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Gedanken zu einer Kanaren-Kreuzfahrt mit der Europa 2 in schwierigen Zeiten

Zu einer Kreuzfahrt auf den Kanaren fliegen, während Deutschland immer tiefer in den Corona-Lockdown rutscht: Geht das? Darf man das? Sollte man das? Meine Gedanken zu einer Kanaren-Kreuzfahrt in schwierigen Zeiten.

Auf Twitter und Facebook sieht man zurzeit mehr Kommentare, die andere beschimpfen, weil verreisen oder verreisen möchten. Anderer Meinung sein ist das eine, Beschimpfungen und Beleidigungen etwas anderes. Aber das soll hier nicht das Thema sein …

Ich möchte in diesen Beitrag einen Einblick geben in etwas, womit ich meine Leser normalerweise nicht belästige: die Auseinandersetzung mit meinem Beruf; der Versuch, meiner Verantwortung als Journalist möglichst gerecht zu werden; meine Überlegungen im Hintergrund dazu.

Hinweis: Der Beitrag bezieht sich auf Ende November/Anfang Dezember 2020, als die neuen Virus-Varianten aus Großbritannien und Südafrika noch kein Thema waren.

Ich fahre mit der Europa 2: Teneriffa, La Palma, La Gomera, Gran Canaria. Es ist eine Arbeitsreise, kein Urlaub. Aber ich werde mir dennoch gestatten, dort auch Sonne, Wind und Meer, die Inseln und das gute Essen zu genießen. Ich werde noch mehr als sonst dankbar sei für das Privileg, einen Beruf zu haben, der mir Freude bereitet.

Europa 2 (Archivbild)
Europa 2 (Archivbild)

Es ist mein Job, als Journalist über Kreuzfahrt-Themen zu berichten, nicht vom Schreibtisch aus und nach Aktenlage, sondern durch eigene Recherche. Gerade in diesen Zeiten, in denen nichts mehr so ist, wie es einmal war.

Aufklärung, Erklärungen, Hintergrundwissen ist jetzt noch wichtiger als sonst. Damit wir sachliche Entscheidungen treffen können und uns nicht von Vorurteilen und Unwissen leiten lassen müssen, weil wir es nicht besser wissen.

Trotzdem schöne Bilder zeigen?

Auch über die touristischen Aspekte dieser Kanaren-Kreuzfahrt zu berichten, halte ich für vollkommen angemessen und wichtig. Deshalb werde ich während der Reise auf Instagram und Facebook die Schönheit der Kanaren zeigen und in Bildern von Bordleben auf der Europa 2 berichten, ohne jedem der Bilder einen moralinsauren Nachsatz anzuhängen. Und vielleicht will ja auch der eine oder andere in diesen düsteren Zeiten auch einfach nur ein wenig träumen …

Ein Live-Blog während der Reise verkneife ich mir diesmal allerdings und werde stattdessen erst nach der Kreuzfahrt über das Schiff, die einzelnen Inseln und die Landausflüge dort berichten.

Der Atlantik vor Gran Canaria (Archivbild).

Corona wird uns nicht ewig verfolgen und viele planen ihren Urlaub sogar schon für die zweite Jahreshälfte 2021 und darüber hinaus. Als Journalist muss man der Zeit immer ein wenig voraus sein, weil die Leser Berichterstattung erwarten, wenn es für sie relevant ist – genau zu diesem Zeitpunkt ist es für uns Journalisten aber schon zu spät, erst mit der Recherche zu beginnen.

Für mich beantworten sich die zweifelnden Fragen daher mit einem wohl überlegten „Ja“. Und ich erkläre auch, warum. Zugleich verstehe ich vollkommen, wenn andere sich in diesen Zeiten gegen eine solche Reise entscheiden.

Geht das?

Aktuell fahren TUI Cruises, AIDA und Hapag-Lloyd Cruises auf den Kanaren. Die Anreise funktioniert teils über Charterflieger, teils mit Linienmaschinen. Ja, es geht.

Darf man das?

Auch rechtlich spricht aktuell wenig gegen eine Reise, weder Urlaub noch Arbeit. Führt die Reise in ein Risikogebiet, für das eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gilt, ist es selbstverständlich, dass man die anschließende Quarantäneanordnung des Gesundheitsamtes in Kauf nimmt und sie befolgt.

Schwierig könnte der Weg von und zum Flughafen werden, wenn Ausgangsbeschränkungen nur triftige Gründe für das Verlassen des Hauses akzeptieren. Ob der Weg zum Flughafen dazu zählt, ist umstritten. Ich selbst bin aus beruflichen Gründen unterwegs, da ist die Rechtslage eindeutig: ich darf.

Sollte man das?

Diese Frage ist viel schwieriger zu beantworten. Denn die Politik appelliert, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten, auch auf berufliche. Ein Appell, kein Verbot, jedenfalls nach aktuellem Stand.

Doch die Politik wirft auch alle Reisen pauschal in denselben Topf. Genau das sehe ich – insbesondere in Hinblick auf eine Kanaren-Kreuzfahrt – kritisch. Politik darf weder über Lebensstil noch Arbeitsfelder entscheiden, sondern muss sich strikt an Infektionsschutz und Risikobewertungen halten. Je nach Situation ist Reisen unter diesen Aspekten jedoch sehr unterschiedlich zu bewerten.

Dazu muss ich ein wenig ausholen, denn da spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

  • Zweck der Einschränkungen ist es, das Infektionsgeschehen zu bremsen. Sich an die konkreten Vorschriften zu halten, ist selbstverständlich.
  • Darüber hinaus kann man stichhaltig argumentieren, dass man das Zulässige nicht bis an seine Grenzen ausreizen muss und sollte, sondern vernünftig im Sinne der Gemeinschaft handelt. Allerdings liegt dieser freiwillige Teil im Ermessen jedes Einzelnen und hängt von vielen Faktoren ab, die sich von außen oft nicht beurteilen lassen.
  • Im Reiseziel, in meinem Fall die Kanaren, liegen die Infektionszahlen aktuell sehr deutlich unter denen Deutschlands. Ich mache vor der Reise einen PCR-Test; ich mache einen Antigentest drei Tage nach Beginn der Kreuzfahrt; beschränke Kontakte in den Tagen vor der Reise auf das absolut Nötige; trage vom Verlassen meiner Wohnung bis zur Ankunft auf der Europa 2 eine FFP2-Maske und verzichte aus Essen und Trinken während des Fluges, um kein Risiko einzugehen. Da die Kanaren einen Coronatest als Einreisevoraussetzung haben, sind auch alle anderen Flugpassagiere getestet. Nach der Reise mache ich erneut einen PCR-Test und vermeide Kontakte für eine Weile. Das ist keine 100-Prozent-Sicherheit, reduziert das Risiko aber erheblich.
  • Das Kreuzfahrtschiff, die Europa 2, hat ein bewährtes und striktes Hygienekonzept, das ich an dieser Stelle nicht im Detail ausführen will. Die Konzepte der Reedereien sind bekannt und beweisen seit Monaten, dass sie ein hohes Maß an Sicherheit bringen. Erneut: nicht 100 Prozent, aber sicherlich deutlich mehr als vergleichsweise unkontrollierte Umgebungen an Land.
  • Irrtümlicherweise werden Kreuzfahrtschiffe oft als „Massenveranstaltung“ oder Orte mit zahllosen Kontakten gesehen. Betrachtet man aber die Realität, dann gibt es – gerade auf einem Luxusschiff mit sehr viel individuellem Raum – nur sehr wenige Kontakte, die für eine potenzielle Covid-19-Infektion relevant sein könnten. Und all diese Kontaktpersonen haben ebenfalls einen Coronatest absolviert. Auch dieses Thema will ich aus Platzgründen nicht weiter ausführen, zumal ich darüber in diesem Sommer mehrfach von diversen Schiffen berichtet habe.

Die Frage ist also: Handle ich mit einer solchen Reise gegen den Grundgedanken der Corona-Verordnungen? Führt mein – an sich legales – Verhalten potenziell zu einem höheren Risiko für zusätzliche Covid-19-Infektionen als wenn ich in Deutschland bleiben würde?

Die ehrliche Antwort lautet: Ich kann es nicht gänzlich ausschließen. Aber viel höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir das Virus in einer unkontrollierten Umgebung zu Hause bei notwendigen Kontakten und aktuell hohen Inzidenzwerten einfange: Einkaufen, Kurier- oder Lieferdienst, Arzt-Besuch oder über Familienangehörige, die mit dem ÖPNV täglich zur Arbeit fahren müssen.

Muss man das?

Für mich persönlich deshalb die wichtigste Frage: Muss ich als Journalist in diesen Zeiten über eine Kreuzfahrt berichten? Natürlich „muss“ ich nicht. Die Welt läuft auch ohne meine Berichterstattung weiter. Aber das wäre für mich nur ein entscheidender Abwägungsgrund, wenn die Reise ein erhöhtes Risiko für die Allgemeinheit darstellen würde (siehe vorausgehende Frage). Dann müsste ich entscheiden, was schwerer wiegt.

So aber halte ich es für wichtig, gerade jetzt, in der kritischen Zeit über solche Reisen zu berichten: Was erwartet einen Reisenden auf den Kanaren? Wie gut setzt Hapag-Lloyd Cruises das Infektionsschutzkonzept wirklich um? Gibt es versteckte Risiken, die man aus der Ferne nicht erkennen kann?

Aber auch ein anderes Thema ist wichtig – eines, bei dem uns Reisejournalisten immer vorgeworfen wird, wir würden es ignorieren: die Auswirkungen von Tourismus auf die Zielländer. Auch vor der Pandemie habe ich darüber immer wieder berichtet (zum Beispiel im Beitrag „Tourist go home“). Jetzt hat sich die Situation ins Gegenteil verkehrt und auch darüber sollte berichtet werden: wie sehr ein Reiseziel, wie sehr die Menschen dort unter dem Ausbleiben des Tourismus leiden.

Warum gerade jetzt?

Aber hat das nicht Zeit bis nach dem Lockdown? Musst Du genau jetzt, wo besser alle zu Hause bleiben sollten, „Werbung“ fürs Reisen machen? Befeuerst Du nicht die Verweigerer und Schwurbler in ihrer Auffassung, dass sie sich nicht an die Regeln halten müssen?

  • Ich bin ein Reise-Journalist, kein Nichtreise-Journalist. Um sinnvoll arbeiten zu können muss ich reisen. Zugleich liegt es natürlich in meiner Verantwortung, verantwortungsbewusst zu berichten, besonders in einer solchen Situation.
  • Meine Berichterstattung zielt nicht darauf, Menschen zum sofortigen Reiseantritt zu bewegen. Oder überhaupt zum Reisen zu bewegen – diese Entscheidung trifft jeder eigenverantwortlich auf Basis von möglichst sachlichen Informationen, die ich liefere. Es entspricht nicht der Vorstellung einer demokratischen Gesellschaft, Menschen zu manipulieren, indem man ihnen Informationen vorenthält.
  • Als Journalist sehe ich es nicht als meine Aufgabe, das Dumme in der Welt zu unterstützen, indem ich mich an den Dümmsten orientiere und mein Handeln danach ausrichte, was diese Menschen aus meiner Berichterstattung ableiten könnten. Vielmehr will ich denjenigen, die demokratisch, eigenverantwortlich und verantwortungsbewusst denken und handeln, genau die Informationen liefern, die sie benötigen, um faktenbasierte, vernünftige Entscheidungen zu treffen.

Sorry für den Ausflug ins Abstrakte und Theoretische. Als Journalist beschäftige ich mich mit solchen Fragen und muss mich damit beschäftigen. Und Entscheidungen treffen. Es gibt TV-Sender, die derzeit bewusst keine Reiseberichte drehen und senden. Andere tun es. Es gibt Tageszeitungen, die gerne über Reisen in diesen Zeiten berichten würden, aber kaum noch Autoren finden, die solche Berichte liefern können. Andere haben ihren Reiseteil, auch mangels Anzeigen, vorübergehend eingestellt. Je nach Redaktion fallen die Entscheidungen ganz unterschiedlich aus.

Diskussion: bitte sachlich bleiben …

In diesem Sinne freue ich mich auf eine sachliche Diskussion. Unsachliches, Beleidigungen und Beschimpfungen werde ich kommentarlos löschen, auch im Interesse eines spannenden, substanziellen Austauschs von Meinungen.

Argumentieren und anderer Meinung sein, kann und sollte man in einer Demokratie. Aber eine freiheitliche Gesellschaft verlangt auch zu akzeptieren, wenn jemand – im zulässigen Rahmen – eine andere Entscheidung trifft oder anderer Meinung ist.

34 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

34 Gedanken zu „Gedanken zu einer Kanaren-Kreuzfahrt mit der Europa 2 in schwierigen Zeiten“

  1. Ich kann dir wieder mal voll und ganz zustimmen. Ich kann auch deine Bedenken verstehen, die habe ich auch, falls unsere Kanarenkreuzfahrt stattfinden sollte, aber ich würde mich auf einem Schiff auch sicherer fühlen, als hier mit den stetig steigenden Zahlen. Und es ist ganz alleine meine Sache, ob ich mich für einen Urlaub in der Sonne entscheide oder nicht. Die Meinungen der Anderen interessieren mich da nicht. Ich möchte das tun, womit ich mich wohlfühle. Und bei dir ist es beruflich und die Massnahmen, die du ergreifst, gehen über das Normale hinaus.

  2. Hallo Franz Neumeier,

    ich kann ja verstehen, dass Sie Ihren Beruf gerne ausüben.
    Auch wenn es zur Zeit nicht verboten ist, auf die Kanaren zu fahren, muss man dies noch lange nicht tun.
    Man könnte einfach solidarisch sein, auch mit all den anderen Menschen, die ihren Beruf gerne ausüben würden, dies jedoch wg. Corona nicht können. Von zu Hause schreiben geht auch. Sie haben genug Erfahrung und wissen ganz genau wie schön es auf Schiffen ist, ohne dies immer wieder neu an Bord zu erleben, um darüber schreiben zu können.

    Und mal ganz ehrlich, ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schön Kreuzfahrten sind, vor allem auch jetzt im Winter.
    Jedoch wird man bei siener Entscheidung doch ganz bestimmt von sich selbst beeinflusst, vo, Verlangen, etwas Schönes zu erleben,

    Wenn man dann auch noch wie Sie auf die MS Europa 2 eingeladen wird, eine traumhafte Reise machen kann, etwas darüber berichtet und auch noch mind. EUR 4.000,- spart, die die Reise für jeden normalen Gast sonst kostet, würde es schwer fallen, nicht mitzufahren.
    Ich wünsche Ihnen trotzdem viel Vergnügen dabei.
    Ich könnte diese Reisen auch machen, habe jedoch bewusst darauf verzichtet, um solidarisch mit den anderen Menschen zu sein, die auch zu Hause bleiben.
    Deutschland im Lockdown und auch noch Ausgangsbeschränkungen und dann sich auf der MS Europa 2 oder anderen Schiffen vergnügen, während viele Menschen nicht wissen, wie sie die Zukunft finanziell überstehen werden,
    NEIN DANKE!

  3. Hallo Heidi,

    ich kann Ihre Sichtweise bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, allerdings sehe ich doch zwei Aspekte komplett anders. Ich bin zum Arbeiten dort, nicht für Vergnügen und Urlaub. Wie viel Arbeit das während der Reise ist, habe ich hier schon mehrfach ausführlich dargestellt. Die Annahme, dass ich vom Schreibtisch schreiben kann, was ich nicht gesehen und erlebt habe, ist außerdem ein wenig kurzsichtig, denn es geht ja auch gerade darum zu diesen Zeiten zu zeigen (und zu überprüfen), was sich in diesen Zeiten verändert hat. Aus der Erinnerung anderer Reisen einfach eine nette Geschichte zu schreiben, ist weit unter meinem journalistischen Anspruch und meiner Verantwortung dem Leser gegenüber.
    Auch das „Solidarität“-Argument kann ich nicht richtig nachvollziehen. Wollen Sie sagen, dass ich auf Arbeit, die ich machen kann, verzichten soll, dadurch in finanzielle Schwierigkeiten geraten und Geld aus Fördertöpfen beantragen soll, das andere dringender brauchen, weil sie wirklich nicht arbeiten können? Ich würde eher das als unsolidarisch betrachten. Nebenbei bezahle ich aus meinen Einkünften Steuern, die ebenfalls helfen, andere zu unterstützen. Auch das würde weniger, wenn ich einfach auf Arbeit verzichten würde.
    Herzliche Grüße und alles Gute!
    Franz Neumeier

  4. Hallo Franz,
    ich akzeptiere Ihre Sichtweise.

    Mag sein, dass Sie Ihre Arbeit gewissenhafter erledigen als andere Journalisten an Bord.
    Nur ich habe mehrfach selbst miterlebt wie die meisten Journalisten an Bord ihren Tag gestalten.
    Und auch bei den Reisebloggern steht doch das Vergnügen im Vordergrund.
    Es ist sicher auch viel Arbeit, als Journalist etwas seriös und ungeschönt darzustellen, ich finde jedoch in der jetzigen Situation, auch wenn ich jeder Crew an Bord, jedem Kreuzfahrtunternehmen und allen Passagieren gönne, Kreuzfahrten zu machen, bzw. auf Schiffen zu arbeiten, bzw. als Unternehmen damit Geld zu verdienen, wäre es vielleicht besser einfach zu Hause zu bleiben. Wenn alle zu Hause bleiben, haben wir alle die Chance, Corona schneller zu besiegen und auch der Wirtschaft wird es dann schneller wieder besser gehen, wenn alle konsequent handeln und ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen.

    Und meine Meinung ist auch, dass ein Reisejournalist, der jetzt auf Reisen geht, dies wohl eher tut, weil es ihm Spaß macht und er es überwiegend genießt, als wie Sie geäußert haben, damit Geld verdient und Steuern zahlt.
    Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Sie durch diese Reise so viel Geld verdienen und dass die Steuern davon so beträchtlich sind, dass andere davon etwas haben.

    Ich hoffe, dass wir alle bald wieder das tun können, was wir möchten und dass wir aber alle jetzt noch einige Zeit eben verzichten und uns besinnen, damit nicht noch mehr Menschen erkranken und sterben.

    Herzliche Grüße und alles Gute!

    Heidi

  5. Also nochmal und bitte nicht löschen!

    Hallo Franz,

    nochmal in in Kürze, da meine längere Antwort von Ihnen gelöscht wurde:

    Durch Ihre Zensur meiner Antwort muss ich davon ausgehen, dass diese Reise tatsächlich überwiegend zu Ihrem Vergnügen stattfindet und Sie keinerlei Kritik zulassen.

    Ich habe selbst mehrfach an Bord erlebt, wie sich die meisten Journalisten dort verhalten.
    Sicher ist es auch viel Arbeit, seriös und ehrlich zu berichten, jedoch eine Kreuzfahrt verleitet nun mal auch, das Vergnügen zu genießen, sei es Ihnen auch gegönnt.

    Nur Ihr Argument auch mit dieser Reise Geld zu verdienen und mit den daraus resultierenden Steuern, andere zu unterstützen halte ich doch für sehr weit hergeholt.

    Wenn wir jetzt nicht alle einfach zu Hause bleiben und auf Vergnügen außerhalb des eigenen Zuhauses verzichten (außer diejenigen, die tatsächlich wichtige Arbeiten erledigen müssen), wird uns Corona noch viel schlimmer schädigen, gesundheitlich und natürlich auch wirtschaftlich!

    Herzliche Grüße und alles Gute!

    Heidi

  6. @Heidi
    Ihre Sichtweise kann ich so nicht nachvollziehen. Niemand, der auf ein Schiff geht, um seinen Job auszuüben „spart“ Geld. Es handelt sich eben nicht um eine geschenkte Reise.- es wird einem die Möglichkeit gegeben an Bord zu arbeiten – das ist etwas anderes. Auch Ihre Feststellung, dass bei Reisebloggern das Vergnügen im Vordergrund stehe, ist in vielen Fällen ein Vorurteil. Der Job sollte einem Spaß machen – das ist wie bei jedem Job – aber ich mache den Job doch nicht in erster Linie wegen des Spaßes an Kreuzfahrten. Wer aktuell an Bord geht als Journalist/Blogger, der macht das auch um sein eigenes Geschäft am Laufen zu halten, der macht es auch, um nicht nur über alles Traurige aktuell rund um die Kreuzfahrt zu berichten, sondern er macht es auch, um vielleicht auch etwas Zuversicht in diesen Zeiten zu verbreiten – und davon können wir alle viel gebrauchen,.

  7. Hallo Heidi,

    weder Ihr Kommentar noch meine Antwort wurden gelöscht. Und der Begriff der Zensur wäre in diesem Fall ohnehin falsch, weil sich Zensur auf staatliche Eingriffe bezieht …

    Sie kennen mich nicht, wissen offenbar auch nicht viel über den Journalistenberuf und wie wir unser Geld verdienen, verurteilen mich aber. Mit diesen Unterstellungen muss ich dann wohl leben.

    Herzliche Grüße,
    Franz Neumeier

  8. Ich persönlich erwarte von ihnen nicht noch eine Reportage, Blog oder Vlog einer Kanarenkreuzfahrt zu Coronazeit, die es ja schon in großer Anzahl gibt. Das Fazit ist dann eh unabhängig von der Reederei immer gleich positiv. Zumal es ja auf einigen ausgewählten Reisen größere „Presse/Influencer Gruppen“ gibt, die gesondert betreut werden und ein ganz anderes Angebot an Bord genießen als der zahlende Passagier. Die Reisen sind natürlich keine Geschenke der Reedereien, sondern es wird eine entsprechende Gegenleistung erwartet, was zumindest eine wohlwollende Berichterstattung bedeutet, wenn nicht schon im Vorfeld eine Vereinbarung über die gewünschten Inhalte getroffen worden ist.
    Ich habe selbst in den Neunziger Jahren für einen IT Verlag nebenberuflich Computer zusammen mit einem erfahrenen Journalisten getestet, wie oft mussten wir aus Rücksicht auf Anzeigenkunden oder um überhaupt mit Testgeräten bedacht zu werden, die Ergebnisse positiv pimpen, dies wird heute in der Kreuzfahrtbranche nicht anders sein.

  9. Hallo Herr Neumeier,

    irgendwie erscheinen hier Kommentare und auch Antworten von Ihnen und beim Neuaufrufen der Seite sind diese dann wieder verschwunden.
    Woran liegt das?

    Ich möchte auch meine Meinung zu diesem Thema sagen.
    Es ist sicher gut, wenn man die Möglichkeit hat, auch in diesen Zeiten seinen Beruf auszuüben.
    Ich schätze auch sehr, dass es zumindest ein paar wenige Kreuzfahrtseiten wie die Ihrige gibt, die seriös und intelligent erscheint.
    Es ist auch gut, nicht nur an Corona und die Folgen zu denken sondern auch das Schöne nicht aus den Augen zu verlieren.
    Ich meine jedoch, dass es genau jetzt überhaupt nicht angebracht ist, sich „für Lau“ auf dem „besten“ Schiff der Welt verwöhnen zu lassen, wenn in Deutschland wahrscheinlich noch vor Weihnachten alle Geschäfte schließen werden.
    Es gibt genug Berichte über die Europa 2 und auch über Kanarenkreuzfahrten, da muss man doch nicht meinen, dass es für irgendjemand wichtig ist, für andere zu berichten wie es in der jetzigen Situation auf einem Schiff zugeht.

    In Deutschland und wohl auch in ganz Europa ist es weder erlaubt in Hotels noch in Fewos Urlaub zu machen, und dass die Kreuzfahrtindustrie versucht, da dies (aktuell) nicht explizit verboten ist, wenigsten ein paar wenige Schiffe auf Reisen zu schicken ist auch verständlich. Und wenn Menschen meinen mitfahren zu müssen und dafür viel Geld bezahlen ist das auch ok. Nur als Reise-Journalist kann man einfach auch mal nein sagen und abwarten, bis die Welt wieder in Ordnung ist und dann weitermachen.
    Ich finde, wer von sich so überzeugt ist, das jetzt tun zu müssen, handelt sehr selbstsüchtig, wenn er glaubt, anderen damit etwas Gutes zu tun.
    Man kann auch Gutes tun, wenn man vielleicht vor Ort, zu Hause anderen hilft, die sich nicht raustrauen einzukaufen weil sie alt sind und vieles mehr.

    Ich finde das ziemlich arrogant und völlig empathielos.

    Freundliche Grüße

    Uwe

  10. Lieber Heinz,
    bitte verzeihen Sie mir, wenn ich ein wenig kurz angebunden antworte: Wenn Sie mich kritisieren wollen und meine Arbeit in Frage stellen, würde ich Sie bitten, sich auch mit meiner Arbeit zu beschäftigen und mir nicht Dinge zu unterstellen, die andere machen, die andere gemacht haben oder was Sie vermuten, was gemacht wird.
    Ich habe übrigens selbst lange für Computerzeitschriften (unter anderem PC Professionell) als Chefredakteur gearbeitet und bei PC Professionell haben wir definitiv lieber sogar auf sehr teure Anzeigendeals verzichtet, als uns in unserer Berichterstattung „anzupassen“. Wir haben ganz sicher nichts „gepimpt“ und das tue ich auch heute bei cruisetricks.de und in meiner journalistischen Arbeit für andere Medien nicht.

  11. Liebe Uwe,
    nachdem ich gerade unterwegs bin, kann ich technisch nicht nachprüfen, was da eventuell passiert, kann mir aber nur vorstellen, dass das vielleicht ein Problem mit dem Browser-Cache ist.
    Zur Sache: Ich bin an Bord, um zu arbeiten, nicht um mich „verwöhnen“ zu lassen und ich bin in Corona-Zeiten auch mit MSC, Costa, TUI Cruises und anderen Reedereien gereist, weil ich ein Gesamtbild der Kreuzfahrt zeigen will, von Massenmarkt bis Luxus.
    Als Journalist sehe ich meine Aufgabe nicht darin, Politik zu machen oder meinen Lesern zu sagen, was sie tun und lassen sollen. Ich möchte sachliche Informationen liefern, die jedem ermöglichen, selbst eine Entscheidung zu treffen. Berichte ich nicht, werde ich meiner Aufgabe als Journalist nicht gerecht. Ich tue niemandem etwas Gutes oder Schlechtes, ich beschreibe als Journalist die Realität, so wie sie existiert.
    Nicht nachvollziehen kann ich, warum Sie das als „selbstsüchtig“ betrachten. Wie ich glaube ich sehr ausführlich geschildert habe, schade ich mit meiner Reisetätigkeit niemandem, sodass ich den Selbstsucht-Vorwurf wirklich nicht nachvollziehen kann.
    Ich denke, sie werden auch dem Bäcker nicht vorwerfen, das er weiter Brot backt, statt aus „Empathie“ seinen Beruf ruhen zu lassen, oder? Sie werden auch dem Steuerbeamten nicht vorwerfen, dass er weiter Steuern eintreibt und ihm mangelnde Empathie und Selbstsüchtigkeit vorwerfen, nur weil er weiter seinem Beruf nachgeht, oder? Warum sprechen Sie mir das Recht ab, meinem Beruf nachzugehen, insbesondere in einer Zeit, wo sachliche Information wichtiger ist als je zuvor?

  12. Für mich ist der Fall klar:
    Ich bin am 15.02.1981 erstmals auf Kreuzfahrt gegangen, mit der Ivan Franco der Schwarzmeerreederei Odessa.
    Die Reise ging von Genua zu den Kanaren und nach Madeira.
    Bisher sind es 89 Touren in fast 40 Jahren.
    Genau weil das so ist, brauche ich in der JETZIGEN Situation mitnichten eine weitere Kreuzfahrt, so süchtig bin ich nicht.
    Ändert sie die Situation nachhaltig, dann ändert sich wohl auch wieder meine Meinung.
    Davon ab, man kann nur sehr vorsichtig sein, völlig verhindern kann man gar nichts.
    In Gutach, wo ich lebe, waren wir im Umkreis von mindestens 150 km bis weit in den Oktober hinein der einzige Ort, der völlig coronafrei war.
    Jetzt sind wir der riskanteste Ort im gesamten Ortenaukreis – und der ist groß.
    Wäre der Pfarrer die Quelle des Siffs gewesen, wäre das nicht schlimm, am Sonntag morgen rennen bei uns eh nur noch höchstens 10 Bekloppte in die Kirche und ziehen sich den Blödsinn rein…
    …es war aber wohl der Bäcker…
    …und da rennen jeden Tag hunderte Leute rein, Brot, Brötchen, sehr gute Torten und Kuchen, alles handwerklich hergestellt.
    Dummerweise ist man ja schon angesteckt und kann man ja ansteckend sein, bevor man überhaupt richtig erkrankt.
    Viel Zeit, den Siff zu verbreiten, ungewollt und unbewußt natürlich.
    Ist der Fall dann endlich klar, dann kommt ja mindestens die Quarantäne, evtl. die Klinik und im Falle der Intensivstation dann in 50 % der Fälle auf dieser auch der Tod.
    Was schließen wir daraus?
    1. Dumm gelaufen
    2. Sicher ist nix
    3. Aufpassen ist zwingend nötig
    Lust auf Reisen?
    Nö!
    Das kann sich aber wieder ändern, von Dauer ist schließlich auch nix.

  13. Hallo,
    ich bin selbst im September mit der Europa 2 in der Ostssee unterwegs gewesen, da waren die Inzidenzzahlen in der Gegend um dreißig. Hinterher zeigte meine Corona-App erstmals zwei Begegnungen mit geringem Risiko an, nach dem Tag des Verschwindens dieser Meldungen war es die Bahnanreise nach Hamburg bzw. der Tag vor der Einschiffung in Hamburg, nicht aber die Reise selbst. Auf der Reise habe ich mich extrem sicher gefühlt.

    Für 2021 und 2022 habe ich schon wieder einige Reisen gebucht, u.a. auch die Europa 2. Wobei ich mir bewusst bin, dass diese Kreuzfahrten im Frühjahr 2021 wohl eher noch Optionen sind als Reisen, mit denen ich wirklich fest rechnen kann. Die Anzahl von Reiseabsagen, Ersatzbuchungen und deren erneute Absagen war 2020 absolut rekordverdächtig. Die Septemberreise habe ich daher in sehr guter Erinnerung, und gerade gute Erinnerungen halte ich aktuell für wichtig.

    Und da ich von früheren Reise im September einige Besatzungsmitglieder kannte, habe ich auch erfahren, wie froh diese waren, dass es irgendwie wieder losgegangen war, zumal die finanzielle Absicherung vieler Besatzungsmitglieder durch Auslagerungspolitik in ausländische Beschäftigungsgesellschaften und Flaggensstaaten in der gegenwärtige Lage praktisch gegen null tendiert.

    Aktuell bekomme ich finanziell extrem verlockende günstige Angebote für die Kanarenreisen per Post und email. Obwohl ich für mich als Ruheständler kein größeres Infektionsrisiko bei einer solchen Reise als zuhause sehen würde ( mit etwas Vernunft kann man auch in Hochrisikogebieten die Ansteckungsgefahr minimieren), habe ich mich bewußt in der aktuellen Phase gegen Urlaubsreisen entschieden. Dies ist aber für mich die Entscheidung als Urlauber.

    Journalisten berichten aber aus vielen Brennpunkten, das ist ihr Beruf. Das gilt sicher auch für die wenigen aktuell aktiven Kreuzfahrtschiffe. Pauschale Unterstellungen, diese Reisen würde eher aus Freizeitvergnügen heraus geschehen, halte ich für unangebracht, wobei mir allerdings auch aufgefallen ist, dass diese Unterstellungen öfters innerhalb der Gruppe der Reisejournalisten bzw. Reiseblogger gegenüber Kollegen auftauchen, gerade das Internet mit der Überbetonung von Anklickwerten gegenüber der Qualität der Berichte scheint hier Hemmschwellen abzubauen.

    Für mich entscheidend ist letztlich die Qualität der Berichterstattung über diese Reisen. Wird seriös abwägend berichtet oder ist eine Tendenz erkennbar, bestimmte Veranstalter zu puschen, da man möglicherweise auch gleichzeitig über Buchungsmöglichkeiten auf parallelen eigenen Kanälen berichtet. Dies ist für mich das eigentliche Kriterium der Qualität von Reisejournalismus oder Reisebloggern. Ich möchte damit auch den Begriff Blogger nicht generell abwerten, aber unter dieser Rubrik wird heute zuviel geschrieben, wo zumindest ich mich frage, warum mich das interessieren sollte. Daher verwende ich als persönliches Qualitätsmerkmal noch den Begriff Journalist.

    In diesem Sinn bin ich gespannt auf Ihren Bericht, zumal ich die Europa 2 von einigen Reise schon persönlich kenne.

  14. Hallo Herr Neumeier,
    ein sehr sehr überlegte und reflektierte Position, wie ich sie nicht anders von Ihnen erwartet hätte und die ich aus journalistischer Sicht teile, auch wenn meine Ressorts andere sind. Als Privatmann bin ich der Auffassung, dass dies nicht die Zeit zum Reisen ist. Nicht, weil das zwingend riskanter wäre als eine Münchner U-Bahn, im Gegenteil. Es wäre aber in meinen Augen das falsche und damit ein fatales Signal nicht nur gegenüber allen und allem, was gerade heruntergefahren wird, sondern auch und gerade gegenüber der „Ich!Ich!Ich!“-Fraktion, die die eh schon angespannte Lage durch ihr Verhalten und die scheinbar felsenfeste Überzeugung, die Welt drehe sich allein um sie, auch so schon fahrlässig und ohne jede Not verschärft hat. [Einige Betroffenen-Reaktionen auf die abgesagte 35-Tage-Tour von TUI bspw. sprachen Bände.] Diese Fraktion braucht in meinen Augen keine zusätzlichen Anreize zu ihrem streckenweise atemberaubend egozentrischen Verhalten, wobei ich deren Motive und auch deren Auftreten scharf von Ihrer Tätigkeit trenne: Das Eine hat mit dem Anderen wenig bis nichts zu tun. Diese Differenzierung kommt vielleicht manchmal zu kurz. Von daher: Gute Reise, kommen Sie gesund zurück – ich freue mich auf die Resultate.

  15. Hallo Franz,

    ich entnehme den bisherigen Kommentaren, dass es da unterschiedliche Ansichten gibt.

    Nur wenn diese Reise beruflich bedingt ist, dann gehe ich davon aus, dass Sie nach 2-3 Tagen an Bord wieder nach Hause fliegen. In 2-3 Tagen kann man ja alles Wesentliche an Bord erfassen, was nötig ist, um darüber zu berichten.

    Ich verstehe auch nicht, dass so oft über die gleichen Themen berichtet werden muss.

    Im Moment geht sowieso kaum jemand auf Kreuzfahrt, und dies wird sich erst wieder ändern, wenn die Coronazahlen massiv sinken.
    Da wir Ihre Berichtertstattung auch gar nichts ändern.

    Außerdem gibt es schon genug Erlebnisberichte und journalistische Texte über Kreuzfahrten in Zeiten von Corona.

    Falls Sie die gesamte Reise an Bord bleiben, könnten Sie ja auch den gesparten Reisepreis, der lt. Katalog mind. 5.000 € beträgt auch einfach an eine gemeinnützige Organisation spenden und dies auf cruisetricks.de nachweislich dokumentieren.

    Es gibt Berufe, wie Lebensmittelproduktion, Einzelhandel (Lebensmittel), Handwerker, Ärzte, Pflegekräfte, Müllmänner und – Frauen und viele mehr, die zu jeder Zeit wichtig sind.

    Auf die Tätigkeit von Reisejournalisten und Reisebloggern kann man im Moment wirklich mehr als verzichten.

    Also dann, noch schönen Urlaub auf Kosten anderer!

    Wie wäre es mal mit einer Berichterstattung von einem Lazarettschiff oder einem Schiff von Mercy-Ships oder so etwas in der Art? Das wäre doch viel angebrachter als von einer Luxuskreuzfahrt zu berichten.

  16. Lieber Herr Habersack, lieber Herr Klein,

    vielen Dank für die differenzierte Betrachtungsweise des Themas. Ich habe diesen Beitrag ja in dem Bewusstsein bzw. sogar aus dem Grund geschrieben, weil Reisen in diesen Zeiten recht ambivalent sind. Differenzierung halte ich da für ganz wichtig, auch wenn viele Menschen lieber pauschalisieren und Generalurteile zu fällen, ohne sich mit der Sache überhaupt genauer auseinanderzusetzen.

    Am schwierigsten ist in der Tat der Umgang mit Leuten, bei denen man fürchtet, man würde mit Berichterstattung ihre fragwürdige Haltung noch befeuern. Andererseits fände ich es auch gefährlich, sich davon kontrollieren zu lassen nach dem Motto „bloß nichts Falsches sagen, damit sie nicht auf noch dümmere Gedanken kommen“. Aber das würde den Vernünftigen das – wie ich finde, wichtigere – Recht auf Information nehmen. Das kann aus meiner Sicht nicht die Lösung sein. Da muss der Ansatz viel früher erfolgen, im Bildungswesen, mit Aufklärungskampagnen, mit mehr Medienkompetenz für alle. Leider ist das natürlich nichts, was sich schnell und akut lösen lässt.

  17. Lieber Wolfram,

    ich respektiere Ihre Sichtweise, kann zwei Aspekte aber nicht nachvollziehen: Warum Reise ich „auf Kosten anderer“? Wo entsteht Schäden? Und nur nebenbei nochmal erwähnt: ich mache nicht Urlaub, ich bin zum Arbeiten hier, wie oben schon ausführlich dargestellt.

    Warum muss so viel berichtet werden? Ich denke, in einer pluralistischen Gesellschaft ist dieses Argument beinahe wie die Forderung nach einem Staatsorgan. „Es reicht doch, wenn ein Medium berichtet“. Nein, das kann ganz sicher nicht die Lösung sein, dass man nur noch über Dinge schreiben darf, über die andere noch nicht geschrieben haben. meinungs- und Informationsvielfalt ist einer der Grundfesten einer freiheitlichen Gesellschaft, jede Limitierung wäre da definitiv inakzeptabel.

  18. Hallo Franz,
    ich will nicht den Artikel loben, denn der ist genau so gut und nüchtern und differenziert geschrieben, wie wir es von Dir gewohnt sind und mittlerweile auch erwarten.
    Ich möchte hier mal ausdrücklich die Engelsgeduld loben, auf diese doch sehr polemischen Kommentare zu antworten und sogar auf teilweise völlig unqualifizierte Kommentare höflich einzugehen. Ich könnte das sicherlich so nicht.
    Das verdient genauso Respekt!

    Einige Leute scheinen hier der Ansicht zu sein, dass da ein Privatmann auf Kosten anderer hier ein paar Tage Spass haben geht, und nicht, dass ein Berufsjournalist hier versucht, seiner zukünfitge Einkommensquelle auch mit solchen Berichten wieder etwas Aufmerksamkeit zu geben.

  19. Moin Franz,
    ich habe lange überlegt hier einen Kommentar abzugeben – doch nach den vorherigen Kommentaren, dachte ich mir, ja.

    Ich kenne dich und deine Arbeit lange genug und weiß, dass man sich auf deine gut recherchierten journalistischen Arbeiten verlassen kann – und ja es ist (rechtlich) auch derzeit erlaubt auf Reisen zu gehen und sicherlich kann es auch sinnvoll sein, über Kreuzfahrten in dieser aktuellen Zeit zu berichten. Ich habe da für mich persönlich aber so meine Zweifel, ob man das wirklich in der aktuellen Zeit auch wirklich tun muss. Ich für mich hätte da einen moralischen Zweifel. In der aktuellen Zeit, wo alles hier im Land mehr oder weniger stillsteht und auch viele andere Branchen brach liegen, müsste ich dies nicht tun, zumal wenn man im Bekannten- oder Familienkreis eine betroffene Person hat, die schwer von dem Virus gezeichnet ist. Ich sehe nicht die Kreuzfahrt als solches als möglichen Virusüberträger sondern die jeweiligen Anfahrtsstrecken per Bus, Bahn Flugzeug Taxi usw. – und habe dann die Forderung im Ohr – dass wir doch dazu angehalten werden, zuhause zu bleiben!. Ob man dies wirklich muss, sei mal dahingestellt, aber viele der Deutsche halten sich daran. Somit wird durch deine Berichterstattung schon so eine Art Neid erzeugt – wieso der und ich nicht – wie man auch in den bisherigen Kommentaren lesen musste.
    Doch die aller größten Zweifel habe ich an der ausgewählten Destination/Schiff! Warum muss es die EUROPA 2 sein – die von dem Großteil der potentiellen deutschen Kreuzfahrer überhaupt nicht bezahlbar ist! Das Hapag-Lloyd ein gutes Hygienekonzept auf die Beine stellt, davon kann man ausgehen und auch sonst kann man aufgrund der Schiffsgröße sicherlich alle Abstandsregeln einhalten, da sind sicherlich nur kleinere Stellschrauben, die nachjustiert werden müssen. Über das Schiff braucht man wohl aufgrund der Fülle an bisherigen Berichten wohl auch nicht näher drauf eingehen. Ich für mein Teil finde es viel spannender, wie aktuell AIDA Cruises mit der PERLA nun die ganzen notwendigen neuen Konzepte umsetzt, denn dort musste ja nicht nur an der Software, sondern bspw. gerade im Restaurationsbereich, an der Hardware ja auch massiv etwas verändert werden. Hier sehe ich einen deutlich höheren Informationsbedarf – zumal AIDA eben auch eine deutlich höhere Zahl an Reisenden anspricht als die hochpreisige EUROPA 2. Wie werden dort die An- und Abfahrten aufgrund der Menge Mensch geregelt? Wie gesagt, das sind meine persönlichen Eingebungen und so wäre ich an das Thema herangegangen – aber du hast schon deine Gründe warum du Hapag-Lloyd gewählt hast.
    Ich hoffe jedoch für euch, dass ihr eine schöne Reise habt und genügend Material über die aktuelle Reise für einen informativen Bericht zusammentragen könnt – freue mich schon jetzt auf deinen Bericht.

    Christian

  20. Eine heftige Diskussion;-)
    Ich möchte noch ein anderes Argument hier bringen.
    Ob es wirklich nötig ist über ein Schiff mit Reichen die meist keine oder nur wenig Steuern im eigenen Land zahlen weil sie alle Tricks kennen in Zeiten wo viele weniger oder auch kein Einkommen haben und der einheimische Tourismus stillsteht zu berichten.

  21. Hallo Hans, kurze Frage, nicht bös‘ gemeint: Woher wissen sie das? Sind das Fakten oder ist das Ihre Meinung?! Ein paar Belege, die die Behauptung stützen, dass da lauter Reiche und Steuervermeider an Bord sind, wären interessant! [Unabhängig davon teile ich Ihre Sorge.] Freundliche Grüße :-)

  22. @Christian: Zur Frage warum es die Europa 2 ist: Ich habe zu Corona-Zeiten bereits über Costa, MSC und TUI Cruises berichtet. Da dürfte es viele Parallelen geben. Aber klar, AIDA steht auch auf meiner „Wunschliste“, ich versuche, das ebenfalls zu realisieren, aber wohl erst im neuen Jahr. Mir ist wichtig, nach drei Massenmarkt-Schiffen möglichst viele Facetten der Branche abzubilden, also ist eben auch mal ein Luxus-Schiff im Fokus. Seadream in der Karibik hat ja übrigens auch gezeigt, dass man eben nicht davon ausgehen kann, dass da alles gut und glatt läuft. Und als Journalist sollte und darf man sowieso nichts „annehmen“, sondern nur über Dinge schreiben, bei denen man sich sicher ist, dass sie stimmen – hier also, indem man sich persönlich davon überzeugt. Luxus und Corona-Maßnahmen sind ein besonders Spannungsfeld, weil viele Coronamaßnahmen und Luxus-Wohlfühlen gegenseitig eigentlich ausschließen, weswegen es besonders interessant ist, ob da ein akzeptabler Weg gefunden wurde und möglich ist.

  23. @Hans: Da stecken in einem Satz so viele Dinge, die ich sehr schwierig finde, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Was ich absolut falsch finde, ist, Menschen, die mit der Europa 2 fahren, pauschal als Steuervermeider zu diffamieren. Und als Journalist verstehe ich mich auch nicht als Klassenkämpfer, der den bösen Reichtum bekämpfen und das leidende Präkariat fördern muss (sorry für den kleinen, polemischen Ausflug). Als Journalist muss ich sachlich informieren, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden und seine Handlungen daraus ableiten kann. Als Journalist liefere ich Informationen und agitiere nicht.
    Zu dem zweiten Aspekt: Wir trotz allem in einem freiheitlichen Land, in dem jeder selbst entscheiden kann, wo und wie er sein Geld ausgibt und eine Gesellschaft (natürlich im Rahmen der Gesetze) niemandem vorschreiben oder ihn dazu nötigen sollte, was er tun soll. Was hinzu kommt ist, dass Tourismus in Deutschland faktisch unmöglich ist, da wäre also diese Forderung derzeit auch gar nicht umsetzbar. Der Tourismus auf den Kanaren steckt ebenfalls unglaublich in Schwierigkeiten, rund 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes hängt hier direkt oder indirekt am Tourismus. Es ist also nichts Verwerfliches, den Menschen hier ein wenig unter die Arme zu greifen, indem man hierher reist.

  24. Lieber Franz,
    ich glaube Sie haben durch die vielen Schiffsreisen den Bezug zur Realität verloren.
    Vielleicht hilft es ja, für ein Jahr kein Schiff zu betreten und keine Privilegien mehr auszunutzen, um wieder auf den Teppich zu kommen.
    Ein normaler Beruf, eine normale Tätigkeit auszuüben könnte dabei helfen.
    Alles Gute für die Zukunft!

  25. Chrsiatian hat in seinem Kommentar sehr Recht, dass er die Wahl der Europa 2 kritisiert.

    Tui, zu denen ja mittlerweile auch Hapag Lloyd Cruises gehört, erhält staatliche Milliardenhifen, wobei dies wohl hoffentlich nicht doch versteckte Geschenke sind, sondern Kredite, die vielleicht auch zurückgezahlt werden!?

    Und nun fahren einige weinige Menschen mit der Europa 2, sozusagen auf Kosten der Steuerzahler, die mit ihren Steuern überhaupt sicherstellen, dass das Unternehmen nicht untergeht.
    Und einige Journalisten / Blogger lassen sich auch noch dazu einladen!

    Entschuldigung, aber wie dumm und verblendet müssen die Verantwortlichen von TUI / Hapag Lloyd Cruises denn sein, so etwas zu tun und die Europa 2 oder Mein Schiff … auf Kreuzfahrt zu schicken.
    Angesichts der geringen Passagierzahl, die jetzt an Bord ist, ist das sowieso sicher nicht rentabel.

    Aida versucht nun zwar auch zum x. Mal den Neustart, hat jedoch im November FREIWILLIG alles wieder vorübergehend gestoppt.

    Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs ist und wie man seine Sichtweise auf alles ändert. Und genau das ist das Problem der Personen, die jetzt gerade eine Cruise machen.

    Ich bin sehr sicher, dass es nicht lange dauert bis alle Schiffe, die jetzt noch unterwegs sind, Ihren Betrieb wieder vorübergehend einstellen werden, um sich und ihrem Ruf nicht noch mehr zu schaden.

    Und ein Journalist / Blogger, der meint, er tue Hapag Lloyd Cruises einen gefallen, JETZT mitzufahren und jetzt oder später davon zu berichten, wird sich selbst und dem Unternehmen sehr viel mehr schaden als nutzen.

    Wieviel Personen sollen denn jetzt davon animiert werden, eine Cruise bei Hapag Lloyd zu buchen?
    Wer mifahren will bucht es, völlig unabhängig, ob jemand darüber berichtet hat oder nicht.

    Die Gruppe Journalisten / Blogger an Bord verursachen doch mehr Kosten als Nutzen.

    Dass TUI Cruises versucht hat, ca 20 Tage vor dem Beginn eine 35 tägige Kreuzfahrt ab Deutschland in die Karibik auf dem Markt zu platzieren und das obwohl weder Abfahrthafen noch die Privatinsel genannt werden konnte, auf der ein Aufenthalt möglich sein sollte, zeigt auch wie klug (um Geld zu generieren) oder vielleicht sogar wie unklug die dafür Verantwortlichen sein müssen. Und die Menschen, die das gebucht hatten, in der Hoffnung, dass sie unberschwerte Tage an Bord verbringen können, wurden natürlich sehr enttäuscht, als die Cruise dann eine Woche vor Beginn abgesagt wurde. Und dies war meiner Ansicht nach von vornherein klar, dass es sehr blauäugig war , eine solche Cruise zu organisierenn bzw. zu buchen. Aber einige sind eben wohl verblendet.

    In diesem Sinne,
    Frohe Weihnachten!

  26. @Manfred: Wie kommen Sie zu der Unterstellung, ich würde meinen, Hapag-Lloyd Cruises einen Gefallen zu tun? Das ist weder meine Berufsauffassung noch hat es irgendetwas mit der Realität zu tun; Sie behaupten es einfach nur so. Finden Sie nicht, dass das ziemlich unverschämt ist?

    Zu Ihrem TUI-„Argument“: Auch da würde ich empfehlen, sich erst sachkundig zu machen, bevor Sie verunglimpfen und beschimpfen. TUI Cruises, wozu seit Sommer auch Hapag-Lloyd Cruises gehört, ist ein 50-50-Joint-Venture zwischen der Royal Caribbean Group und der TUI Group. TUI Cruises ist also ein eigenständiges Unternehmen, die Staatshilfen gehen nicht an dieses Unternehmen.

    Auch Ihr AIDA-Argument geht ein wenig ins Leere, denn AUDA fährt derzeit ebenfalls auf den Kanaren. In La Palma hat heute die AIDAperla direkt neben der Europa 2 festgemacht.

  27. Sehr geehrter Neumeier,
    ich kann ihren Argummenten in kleinster Form folgen.
    Fakt ist das Bundes- und Landesregierungen DRINGEND von allen nicht notwendigen Reisen abraten. Ihre Reise ist keinster Form notwendig. Es gibt mehr als genügend Reiseberichte über Kreuzfahrten zu Corona Zeiten, das gleiche gilt für die Kanaren sowie auch für die Europa 2. Die Bitte der Bundesregierung nach Arbeit im Homeoffice wäre doch für sie sehr leicht zu erfüllen gewesen. Wir leben in einer Zeit mit der größten gesellschaftlichen Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg und ihr Problem ist die Rechtfertigung einer Reise auf einem Luxusdampfer als Dienstreise. Mögen sie nie ernsthaft erkranken.
    Vielleicht erklären sie auch kurz, welche Motivation die Reederei hat, sie auf eine Kreuzfahrt einzuladen, für die der Veranstalter sie freiem Verkauf rund 5.000,- € pro Person erzielen kann. Wenn Ihnen Unabhängigkeit und Berufsehre, wie sie es immer wieder betonen , so wichtig ist hätten sie ja auch die Option gehabt die Reise selbst zu zahlen.

    Mfg Walter

  28. @Walter: Ich würde ihre Argumente bzgl. Der Corona-Regeln und Bitten der Regierung gelten lassen, wenn von meiner Reise eine Gefährdung ausgehen würde. Dass dem jedoch nicht so ist, habe ich oben ausführlich dargelegt. Ich fürchte fast, Sie haben meinen Beitrag gar nicht gelesen …

    Die Aussage „es gibt schon genug Kanaren-Berichte“ stellt eine der Grundsäulen einer demokratischen Gesellschaft in Frage, die allgemeine Pressefreiheit, und wenn Sie auf diese Aussage aufbrausen, beschäftigen Sie sich bitte zuerst ernsthaft mit dieser Frage, bevor Sie mit weiteren Plattitüden und Vorurteilen reagieren. Erneut: Das Argument hätte eine gewisse Berechtigung als Erwägungsgrund, wenn eine Gefährdung existieren würde.

    Zu guter Letzt: Ich werde hier sicher nicht diskutieren, wie Reisejournalismus funktioniert bzw. dass er ohne Einladungen zu Pressereisen nicht funktioniert. Sie stellen die Existenz einer gesamten Branche in Frage. Das ist der falsche Ort für diese Diskussion, die schon vielfach geführt worden ist und die keinen Zusammenhang mit dem Thema hier hat.

  29. Ich schließe an dieser Stelle die Kommentarfunktion zu diesem Beitrag, da keine Argumente und Beiträge mehr kommen, die sich tatsächlich mit der Sache auseinandersetzen oder die in irgendeiner Weise konkret auf meine Argumente eingehen würden.

    Suchen Sie sich bitte eine andere Stelle, wenn Sie Ihren allgemeinen Frust über die aktuelle Pandemie-Situation abladen wollen; wenn Sie auf irgendjemanden einhacken wollen, ohne sich mit seiner Person, seinem Beruf und seiner Arbeit auseinanderzusetzen; wenn Sie unterschwelligen Neid auf einen interessanten und erlebnisreichen Beruf als Argument tarnen wollen; wenn Sie ganz allgemein etwas gegen reichere Menschen haben, die sich eine Luxusreise leisten können; wenn Sie ihre Vorurteile gegenüber Journalisten, Kreuzfahrten oder anderen Aspekten rund um dieses Thema loswerden wollen, ohne sich die Mühe zu machen, auf meine Argumente auch nur ansatzweise einzugehen, sondern einfach nur vom Leder ziehen wollen.

    Ich will damit keinesfalls eine ernsthafte Diskussion zu diesem Thema blockieren. Falls Sie ernsthaft und mit Argumenten diskutieren möchten, die tatsächlich auf meine Argumente in dem Beitrag oben eingehen, freue ich mich auf ein E-Mail von Ihnen und ich nehme substanzielle Meinungen und Kritik gerne an dieser Stelle online. Aber von zusammenhanglosen Frust-Bekundungen habe ich hier nun einfach genug.

  30. (Anm.: Per E-Mail hat uns folgender sachliche und argumentierende Kommentar von Roman erreicht, den ich gerne hier noch einfügen möchte. Sachliche und sich mit den im Beitrag angesprochenen Aspekten auseinandersetzende Kommentare (selbstverständlich auch kritische) ergänze ich hier gerne auch weiterhin.)

    Hallo Franz,

    eigentlich hatte ich vor, diesen Kommentar unter den Artikel „Gedanken zu einer Kanaren-Kreuzfahrt mit der Europa 2 in schwierigen Zeiten“ zu posten. Hatte den Artikel bereits letzte Woche gesehen, und angefangen etwas zu schreiben aber noch nicht kommentiert. Das wollte ich eben nachholen, aber leider wurde dieser inzwischen geschlossen. Daher sende ich diesen per Mail.

    Lange habe ich überlegt und mich nun doch entschlossen, meine Meinung hierzu kundzutun. Auch wir standen vor der selben moralischen Frage, ob es in Ordnung ist, jetzt zu verreisen.

    Wir hatten Anfang November noch 3 Wochen Resturlaub. Es wurde in Deutschland gerade der „Lockdown Light“ beschlossen. Nun war die Frage, ob man sich im grauen Novemberwetter daheim einschließt und den Urlaub abbummelt (aus der Sicht vieler Leute wäre das genau die richtige Entscheidung gewesen) oder ob man sich ein „sicheres“ Reiseziel aussucht um seinen Urlaub halbwegs sinnvoll zu verbringen und Kraft für die kommenden anstrengenden Zeiten zu tanken.

    Zur Abwägung hier mal unsere Gedanken:

    – Wenn wir nun alle zu Hause bleiben und nicht mehr konsumieren, sind wir irgendwann alle am Ende. Ich denke hier an die vielen Beschäftigten der Tourismusindustrie, die von heute auf morgen ohne Einkommen waren. Irgendwann greift das auch auf die 2. und 3. Reihe in der Kette über.

    – Es spricht nichts dagegen, VERANTWORTUNGSVOLL zu verreisen. Es ist selbstverständlich, sich an die Regeln zu halten und auch den gesunden Menschenverstand einzuschalten. Wir waren z.B. gleich nach Öffnung der Grenzen im Juni auf Rundreise in Portugal. Es war eine der besten Reisen, kein Gedränge, überall waren wir fast die einzigen Gäste und haben auch die Dankbarkeit der vielen Beschäftigten in Hotels und Restaurants erfahren. Überall war ein durchdachtes Hygienekonzept vorhanden, das auch gelebt wurde. Man hatte wirklich den Eindruck, dass alles sehr ernst genommen wurde.

    – Es ist weiterhin erlaubt zu verreisen, aber ist dies auch OK? Ja, solange es verantwortungsvoll ist und nicht in ein Risikogebiet geht. Wir befinden uns selbst in einem Hochrisikogebiet (Hamburg). Ich finde, der Alltag mit Fahrt zur Arbeit, Einkaufen von Lebensmitteln und auch Einkauf in den Geschäften in der Stadt ist „Russisches Roulette“, da man immer davon ausgehen muss, dass viele Infizierte unwissentlich und einige wohl auch wissentlich unterwegs sind. Gleichzeitig scheinen viele Mitmenschen noch nie etwas von Corona gehört zu haben, da selbst die Grundregeln des Abstand haltens nicht beachtet werden. Daher besteht für uns kein Zweifel, dass es moralisch nicht in Ordnung geht, in ein Nicht-Risikogebiet zu reisen.

    -Wir haben die Angebote von TUI Cruises gesehen und uns für eine Fahrt mit der „Mein Schiff 2“ entschieden, da man sich dort in einer Blase bewegt und alle Mitreisenden getestet wurden. Natürlich besteht in der Zeit zwischen Test und Abflug noch ein Ansteckungsrisiko. Wir haben uns in dieser Zeit isoliert und das Haus zwischen Rückkehr vom Test und Fahrt zum Flughafen nicht verlassen. Ich gehe davon aus, dass alle anderen Gäste dies ähnlich gehandhabt haben um die Reise nicht zu gefährden.
    Ich wurde ein wenig kritisiert, da ich regelmäßig Bilder der Reise geteilt habe und man sich daher über mich und mein Reiseverhalten geärgert hat. Dabei habe ich nichts verbotenes getan und die Möglichkeit für diese Reisen standen jedem offen.
    Das Konzept von TUI Cruises ist sehr gut durchdacht. Man hat wirklich auf die Einhaltung der Regeln geachtet. Einmal gab es einen Rüffel von Captain Tom, da sich wohl einige Gäste zu später Stunde in den Bars nicht mehr an die Abstände usw. gehalten hatten (habe dies selbst gesehen und mich auch etwas darüber geärgert, da ich auf meinen Hinweis eine freche Antwort bekommen habe). Die Crew war wirklich dankbar, wieder eine Beschäftigung zu haben, man hat dies als Gast gespürt.

    Kurz nach Rückkehr von dieser Reise haben wir noch eine Last-Minute-Reise mit TUI nach Madeira gebucht, übernachtet haben wir im „RIU Madeira Palace“. Dort habe ich ähnliches wie auf der Kreuzfahrt erlebt. Ein gelebtes Hygienekonzept, dessen Einhaltung auch durchgesetzt worden ist und Dankbarkeit der Beschäftigten vor Ort. Man war ebenso in einer „Blase“, da alle Reisenden bei Ankunft getestet wurden und Madeira generell sehr wenige Coronafälle hat. Daher fand ich, dass auch hier keinen Grund gesehen habe, von dieser Reise abzusehen. Rückblickend war ist die beste Entscheidung, diese Reise zu buchen.

    Für uns selbst waren diese beiden Reisen besser, als sich daheim einzuschließen. Ich habe mich dort sicherer gefühlt als zu Hause. Und an der frischen Luft zu sein, hat noch niemandem geschadet. Wir sind erholt und haben Kraft für den langen Winter getankt. Die beste Entscheidung, und auch zu rechtfertigen.

    Franz, ich fand es schön, regelmäßig Bilder von eurer Reise auf Instagram zu sehen. Weiter so!

    Grüße
    Roman

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