Besonders viel Neues hat Norwegian Cruise Line beim Entertainment für den chinesischen Markt entwickelt: Die erste Go-Kart-Bahn und die erste Laser-Tag-Anlage auf See, jede Menge Virtual-Reality-Attraktionen und natürlich Karaoke-Räume.
Skeptisch war ich vor allem bei der Ankündigung der Go-Kart-Bahn: Wie soll das auf einem Kreuzfahrtschiff funktionieren? Noch dazu auf einem amerikanischen Schiff mit all der teils übertriebenen Sicherheit und Vorsicht bei Haftungsfragen. Aber meine Sorge war überflüssig. Die Kart-Rennstrecke ist erstklassig.
Von den insgesamt 20 Go-Karts sind zehn gleichzeitig auf der Strecke, die übrigen stehen in der Ladestation. Denn die Karts fahren mit Elektroantrieb. Das verschont die Fahrer nicht nur von unangenehmen Abgasen, sondern gibt auch ordentlich Beschleunigung.
Gefahren werden kann in drei Stufen: mit 30 Kilometer pro Stunde zum Aufwärmen, 40 km/h im normalen Rennmodus oder sogar bis 65 km/h im Experten-Modus, für den man das Kart dann schon wirklich gut im Griff haben muss.
Außerdem gibt es pro Runde per Knopfdruck einmal einen drei Sekunden langen „Boost“ für einen extra Geschwindigkeitsschub. Besonders hilfreich ist der für die Steigung am Beginn der Strecke oder geschickt eingesetzt zum Überholen.
Gewinner des Rennens ist übrigens der Fahrer mit der schnellsten Rundenzeit. Denn überholen ist auf der Strecke schwierig, für geschickte Fahrer aber nicht unmöglich.
Auf der oberen Ebene der Strecke gibt es einen Zuschauerbereich, außerdem werden die Rennen per Video auch in den Star-/Ziel-Raum auf der unteren Ebene übertragen.
Virtual-Reality-Spaß im Galaxy Pavilion
An der Stelle des bisherigen Buffet-Restaurants, das nach vorne gewandert ist, hat Norwegian Cruise Line mit dem so genannten Galaxy Pavilion einen völlig neuen Entertainment-Bereich aufgebaut, bei dem vor allem die Fans von Virtual-Reality-Action und Rennsimulatoren viel Spaß haben werden.
Wie ähnlich dieser Bereich auf der Norwegian Bliss dem hier für die Norwegian Joy beschriebenen sein wird, wollte die Reederei noch nicht verraten. Den Andeutungen zufolge wird es auf der Bliss aber wohl etwas Ähnliches geben.
Die meisten Attraktionen sind hier übrigens kostenlos nutzbar. Nur dort, wo systembedingt nur relativ wenige Passagiere das Angebot nutzen können, werden Gebühren verlangt, hauptsächlich um den Andrang zu regulieren.
Die Galaxy-Pavilion-Attraktionen im Einzelnen
XD Dark Ride ist ein interaktives „7D-Kino“ mit sechs verschiedenen Szenarien à circa fünf Minuten. Mit 3D-Brille und Laserpistole ausgestattet geht es im wilden, Achterbahn-artigen Ritt durch verschiedene Welten vor allem darum, möglichst viele Monster, Zombies, Aliens und andere Gegner abzuschießen. 3D-Effekte, eine Windmaschine, bewegliche Sitze und weitere Effekte machen das Ganze zu einem ziemlichen Spaß.
Im original Williams-Formel-1-Rennwagen von Nico Rosberg aus dem Jahr 2009 geht es entweder über große Monitore oder mit Hilfe einer VR-Brille auf die Formel-1-Rennstrecken dieser Welt. Anders als bei den Formel-1-Simulatoren bei Costa und MSC bewegt sich der Wagen als solcher nicht. Aber dafür ist es ein echter Nico-Rosberg-Wagen.
Daneben gibt es weitere vier Rennsimulatoren, auf denen man gegen den Computer oder wahlweise auch gegen die Passagiere in den anderen drei Simulatoren antreten kann. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Rennserien, beispielsweise die Indy 500. Der Sitz ist beweglich und überträgt recht realistische Auto-Bewegungen wie etwas Bodenunebenheiten auf der Piste. Und auch als Flugsimulator ist diese Anlage nutzbar.
Deutlich gemütlicher geht es in den Hovercraft-artigen Autoscooter-Wägen zu. Die zwölf elektrisch getriebenen, kreisrunden Fahrzeuge sind auch für kleinere Kinder geeignet und nicht sonderlich schnell. Dafür ist aber die Steuerung trickreich: Zwei Hebel steuern je ein Rad vorwärts und rückwärts. Bei gegenläufiger Benutzung der Hebel dreht sich das Fahrzeug um Kreis.
Ebenfalls für Familien ist die „Wall of Wanda“ gedacht: Auf einer riesigen, interaktiven Videowand läuft die Projektion eines Aquariums. Mit Hilfe von elektronischen Ausmalbüchern können die Kinder eigene Meerestiere ins Aquarium einsetzen und mit ihnen interagieren. Oder sie bauen, ebenfalls mit den Malbüchern, gemeinsam die Häuser einer Stadt auf die dann – als Gag zum Schluss, von einer virtuellen Godzilla-Figur wieder eingerissen werden.
Wer schon immer einmal seine eigene Achterbahn entwerfen wollte, wird Spaß mit dem „Finger Coaster“ haben: Auf einem großen Touch-Screen skizziert man den Verlauf der eigenen Achterbahn. Der Computer rechnet das in eine virtuelle Achterbahnfahrt um, die man dann auf beweglichen Stühlen und mit VR-Brille recht real erleben kann.
Mit dem Drachenflieger durch futuristische Berglandschaften, Städte und sogar durch einen Vulkankrater gleiten? Mit „Fly Max“ fühlt sich das relativ realistisch an. Ausgestattet mit einer Virtual-Reality-Brille hängt man tatsächlich an einer Art Hängegleiter, der Bewegungen simuliert und eine Windmaschine sorgt für den nötigen Luftzug beim Fliegen.
Was auf den bisherigen Breakaway-Class-Schiffen im Hochseilgarten noch real möglich war, geht auf der Norwegian Joy immerhin virtuell, dafür aber noch spektakulärer: der Balance-Akt auf einer Planke. Erneut mit VR-Brille läuft man über eine fünf Meter lange, schmale Planke hoch über dem Meeresspiegel. Am Ende sitzt ein kleines Kätzchen, das gerettet werden will. Selbst ausprobieren konnte ich „Walk the Plank“ leider nicht.
die XBox-Konsolen sind im Galaxy Pavilion schon fast das Langweiligste. Mehrere Stationen sind hier in elegant weißem Design und mit schönem Ausblickaus Meer aufgebaut.
Mein persönliches Highlight und sicher auch für jeden anderen Star-Wars-Fan: Hier stehen vier Star Wars Battle Pods. In dem Battle Pods wählt man zwischen unterschiedlichen Raumschiffstypen und fliegt dann unterschiedliche Missionen, beispielsweise beim ersten Todesstern oder auf Endor. Die vier Pods lassen sich für gemeinsame Missionen auch zusammenschalten. Mehr Details zu den Star Wars Battle Pods liefert die Jedipedia.
„Laser Battle“ unter freiem Himmel
An Stelle des Hochseilgartens der anderen Breakaway-Class-Schiffe hat die Norwegian Joy ganz oben ein zusätzliches Teil-Deck bekommen. Dort findet sich die erste Laser-Tag-Anlage auf einem Kreuzfahrtschiff. Der futuristische, Labyrinth-artige Parcours ist nach oben offen, für sehr unterschiedliche Szenarien tags und nachts.
Ein Zugeständnis an den chinesischen Markt: Ein Mindestalter gibt es nicht. Das Ganze ist also durchaus auch als Spaß für die ganze Familie gedacht. Entsprechend gibt es einen Zuschauer-Bereich, in dem Freunde und Familien per Video die Szenen im Labyrinth beobachten können.
Neue Show im Joy Theater
Wer Entertainment auf einem Kreuzfahrtschiff eher traditionell versteht: Auch eine neue Show in Eigenproduktion hat auf der Norwegian Joy ihre Premiere: „Paradis“ ist ein Hommage an das Paris im frühen 20. Jahrhundert, an das Moulin Rouge, Revue-Tanz und Akrobatik. Einen Teil davon konnten wir als Preview bereits sehen.
Daneben wird auf der Norwegian Joy eine modifizierte Version der auch schon auf anderen Schiffen gezeigte Eigenproduktion „Elements“ sowie Gastkünstler zu sehen sein.
Mein Fazit zur Norwegian Joy
Auch wenn die Norwegian Joy direkt nach China geht und für die westlichen Märkte vorerst unerreichbar ist, zeigt sie doch, wohin sich Norwegian Cruise Line entwickelt. Der Anspruch, eine Premium-Reederei werden zu wollen, ist deutlich zu erkennen.
Das Innen-Design ist sehr elegant, die Farben eher gedeckt. Exemplarisch kann man das am italienischen Spezialitätenrestaurant La Cucina festmachen. Hier hat Norwegian ganz auf den bisherigen Italo-Kitsch verzichtet und stattdessen ein elegantes, modernes Restaurant gestaltet, dass sich authentisch und echt anfühlt.
Service und Essen sind exzellent – das sei mit der Einschränkung gesagt, dass natürlich mit einem Aufenthalt an Bord von nur 24 Stunden und außerhalb normalen Kreuzfahrt-Betriebs nur wenig Rückschlüsse auf den Echtbetrieb möglich sind.
An vielen Stellen zeigt sich auf der Norwegian Joy ein deutlich großzügigeres Raumgefühl. Besonders manifestiert sich das in der neuen Observation Lounge. Selbige soll auf der kommenden Norwegian Bliss nicht nur für Concierge-Kabinen-Passagiere, sondern für alle geöffnet sein. Und so gehört die wirklich grandios gelungene Observation Lounge denn auch zu meinen Lieblingsplätzen an Bord der Norwegian Joy.
Sehr beeindruckt – weil klar, elegant und offen – hat mich der Joy Tea Room, der an der Stelle des bisherigen O‘Sheehan’s liegt. Und als Teetrinker wünsche ich mir das – vermutlich vergeblich – auch auf der Norwegian Bliss.
Und auch wenn man fragen kann, was das auf einem Kreuzfahrtschiff verloren hat: Die Go-Kart-Bahn ist erstklassig, rasant, unerwartet groß, einfach ein Riesenspaß. In dem Star Wars Battle Pod wäre ich am liebsten so lange sitzen geblieben, bis ich alle Level durchgespielt habe.