Offiziell heißt die südvietnamesische Stadt schon seit 1976 Ho-Chi-Minh-Stadt, aber die meisten Einheimischen nennen ihre Stadt weiterhin Saigon. Es ist die feine, vietnamesische Küche, die unseren Ausflug nach Saigon bestimmt, aber die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt verpassen wir dabei dennoch nicht. Und auch einige sehr bedrückende Momente erleben wir beim Besuch des Tunnelsystems aus Kriegszeiten.
Der Kreuzfahrt-Hafen für Ho-Chi-Minh-Stadt liegt etwas entfernt von der Stadt. Von Phu My am Fluss Thi Vai sind es knapp zwei Stunden Busfahrt. Ebenso weit ist von My Tho, dem Endpunkt viele Mekong-Flusskreuzfahrten. Viele Einheimischen nennen ihre Stadt übrigens weiterhin Saigon, auch wenn die Stadt ihren heutigen Namen offiziell schon seit 1976 trägt.

Saigon war von 1887 bis 1902 und erneut von 1945 bis zur Einstellung des Krieges im Jahr 1954 die Hauptstadt von Französisch-Indochina. Nach der Teilung von Französisch-Indochina wurde sie bis zum Fall von Saigon 1975 die Hauptstadt von Südvietnam.
Gedanklich verbindet man Saigon sofort mit den zwei Vietnam-Kriegen. Bei unserem ersten Besuch Saigons mit TUI Cruises 2023 blenden wir das Thema in unserem halbtägigen Besuch erst einmal aus. Doch beim zweiten Besuch, im Januar 2025 im Anschluss an eine Mekong-Kreuzfahrt mit der Mekong Navigator, widmen wir diesem recht bedrückenden, aber auch sehr eindrucksvollen Teil der Geschichte Vietnams fast einen ganzen Tag.

Bei unserem ersten Besuch erkunden wir in Saigon vor allem die wunderbare Küche des Landes. Mit vielen französischen Einflüssen ist sie für mich die feinste Küche Asiens – aber das ist natürlich auch Geschmackssache. Als wir das zweite Mal hier sind, steht die Reise ohnehin unter einem faszinierenden, kulinarischen Motto: Sie ist komplett vegan. Und auch unter diesem Aspekt hat Saigon enorm viel zu bieten.
Moderne, historische und kuriose Sehenswürdigkeiten Saigons
Eine ästhetisch schöne Stadt ist Saigon nicht, aber sie hat ihre hübschen Momente. Immerhin hat sie mit dem 262 Meter und 68 Stockwerke hohen Bitexco Financial Tower und dem 396 Meter hohen Landmark 81 mit 81 Stockwerken zwei veritable Wolkenkratzer zu bieten. Das Landmark 81 ist laut Wikipedia immerhin Nr. 17 in der Liste der weltweit höchsten Gebäude.


Reizvoller sind aber einige historische Gebäude mit kolonialem Flair: Die derzeit allerdings weitgehend eingerüstete Kathedrale Notre Dame, …

… um die herum sich abends ein großes Outdoor-Restaurant auf den Gehsteigen entwickelt: Getränke kommen von den Restaurants nebenan, das Essen von fliegenden Straßenhändlern …

… das Rathaus von 1908, seit 1975 Ho Chi Minh City People’s Committee, …

… das Saigon Central Post Office von 1891, gestaltet von Gustav Eiffel …




… oder die katholische Herz-Jesu-Kirche Tan Dinh, die vor allem wegen ihrer pinkfarbenen Fassade ein beliebtes Fotomotiv ist.

Ein Kuriosum ist das Apartment Coffee House, direkt neben dem besten Hotel der Stadt gelegen, dem Times Square Saigon Hotel. Eigentlich ein Wohnhaus, haben die Bewohner doch viele der zur Straßenseite ausgerichteten Wohnungen in Cafés oder kleine Shops umgewandelt: vorne Café, hinten Wohnung.







Will man eines der Cafés besuchen, zahlt man zunächst eine Art Eintrittsgebühr, um den Fahrstuhl es Wohnhauses benutzen zu dürfen. Und dann muss man tatsächlich ein wenig aufpassen, dass man auch wirklich ein Café betritt und nicht unbeabsichtigt in eine Privatwohnung hineinstolpert.
Das Alltagsleben ist die eigentliche Attraktion Saigons
Viele klassische Sightseeing-Ziele hat Saigon nicht zu bieten. Die eigentliche Attraktion ist vielmehr das ganz normale Alltagsleben. Überall sieht man Garküchen am Straßenrand mit niedrigen Plastik-Stühlen am Gehsteig. Wegen oft sehr kleiner Wohnungen spielt sich das Leben hier oft im Freien ab. Wer das hautnah erleben will, opfert 15 Minuten der Freizeit im Markt Cho Ben Thanh und geht einfach in den umliegenden Seitengassen ein wenig spazieren.







Das Gewimmel an Mofas und Motorrädern auf den Straßen, wo man sich nur mit viel Mut hineinstürzen kann, um auf die andere Seite zu kommen. Immerhin gibt es gelegentlich Ampeln, an die sich die meisten Mofafahrer auch halten.




Selbst Motorrad-Taxis sieht man hier häufig – einfach Helm aufsetzen und hinter dem Fahrer aufsitzen.
Die bedrückende Geschichte der zwei Vietnam-Kriege
Es würde hier zu weit führen, die komplizierte Geschichte des Indochina-Kriegs mit Befreiung aus der französischen Kolonialherrschaft in den 1950er-Jahren und den nachfolgenden Vietnamkrieg bis 1975 zu erzählen. Schreckliche Kriegsverbrechen wurden in dieser Zeit begangen, insbesondere auch der Einsatz von Napalm und dem Entlaubungsmittel Agent Orange der Amerikaner. In Saigon kann man sich damit vor allem an zwei Orten auseinandersetzen – und sollte es auch tun, wie ich persönlich finde, um sich vor Augen zu führen, was Krieg und kompromisslose Ideologie anrichten können.
War Remnants Museum
Einer dieser Orte ist das War Remnants Museum in Saigon, das sich vor allem auf die Kriegsverbrechen der Amerikaner fokussiert und in teils grauenerregenden Fotos aus dem Vietnamkrieg den ganzen Schrecken dieses Krieges zeigt, ebenso wie die bis heute sichtbaren Folgen des Einsatzes von Agent Orange, das zu massenhaften Fehlbildungen bei Neugeborenen führte.







Aber auch die kaum vorstellbare Brutalität im Umgang mit Gefangenen kann man sich in diesem Museum vor Augen führen.
Cu Chi Tunnels
Der zweite dieser Orte sind die bekannten Cu-Chi-Tunnels etwa 45 Kilometer von Saigon entfernt – wobei eine Busfahrt dorthin im dichten Stadtverkehr auch mal zwei Stunden dauern kann.
Schon im Guerilla-Krieg gegen die französischen Kolonialherren hatten sich die Vietnamesen ein Tunnelsystem gegraben, das während des Vietnamkriegs auf bis zu 350 Kilometer Gesamtlänge erweitert wurde. Auf drei Ebenen bis zu neun Meter unter die Erde und mit einem ausgeklügelten Fallensystem gegen Eindringlinge – erst Franzosen, dann Amerikaner – hatten die Menschen hier quasi einen unterirdischen Lebensraum aufgebaut, um sich zu verstecken und so dem Tod zu entkommen.







Eingänge zu den Tunnels waren gut getarnt und so schmal und eng, dass nur die vergleichsweise zierlich gebauten Vietnamesen durch die Öffnung passten, nicht aber die stämmigen Amerikaner. Die Öffnung, durch die ich mich auf dem folgenden Foto gezwängt habe, wurde bereits nachträglich erweitert, sodass Touristen einen solchen Zugang zu den Tunnels überhaupt ausprobieren können.







Was man sich kaum vorstellen kann: Die Menschen verbrachten die Zeit in den Tunnels bei absoluter Dunkelheit, selbst in notdürftigen Hospitälern unter der Erde fand die Behandlung von Verwundeten ohne Licht, nur durch Ertasten statt. Zu Essen gab es außer magenfüllender, aber nährstoffarmer Maniokwurzeln (Kassava) ohnehin kaum etwas. Damit der Feind die Küche nicht am Rauch des Feuers entdecken konnte, gab es eigens gegrabene Kanäle in der Erde, die den Rauch erst bis zu einem Kilometer entfernt abließen. Gekocht wurde zudem nur früh morgens, damit der Rauch im Morgennebel kaum auffiel.



Was die Gedenkstätte der Cu Chi Tunnels ebenso eindrucksvoll macht, wie es einen sehr traurig-skurrilen Aspekt mit sich bringt, ist die Schießanlage auf dem Gelände. Gegen Bezahlung kann man hier nämlich mit Original-Waffen aus dem Vietnamkrieg und echter Munition schießen – ein absurdes Spektakel. Aber: Das permanente Maschinengewehr-Feuer aus dem Wald erzeugt eine beunruhigende Geräuschkulisse, die auf fast dem gesamten Gelände der Gedenkstätte zu hören ist. Wer unter PTBS aus einem Kriegseinsatz leidet, sollte vielleicht nicht hierherkommen.

Denkt man sich in die Situation der Menschen damals hinein und lässt das Geschehene an sich heran, kommt man während der Tour irgendwann an den Punkt, an dem es zu viel wird, zu bedrückend, zu beängstigend.




Für mich kommt dieser Moment, als wir beengt und in gebückter Haltung durch einen kurzen, weniger als 20 Meter langen Abschnitt der Tunnel laufen – wohl gemerkt mit Beleuchtung, ohne dass draußen der Tod auf uns lauerte und in dem Wissen, dass wir hier unter der Erde nur wenige Minuten verbringen würden. Das Gräuel eines solchen Krieges wird einem in so einem Moment so überdeutlich bewusst, dass man sich diese Erfahrung einerseits gerne erspart hätte, sie andererseits aber auf keinen Fall missen möchte.
Auf kulinarischer Entdeckungstour durch Saigon
In Saigon waren wir bei unserem ersten Kurzbesuch vor allem unterwegs, um die vietnamesische Küche zu entdecken.

Wir machen unterwegs an einem Laden halt und kaufen Banh Mi BaGet, vietnamesische Sandwiches. BaGet spricht man übrigens genau wie das französische „Baguette“ aus und genau daher stammt auch der Name: Dieses Brot hat sich aus der französischen Kolonialzeit erhalten. Zum Standard-Belag des BaGet gehört Pastete, dazu eine beliebige Vielzahl aus Huhn, Schwein, Salat, Kräutern und einigem mehr.


Mit dem „BaGet“ unterm Arm fahren weiter zu einem Café – vietnamesisch „Ca Phe“ geschrieben und wie „Café“ ausgesprochen – und essen dort unsere Baguettes, begleitet von einem Egg Coffee (ca phe trung – eigentlich eine Spezailität aus Hanoi) oder einem Durian Coffee (ca phe sau rieng).




Der Durian-Kaffee ist ebenso speziell wie beliebt bei den Vietnamesen, mit einem leichten Geschmack der Durian (Stinkfrucht). Vielleicht hat der Barista diesen Kaffee für mich westliche Langnase mit weniger Durian zubereitet als sonst üblich. Jedenfalls fand ich den Geschmack lecker und der Durian-Gestank war vom Kaffee-Duft deutlich überdeckt und kaum wahrnehmbar.

Nächster Stopp: ein Restaurant, spezialisiert auf vietnamesische Pfannkuchen. Die bestehen aus Reismehl und werden ganz dünne im Wok knusprig gebacken, belegt zum Beispiel mit Huhn oder Shrimps. Zum Essen reißt man Pfannkuchenstücke ab, wickelt sie zusammen mit Kräutern in ein Salatblatt und tunkt sie in mit Chili gewürzte Fischsauce.






Ich trinke dazu einen grünen Smoothy aus Kokosnuss und Rau Ma (Englisch: Pennywort, Deutsch: Tigergras) – ziemlich lecker.




Zum Mittagessen gibt es das vietnamesische Nationalgericht: Pho-Suppe mit Rindfleisch, Reisnudeln, Kräutern und Bällchen aus Fisch und Krabbe. Dazu trinken wir frische Kokosnuss, die hier wie zuvor schon in Thailand unvergleichlich intensiver schmeckt als Trink-Kokosnuss in Deutschland. Das Dessert besteht aus dreierlei Bohnen mit einer süßlichen Kokosmilch.
Ein Millionenbetrag für guten Tee …
Letzte Station in Saigon vor meinem Flug zurück nach Deutschland ist der Markt Cho Ben Thanh – und der hat es in sich. 1912 gebaut, 13.000 Quadratmeter groß, rund 1.500 Verkaufsstände in engen Gassen – genau so stellt man sich einen quirligen, asiatischen Markt vor. Von Souvenirs über Haushaltswaren, Kosmetik, Schmuck, Kleidung, Stoffe und Schuhe bis zu Blumen und jede Menge Lebensmittel gibt es hier alles, was man sich wünschen kann.

Und auch als Teetrinker bin ich hier in meinem Element. Ich kaufe vietnamesischen Lotus-Tee und Jasmin-Snow-Tee – natürlich nicht, ohne mich vorher mit den Standbesitzern auf diesen allgegenwärtigen, winzigen Plastik-Stühlen zusammenzusetzen, ein wenig zu schwatzen und die Tees zu probieren.





Dabei lerne ich auch, dass es neben dem auch bei uns bekannten und sehr teuren Luwak-Kaffee (der einmal durch den Verdauungstrakt einer Schleichkatze gegangen ist), ähnliches auch vom Wiesel, Eichhörnchen und sogar von Elefanten gibt und diese Kaffee-Sorten kaum billiger sind als die vom Luwak. Mein perönlicher Tipp: Der Weasle-Kaffee ist etwas günstiger und dem berühmten Luwak geschmacklich deutlich überlegen.
Aber ich bleibe bei meiner Leidenschaft, dem Tee und investiere einen kleinen Millionenbetrag in ein knappes Kilogramm von zwei sehr feinen Teesorten. Eine Million vietnamesische Dong entsprechen ungefähr 40 Euro. Gut, dass ich im Koffer noch etwas Platz habe.

Zuhause habe ich übrigens gleich noch etwas mit dem Lotus-Tee experimentiert und daraus ein – wie ich finde – richtig leckeres Eis entwickelt, ein Lotus-Tee-Eis als feine Alternative zu dem meist recht geschmacksarmen Matcha-Eis, das in Asia-Restaurants oft als Dessert angeboten wird.

Der Tee wird mich noch viele Wochen lang an eine sehr beeindruckende Asien-Reise mit der Mein Schiff 5 erinnern und ganz besonders an die vielen liebenswerten und fröhlichen Menschen, die ich während dieser Reise in Singapur, Thailand und Vietnam getroffen habt.
Vegane Highlights in Saigon
Kulinarisch sehr besonders wird es in Saigon auch bei unserer zweiten Reise in diese faszinierende Stadt: Wie sind mit Vegan Travel rein vegan unterwegs. Entsprechende essen wir auch in Saigon in veganen Restaurants – und da hat die Stadt sehr Leckeres zu bieten. Wir essen in insgesamt vier vegetarischen Restaurants, die aber jeweils auch eine große Auswahl an veganen Gerichten servieren: das „Bong Sung“ …






… das großartige Fine-Dining-Restaurant „hum“, …












… das feine, vegetarische Buffet-Restaurant Co Noi, …



… und das wunderschöne Shamballa.








