Nordlichter, unzählige Wale, eine vor knapp 80 Jahren aufgegebene, amerikanische Airbase und der herzliche Empfang bei einer grönländischen Familie zu Hause: Der Tag im Ikateq-Fjord und der kleinen, ostgrönländischen Ortschaft Kuummiit ist der überraschendste und erlebnisreichste dieser Reise mit der Ocean Albatros.
Der Tag beginnt sehr früh am Morgen: Nordlichter tanzen am Himmel, da will kaum jemand im Bett bleiben und das Schauspiel verpassen.





Da ahnt noch niemand, dass am Morgen noch ein beeindruckenderes Naturschauspiel auf uns wartet. Denn plötzlich kommt die Durchsage: Wal-Sichtungen, nicht nur ein paar, sondern wahrscheinlich weit über hundert. In der Antarktis ist das häufiger, in Grönland sehen selbst erfahrene Mitglieder es Expeditionsteams so etwas zum ersten Mal.

Vor der Kulisse einige im Meer vor Ostgrönland treibender Eisberge tauchen die Wale, vor allem Buckelwale, aber auch einige Finnwale, in großer Zahl auf. Der Kapitän geht auf Schleichfahrt und versucht, so wenige Geräusche unter Wasser zu verursachen wie nur möglich, während wir uns ganz langsam annähern und schließlich nur noch treiben.













Die Wale lassen sich von uns nicht stören und kommen teils sehr nahe an das Expeditionsschiff heran. Wir können sie aus nächster Nähe beobachten, die weißen Flipper der Buckelwale unter Wasser sehen und ihnen quasi in die Nasenlöcher schauen.

Bluie East Two: Die Amerikaner waren schon einmal in Grönland
Die amerikanische Airbase „Bluie East Two“ der Amerikaner aus dem Zweiten Weltkrieg ist ein skurriler Ort in der Abgeschiedenheit Grönlands und ein faszinierender „Lost Place“. Rund 800 Menschen waren hier von 1942 bis 1947, bei Truppenverlegungen bis zu 4.000 – schwer vorstellbar, so abgeschieden mitten in der ostgrönländischen Wildnis.

Doch was die Amerikaner zurückgelassen haben, und was die trockene, kalte Luft über fast 80 Jahre hinweg konserviert hat, ist faszinierend. Es sieht aus, als hätte die US Coast Guard, die die Basis betrieb, einfach alles stehen und liegen gelassen, als sie abzog.

Vom Flugzeug-Hangar ist nur noch ein eingeknicktes, rostiges Gerippe übrig, am Rande der Lande- und Startbahn, auf der man auch heute noch problemlos landen könnte.







Auf der Ebene zwischen bis zu über 2.000 Meter hohen Bergen findet einen ganzen Fahrzeug-Fuhrpark und massenhaft leere Treibstoff-Tonnen ebenso wie die Reste der Wohnhäuser. Da liegt ein alter Feuerlöscher herum, steht ein einsamer Ofen in der Landschaft, eine große, rostige Dampfmaschine.

Nur vom Holz der Häuser ist relativ wenig übrig, denn das ist ein begehrter Stoff im baumlosen Grönland und so haben sich die Inuit über die Jahre hinweg an dem Material bedient. Aber man findet auch vor sich hin verrottende Eternitplatten – Asbest, das die Coast Guard ebenfalls einfach zurückgelassen hat.













Angesichts der aktuellen Ambitionen des US-Präsidenten, Grönland an die USA anzugliedern sei erwähnt: Es gibt derzeit ohnehin schon eine US-Airbase in Grönland, nämlich im Nordwesten nahe Thule.
Kuummiit: Grönland-Hunde und ein Besuch bei Grönländern zu Hause
Es ist recht ungewöhnlich, dass Grönländer Fremde in ihr Wohnzimmer lassen. Doch Albatros Expeditions pflegt ein so gutes Verhältnis zu den Menschen in Kuummiit, dass wir sehr herzlich willkommen geheißen werden in dem kleinen Ort.

Der örtliche Chor begrüßt uns in der Kirche mit einigen Liedern. Einige der Bewohner von Kuummiit, die gut Englisch sprechen, laden uns ein, sie für Kaffee, Tee und Kuchen in ihren Häusern zu besuchen.










Und so sitze ich wenig später am Esstisch von Laura und ihrem Mann, ihr vierjähriger Sohn beäugt uns ein wenig skeptisch. Laura ist politisch aktiv, war Abgeordnete im grönländischen Parlament und ist eine faszinierende Gesprächspartnerin für all unsere neugierigen Fragen über das Leben in einem so kleinen, grönländischen Ort.

Nebenbei ist auch der Kuchen, den sie für uns gebacken hat, ganz großartig – aber das ist schon eher Nebensache bei diesem herzlichen und so offenen Willkommen, das wir hier erleben.
Grönlandhunde und ihre Welpen
An der Westküste dürfen Grönlandhunde nur nördlich des Polarkreises gehalten werden, hier im Osten aber überall. Und so wedelt schon beim Verlassen der kleinen Kirche ein Hundewelpe ganz aufgeregt um uns herum und holt sich ausgiebige Streicheleinheiten ab.

Allerdings sind Grönlandhunde – eine eigene Rasse an Schlittenhunden, nicht mit dem Husky zu verwechseln – Arbeitstiere, keine Haustiere. Streichen dürfen wir nur die frei herumlaufenden Welpen. Es ist auch ratsam, sich von den erwachsenen Tieren fernzuhalten, denn das könnte böse ausgehen, so schön die Hunde auch sind.







Der Ort Kuummiit ist geprägt von Fischfang, aber auch Jäger wie Lauras Mann finden hier ein Auskommen. Es ist für uns schwer zu akzeptieren, gehört aber zur Kultur und Lebensart in den abgeschiedenen Dörfern, dass hier – streng reguliert – auch Jagd auf Eisbären gemacht wird. Das Thema hier zu diskutieren, würde zu weit führen. Allerdings sollte man, so habe ich das hier erlebt und erfahren, genauer mit der Thematik auseinandersetzen, bevor man die Jagd hier verurteilt. So wie auch die Haltung der Grönlandhunde, an der Kette und ganzjährig im Freien. Es lohnt sich, genauer hinzusehen …


-Symbol als ANZEIGE kennzeichnen. Solche Links füren teils auch zu Amazon. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.


