Bangkok – kontrastreiche Metropole zwischen golden glitzernden Tempelanlagen und anrüchigen Massagesalons: Dank langem Aufenthalt der Mein Schiff 5 bis spät in die Nacht hinein haben wir genug Zeit, um die vielen Facetten dieser quirligen Stadt zu erkunden.
Von Laem Chabang, Thailands größten Seehafen, sind es rund zwei Stunden Busfahrt bis nach Bangkok. Erst um zwei Uhr morgens fährt die Mein Schiff 5 weiter in Richtung Vietnam, sodass neben einer ausgiebigen Tour durch die Stadt auch Zeit bleibt, um die Wolkenkratzer und Pagoden Bangkoks noch einmal nachts bei einer Dinner-Flussfahrt auf einem historischen Reiskahn zu erleben.
Es ist ein heißer Tag, das Thermometer steigt nachmittags bis auf 35 Grad, die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Deshalb wandeln wir unser Programm nachmittags ein wenig ab. Wir lassen ein oder zwei Tempelanlagen aus und setzen uns lieber eine Weile in ein nettes Café mit Klimaanlage und lassen uns in einem der zahlreichen Massagesalons bei einer klassischen Thai-Massage durchkneten. Denn viele dieser Salons bieten für wenig Geld nämlich trotz des Rufs Bangkoks wirklich nur das eine an: ganz normale Massagen.
Der Große Palast und der Jade-Buddha
Wir beginnen den Tag beim Großen Palast, einer weitläufigen Anlage mit Palästen und Tempeln. Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war der Große Palast die Residenz der Könige von Siam. 1782 hatte der Bau der Anlage begonnen, die immer wieder umgebaut und erweitert wurde.
Die Palastanlagen sind dem alten Königspalast in Ayutthaya nachempfunden, der kurz vor Beginn der Planungen zu dem Palast in Bangkok von den Birmanen zerstört worden war.
Wir sehen prachtvolle und teils vergoldete Wandgemälde, riesige Wächter-Figuren, über und über mit Gold und Verzierungen bestückte Gebäude. Staunend spaziert man von Ort zu Ort, tief beeindruckt von der Pracht, die sich einem hier präsentiert.
Besonders sticht Wat Phra Kaeo, der Tempel des Smaragd-Buddhas, heraus. Im Inneren des Tempels ist Fotografieren nicht gestattet, doch den berühmten Jade-Buddha kann man von außen durch eines der großen, offenen Tore ablichten. Im Tempel selbst sucht man sich am besten einen Platz etwas weiter vorne, kniet auf den Boden und bewundert die prächtigen Verzierungen in Ruhe.
Nicht übersehen sollte man nach Verlassen des Wat Phra Kaeo und nachdem man seine Schuhe wieder angezogen hat, den faszinierenden Glockenturm gleich nebenan.
Tipp: Wer den Großen Palast betreten will, sollte so gekleidet sein, dass Bauch und Schultern, Arme sowie Beine bis zu den Knöcheln bedeckt sind. Löchrige oder enganliegende Hosen sind ebenfalls nicht erlaubt. Notfalls gibt es direkt vor dem Eingang zum Palast auch Shops, die für kleines Geld passende Kleidung anbieten und offenbar gute Geschäfte mit unkorrekt gekleideten Touristen machen.
Zum Mittagessen mit dem Tuk-Tuk
Spontan entscheiden wir uns, zum Mittagessen nicht mit dem Bus zu fahren, sondern uns den Spaß einer Tuk-Tuk-Fahrt zu gönnen. Der Fahrtwind sorgt nebenbei für etwas Abkühlung.
Das Mittagessen ist üppig und typisch thailändisch: Viele kleine Gerichte auf einer großen Drehplatte in der Mitte des Tischs und jeder nimmt sich, was er oder sie möchte. Frisches Kokosnusswasser oder ein lokales Bier dürfen dazu nicht fehlen. Und Klebereis mit Kokosmilch und Mango als Nachtisch.
Dabei sind die Gastgeber gnädig mit unseren westlichen Mägen: Ein relativ mildes, grünes Curry ist das schärfste Gericht am Tisch. Und auch wenn das Restaurant augenscheinlich zumindest mittags eine Touristengruppe nach der anderen versorgt, ist das Essen dennoch authentisch und wie bislang überall auf dieser Reise sehr lecker.
Bevor wir vor der Hitze kapitulieren, stehen noch zwei faszinierende Tempel auf dem Besichtigungsprogramm: der Temple of Dawn, Wat Arun, und der „Reclining Buddha“ im Wat Pho.
Wat Arun, der Tempel der Morgenröte
Am Westufer des Flusses Chao Phraya steht Wat Arun, der Tempel der Morgenröte oder Temple of Dawn. Er ist eines der Wahrzeichen Bangkoks und eines der begehrtesten Fotomotive der Stadt.
Besonders beliebt ist Wat Arun aber offenbar bei Brautpaaren, die hierher für Hochzeitsfotos kommen.
Der Tempel hat seinen Namen von Hindu-Gott Aruṇa, der oft als die Strahlen der aufgehenden Sonne personifiziert wird. Das erste Licht des Morgens soll die Oberfläche des Tempels in einem perlmuttartigen Schimmer reflektieren. Aber auch tagsüber zaubert die Sonne ein immer wechselndes Spiel aus Farben, Licht und Schatten auf den Tempel.
Mindestens seit dem siebzehnten Jahrhundert existiert War Arun übrigens. Der charakteristische Turm kam aber erst im frühen neunzehnten Jahrhundert hinzu.
Wat Pho, der Tempel des liegenden Buddhas
Südlich des Großen Palastes liegt der Tempel Wat Pho. Der gebräuchliche Name „Tempel des liegenden Buddhas“ lässt einen bestenfalls ahnen, was einen dort erwartet. Denn das Innere des langgezogenen Tempels ist nahezu vollständig ausgefüllt von einer riesigen, 46 Meter langen, liegenden und fast vollständig vergoldeten Buddha-Statue.
Der Tempel hat die größte Sammlung von Buddha-Abbildungen Thailands und beherbergt auch eine Schule für traditionelle, thailändische Medizin. Doch alle Blicke richten sich hier – nicht verwunderlich – vor allem auf den riesigen, liegenden Buddha.
Wat Pho ist einer der ältesten Tempel Bangkoks. Er existierte bereits, bevor die Stadt unter König Rama I. im 18. Jahrhundert zur Hauptstadt Thailands wurde.
Bootsfahrten durch Bangkok bei Tag und bei Nacht
Durch Bangkok zieht sich der Fluss Chao Phraya. Gleich zweimal an diesem Tag sind wir dort per Boot unterwegs: Vormittags können wir einen Blick auf diverse Tempelanlagen, die Skyline Bangkoks und Stelzenhäuser entlang des Ufers werfen und den lebhaften Bootsverkehr auf dem Fluss bestaunen.
Abends nach Sonnenuntergang besteigen wir einen historischen Reiskahn zum Dinner mit thailändischem Buffet und fangen die besondere Stimmung dieser schwül-heißen Nacht zwischen Partylaune vorbeifahrender, moderner Booten und der Erhabenheit der beleuchteten Tempel wie dem Wat Arun ein.
Zwar sind diese Reiskahn-Dinner-Cruises rein touristischer Natur, doch das Essen ist ziemlich lecker und die Boote wirklich historisch. Früher dienten sie dem Transport von Reis von den Feldern im Landesinneren nach Bangkok. Heute sind sie aufwendig restauriert als schwimmende Restaurants unterwegs.
Enttäuschender „Asiatique“-Nachtmarkt
Eine Enttäuschung ist dagegen ist der Asiatique-Nachtmarkt, an dem die Dinner-Bootsfahrt endet. Statt eines quirligen und vielfältigen Marktes erwartet einen eine recht sterile, rein touristische Aneinanderreihung von Shops mit allerlei Souvenir-Tand. Wenn man nicht gerade auf dem Reiskahn zu Abend gegessen hätte, wären immerhin die Restaurants am Fluss eine Alternative.
Immerhin gibt es ein Riesenrad, das sich vielleicht zum Zeitvertreib eignet, bis der Bus zurück zum Schiff fährt. Schade, denn ansonsten hat mich das vielfältige, bunte, turbulente und zugleich sympathische Bangkok mit seinen herzlichen und offenen Menschen in seinen Bann gezogen.
Trotz dieses eher frustrierenden Ende unserer Bangkok-Tour bleibt mir die Stadt sehr positiv in Erinnerung. Sie ist so ganz anders als zuvor Singapur und doch auf ihre Art beeindruckend – quirlig, chaotisch, auch ein wenig schmutzig, aber auch hier wieder mit großartigen, liebenswerten und fröhlichen Menschen, die einem trotz der so anderen Kultur nie das Gefühl geben, nur ein Fremder zu sein.