dort ist die Rising Tide Bar, dort das Cupcake Café, Schmuckladen, Fotoshop, Souvenirladen, das Promenade Café, Sportbar, das Pub. Shops, Bars und Cafés, am Ende auch noch eine Pizzeria. Ein Blick nach oben und verwunderte Blicke – dort oben ist der Blick frei in den Central Park, der über der Promenade liegt. Dort der Durchgang zum Boardwalk, das Karussell, Ice Cream Parlor, gegenüber ein Donut-Café, ein Fisch-Restaurant, Johnny Rockets Diner. Wie lange ist man an Bord? 7 Tage? Das reicht nie und nimmer. Dann steht man vor dem Aqua Theater und fragt sich? Will ich hier noch mal weg? Nein!

Die Augen und auch der Verstand brauchen Ruhe und der Körper etwas in den Magen. Erster Gang eines Kreuzfahrers führt meist zum Buffet-Restaurant, denn auch die Füße brauchen Ruhe und man hat noch das Handgepäck bei sich. Die Auswahl im Windjammer Café ist überirdisch und der Service einfach perfekt. Wo wir sonst die Getränke an der Station holen müssen, bekommen wir sie hier an den Tisch gebracht. Die Qualität und Präsentation der Speisen ist mehr als ausreichend. Meine „Insel“ habe ich auch schon gefunden, hier gibt es eine große Auswahl an asiatischen Speisen. Salatbar, Suppenstation, Vorspeisen, Gemüse, verschiedene Nudel- und Reisgerichte, Obst, frisches Brot und Brötchen und was weiß ich noch. Und dann die langen Reihen an Desserts.

Um 13 Uhr werden die Kabinen frei gegeben und jetzt die alles entscheidenden Frage: Wo müssen wir lang? Die Touchscreens in der Nähe der Aufzüge beantworten alle Fragen, ob sie nun die Lage der Kabinen, der Restaurants oder der anderen Bordeinrichtungen betreffen. Hier verläuft sich nicht einmal mein Mann. Deck 14 hinten, in der Nähe des Aufzuges. Kabine 14696. Schon sind wir da und merken bereits jetzt: Die Wege sind kurz auf der Oasis.

Unsere Balkonkabine ist ähnlich den Kabinen auf anderen RCI-Schiffen, funktional, nicht übermäßig bunt und sehr komfortabel. Der Balkon liegt in Richtung Meer, was auf der Oasis nicht unabdingbar ist. Es gibt eine größere Auswahl an Kabinenkategorien auf der Oasis als auf einem anderen Kreuzfahrtschiff. Die Innenkabinen sind überraschend groß, die Außenkabinen knapp unter der Joggingbahn oder mit Fenster zur Promenade, die Balkonkabinen mit unterschiedlicher Beschallung (abhängig von der Lage zum Central Park oder Bordwalk oder Meeresrauschen), die Suiten, so vielfältig wie ihre Bewohner. Für jeden Geschmack (und Geldbeutel) ist etwas dabei.

Die Qual der Wahl – Restaurants an Bord der Oasis

Das "Opus" Hauptrestaurant auf drei Ebenen
Das „Opus“ Hauptrestaurant auf drei Ebenen

Was ist der dritte Gang eines Kreuzfahrers an Bord eines Schiffes? Richtig, nach dem Besuch des Buffet-Restaurants, dem Aufsuchen seiner Kabine geht der erfahrene Kreuzfahrer ins Hauptrestaurant und sucht seinen Tisch. Auf der Oasis kann das etwas dauern, da das Restaurant dreigeschossig ist. Unseren Tisch fanden wir direkt am Fenster an einem 4er-Tisch, an dem noch ein kleiner 2-er Tisch beigestellt war. Perfekt! Absolut kein Grund den Maitre’D aufzusuchen. Sollten die Tischnachbarn auch nur ansatzweise nett sein, werden wir hier die nächsten 7 Abende verbringen. Und unsere Tischnachbarn waren nett, ein junges Pärchen aus Wien. Die beiden jungen Männer an dem 2er-Tisch sollten wir erst am übernächsten Abend kennenlernen. Sie bevorzugten abends das Buffetrestaurant.

Ein weiteres Highlight waren unsere Waiter, besonders Gemma hatte es uns angetan. Absoluter Serviceprofi und so zuvorkommend, dass jedes Diner zu einem besonderen Erlebnis wurde. Zu den Speisen kann ich nur sagen: Absolut lecker, frisch und gekonnt zubereitet. RCI hat einen extrem hohen Standard und das merkt man glücklicherweise an Bord jedes Schiffes von RCI. Die Menüs auf den Schiffen unterscheiden sich nur um knapp 25 Prozent, das kann zwar zu Wiederholungen führen (wenn man wie wir im Nachgang zur Oasis gleich zur Independence wechselt), aber bei der Vielzahl an Speisen und Möglichkeiten ist dies nicht wirklich ein Problem. Für mich als Vegetarier ist es schon immer ein Erlebnis, die Menükarte aufzuschlagen und 2-3 vegetarische Hauptgerichte zu finden, abgesehen von der Vielzahl an Vorspeisen und Zwischengängen. RCI hat wirklich ein Herz für Veggies. Nichtsdestotrotz haben aber auch die Fleischesser sicherlich keinen Grund zum Klagen.

Neben dem Hauptrestaurant (2 Tischzeiten und My Time Dining) gibt es noch weitere Möglichkeiten, die benötigte Kalorienzahl in Form von leckeren Speisen zu sich zu nehmen:

Sorrento's Pizzeria an der Royal Promenade
Sorrento’s Pizzeria an der Royal Promenade

Sorrento’s Pizzeria, Chops Grille (Steak-Haus), 150 Central Park (exklusives Restaurant mit einem 8-Gänge Menü), Giovanni’s Table (Italiener), Vintages (Weinbar – Tapas), Johnny Rockets (Diner), Seafood Shack (Fischrestaurant), Solarium Bistro, Izumi (Sushi und Hot Stone), Vitality Café, Park Café, Chef’s Table und natürlich das Windjammer Café.

Genauso umfangreich ist die Auswahl zum Frühstück und Mittagessen. Nachmittags gibt es noch Snacks zum Kaffee und eine rund um die Uhr Versorgung an Snacks erhält man im Promenade Café oder auf der eigenen Kabine. Nicht zu vergessen die Donuts auf dem Boardwalk, den Cupcakes auf der Royal Promenade und den weiteren Köstlichkeiten, die einem den Bund enger werden lassen.

Kabine

Wir hatten zwei Seetage, an denen wir versucht haben, das Schiff kennenzulernen, was uns aber nicht ganz gelang. Darüberhinaus hatten wir bei einem Meet&Mingle von Cruisecritic auch noch die Möglichkeit eines Cabin Crawls, also der Besichtigung verschiedener Kabinen der anderen Teilnehmer. Hier konnten wir Innenkabinen, Balkonkabinen der unterschiedlichsten Kategorien, aber auch eine Aqua Theater-Suite und eine Loftsuite besichtigen. Da die Aqua Theater-Suiten leider nur an mindestens 4 Gäste vermietet werden (oder man bezahlt als Paar den Preis von 4 Gästen), bleibt uns wohl eine solche Suite verschlossen. Ob aber für uns eine Loft-Suite in Frage kommt, möchte ich auch bezweifeln. Sie sind zweigeschossig, mit einem auskragenden Dach über der Terrasse. Wenn Lottogewinn, dann ja, ansonsten – ich sag es sonst nie, aber – reicht auch eine Innenkabine beziehungsweise in unserem Fall, da Luft sein muss, eine Balkonkabine zum Meer. Eine Balkonkabine zum Boardwalk, aber auch zum Central Park würde ich persönlich vermeiden, da es doch manchmal sehr laut sein kann, besonders die Kabinen zum Boardwalk sind sehr geräuschintensiv.

Landausflüge: St. Thomas, St. Maarten, Bahamas

Das Schiff ist das Ziel, aber wenn man schon mal in der Karibik ist, kann man auch an Land gehen. In St. Thomas hatten wir einen Ausflug privat gebucht, diesen aber nach der Besichtigung des botanischen Gartens abgebrochen. Die Fahrt führte nämlich zu einem Strand, der uns persönlich gar nicht gefiel. So ließen wir uns wieder zurück nach Charlotte Amalie fahren. Hier war es aber so heiß, dass es uns nach kurzer Zeit wieder zum Schiff zog. Charlotte Amalie ist bekannt für seinen vielen Goldgeschäfte, seine Designerläden und dem Touristenmarkt. Der bekannteste Aussichtspunkt ist mit der Skyride-Bahn zu erreichen und bietet einen fantastischen Blick über die Stadt. Auch der Yachthafen ist sehenswert und wer mag, sollte sich eine Inselrundfahrt gönnen.

In St. Maarten hatten wir wieder einen geführten Ausflug privat organisiert, den wir aber glücklicherweise nicht vorzeitig abbrechen mussten. Die Fahrt ging quer über die Insel, ein Bummel durch Marigot, ein Besuch am Oriental Beach und ntürlich ist der Flughafen Princess Juliana ein absolutes Muss. Zurück ging es dann wieder nach Philippsburg, wo man, wenn man will, auch shoppen kann.

Wir waren zwar schon mal auf den Bahamas, aber Nassau war für uns neu. Hier nutzen wir die Gelegenheit und das erste Taxi, um zum Atlantis Hotel zu fahren. Es ist wirklich sehenswert, allein das Aquarium ist die Fahrt wert. Nur sollte man vom Kaffee hier Abstand nehmen, teuer und typisch amerikanisch grauslich. Nassau an sich besteht hauptsächlich aus Geschäften, besonders in Hafennähe. Für weitere Ausflüge war unsere Zeit leider hier zu kurz.

Show-Highlights

Das Beste zum Schluss und ich kann sagen, der Grund für eine zukünftige Fahrt mit der Oasis oder der Allure sind eindeutig die Shows an Bord der Oasis of the Seas. Ob nun die Aqua Theater-Show, die Eisshow, die Broadway-Show Hairspray oder die Come-Fly-With-me Show im Theater, es gibt wohl nichts Besseres auf einem Kreuzfahrtschiff. Atemberaubend, hochgradig gefährlich (besonders die Eisshow) und absolut faszinierend. Kleines Manko war für uns zwar die Comedy-Show, aber da hatten wir vielleicht nur Pech mit den Künstlern. Da ja die Künstler ständig wechseln, hätte man bei einer anderen Show wahrscheinlich kein Grund zur Klage gehabt.

Fazit

Eine Kreuzfahrt mit einer hohen Suchtgefahr. Dieses Schiff ist einzigartig, mit ihrer Schwester Allure of the Seas eine willkommene Ergänzung und Erweiterung auf dem Kreuzfahrtmarkt. Die Oasis ist etwas für Kreuzfahrtenthusiasten, für Kreuzfahrtverrückte und für alle, die Spaß an Neuem haben. Sie ist nichts für Menschen, die unbedingt den Kontakt zum Meer brauchen, das Meeresrauschen und das Schaukeln, denn ehrlich gesagt, vom Meer sieht man nicht allzu viel. Darüberhinaus kann es zeitweise auf der Promenade, aber auch auf dem Pooldeck recht voll sein. Kleine Fehlkonstruktion ist aus meiner Sicht auch die offene Decke des Solariums, da zu viel Wind den Aufenthalt dort recht leicht vermiesen kann. Aber diese kleinen Mankos machen dieses Schiff auch wieder liebenswert. Denn eins ist sicher: Die Vorzüge dieses Schiffes überwiegen die Nachteile und wir werden sicherlich wieder einmal auf einem Schiff dieser Größe fahren. Ob nun Oasis oder Allure, wird rechtzeitig bekannt gegeben.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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