Vulkane hautnah: Auf Lanzarote kommt man den Feuerbergen so nahe wie kaum irgendwo sonst und erlebt, wie Vulkane unsere Erde formen und beeinflussen. Vom Kreuzfahrthafen in Arrecife aus erkunden wir bei einem Bus-Landausflug den ganz besonderen Charme des Timanfaya-Nationalpark mit seiner zugleich dunklen und farbintensiven Vulkanlandschaft. Und bei einer Wanderung am Rand des Nationalparks geht es direkt in die Vulkanlandschaft hinein.
Auf Lanzarote muss man den Timanfaya-Nationalpark gesehen haben, auch wenn man mit dem Kreuzfahrtschiff hier nur einen Tag verbringt. Ein Landausflug in diese zugleich dunkle und farbintensive, wüstenartige Vulkanlandschaft hat einen ganz besonderen Charme und zeigt, wie Menschen selbst in sehr unwirtlicher Umgebung ihr Auskommen finden.
Da Kreuzfahrtschiff legt im Hafen von Arrecife an, der Ausflugsbus bringt uns in den Süden der Kanaren-Insel in eine bizarre Landschaft aus Vulkanen, Lava-Geröll und Vulkan-Asche. Nach der kargen und eher grauen Wüstenlandschaft Fuerteventuras wirkt die Landschaft des Vulkan-Nationalparks Timanfaya auf Lanzarote fast wie eine Farbexplosion, zwar mit überwiegend tiefschwarzem Lavagestein, aber eben sehr intensiv in kontrastreich. Die Krater- und Lava-Landschaft im Süden von Lanzarote, die den Nationalpark bildet, ist tief beeindruckend, bizarr-schön und überraschend vielfältig.
Mondlandschaftsartiges Lava-Geröll wechselt sich mit Lava-Asche-Feldern ab. Auf den Lava-Brocken wachsen teils weiße und grünliche Flechten, hin und wieder sieht man auch kleine Büsche zwischen all dem schwarzen Fels. Und überall ragen die mächtigen Vulkan-Krater aus dieser Masse an erkalteter Lava und Asche.
Der „Parque Nacional de Timanfaya“
Die Landschaft des Timanfaya-Nationalparks ist auf Lanzarote im Wesentlichen in sechs Jahren während lang anhaltender und ergiebiger Eruptionen von 1730 bis 1736 entstanden. Der letzte Vulkanausbruch auf Lanzarote war 1824. Und dennoch ist das Gestein an manchen Stellen schon in weniger als einem Meter Tiefe sehr heiß.
Die abenteuerlich kurvige und steile Straße durch den Nationalpark dürfen übrigens nur Busse befahren, aussteigen ist nicht erlaubt. Der organisierte Ausflug direkt vom Kreuzfahrtschiff ist daher durchaus eine gute Wahl. Denn kommt man im Nationalpark individuell an, muss man sich gedulden, bis man einen Parkplatz und anschließend einen Platz in einem der vom Nationalpark selbst betriebenen Busse bekommt, um diese faszinierende Straße fahren zu dürfen.
Die Vulkanroute „Ruta de los Volcanes“ im Timanfaya-Nationalpark ist eine schmale Teerstraße, die sich geschickt in die Landschaft einfügt und 14 Kilometer lang durch die Vulkanlandschaft des Parks windet. Nur Busse des Nationalparks oder angemeldete Ausflugsbusse für den die Straße befahren. Privat-PKW sind nicht zugelassen.
Aussteigen ist auf der Route nicht erlaubt, um dem Park zu schützen. Fotografieren ist daher nur durchs Busfenster möglich. Angelegt wurde die Route von César Manrique (1919–1992), dem bekanntesten Künstler der Insel.
Von Manrique stammt auch das „El Diablo“-Restaurant am Ausgangs- und Endpunkt der Vulkanroute auf einem Hügel namens „Islote de Hilario“. Gegrillt wird in dem Restaurant direkt über der Hitze, die aus der Tiefe des Berges kommt. Der Grill sieht aus wie ein Brunnenschacht, nur dass von unten sehr heiße Luft aufsteigt.
Neben dem Parkplatz am Restaurant mit großartigem Blick auf die Vulkanlandschaft bis hin zur Küste bekommen die Nationalpark-Besucher einen Eindruck von der vulkanischen Aktivität an diesem Ort. Drei kurze Demonstrationen zeigen, wie heiß es hier schon wenige Zentimeter unter dem Boden ist: Trockenes Gestrüpp entzündet sich innerhalb kürzester Zeit von selbst; in ein Rohr gegossenes Wasser schießt zwei Sekunden später als dampfender Geysir meterhoch in die Luft und Vulkangestein aus dem Boden ist so heiß, dass man es kaum länger als zwei, drei Sekunden in der Hand halten kann.
Das „kochende Wasser“ von Los Hervideros
Zweiter Stopp unseres Landausflugs ist Los Hervideros – „kochendes Wasser“. Auch wenn die Vulkane ganz in der Nähe sind und die Küste aus erstarrter Lava besteht: Hier gibt es kein heißes Wasser. Vielmehr schäumt und tobt die Brandung des Meeres an den zerklüfteten Lava-Felsen in Löchern und Höhlen derart, dass es wirkt, als würde das Wasser kochen.
Zwischen den schwarzen, scharfkantigen Felsen sind schmale Wege angelegt, auf denen man sich sicher zwischen diesen Lavabrocken bewegen und die Brandung beobachten kann, die unter Felsüberhängen und in höhlenartigen Ausbuchtungen schäumt und tobt. Landeinwärts gibt es noch einmal einen Blick über das riesige Lavafeld hinweg auf die Vulkane.
Meeresbrandung gegen erkaltete Lavaströme
Ein besonderer Anblick ist der von Algen intensiv grün gefärbte, kleine See nahe des Dorfes El Golfo und die daran anschließende, felsige Bucht. Entstanden sind See und Bucht aus dem Krater des Vulkans Montana de Golfo.
Der Blick von der Küste aus macht besonders deutlich, welche gewaltigen Lavamassen sich aus den Vulkanen im heutigen Timanfaya-Nationalpark über die Insel ergossen haben. Es sind endlose, kilometerbreite Ströme aus Lava, die nur wenige Zentimeter tief an der Oberfläche erstarrt sind, während die glühende Lava darunter weiter geflossen ist und die Krusten zu bizarren Strukturen geschoben und aufgeworfen hat.
Da es auf Lanzarote kaum regnet, haben sich auch knapp dreihundert Jahre später noch kaum Pflanzen auf den Lavaströmen ansiedeln können. Die weiße und manchmal gelbe Färbung auf dem schwarzen Lavagestein besteht aus Flechten. Geprägt ist die Landschaft hier im Wesentlichen von einem sechs Jahre andauernden Ausbruch mehrere Vulkane entlang einer Bruchlinie zwischen von 1730 bis 1736.
Ein Schluck Lanzarote-Wein
Unweigerlich gehört zu einem organisierten Bus-Landausflug während einer Kreuzfahrt auch ein Shopping-Stopp: Auf Lanzarote ist das die Bodega La Geria mit einem Schluck einheimischem Malvasia- oder Muskateller-Weißweins zum Probieren. Der Hauptzweck ist natürlich, Souvenirs zu verkaufen. Immerhin: Die Bodega liegt wunderschön mitten in den Weinbergen Lanzarotes, sodass man den Souvenir-Shop ignorieren und sich die Weinberge mit ihren ungewöhnlichen Formen ansehen kann.
Die Weinstöcke verteilen sich über die schwarzen Lava-Asche-Berghänge und sind durch gerade (modern) oder halbrunde (traditionell), niedrige Mauern aus Lavagestein vor Wind geschätzt oder liegen einzeln in kegelförmigen Vertiefungen.
Denn so unwirtlich die schwarze Vulkanlandschaft Lanzarotes wirkt, so ermöglicht sie doch den Anbau von recht hochwertigem Wein auf eher ungewöhnliche Weise. Für die Weinstöcke werden Mulden in den Boden aus dem feinem, pyroklastischen Gestein gegraben und halbrunde Mauern zum Windschutz errichtet.
Das poröse Material speichert Wasser hervorragend, sodass die Weinstöcke nicht bewässert werden müssen, was angesichts des Wassermangels auf der Insel auch nicht möglich wäre. Die Mulden werden gegraben, weil die Schicht des porösen Materials genau die richtige Tiefe für die Weinstöcke haben muss und das pyroklastische Material an vielen Stellen sonst zu tief wäre.
Zu Fuß durch Lavafelder am Rande des Nationalparks
Der für mich persönlich einer der faszinierendste Anusflüge bei einer Kanaren-Kreuzfahrt ist die geführte Wanderung am Rande des Timanfaya-Nationalparks. Was wir bei der Panoramafahrt vom Busfenster aus gesehen und erklärt bekommen haben, erleben wir hier hautnah, zum Anfassen, Spüren und Hören.
Ja, auch Hören: Das Laufen auf dem schwarzen Lavagestein macht ein knirschendes Geräusch, das wie eine Kombination aus fest gefrorenem Schnee und Glasscherben klingt.
Tipp: Zu dieser Wanderung keine neuen Schuhe anziehen, denn das scharfe Vulkangestein wird den einen oder anderen Kratzer hinterlassen. Ideal sind Wanderschuhe mit leicht erhöhtem Schaft, sodass die kleinen, spitzen Steinchen nicht in den Schuh geraten.
Wir laufen an Lavastrom-Zungen entlang, …
… blicken in große und kleine Krater-Schlünde, …
… sehen die verschiedenen Formen von Lava …
… staunen über Lava-Tunnel, die entstehen, wenn flüssige Lava unter einer bereits erstarrten Schicht weiter fließt …
… und sehen Pflanzen, die sich auch knapp 300 Jahre nach dem Vulkanausbruch hier noch schwertun, sich hier anzusiedeln.