Nach knapp sieben Jahren bin ich wieder zurück auf der Mein Schiff 5 – und dennoch fühlt es sich sehr vertraut an. Das ist kein Zufall: TUI Cruises gestaltet seine Kreuzfahrtschiffe bewusst so, dass zwar jedes „Mein Schiff“ seine Besonderheiten und beim Design sein eigenes Flair hat, dennoch aber alles sehr vertraut wirkt. Ich habe mir die Mein Schiff 5 genauer angesehen, zeige die Besonderheiten und die Unterschiede zu anderen Schiffen der TUI-Cruise-Flotte.
Für alle, die es eilig haben – oder die lieber schauen als lesen – gibt’s in unserem Youtube-Kanal ein Highlight-Video zur Mein Schiff 5: Meine Lieblingsplätze an Bord und Impressionen vom Schiff. Wir freuen uns übrigens über jeden neuen Abonnenten unseres Youtube-Kanals, also auch gleich auf „abonnieren“ klicken …
Themen in diesem Beitrag:
- Was die Mein Schiff 5 ausmacht
- Unterschiede zu den anderen Kreuzfahrtschiffen der Mein-Schiff-Flotte
- Lumas-Galerie und Bar
- Tim Raues Restaurant Hanami
- Die zwei Restaurants mittschiffs
- Pool- und Sonnendecks
- Kabine mit viel Stauraum
- Rezeption
- Vielfältiges Unterhaltungsprogramm
- Deutsch und deutschsprachig
- Viele Platz und Ruhe an Bord – mit einer Ausnahme
- Wohlfühl-Besonderheiten
- Mein Schiff 5: Zahlen und Fakten
Was die Mein Schiff 5 ausmacht
Das auffälligste Architekturelement der Mein Schiff 5 – wie aller TUI-Cruises-Neubauten – ist der „Große Freiheit“ genannte Bereich mit der diamantförmigen Glasfassade am Heck des Kreuzfahrtschiffs. Dort liegen im Wesentlichen die zuzahlungspflichtigen Restaurants – Tim Raues Hanami, das Schmankerl und das Steakhaus Surf & Turf, die Diamant-Bar und der Champagner-Treff.
Mein persönliches Highlight der Mein Schiff 5 aber ist der frei zugängliche Bug-Bereich mit Blick auf die Brücke – zumindest wenn Seegang und Wind es zulassen. Auf großen Kreuzfahrtschiffen ist der Zugang zu diesem Bereich eine Seltenheit geworden.
Die Innenarchitektur und das Design der Mein Schiff 5 hat TUI Cruises offener gestaltet als die vorausgegangenen Neubauten Mein Schiff 3 und 4 und bietet einige reizvolle Neuheiten wie das große Hanami, die Osteria, den Bosporus-Grill am Pool, das Spezialitätenrestaurant „Schmankerl“ ebenso wie den zweiten Pool unter freiem Himmel, der bei den Vorgängerschiffen überdacht ist.
Durchgängig fällt im Vergleich zu Mein Schiff 3 und 4 auf, dass ehemals eher intim und kleinteilig gestaltete Räume auf der Mein Schiff 5 offener sind und dadurch optisch großzügiger wirken – beispielsweise das Gosch Sylt im Buffet-Restaurant oder das „Tag&Nacht“-Bistro auf Deck 5.
Unterschiede zu den anderen Kreuzfahrtschiffen der Mein-Schiff-Flotte
TUI Cruises hat bei allen seinen Neubauten darauf Wert gelegt, die Kreuzfahrtschiffe recht ähnlich zu gestalten: mit hohem Wiederkennungseffekt und überall gleichen oder ähnlichen Strukturen und öffentlichen Bereichen, sodass man sich auf jedem der Schiffe zu Hause fühlt.
Dennoch gibt es natürlich Unterschiede, ganz besonders im Vergleich zu den bislang zwei größeren, neuen Mein Schiff 1 und Mein Schiff 2. In unserem Schiffsportrait zur Mein Schiff 5 konzentrieren wir uns daher vor allem auf die Unterschiede – ohne natürlich Gleiches oder sehr Ähnliches zu unterschlagen, denn vieles davon macht ja gerade den Charakter dieser Schiffe aus.
Die Mein Schiff 5 und 6 sind dabei sehr ähnlich, eigentlich baugleich. Gleich groß, hat aber geringfügig mehr Kabinen als Mein Schiff 3 und 4 mit 2.534 statt 2.506 Passagieren.
Größere Veränderungen gab es dann bei den neuen Mein Schiff 1 und 2, die noch etwas größer sind – 2.894 statt 2.534 Passagiere. Alle Unterschiede im Detail haben wir schon bei Indienststellung der Mein Schiff 1 im Beitrag „Die neue Mein Schiff 1: vertraut und doch ziemlich anders“ analysiert und für die neue Mein Schiff 2 im Beitrag „Mein Schiff 2: Kunst, Design und reizvolle Überarbeitungen im Detail“ 2019 fortgeführt. Wobei die neue Mein Schiff 2 zwar durch Design-Veränderungen durchaus ihren eigenen Charakter hat, sich aber im Deckplan nahezu nicht von der neuen Mein Schiff 1 unterscheidet.
Die deutlichsten Veränderungen auf der Mein Schiff 1 und 2 im Überblick
Um Vergleich zu Mein Schiff 3, 4, 5 und 6 wurde der diamantförmige Glasbau am Heck der Mein Schiff 1 und 2 zu beiden Seiten mit großflächiger Verglasung auf die gesamte Schiffsbreite erweitert. Die vertraute Diamant-Struktur in der Mitte ist erhalten geblieben und wirkt noch großzügiger als zuvor.
Ebenfalls auffällig am Heck ist die Jogging-Bahn, die wie eine geschwungene, schwebende Brücke hinter der Außenalster-Bar entlang von Deck 15 auf Deck 14 (Außenalster-Bar) hinab führt. Den „Ausguck“ wie auf der Mein Schiff 5 mit der markanten Hundefigur gibt es auf diesen Schiffen nicht mehr, stattdessen die Hohe-Luft-Bar, die wiederum den Champagner-Treff der Mein Schiff 5 (und 3, 4, 6) ablöst.
Die Joggingstrecke der Mein Schiff 1 und 2 ist mit 438 Metern Länge fast doppelt so lang wie auf der Mein Schiff 5, hat eine Steigung von bis zu 6,7 Prozent und ist in der Nacht beleuchtet. Allerdings, und das ist ein Vorzug der Mein Schiff 5, stört die Joggingbahn auch ein wenig den freien Blick nach hinten. Auf der Mein Schiff 5 schweift der Blick am Heck noch völlig frei übers Meer.
Der anders gestaltete Diamant, ein zusätzliches X-Sonnendeck vorne bei den Suiten, die Joggingbahn am Heck: Auch bei der Silhouette unterscheidet sich die Mein Schiff 5 von den späteren Mein Schiff 1 und 2 ein wenig.
Himmel-und-Meer-Lounge und familiärere X-Lounge auf der Mein Schiff 5
Besonders aber eines hat die Mein Schiff 5, das auf den zwei neueste, größeren Neubauten verloren gegangen ist: die Himmel-und-Meer-Lounge. Die gibt es auf der Mein Schiff 5 noch in ihrer exklusiven Position mit Blick nach vorne. Diesen Premium-Platz hat ab der Mein Schiff 1 die finnische Sauna und das Spa.
Ein Argument für die Mein Schiff 5 ist für manche TUI-Cruises-Fans auch der kleinere Suiten-Bereich: Sie finden die X-Lounge und insgesamt den Suiten-Bereich der neuen Mein Schiff 1 und 2 als zu groß und damit weniger familiär als auf den vorausgegangenen Schiffen wie der Mein Schiff 5 – auf letzterer also ein Vorteil, wenn man es lieber etwas kleiner, intimer und persönlicher mag.
X-Lounge und X-Sonnendeck sorgen bei TUI Cruises für das Phänomen, dass die Suiten meist als erstes ausgebucht sind. Ähnlich wie Schiff-im-Schiff-Konzepte bei MSC Cruises (Yacht Club) oder Norwegian Cruise Line (The Haven) haben die Suiten-Passagiere hier einen ruhigen, großzügigen Bereich abseits des etwas lebhafteren, restlichen Teil des Schiffs. Allerdings hat die X-Lounge ein etwas anderes Konzept als bei den genannten Konkurrenten: Beispielsweise gibt es keinen Butler-Service und die X-Lounge ist abends nur noch als Restaurant nutzbar, nicht als Lounge und Bar.
Lumas-Galerie und Bar
Der Bereich, mit dem TUI Cruises über die Zeit am meisten experimentiert hat, ist die Bar und Galerie auf Deck 4 kurz vor dem Theater. Die erste Idee von der Mein Schiff 3, ein maritimes Museum, hat die Reederei schnell wieder aufgegeben und schon auf der Mein Schiff 4 an der Stelle die Waterkant-Bar eingefügt, samt einem riesigen Schiffsmodell als letztes Überbleibsel der Museums-Idee. Die Mein Schiff 3 hat inzwischen die ganz neue „Grööne Bar“, ohne Museum.
Auf Mein Schiff 5, 6, 1 und 2 gab es dann eine Kooperation mit der Galerie Lumas, sodass der Bereich zu einer Kombination aus Lounge, Bar und Galerie wurde. Auf der Mein Schiff 5 (und auf der neuen Mein Schiff 1) ist dieses Konzept bis heute erhalten geblieben, während die „Galerie Bar“ der Mein Schiff 6 und der neuen Mein Schiff 2 inzwischen in Kooperation mit den Queens Kunstgalerien betrieben wird.
Tim Raues Restaurant Hanami
Eines der Highlights der Mein Schiff 5 war bei ihrer Indienststellung das Asia-Restaurant Hanami in Kooperation mit Sternkoch Tim Raue. Statt zuvor eher klein und an der Seite, hat das Hanami hier den besten Platz am Schiff bekommen – am Heck ganz unten auf Deck 4 unter dem Glasdach des „Diamant“, ruhig gelegen und mit schönem Blick ins Kielwasser.
Im Zentrum des Hanami unter dem Diamanten dominiert eine filigrane Skulptur aus rotem Papier, die an einen Kirchbaum erinnern soll. Und auch ein kleiner Zen-Garten gleich am Treppenabgang fehlt nicht.
In dieser Lage gibt es das Hanami sonst nur noch auf der Mein Schiff 6. Auf der Mein Schiff 3 und 4 liegt hier die Café Lounge, auf den neuen Mein Schiff 1 und 2 das „Esszimmer – Lieblingsgerichte“.
Die im Hanami angebotenen Gerichte wurden über die Zeit immer wiedermal verändert, besonders leckere Gerichte wie die Hanami-Ente, der Idee einer Peking-Ente nachempfunden, haben sich aber durchgehend erhalten.
Ein kleiner Geheimtipp ist das Luxus-Frühstück im Hanami: Für 8,50 Euro Aufpreis frühstückt man hier ganz in Ruhe, mit viel Platz, Service am Tisch und dem weiten Blick aufs Meer in der Morgensonne.
Schmankerl
Das bisherige Edel-Restaurant „Richards Feines Essen“ (benannt nach dem früheren CEO von TUI Cruises, Richard Vogel) hat TUI Cruises mit „Schmankerl – Entspannt genießen“ ersetzt, das mit „alpenländischen Tapas“ begeistern soll. Mit kleinen, überwiegend österreichischen Gerichten gibt es mittags und nachmittags von Kleinigkeiten für Zwischendurch bis hin zu ganzen Menüs zum Sattessen.
Und tatsächlich überrascht das österreichisch-alpenländische Restaurant positiv. Beim Schmankerl ist nicht nur das Design als Kombination von modern und Retro-Kitsch sehr stilsicher gelungen, sondern auch das Essen ist sehr gut.
Die Preise sind in den vergangenen Jahren allerdings stark angestiegen. Die Auswahl reicht von der Brettljause (11,90 Euro) und dem Wurstsalat mit Essiggurke (5,50 Euro) über Käsespätzle (5,50 Euro), Schnitzel Wiener Art (17,90 Euro) und Backhähnchen (14,50 Euro) bis zum Marillenknödel (4,50 Euro) und Kaiserschmarrn (10,50 Euro).
Die zwei Restaurants mittschiffs
Zwei Decks höher liegt das mit der Mein Schiff 5 neu eingeführte italienische Restaurant „Osteria Pizza e Pasta“ an der bisherigen Stelle des Tag&Nacht-Bistros. Selbiges ist wiederum auf die gegenüberliegende Seite gewandert und mit skandinavischem Birken-Design optisch sehr offen und hell geworden. Dieser Platz ist frei geworden, weil das bisher hier angesiedelte Hanami auf der Mein Schiff 5 ins Heck unter den Diamanten in der Großen Freiheit gewandert ist.
Die Osteria hat übrigens ein ähnliches Konzept wie Gosch: ein Teil der Speisen ist kostenfrei, höherwertige Gerichte kosten einen kleinen Aufpreis, wie etwas eine Pizza mit Parmaschinken (6,90 Euro) oder das Trüffel-Risotto mit Rinderfilet (7,90 Euro).
Hatte mich das Risotto bei meiner ersten Reise auf der Mein Schiff 5 nicht übermäßig begeistert, war es diesmal fast perfekt, geschmackvoll, cremig und mit etwas Biss. Fein ist die hausgemachte Pasta und auch die Pizza mit knusprigem, dünnem Boden kann sich sehen lassen.
Pool- und Sonnendecks
Immer noch nahezu ein Alleinstellungsmerkmal im weltweiten Kreuzfahrt-Markt ist der 25-Meter-Pool. Nur die Schiffe der Edge-Class bei Celebrity kommen da annähernd heran. In den Pools der Oasis Class von Royal Caribbean kann man zwar ebenfalls richtig schwimmen, sie sind dort aber deutlich kürzer.
Ein paar Dinge haben sich auf der Mein Schiff 5 im Vergleich zur 3 und 4 auch auf den Pool- und Sonnendecks verändert. Der größte Unterschied: Aus dem überdachten Pool ist eine offene „Lagune“ unter freiem Himmel geworden. Damit ist die Mein Schiff 5 tendenziell auf wärmere Fahrtgebiete festgelegt, in denen ein komplett verglaster Pool sich zu schnell aufheizt und die Passagiere ohnehin lieber im Freien baden und sich sonnen möchten.
Am Rande des Lagune-Pools findet sich der Bosporus-Grill, unter anderem mit Döner Kebab und sehr guten Pommes Frites.
Auf dem Pooldeck schnell mal einen Döner zwischendurch – auf den ersten Blick mutet das auf einem Kreuzfahrtschiff ein wenig billig an. In Wirklichkeit ist es aber eine gute Alternative zum Burger vom Buffet und jedenfalls deutlich besser die oft labbrigen Burger vom Pool-Buffet wie sonst oft, vor allem auf internationalen Kreuzfahrtschiffen.
Ein witziges Detail sind die beiden „Blauen Balkone“ am Heck neben der Außenalster-Bar – zwei jeweils 37 Meter über der Meeresoberfläche schwebende, gläserne Plattformen.
Die (kostenpflichtigen) Entspannungslogen sind seitlich neben den Schornstein gewandert und bieten jetzt – wie schon auf den alten Mein Schiff 1 und 2 – einen Blick direkt aufs Meer statt zum Pooldeck.
Blick in die Ferne am „Ausguck“
Und noch ein besonderes Feature hat die Mein Schiff 5, das es auf den neuen Mein Schiff 1 und 2 nicht mehr gibt: Ganz hinten oben gibt es den „Ausguck“ und dort auch als Gag einen tierischen Mitreisenden.
Auf der Mein Schiff 5 ist das ein blauer Hund, der in die Ferne blickt – so, wie das die meisten Passagiere an dieser Stelle ebenfalls tun.
Kabine mit viel Stauraum
In den Kabinen setzt sich fort, was auch das restliche Schiff prägt: unaufgeregtes, frisches Design, das nicht mit spektakulären Features protzt, sondern durch viel Platz und praktische Einrichtung überzeugt.
So sind die Bäder der Kabinen beispielsweise sind mit einem verzerrungsfreien Vergrößerungsspiegel ausgestattet und sind damit tatsächlich nutzbar, im Gegensatz zu den sonst häufig anzutreffenden Rasierspiegel, die eher wie eine billige Lupe funktionieren und regelrecht seekrank machen, wenn man hineinschaut.
Fast ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Kreuzfahrtmarkt ist die Nespresso-Kaffeemaschine in der Kabine. An den Aufzügen gibt es auf den Kabinen-Decks Wasserspender als kostenlose Alternative zum Mineralwasser, das in der Kabine mit 4,40 Euro für die 0,75-Liter-Flasche bezahlt werden muss.
Was sehr gefällt, ist der viele Stauraum, den zahlreiche Schränke, Regale und Schubladen in der Kabine bieten. Lediglich beim Packen des Koffers vor der Heimreise muss man ein wenig aufpassen, dass man auch wirklich alles wieder einpackt, was man über die diversen Plätze in der Kabine verteilt hat.
Ein wenig schwierig ist allerdings das Nachtlicht im Badezimmer beziehungsweise in der Kabine. Eigentlich ist die Grundidee dazu gut. Doch ist es so umgesetzt, dass man es in der Kabine ohne Tricks zum Schlafen nie ganz dunkel bekommt.
Denn entweder leuchtet das permanente Nachtlicht des Badezimmers durch Schlitze unter und über der Badtür in die Kabine hinein. Oder man schaltet sämtlicher Lichter über den Zentralschalter komplett aus – dann leuchtet aber das große, grüne Licht am Hauptschalter beeindruckend hell und durch den direkt gegenüberliegenden Spiegel noch verstärkt.
Das Problem lässt sich nur lösen, indem man ein lichtdichtes, schwarzes Tuch und Klebeband mitbringt und den Schalter damit abdeckt. Zur Not tut es ein Bademantel, den man an der darüber liegenden Steuerung der Klimaanlage aufhängt und so drapiert, dass er das grüne Licht weitgehend absorbiert. Mit einem optionalen, abschaltbaren Nachtlicht ließe sich das geschickter lösen.
Rezeption
Das Atrium und die Rezeption auf Deck 3 hat TUI Cruises mit der Thalia Leselounge und der Naschbar (ursprünglich bei Indienststellung des Schiffs eine Nespresso-Kaffee-Bar) ein wenig belebt.
Die Rezeption selbst ist in mehrere Inseln aufgelöst statt der bisherigen, langen Theke. Das hängende Kunstwerk in dem drei Decks hohen Atrium ist weniger raumfüllend als auf den anderen beiden Schiffen, weswegen das Atrium größer und luftiger wirkt.
Vielfältiges Unterhaltungsprogramm
Beim Entertainment ist TUI Cruises sehr kreativ, bietet Ungewöhnliches und Besonderes. Das Unterhaltungsprogramm ist sehr vielfältig und auch abends weniger als sonst auf Kreuzfahrtschiffen auf die eine, große Show im Theater fokussiert.
Entertainment wird stattdessen auf verschiedene Weise und oft auch in kleinerem Kreisen umsetzt. Es gibt Workshops, Vorträge oder Lesungen im Studio, Kino-Abende, Fitness-Kurse. Und im Vergleich zu den meisten internationalen Reedereien ist mehr davon auch kostenlos. Dort, wo TUI Cruises eine Teilnamegebühr verlangt, fällt sie recht moderat aus. Wer will, kann sich auf der Mein Schiff 5 sogar ein Tattoo stechen lassen.
Auffällig sind vor allem die rund 40 verschiedenen Workshops, rund 40 verschiedene, mit – bei denen ich teilgenommen habe – Sushi, asiatische Cocktails – sehr guter Qualität, wirklich etwas gelernt, nicht nur Spaßveranstaltung.
TUI Cruises leistet sich auch noch einen wirklich guten Lektor für Vorträge zu den angelaufenen Ländern und Häfen, die nicht wie sonst oft nur eine Verkaufsveranstaltung für die angebotenen Ausflüge sind.
Statt des mit aufwendiger Konzerthaus-Technik ausgestattetem „Klanghaus“ der Mein Schiff 3 und 4 gibt es auf der Mein Schiff 5 an gleicher Stelle das Studio. Statt Theaterbestuhlung ist das Studio eher wie ein Bistro oder Café eingerichtet und eröffnet, zusammen mit der integrierten Studio-Bar, tagsüber mehr Nutzungsmöglichkeiten auch abseits von klassischen Konzerten. Der Raum eignet sich mit seiner intimeren Atmosphäre besonders für besondere Vorträge oder Comedy. Die ursprünglich auf der Mein Schiff 5 und 6 im Studio eingebaute Hologramm-Bühne kommt nicht mehr zum Einsatz, dafür gibt es im Studio jetzt aber Kino-Abende.
Deutsch und deutschsprachig
Als jemand, der sehr viel auf internationalen und amerikanischen Schiffen unterwegs ist, ist der Aspekt „Deutschsprachigkeit“ auf der Mein-Schiff-Flotte wichtig zu erwähnen. Denn die konsequente Ausrichtung auf deutschsprachiges Publikum bringt einige Vorteile gegenüber internationalen Reedereien mit sich – vor allem beim Essen, insbesondere beim Frühstück, etwas mit vier verschiedenen Birchermüsli-Varianten und durch die wunderbare Backstube mit ihren vielen Brot- und Brötchen-Sorten.
Letztlich zieht sich die Ausrichtung konsequent an kulturellen Eigenheiten der Deutschen durch alle Aspekte der Kreuzfahrt auf der Mein Schiff 5 und bringt damit Vorteile für diejenigen, die genau das zu schätzen wissen.
Letztlich ist es persönliche Geschmackssache, ob man im Urlaub lieber unter Deutschen und Deutschsprachigen bleibt, mit den Vorzüge der deutschen Kultur und des Essens, oder ob man lieber mit internationaler Atmosphäre unterwegs ist und sich gerne auf teils andere Gepflogenheiten und andersartiges Essen einlassen will oder die Abwesenheit von Deutschtum sogar bewusst sucht.
Viele Platz und Ruhe an Bord – mit einer Ausnahme
Einen Vorzug der Mein Schiff 5 (und der übrigen Flotte) wird einem erst im Vergleich zu Schiffen vieler anderer Reedereien mit größeren Schiffen bewusst – die Ruhe an Bord: selten laute Pool-Animation, die Hintergrundmusik ist sehr dezent und man hat – wenn man nicht gerade an einem sonnigen Seetag direkt am Pool sein muss – viel Freiraum und stille Orte, an die man sich zurückziehen und den Blick aufs Meer genießen kann.
Dazu eignet sich besonders auch die Himmel-und-Meer-Lounge oder das Hanami-Restaurant, wenn auch mit Aufpreis, zum Luxus-Frühstück aber beispielsweise schon für moderate 8,50 Euro.
Oder das Fitness-Studio: Anders als auf vielen anderen Schiffen dröhnt hier keine vorgeblich motivierend-aufpeitschende Musik aus den Lautsprechern, sodass man selbst wählen kann, ob überhaupt und wenn ja, welche Musik und in welcher Lautstärke man zum Training hören möchte.
Einzig die Auslaufmusik (Unheiligs „Große Freiheit“) fällt aus diesem Muster heraus. Wenn man dieses Lied nicht mag, schlechte Erinnerungen damit verbindet oder schlicht lieber ganz in Ruhe diesen magische Moment genießen will, in dem das Kreuzfahrtschiff einen Hafen verlässt, hat man bei TUI Cruises verloren. Die gefühlt endlos lange Auslaufmusik läuft in hoher Lautstärke absolut überall (außer in der Kabine). Es wäre schön, wenn TUI Cruises den Passagieren, die das nicht möchten, wenigstens einen kleinen Bereich am Schiff schenken würden, an dem sie davor Unheilig verschont bleiben.
Wohlfühl-Besonderheiten
„Wohlfühlen“ zieht sich durch das Marketing bei TUI Cruises, das Wort steht sogar in großer Schreibschrift außen auf den Schiffen. Und tatsächlich bieten die Schiffe der Mein-Schiff-Flotte hier einige Besonderheiten.
Das vielfältige Buffet mit Live-Cook-Station am Wok ist großartig, das umfangreiche Frühstücksbuffet sucht selbst auf vielen Luxusschiffen seinesgleichen. Auch eine so große und insbesondere kostenfrei nutzbare Sauna-Landschaft einschließlich Sonnendeck zum Bug hin findet man auf größeren Kreuzfahrtschiffen nur sehr selten.
Die X-Lounge für Suiten-Passagiere und den „Geheimtipp“ Himmel-&-Meer-Lounge habe ich bereits erwähnt.
Eine ziemlich deutsche Eigenheit beim „Wohlfühlen“ ist das Thema Rauchen: TUI Cruises gehört zu den letzten Reedereien weltweit, bei denen das Rauchen am Kabinenbalkon noch erlaubt ist. Die Raucher freut’s, die nichtrauchenden Kabinennachbarn kann es in die Verzweiflung treiben. Letztlich bleibt für Nichtraucher nur die Hoffnung, die beiden Kabinennachbarn mögen ebenfalls Nichtraucher sein oder ein wenig Rücksicht nehmen und am Balkon wenig oder gar nicht rauchen.
All-inklusive-Konzept
All-inklusive ist ein Konzept, bei dem sich die Geister scheiden: Die einen lieben es und schätzen die Unbeschwertheit, sich kaum Gedanken über Nebenkosten an Bord machen zu müssen. Die anderen fürchten, den großen Durst der Mitreisenden über ihren All-inklusive-Reisepreis quer zu finanzieren. Letztlich ist All-inklusive eine Geschmacks- und Philosophie-Frage.
Bei TUI Cruises und auf der Mein Schiff 5 bedeutet „Premium-Inklusivleistungen“, dass insbesondere die meisten Getränke, Kaffee-Spezialitäten, Eiscreme am Pool, Nutzung der Sauna-Landschaft, viele Sportkurse sowie Trinkgelder bereits im Reisepreis enthalten sind.
Ein wenig überraschend für TUI-Cruises-Erstfahrer ist dabei, dass in den zuzahlungspflichtigen Spezialitäten-Restaurants (und selbst beim Dinner in der X-Lounge) die Getränke extra bezahlt werden müssen, die ein paar Meter weiter an der nächsten Bar kostenfrei ausgeschenkt werden.
Auch wenn inzwischen an einigen Stellen neben den „Alles inklusive“-Angeboten mehr als früher auch Zuzahl-Optionen angeboten werden, etwas einige Gerichte in der Osteria ober bei Gosch, bleibt aber immer noch das angenehme Gefühl, sich um Nebenkosten wie Trinkgelder und Getränke keine Gedanken machen zu müssen.
Mein Schiff 5: Zahlen und Fakten
- Bauwerft: Meyer Turku
- Auslieferung: 20. Juni 2016
- Taufe: 15. Juli 2016 in der Lübecker Bucht
- Taufpatin: Lena Meyer-Landrut
- Flagge: Malta
- Tonnage: BRZ 98.785
- Länge: 295,3 Meter
- Breite: 35,8 Meter
- Passagierkabinen: 1.267
- Passagiere: 2.534 (Doppelbelegung der Kabinen)
- Crew: ca. 1.000