Offiziell heißt die südvietnamesische Stadt schon seit 1976 Ho-Chi-Minh-Stadt, aber die Einheimischen nennen ihre Stadt weiterhin Saigon. Es ist die feine, vietnamesische Küche, die unseren Ausflug nach Saigon bestimmt, aber die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt verpassen wir dabei dennoch nicht.
Wie schon in Bangkok liegt auch der Hafen für Hi-Chi-Minh-Stadt etwas entfernt von der Stadt. Von Phu My am Fluss Thi Vai, wo die Mein Schiff 5 anlegt, sind es knapp zwei Stunden Busfahrt. Die Einheimischen nennen ihre Stadt übrigens weiterhin Saigon, auch wenn die Stadt ihren heutigen Namen offiziell schon seit 1976 trägt.
Saigon war von 1887 bis 1902 und erneut von 1945 bis zur Einstellung des Krieges im Jahr 1954 die Hauptstadt von Französisch-Indochina. Nach der Teilung von Französisch-Indochina wurde sie bis zum Fall von Saigon 1975 die Hauptstadt von Südvietnam. Auch wenn man Saigon gedanklich sofort mit den zwei Vietnam-Krieg verbindet, blenden wir dieses Thema bei unserem Ausflug weitgehend aus.
Bevor es am Spätnachmittag zum Flughafen und von dort via Singapur wieder zurück ins kühle Deutschland geht, erkunden wir in Saigon nämlich die wunderbare Küche des Landes. Mit vielen französischen Einflüssen ist sie für mich die feinste Küche Asiens – aber das ist natürlich auch Geschmackssache.
Moderne, historische und kuriose Sehenswürdigkeiten Saigons
Eine ästhetisch schöne Stadt ist Saigon nicht, aber sie hat ihre hübschen Momente. Immerhin hat sie mit dem 262 Meter und 68 Stockwerke hohen Bitexco Financial Tower und dem 396 Meter hohen Landmark 81 mit 81 Stockwerken zwei veritable Wolkenkratzer zu bieten. Das Landmark 81 ist laut Wikipedia immerhin Nr. 17 in der Liste der weltweit höchsten Gebäude.
Reizvoller sind aber einige historische Gebäude mit kolonialem Flair: Die derzeit allerdings weitgehend eingerüstete Kathedrale Notre Dame, …
… das Rathaus von 1908, seit 1975 Ho Chi Minh City People’s Committee, …
… das Saigon Central Post Office von 1891, gestaltet von Gustav Eiffel …
… oder die katholische Herz-Jesu-Kirche Tan Dinh, die vor allem wegen ihrer pinkfarbenen Fassade ein beliebtes Fotomotiv ist.
Ein Kuriosum ist das Apartment Coffee House, direkt neben dem besten Hotel der Stadt gelegen, dem Times Square Saigon Hotel. Eigentlich ein Wohnhaus, haben die Bewohner doch viele der zur Straßenseite ausgerichteten Wohnungen in Cafés oder kleine Shops umgewandelt: vorne Café, hinten Wohnung.
Will man eines der Cafés besuchen, zahlt man zunächst eine Art Eintrittsgebühr, um den Fahrstuhl es Wohnhauses benutzen zu dürfen. Und dann muss man tatsächlich ein wenig aufpassen, dass man auch wirklich ein Café betritt und nicht unbeabsichtigt in eine Privatwohnung hineinstolpert.
Das Alltagsleben ist die eigentliche Attraktion Saigons
Viele klassische Sightseeing-Ziele hat Saigon nicht zu bieten. Die eigentliche Attraktion ist vielmehr das ganz normale Alltagsleben. Überall sieht man Garküchen am Straßenrand mit niedrigen Plastik-Stühlen am Gehsteig. Wegen oft sehr kleiner Wohnungen spielt sich das Leben hier oft im Freien ab. Wer das hautnah erleben will, opfert 15 Minuten der Freizeit im Markt Cho Ben Thanh und geht einfach in den umliegenden Seitengassen ein wenig spazieren.
Das Gewimmel an Mofas und Motorrädern auf den Straßen, wo man sich nur mit viel Mut hineinstürzen kann, um auf die andere Seite zu kommen. Immerhin gibt es gelegentlich Ampeln, an die sich die meisten Mofafahrer auch halten.
Selbst Motorrad-Taxis sieht man hier häufig – einfach Helm aufsetzen und hinter dem Fahrer aufsitzen.
Aus kulinarischer Entdeckungstour durch Saigon
Vor allem sind wir aber in Saigon unterwegs, um die vietnamesische Küche zu entdecken. Wir machen unterwegs an einem Laden halt und kaufen Banh Mi BaGet, vietnamesische Sandwiches. BaGet spricht man übrigens genau wie das französische „Baguette“ aus und genau daher stammt auch der Name: Dieses Brot hat sich aus der französischen Kolonialzeit erhalten. Zum Standard-Belag des BaGet gehört Pastete, dazu eine beliebige Vielzahl aus Huhn, Schwein, Salat, Kräutern und einigem mehr.
Mit dem „BaGet“ unterm Arm fahren weiter zu einem Café – vietnamesisch „Ca Phe“ geschrieben und wie „Café“ ausgesprochen – und essen dort unsere Baguettes, begleitet von einem Egg Coffee (ca phe trung – eigentlich eine Spezailität aus Hanoi) oder einem Durian Coffee (ca phe sau rieng).
Der Durian-Kaffee ist ebenso speziell wie beliebt bei den Vietnamesen, mit einem leichten Geschmack der Durian (Stinkfrucht). Vielleicht hat der Barista diesen Kaffee für mich westliche Langnase mit weniger Durian zubereitet als sonst üblich. Jedenfalls fand ich den Geschmack lecker und der Durian-Gestank war vom Kaffee-Duft deutlich überdeckt und kaum wahrnehmbar.
Nächster Stopp: ein Restaurant, spezialisiert auf vietnamesische Pfannkuchen. Die bestehen aus Reismehl und werden ganz dünne im Wok knusprig gebacken, belegt zum Beispiel mit Huhn oder Shrimps. Zum Essen reißt man Pfannkuchenstücke ab, wickelt sie zusammen mit Kräutern in ein Salatblatt und tunkt sie in mit Chili gewürzte Fischsauce.
Ich trinke dazu einen grünen Smoothy aus Kokosnuss und Rau Ma (Englisch: Pennywort, Deutsch: Tigergras) – ziemlich lecker.
Zum Mittagessen gibt es das vietnamesische Nationalgericht: Pho-Suppe mit Rindfleisch, Reisnudeln, Kräutern und Bällchen aus Fisch und Krabbe. Dazu trinken wir frische Kokosnuss, die hier wie zuvor schon in Thailand unvergleichlich intensiver schmeckt als Trink-Kokosnuss in Deutschland. Das Dessert besteht aus dreierlei Bohnen mit einer süßlichen Kokosmilch.
Ein Millionenbetrag für guten Tee …
Letzte Station in Saigon vor meinem Flug zurück nach Deutschland ist der Markt Cho Ben Thanh – und der hat es in sich. 1912 gebaut, 13.000 Quadratmeter groß, rund 1.500 Verkaufsstände in engen Gassen – genau so stellt man sich einen quirligen, asiatischen Markt vor. Von Souvenirs über Haushaltswaren, Kosmetik, Schmuck, Kleidung, Stoffe und Schuhe bis zu Blumen und jede Menge Lebensmittel gibt es hier alles, was man sich wünschen kann.
Und auch als Teetrinker bin ich hier in meinem Element. Ich kaufe vietnamesischen Lotus-Tee und Jasmin-Snow-Tee – natürlich nicht, ohne mich vorher mit den Standbesitzern auf diesen allgegenwärtigen, winzigen Plastik-Stühlen zusammenzusetzen, ein wenig zu schwatzen und die Tees zu probieren.
Dabei lerne ich auch, dass es neben dem auch bei uns bekannten und sehr teuren Luwak-Kaffee (der einmal durch den Verdauungstrakt einer Schleichkatze gegangen ist), ähnliches auch vom Wiesel, Eichhörnchen und sogar von Elefanten gibt und diese Kaffee-Sorten kaum billiger sind als die vom Luwak.
Aber ich bleibe bei meiner Leidenschaft, dem Tee und investiere einen kleinen Millionenbetrag in ein knappes Kilogramm von zwei sehr feinen Teesorten. Eine Million vietnamesische Dong entsprechen ungefähr 40 Euro. Gut, dass ich im Koffer noch etwas Platz habe.
Zuhause habe ich übrigens gleich noch etwas mit dem Lotus-Tee experimentiert und daraus ein – wie ich finde – richtig leckeres Eis entwickelt, ein Lotus-Tee-Eis als feine Alternative zu dem meist recht geschmacksarmen Matcha-Eis, das in Asia-Restaurants oft als Dessert angeboten wird.
Der Tee wird mich noch viele Wochen lang an eine sehr beeindruckende Asien-Reise mit der Mein Schiff 5 erinnern und ganz besonders an die vielen liebenswerten und fröhlichen Menschen, die ich während dieser Reise in Singapur, Thailand und Vietnam getroffen habt.