Der exzellente Service und die Wohlfühl-Atmosphäre hat uns an Bord der Regal Princess besonders beeindruckt. Es ist großartig, sich auf einem Kreuzfahrtschiff dieser Dimension wie ein wirklich willkommener Gast zu fühlen und nicht primär wie eine Quelle für Umsatzsteigerung.
Princess Cruises ist ein wenig so, wie wir die Kreuzfahrt vor 20 Jahren kennengelernt haben: Ohne die vielfach grenzwertigen Versuche, die Onboard-Umsätze zu steigern, mit reduzierter Essensqualität die Kosten zu optimieren und dafür immer weniger Personal einzusetzen.
Ein Schlüsselerlebnis hatten wir am ersten der beiden Tage in St. Petersburg – ein typischer Hafenstopp, bei dem alle Passagiere so früh wie möglich an Land möchten, das Buffet-Restaurant also zur Stoßzeit an seine Belastungsgrenzen stößt. Doch Princess Cruises setzt hier so viel Personal ein, dass uns ein Crew-Mitglied selbst in dieser Situation schon nach Kaffee fragte, als wir noch nicht einmal eine Minute an unserem Platz saßen. Der bestellte Tee kam ebenfalls innerhalb einer Minute. Und das war kein Zufall, sondern wiederholte sich in den folgenden Tagen genauso.
Getränke-Stationen gibt es im gesamten, großen Buffet-Restaurant übrigens nur zwei: Es ist Konzept, dass die Passagiere am Tisch mit Getränken versorgt werden. Ohne Verkaufsdruck bringen die Kellner selbstverständlich den kostenlosen Eistee, Eiswasser, Tee und schenken regelmäßig nach, ohne dass man sich erst den Hals nach einem Kellner verrenken muss, um ihn darum zu bitten.
Im Hauptrestaurant werden wir am ersten Abend vom Oberkellner sehr freundlich und persönlich am Tisch begrüßt. Unser Kellner ist aufmerksam, schnell, kümmert sich ums Nachfüllen der Getränke (erneut: kostenloser Eistee; keinerlei Verkaufsdruck für Softdrinks, Wasser, Wein) und der Kaffee kommt gleichzeitig zum Dessert – ebenfalls eine Seltenheit auf großen Kreuzfahrtschiffen.
Es sind die vielen Kleinigkeiten dieser Art, die sich zu einem angenehmen Wohlfühl-Erlebnis zusammenfügen. Großen Anteil dran hat die herzliche und offene Art der Crew. Sie lebt ganz offensichtlich eine Unternehmenskultur, die vom Unternehmen und von den Vorgesetzten geprägt wird. Denn anders ist das in dieser authentischen und durchgängigen Weise, wie wir es erlebt haben, kaum vorstellbar.
Vernünftige Preise ohne versteckte Tricks
Was Princess Cruises ebenfalls heraushebt, sind einige Trends, denen die Reederei nicht folgt – insbesondere: aggressive Optimierung des Umsatzes an Bord über erhöhten Verkaufsdruck und unverhältnismäßige Restaurant- und Getränke-Preise.
Die Restaurantpreise sind im internationalen Vergleich recht günstig: Das Steakhaus Crown Grill kostet 29 Dollar, die italienische Trattoria Sabatini’s der Regal Princess 25 Dollar (auf manchen Schiffen 29 Dollar). An der Seafood-Bar wird man für 20 Dollar zu zweit satt. Die exzellente Pizzeria Alfredo’s ist sogar kostenfrei.
Diese fairen Preise haben im Vergleich zu einigen anderen Reedereien aber noch einen weiteren Vorteil, den man erst auf den zweiten Blick erkennt: Man muss sich vor der Reise nicht mit Schnäppchen-Tipps aus dem Internet zu versorgen, während der Reise keinen 2-für-1-Specials nachrennen, Restaurant-Paket-Preise vergleichen und versuchen, mit jedem Restaurantleiter individuelle Rabatte auszuhandeln (ja, das geht oft, zum Bespiel für Tage mit abendlichen Hafenliegezeiten). Denn auch ohne all diese zeit- und nervenkostenden Tricks sind die Preise bei Princess Cruises so fair, dass man einfach seine Reise genießen, in ein Spezialitäten-Restaurant geht, wenn man gerade dazu Lust hat. Ganz ohne sich schon vor der Reise einen komplizierten Plan zu erstellen, um sich preislich nicht zu arg über den Tisch ziehen zu lassen.
Verkaufsdruck? Nahezu nicht vorhanden …
Die Preise der Getränkepakete sind international im vergleichbaren Rahmen. Aber Princess Cruises hat seine Getränkepreise nicht wie einige andere Reedereien so teuer gemacht, dass man sich schon fast zu einem der Getränkepakete genötigt fühlt. Eine Dose Coca Cola oder eine 0,5-l-Flasche Wasser kosten zwei Dollar, viele Cocktails (die sehr gut sind) gibt es für unter zehn Dollar. Bier und Wein sind auf amerikanisch geprägten Schiffen generell nicht günstig und liegen bei Princess auf vergleichbarem Niveau bei 6,25 und 6,75 Dollar für Bier und ab 10 Dollar pro Glas Wein.
Aber auch das ist nur der eine Aspekt. Viel wichtiger: Die Kellner bauen keinen Verkaufsdruck für Getränke auf. Es ist vollkommen okay, in einer der Sitzgruppen im Piazza-Atrium zu sitzen und nichts zu bestellen. Das wird vom Kellner auch nicht mit einem eher sauertöpfischen Lächeln kommentiert, sondern mit einer offenen und freundlichen Reaktion, ohne drängende Nachfrage. Stattdessen bleibt der Kellner aus der Distanz dezent aufmerksam, um sofort zur Stelle zu sein, falls man seine Meinung ändern sollte.
Im Spezialitäten-Restaurant steht zwar erst einmal die kostenpflichtige Pellegrino-Wasserflasche am Tisch, aber die Kellnerin fragt von sich aus, ob man lieber (kostenfreies) Eiswasser möchte und räumt die Pellegrino-Flasche ohne weiteren Kommentar ab.
Kostenloses Eiswasser und Eistee sind der Normalfall beim Essen – ob im Hauptrestaurant oder in den Spezialitäten-Restaurants. Kostenpflichtige Getränke sind ein Extra, das einem dezent angeboten, aber in keiner Weise aufgedrängt oder nahegelegt wird. Und das nicht einmal im kostenlosen Alfredo’s, das bei den meisten anderen Reedereien ohnehin schon ein zuzahlungspflichtiges Spezialitäten-Restaurant wäre.
Wohlfühlfaktor Ocean Medallion
Auch die Ocean-Medallion-Technik trägt meinem Eindruck neben den offensichtlichen Bequemlichkeits-Features wie die automatische Tür-Entriegelung auch indirekt zum Wohlfühlen bei. Denn vieles läuft damit noch reibungsloser. Beispielsweise entfällt das lästige Unterschreiben von Getränkebelegen – und damit auch das Formular-Feld für zusätzliches Trinkgeld, das einen sonst leicht mal unangenehm verunsichert, weil die Rechnung doch eigentlich – auch bei Princess Cruises – bereits automatische 18 Prozent Trinkgeld enthält. Eine Kleinigkeit von vielen, die zum Wohlbefinden beitragen.
Mein persönliches Fazit
Stammleser werden es gemerkt haben: Dieser Beitrag ist subjektiver und persönlicher als bei cruisetricks.de sonst üblich. Nach so vielen Kreuzfahrten mit ganz unterschiedlichen Reedereien entwickelt man Routine und weiß, was man erwarten kann, vergleicht nüchtern. Und dann kommt eine Reise wie die auf der Regal Princess, die einen doch noch überraschen kann. Worin liegt diese Überraschung?
Man beobachtet über die Jahre die Entwicklungen im Massenmarkt und Premium-Massenmarkt der Kreuzfahrt, also auf großen Schiffen, und sieht lieb gewonnene Gewohnheiten verschwinden – der Hummer am Gala-Abend im Hauptrestaurant, toll gemachte Cocktails zu bezahlbaren Preisen, das Gefühl, als Gast willkommen zu sein. Ich bin dabei nicht naiv: Natürlich waren Reedereien schon immer Wirtschaftsunternehmen; aber früher haben sie sich viel mehr Mühe gegeben, die Illusion für den Passagier aufrechtzuerhalten. Im Zuge des rasanten Wachstums haben Neukundengewinnung und Gewinnoptimierung heute vielfach eine höhere Priorität.
Kreuzfahrt ist trotzdem eine großartige Form zu reisen, deshalb gewöhnt man sich an diese Veränderungen, arrangiert sich damit.
Aber auf der Regal Princess habe ich viel von der früheren Magie wiedergefunden. Nicht perfekt, nicht verklärt wie die Jugendgeschichten meiner Großmutter, aber in einem Umfang, der mir ausreicht, um mich richtig wohl zu fühlen. Natürlich ist das auf kleinen Schiffen und im Luxus-Segment weit verbreitet. Aber hier geht es eben auch auf einem ziemlich großen Schiff.
Genau das sind die Gründe warum wir seit mehr als 15 Jahren mit Princess unsere Kreuzfahrten machen. Mit dem sehr guten Service fühlt man sich immer wieder wohl und willkommen. Selbst Extrawünsche werden wenn irgendwie machbar gerne erledigt. Bei 23 Cruises waren wir nur ein einziges mal nicht ganz so zufrieden, dies lag aber wohl daran das sehr viele von der Crew erkrankt waren. Somit viel Mehrarbeit auf die verbliebenen Servicekräfte viel.
Die Regal kenne ich seit ihrer Jungfernfahrt, auf der wir sie schätzen gelernt haben.