Die Landschaft von Fuerteventura ist besonders vulkanisch geprägt, rau, unwirtlich und doch höchst faszinierend. Am besten entdeckt man dieser Kanaren-Charakter der Insel beim Radfahren oder Wandern. Wir haben diese beiden Varianten des Landausflugs auf Fuerteventura bei Hafenstopps mit verschiedenen Kreuzfahrtschiffen ausprobiert.
Eine Wanderung ist oft der eindrucksvollste Weg, eine Insel intensiv zu erleben. Ausgangspunkt ist dafür die alte Insel-Hauptstadt Betancuria, die man nach einer Busfahrt durch eine wüstenartige Berglandschaft vom Kreuzfahrthafen Puerto Del Rosario aus erreicht.
Wir wandern durch das Tal der Palmen und die Buen-Paso-Schlucht. Für das letzte Stück bis zur Ostküste der Insel nehmen wir den Bus bis in das kleinen Dorf Ajuy mit seinem schwarzen Strand.
Während der Wanderung lernen wir von unserem aus Belgien stammenden Guide Oliver vermutlich mehr über Fuerteventura, seine Geschichte und Bewohner als auf jedem normalen Busausflug: Wir sehen einige der 1957 aus den USA angeschafften Windmühlen, die Wasser auf dir kärglichen, kleinen Felder pumpen. Wir erfahren den Unterschied zwischen verschiedenen Kaktusfeigen und welche am besten schmecken. Erfahren, dass die putzigen Atlas-Erdhörnchen, die wir auf dem Weg sehen, eine eingeschleppte Art sind und hier eher als Landplage betrachtet werden. Und noch viel mehr solcher Details aus dem Alltagsleben im Landesinneren.
Wallfahrt in die Buen-Paso-Schlucht
Besonders faszinierend auf unserer Wanderung ist die Geschichte der Marien-Wallfahrt von Vega del Rio Palmas zu einer winzigen, weißen Kapelle in der Buen-Paso-Schlucht. Es ist laut unserem Tourguide sogar die älteste Wallfahrt in ganz Spanien.
Jedes Jahr wird in einer feierlichen Prozession ein kleines Marienbildnis zur Kapelle und wieder zurückgetragen – auf demselben Weg, den auch wir während unserer Wanderung nehmen.
Der Strand und die Piratenhöhlen von Ajuy
Landschaftliches Highlight des Ausflugs aber der kleine Ort Ajuy mit seinem wunderschönen, schwarzen Strand und den nahe gelegenen Höhlen, die wohl über Jahrhunderte hinweg als Piraten-Unterschlupf dienten, die hier auf den Kanaren lange und regelmäßig plünderten.
Die Höhlen sind heute über steinerne Treppen von der Landseite aus zugänglich, sodass man in zwei der Höhlen auch ein Stück weit in den Fels hinein laufen kann – wenn man trittfest ist und eine Taschenlampe dabei hat.
Mit dem Fahrrad zu Vulkankratern und an den Popcorn Beach
Unserer Fahrrad-Tour auf Fuerteventura startet in Corralejo, einer Hochburg britischer Kanaren-Touristen. Wenn man dern Ort vermeiden kann, vermeidet man ihn – außer man steht auf die britische Variante des Ballermann.
Kreuzfahrtschiffe legen auf Fuerteventora im wenig attraktiven Puerto del Rosario an, aber der Bus bringt uns nach Corralejo mit seinen Sandstränden und Dünenlandschaften. Als Ausgangspunkt für eine Fahrradtour ist Corralejo gut geeignet. Wir fahren mit Fat-E-Bikes auf sandigen Pisten zu zwei Vulkankratern und dann entlang der Küste zurück nach Corralejo. Dank der kräftigen Motor-Unterstützung schaffen wir auch die recht lange Strecke vom Vulkan Hondo bis zur Küste bei strammem Gegenwind, ohne völlig außer Atem zu geraten.
Zur Einstimmung legen wir einen kurzen Stopp am Bayuyo-Vulkan ein, dessen eine Kraterseite offen ist, sodass wir mit ein paar Schritten den Blick auf die Caldera bekommen.
Faszinierender ist aber die Caldera des Vulkans Hondo. Der Kraterrand liegt 273 Meter über dem Meeresspiegel, der Krater ist 70 Meter tief. Ein aus dunklem Vulkangestein angelegter Fußweg führt hinauf zum Kraterrand mit einer kleinen Holzplattform, die etwas in den Krater hinein ragt.
Einige Streifenhörnchen warten hier schon auf Touristen, die sich meist erweichen lassen und den flinken, kleinen Tierchen etwas von ihrer Brotzeit abgeben.
Der „Popcorn Beach“ von Fuerteventura
Zu den Selfie- und Instagram-Hotspots dieser Welt gehört Fuerteventuras „Popcorn Beach“ mit dem eigentlichen Namen „Playa del Bajo de la Burra“.
Vor der Pandemie musste man fürchten, dass es diese Attraktion bald nicht mehr geben würde, so beliebt war der Strand und die Popcorn-förmigen Steine dieses Strandes als Souvenir, obwohl das Mitnehmen des „Popcorn“ eigentlich ein absolutes Tabu ist.
Wobei „Steine“ das falsche Wort ist: Der Strand ist strahlend weiß, nur durchsetzt von kleinen, schwarzen Steinen vulkanischer Herkunft. Die kleinen, weißen Gebilde, die den Strand ausmachen und ihm seinen Spitznamen „Popcorn Beach“ geben, sind Überreste von Algen. Diese Rhodolithen sind Kalkstrukturen von eigentlich roten Algen, die mit der Zeit aber ausbleichen. Von der Brandung werden sie angespült und rund geschliffen – und haben dann optisch eine große Ähnlichkeit mit Popcorn.
Wermut, Tapas und leere Strände
Zurück in Corralejo spazieren wir dann doch noch durch den Ort – allerdings sind wir auch im Mai 2021, während noch deutliche Pandemie-Beschränkungen gelten, sodass diese Touristenhochburg fast menschenleer erscheint.
In einem kleinen Restaurant mitten im sonst von Touristen überfüllten Corralejo finden wir einen Tisch im Freien, genießen lokalen Wermut-Wein von der Nachbarinsel Lanzarote und ein verspätetes Mittagessen mit Tapas – Anchovis, lokalen Käse, Kartoffeln mit Mojo, Croquetas und zum Abschluss einen Barraquito.
Bevor es mit dem Bus zurück zum Kreuzfahrthafen nach Puerto del Rosario geht, machen wir einen Spaziergang entlang des Strands, beobachten Surfer in der Brandung, genießen den warmen Sand unter den Füßen.