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Verbannt Amsterdam Hochsee-Kreuzfahrtschiffe aus der Stadt? (Update)

Das Kreuzfahrt-Terminal PTA soll aus der Innenstadt von Amsterdam verschwinden. Eine Mehrheit im Stadtrat hat für diesen Antrag gestimmt. Reedereiverband Clia und der Terminalbetreiber bestreiten inzwischen aber, dass die Schließung des Terminals bereits beschlossen sei. Die Entscheidung wäre Teil einer größeren Strategie von Amsterdam, die Zahl der Touristen in der Stadt zu reduzieren und nachhaltiger zu werden.

Die Entscheidung bedeutet Medienberichten zufolge, dass das Kreuzfahrt-Terminal in der Innenstadt von Amsterdam in Sichtweite des Hauptbahnhofs auf absehbare Zeit dauerhaft geschlossen wird. Amsterdam würde sich damit in die zunehmende Zahl der Städte und Regionen einreihen, die den Kreuzfahrttourismus stärker reglementieren und reduzieren wollen.

Update: Sowohl die Kreuzfahrt-Branchenvereinigung Clia als auch der Betreiber des PTA haben allerdings inzwischen dementiert, dass die Schließung des Kreuzfahrtterminals bereits beschlossene Sache sei. Der tatsächliche Sachstand ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unklar. Wir aktualisieren an dieser Stelle, sobald mehr Details zu dem Thema bekannt werden.

Auch wann genau das PTA geschlossen wird (oder ob überhaupt), ist unklar. Ebenso unklar ist, ob und gegebenenfalls wo ein neues Terminal entstehen soll – oder ob Kreuzfahrtschiffe künftig nur noch im 25 Kilometer entfernten Ijmuiden werden anlegen können. Eine weitere Alternative ist Rotterdam, von wo aus Amsterdam mit dem Zug recht bequem erreichbar ist. Die Zahl der Kreuzfahrt-Touristen in der Stadt dürfte durch die Schließung des Innenstadt-Terminals also wohl nicht signifikant sinken.

Kaum betroffen sein dürfte von dem Beschluss zunächst auch die Flusskreuzfahrt in Amsterdam. Nur ein kleiner Teil der Flusskreuzfahrtschiffe legt am PTA an. Für die Flussschiffe werden gleich neben dem PTA gerade auch die Anleger komplett erneuert.

Amsterdam wehrt sich aktiv gegen Overtourismus

Amsterdam leidet seit Jahren unter den negativen Folgen des Overtourismus und setzt sich vor allem seit dem Wiederaufleben des Tourismus nach der Pandemie aktiv gegen den Besucheransturm zur Wehr. Insbesondere gegen den ausufernden Alkohol- und Drogentourismus geht die Stadt bereits konsequent vor. Die Bemühungen gipfelten vor nicht allzu langer Zeit in der schlagzeilenträchtigen Ansage, junge Männer aus Großbritannien sollten sich künftig von Amsterdam fernhalten, weil sie in besonderem Maße für die Tourismus-Exzesse vor allem im Rotlichtviertel von der Stadt verantwortlich seien.

Aber auch die Kreuzfahrtschiffe haben in Amsterdam in Zusammenhang mit Overtourismus eine hohe Symbolkraft, auch wenn angesichts der rund 20 Millionen Übernachtungen pro Jahr (Zahl von 2019) die Hochseekreuzfahrt-Touristen davon nur einen sehr kleinen Anteil ausmachen: 2019 waren es rund 294.000 bei 117 Anläufen, also etwa 1,5 Prozent. Das war bereits deutlich weniger als die 425.000 Passagiere im Jahr zuvor, nachdem Amsterdam bereits die Bedingungen für Kreuzfahrtschiffanläufe am PTA bewusst verschlechtert hatte. Entsprechend verdoppelte sich die Zahl der Anläufe in Ijmuiden im gleichen Jahr.

Die Flusskreuzfahrt verzeichnete dagegen 2019 einen weiteren Anstieg auf 2.282 Flusskreuzfahrtschiff-Anläufe in der Amsterdamer Innenstadt mit insgesamt geschätzten 460.000 Passagieren. Neuere Zahlen, insbesondere zu 2022, liegen aktuell nicht vor. Die Reduzierung der Flusskreuzfahrtschiffe steht grundsätzlich aber auch auf der mittelfristigen Agenda der Stadt.

„Kreuzfahrtschiffe im Stadtzentrum passen nicht zu Amsterdams Ziel, die Zahl der Touristen zu reduzieren“, zitiert die BBC Ilana Rooderkerk, deren liberale Partei D66 zusammen mit der Arbeiterpartei PvdA und der Umweltschutzpartei „GroenLinks“ die Mehrheit im Stadtrat von Amsterdam hat und jetzt die Schließung des PTA durchgesetzt hat.

Die Pläne, das Passenger Terminal Amsterdam (PTA) an eine andere Stelle außerhalb der Amsterdamer Innenstadt zu verlegen, sind allerdings nichts Neues. Schon 2016 hatte die politische Diskussion darum begonnen. Nun macht die Stadtführung aber offenbar Ernst.

Das aktuelle Passenger Terminal Amsterdam (PTA) war erst im Jahr 2000 nach fünf Jahren Bauzeit und mit Kosten von rund 40 Millionen Euro eröffnet worden.

Die Schließung des PTA würde für Amsterdam ein weiteres Problem lösen: Wegen der großen Kreuzfahrtschiffe konnte bislang keine dringend benötigte, zusätzliche Brücke über den Fluss Ij gebaut werden, um den schnell wachsenden Nordteil der Stadt besser an die Innenstadt anzubinden. Dieser Stadtteil ist eine der wenigen Möglichkeiten für die Stadt, noch neue Wohnungen zu bauen, für die es einen sehr hohen Bedarf gibt.

2 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

2 Gedanken zu „Verbannt Amsterdam Hochsee-Kreuzfahrtschiffe aus der Stadt? (Update)“

  1. Nanu, wie konnten die Großkonzerne, deren Lobbyisten ja angeblich überall im Hintergrund die Fäden ziehen, das nur zulassen?

  2. Als ich die ersten Meldungen über die „Verbannung“ von Kreuzfahrt-Schiffen aus dem Zentrum gelesen habe, fiel mir auch sofort IJMUIDEN ein. Habe da vor Jahren mit COSTA in Richtung Norwegen abgelegt… Für Anreisende mit Bahn/Flugzeug wird es dann Transfers geben – wie in Italien, wenn man ab Civitavecchia startet. In Ijmuiden wirkte damals alles noch recht provisorisch. Wenn es sich bis jetzt nicht groß geändert hat, wird man sich dort Gedanken über eine Erhöhung der Kapazitäten machen.

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