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Eskalation im Neustart-Streit in den USA: Norwegian Cruise Line Holdings verklagt Florida

Der Streit um die Bedingungen für den teils bereits erfolgten den Neustart der Kreuzfahrt in den USA eskaliert weiter: Norwegian Cruise Line Holdings verklagt den US-Bundesstaat Florida. Dabei geht es um ein Gesetz, das Unternehmen verbietet, von ihren Kunden einen Corona-Impfnachweis zu verlangen. Norwegian Cruise Line, Oceania Cruises und Regent Seven Seas Cruises wollen auf ihren Schiffen ausschließlich geimpfte Passagiere zulassen, das Gesetz in Florida blockiert aber genau das.

NCLH argumentiert, das Gesetz in Florida verhindere einen sicheren Schiffsbetrieb und zwinge Kreuzfahrt-Reedereien, mit einem gemischten Publikum aus teils geimpften, teils ungeimpften Passagieren zu fahren. Das sei ein unnötiges Gesundheitsrisiko und sei nicht im Sinne der Empfehlungen der US-Gesundheitsbehörde CDC.

Vor dem U.S. District Court for the Southern District of Florida geht das Reederei-Unternehmen dagegen nun vor und will eine Aufhebung des Gesetzes erzwingen. Formell richtet sich die Klage gegen den „surgeon general“ von Florida, übersetzt etwa: Generalstabsarzt.

NCLH argumentiert mit bestmöglichem Gesundheitsschutz

NCLH spricht in der Klage unter anderem von einer „Gefährdung und Beeinträchtigung der Passagiere und irreparabler Schaden von gewaltigem Ausmaß.“ Man sei bei der Risikoabwägung und der Definition der Infektionsschutzprotokolle „zu dem Schluss gekommen, dass der wirksamste Weg, die Gesundheit und Sicherheit von Passagieren und Besatzung zu gewährleisten, darin besteht, auf Kreuzfahrten eine vollständige Impfung für alle Personen an Bord vorzuschreiben“.

Florida spricht von Diskriminierung durch Impfpflicht

Floridas Regierung kontert mit Diskriminierungsvorwürfen: „Norwegian Cruise Line hat die enttäuschende und ungesetzliche Entscheidung getroffen, sich der CDC bei der Diskriminierung von Kindern und anderen Personen anzuschließen, die nicht geimpft werden können oder die sich aus gesundheitlichen, religiösen oder Gewissensgründen gegen eine Impfung entschieden haben“. 40 Prozent der Einwohner Floridas seien nicht gegen Covid-19 geimpft und würden somit von Kreuzfahrten mit NCLH-Schiffen ausgeschlossen, würde man eine Impfpflicht zulassen.

NCLH will 100-Prozent-Impfquote für Passagiere durchsetzen

Während andere Kreuzfahrt-Reedereien wie Royal Caribbean International, Celebrity Cruises oder Carnival Cruise Line versuchen, das Impfpflicht-Verbot in Florida zu umgehen oder sich auf andere Weise damit zu arrangieren, will Norwegian aufs Ganze gehen: 100 Prozent geimpfte Passagiere und Crew. Mit der Norwegian Jade sticht NCL mit diesem Konzept erstmal am 25. Juli 2021 von Piräus aus wieder mit Passagieren in See. In Seattle beginnt die Norwegian Encore am 7. August ihre erste Alaska-Reise. Sowohl in Griechenland als auch im US-Bundestaat Seattle ist das möglich.

Von Miami aus soll die Norwegian Gem am 15. August starten, was nach der aktuellen Gesetzeslage dort aber nicht mit der von NCL verlangten Impfpflicht zulässig ist. Die Strafe, die das Gesetz in Florida androht, liegt bei bis zu 5.000 Dollar pro Passagier.

Widersprüchliche Argumente Floridas, Klage gegen Gesundheitsbehörde CDC

Die US-Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt, nur mit geimpften Passagieren auf Kreuzfahrt zu gehen, schreibt das aber nicht explizit vor. Schiffe mit mehr als 95 Prozent geimpften Passagieren dürften den CDC-Regeln zufolge aber unter deutlich vereinfachten Bedingungen fahren. Diese 95-Prozent-Quote ist in Florida aber wegen des fraglichen Gesetzes kaum durchsetzbar.

Der Bundesstaat Florida geht derzeit in einem Aufsehen erregenden Prozess und bislang erfolgreich gerichtlich gegen diese CDC-Regeln vor. Das Hauptargument Floridas in diesem Prozess: Eine Bundesbehörde habe nicht das Recht, so weitreichend und einseitig zulasten einer bestimmten Branche, in die Wirtschaft eines Bundeslandes einzugreifen und damit hohen wirtschaftlichen Schaden anzurichten.

Zugleich richtet nun jedoch auch das Gesetz in Florida gegen die Impfpflicht hohen Schaden sowohl für das Bundesland selbst in Form von Einnahmeausfällen für die lokale Wirtschaft in Florida, als auch für die Reedereien an, sagt NCLH. Deren Chef, Frank Del Rio, hatte schon vor Monaten klargemacht, dass Norwegian notfalls von einem anderem Bundesland aus fahren werden, wenn sich Florida weiter sperre. Auch in der Klage schreibt NCLH: „Die einzige Möglichkeit für NCLH, die Protokolle und den Betrieb wie derzeit geplant aufrechtzuerhalten, ist, Florida komplett aufzugeben.“

Erst im vergangenen Jahr hatte NCLH ein neues Kreuzfahrt-Terminal in Miami fertiggestellt, das auch vom Landkreis Miami-Dade mit 263 Millionen Dollar bezuschusst worden ist. Bis zu 15 Kreuzfahrtschiffe sollten laut NCLH noch in diesem Herbst und Winter wieder von Miami aus fahren.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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