Generic selectors
Exact matches only
Search in title
Search in content
Post Type Selectors

Meinung: Fakten und Hintergründe statt Hysterie und Vorurteile, bitte!

Die Medien-Resonanz auf die vermeintlichen Covid-19-Fälle auf der Mein Schiff 6 zeigt wieder einmal das ganze Dilemma der Kreuzfahrt: Die Vorurteile gegenüber dieser Branche sitzen ausgerechnet bei vielen meiner Journalistenkollegen tief. Aber auch auf die Wahrnehmung der Covid-19-Krise insgesamt hat diese Art der Berichterstattung fatale Auswirkungen.

Die Aufgabe von Journalisten ist es eigentlich, sich sachkundig zu machen und verantwortungsvoll zu berichten. Von Vorurteilen und eingeschränkten Weltbildern getriebene Stimmungsmache gibt es bei Facebook und Co. doch wahrlich schon genug.

Die grobe Google-Translate-Übersetzung griechischer Onlinemedien diente bei den News über die Mein Schiff 6 offenbar als Basis für die Berichterstattung. Ohne zu prüfen, ob die behaupteten Inhalte stichhaltig sind. Ohne zu hinterfragen, woher diese Informationen ursprünglich stammen. Ohne bei dieser dünnen Sachlage die zerstörerische Wirkung einer reißerischen Schlagzeile für eine ganze Branche zu berücksichtigen.

  • Alle Kreuzfahrt-Passagiere werden bei TUI Cruises vor der Reise einem PCR-Test unterzogen, um eine Einschleppung des Virus zu vermeiden.
  • Die Crew selbst war seit Wochen nicht an Land und durchläuft einen mehrstufigen Test- und Quarantänezyklus, bevor sie an Bord arbeitet.
  • Bei jeglicher Art von Corona-Test, ob PCR- oder Antigen-Methode, gibt es so genannte „False Positives“, es kommen verunreinigte Test-Samples und fehlerhafte Testdurchläufe vor. Auf Kreuzfahrtschiffen werden positive Testergebnisse deshalb immer in einem zweiten Durchlauf überprüft.

Wer als Journalist über Covid-19-Themen schreibt, sollte dieses Grundwissen haben.

Dass nach wochenlang problemlosem Betrieb eines Kreuzfahrtschiffs aus heiterem Himmel zwölf Crew-Mitglieder Covid-19-positiv sein sollen, ist unter diesem Hintergrund eher unwahrscheinlich. Da sollte einem der Gedanke kommen, dass es sich um einen Fehlalarm handeln könnte.

Schock, Skandal und falsche Annahmen

Stattdessen haut man einfach mal mit Wucht, aber leider ohne ausreichende Recherche und Einordnung, Titel mit Formulierungen wie „Skandal“ und „Corona-Schock“ (Bild) oder „Mein Schiff 6 mit Corona an Bord“ (DPA) raus. Da wird aus ersten Testergebnissen einfach mal schnell die Tatsache, dass es Corona an Bord gebe. Und „Skandal“ unterstellt der Reederei völlig ohne Anhaltspunkte auch gleich noch gravierende Fehler.

Der Münchner Merkur versteigt sich dazu, Crew und Passagiere der Mein Schiff 6 in Anspielung auf ein Gefängnis als „Insassen“ zu bezeichnen.

Hauptsache viele Klicks, Hauptsache hohe Auflage, Hauptsache ein zu den gängigen Vorurteilen passender Skandal. Ob man damit hohen wirtschaftlichen Schaden anrichtet, den ohnehin schon beschädigten Ruf einer ganzen Branche wieder auf null zurücksetzt, Arbeitsplätze gefährdet – wen schert das schon?

Covid-19-Infektionen an Bord sind wichtige News – aber nur, wenn’s auch stimmt …

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Wenn es Corona-Fälle auf einem Kreuzfahrtschiff gibt, ist das selbstverständlich eine Schlagzeile und ein wichtiges Thema. Da müssen Befindlichkeiten von Kreuzfahrtfans, Arbeitsplätze und wirtschaftliche Interessen von Reiseunternehmen hinten anstehen.

Aber eine solche News muss Fakten widerspiegelt und zumindest in Grundzügen die Hintergründe und Zusammenhänge aufzeigen. Nur Vorurteile zu dreschen und aus Unwissen heraus falsche Annahmen zu Fakten machen, ist bestenfalls Facebook-Niveau.

Selbst wenn die zwölf vermeintlichen Infektionen später bei den Nachtests bestätigt worden wären, hätte es ganz am Anfang zu verantwortungsvollem Journalismus gehört, die wenigen wirklichen Fakten für den Leser einzuordnen und zu erklären.

Die Kreuzfahrt wird mit anderem Maß gemessen

Die Kreuzfahrt ist so ein praktisches Opfer für unreflektierte, schlecht recherchierte Schlagzeilen. Der Marktanteil ist so gering, dass man als Medium nur wenige eigene Leser mit Kreuzfahrtbezug trifft, sodass der Leser schön mit dem Finger auf andere zeigen kann. In der Öffentlichkeit gibt es zahllose, negative Vorurteile gegenüber der Kreuzfahrt, da hinterfragt der Leser die Qualität der Berichterstattung nicht weiter. Und nicht zuletzt hängt der Kreuzfahrt der „Luxus“-Nimbus an, den man so schön zum Schüren von unterschwelligem Neid nutzen kann.

Verantwortungsvoller Journalismus, der auf Fakten basiert, müsste akzeptieren, dass Covid-19 überall auf der Welt, überall in unserem Alltag auftritt: in Supermärkten, im Restaurant, bei Familienfeiern, in der S-Bahn, am Arbeitsplatz – und eben auch auf Kreuzfahrtschiffen. Zu suggerieren, ein Kreuzfahrtschiff müsse der einzige Ort auf der Welt zu sein, an dem 100prozentige Sicherheit zu herrschen habe, ist absurd.

Gerade in Erinnerung an das Desaster auf der Diamond Princess im März zu Beginn der Pandemie in Yokohama wäre es verantwortungsvolle Berichterstattung, dem Leser zu erklären, dass die Situation heute eine gänzlich andere ist als in den hysterischen Anfangswirren der Pandemie. Für den Fall von Infektionen an Bord gibt es heute sehr detaillierte Konzepte und Vereinbarungen mit Behörden, die weit über das hinausgehen, was an Land zur Eindämmung von Infektionen unternommen wird.

Dazu gehört auch, dem Leser zu erklären, dass es sogar für die Kreuzfahrt spricht, wenn diese Prozeduren zur Eindämmung funktionieren, die Infektionen also unter Kontrolle sind, Covid-19 sich an Bord nicht weiter ausbreitet. Denn auch das funktioniert an Land längst nicht so gut wie bislang an Bord von Kreuzfahrtschiffen.

All das wäre verantwortungsvolle Berichterstattung. All das ist kein Geheimwissen, sondern schnell und einfach zu recherchieren.

Aber „Corona-Ausbruch am Kreuzfahrtschiff“ passt halt so schön in das gängige Vorurteilsbild: Kreuzfahrten sind elitärer Luxus, den sowieso keiner braucht und in Coronazeiten schonmal gar nicht. Da trifft es eh‘ die Richtigen. Egal, ob die aktuell behauptete News-Meldung stimmt oder nicht.

Diese Art der Berichterstattung schürt Panik, statt an Lösungen mitzuarbeiten

Diese Art der Berichterstattung ist aber noch aus einer gesellschaftlichen Perspektive heraus verantwortungslos: Sie schürt Hysterie und Panik, spielt bewusst mit Vorurteilen und Emotionen, statt das Covid-19-Thema endlich mit mehr Vernunft, Rationalität und Ruhe zu behandeln.

Diese Art der Berichterstattung manipuliert, statt aufzuklären. Sie verlängert fahrlässig die Panik-Phase der Coronakrise, statt dazu beizutragen, die neue Realität zu akzeptieren und Wege zu finden, mit ihr umzugehen. So wie unsere Gesellschaft auch mit einer Vielzahl anderer alltäglicher Risiken ganz unaufgeregt umgeht.

Ich vermisse in weiten Teilen der Medienlandschaft einen konstruktiven Journalismus, der einordnet, erklärt, Zusammenhänge aufzeigt und Lösungen beschreibt. Ein solcher Journalismus ist selbstverständlich dennoch kritisch und hinterfragend – aber eben in alle Richtungen, nicht nur zur Bestätigung von vorgefertigten Meinungen.

Konstruktiver Journalismus würde einen „lasst es uns doch mal so versuchen“-Vorschlag machen oder einem innovativen Ansatz eine Chance zu geben, statt sich auf nur das viel zu einfache „alles Mist“-Niveau zurückzuziehen und dabei gänzlich das Gesamtbild aus den Augen verliert.

14 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

14 Gedanken zu „Meinung: Fakten und Hintergründe statt Hysterie und Vorurteile, bitte!“

  1. Hallo Franz,
    wie Du vielleicht von Carmen weißt, sind wir gerade an Bord der MS 6 und haben die Situation live miterlebt.
    Wir haben ebenfalls live miterlebt, wie weltweit von der Apokalypse auf dem Schiff berichtet wurde – Fakten waren erfunden, Basisinformationen völlig falsch usw. Wir haben uns z.T. gefragt, ob da überhaupt von unserem Schiff geredet wird.

    Bei 150 Tests gesamt 12 positiv?! Selbst als bereits per PCR-Gegenprobe an Bord einige davon schon als negatives Ergebnis vorlagen, fragte sich die Medienwelt immer noch nicht, ob so bei einer so ungewöhnlich hohen Diskrepanz nicht etwas faul an der Sache ist. Richtigstellungen nach der Lösung des Rätsels – ebenso Fehlanzeige.

    Früher sagte man „Sex sells“, heute ist Sex old school. Panikmache ist viel lukrativer. Wie Du richtig schreibst: auf Kosten von Unternehmen, die sich richtig angestrengt haben, ein gutes Konzept zu erarbeiten. Traurig!

    Gruß von der MS 6
    Oliver

  2. Hallo Franz,

    besser hätte man es nicht auf den Punkt bringen können! Vielen Dank für diese klaren Worte in Richtung Kollegen und vor allem in Richtung der nach Klicks/Auflagen gierenden Medien.

    Diversifizierter, konstruktiver Journalismus, der Sachverhalte fundiert darlegt und auch alternative Sichtweisen schildert, findet in dieser Pandemie – wenn überhaupt – nur am Rande statt. Alle stoßen in dasselbe Panikmache-Horn, und kritische Stimmen werden allzu gerne schnell als Verschwörungs-Theoretiker abgetan. Der Tourismus und die Kreuzfahrtindustrie leiden darunter genauso willkürlich wie die sich redlich mühenden und um ihr Überleben kämpfenden Unternehmen in der Messe- und Eventbranche. DAS ist der eigentliche Skandal und weit entfernt von dem, was wir früher in den Journalistenschulen gelernt haben.

    Leider gibt es aktuell keine Person/Instanz der Öffentlichkeit, die sich traut, das derzeitige Panikmache-Geschäftsmodell der Medien so in Frage zu stellen wie es Du hier tust. Ich kann nur hoffen, dass Dein Beispiel Schule macht.

    Herzliche Grüße aus Hamburg,
    Irmela

  3. 100% Zustimmung. An das von Sachkompetenz meist weitgehend ungetrübte Gemisch aus Halbwahrheiten, Vermutungen, aus trüben Quellen ungeprüft übernommenen Spekulationen und kapitaler redaktioneller Inkompetenz hat man sich auf diesem Sektor weitgehend gewöhnt. Mittlerweile sind leider auch einst seriöse Marken wie der Münchner Merkur online unter dem Dach des Ippen-Netzwerks zu Clickbait-Müllschleudern unterster Schublade degeneriert. Immer ausgesprochen wohltuend dagegen, sich Ihre Einordnung zu Gemüte zu führen und darauf verweisen zu können. Ich lese hier schon lange und sehr gern mit.

  4. Schön geschrieben. Leider scheint verantwortungsvolle Recherche bei der Presse immer weiter in den Hintergrund zu rücken. Mein Vertrauen in die Presse nimmt aufgrund dessen immer weiter ab. Hat man ja auch gesehen, wenn der NDR berichtet, die „Meyer Werft“ habe den Sitz 2015 von Papenburg nach Luxemburg verlegt. So ein Unsinn. Weder der Sitz in Papenburg noch das Unternehmen Meyer Werft stimmten auch nur ansatzweise.

    Ich traue der Presse nicht mehr. Lieber einmal recherchieren, was die Unternehmen dazu zu sagen haben. Die sind dichter an der Information dran und haben Ahnung von der Materie.

  5. @Henry: Leider ist es nicht ganz so einfach – da muss ich die Kollegen trotz aller Kritik ein wenig in Schutz nehmen. Im Allgemeinen kann man Journalisten bei den großen Medien schon noch vertrauen – zumindest deutlich mehr als allen anderen Quellen wie etwa „irgendjemand“ bei Facebook oder Twitter. Und auch Unternehmen sollte man keinesfalls vertrauen, ohne deren Angaben zu prüfen. Jede Quelle hat seine eigene Agenda, seine eigenen Interessen. Das zu bewerten, Falsches herauszufiltern, das Richtige zu identifizieren und Fakten zu verifizieren, ist die Aufgabe von Journalisten. Deshalb ist das auch durchaus ein anspruchsvoller Beruf, den man erlernen muss und in dem man viel Erfahrung sammeln muss, um niemandem auf den Leim zu gehen.

    Das Dilemma ist vielfältig und von den großen Medienkonzernen teils hausgemacht, aber eben auch von den Konsumenten befeuert. Würde niemand auf die absurden „… und sie glauben nicht, was dann passierte …“-Links im Internet klicken, würde nicht jeder noch so absurde Mist aus Sensationsgier und Selbstdarstellungsdrang sofort weiterverbreitet, nicht Werbung in all diesen irrsinnigen Stories angeklickt, wäre auch der Anreiz für die Medienhäuser zu diesem Unsinn nicht so groß.

    Der einzelne Journalist weiß meist recht genau, wie schlimm das eigentlich ist, was er da oft machen muss. Aber Personalknappheit, Zeit- und Erfolgsdruck lassen oft gar keine Zeit mehr für vernünftige Recherche und der Leser honoriert eben leider die schnell hingerotzten Halbwahrheiten, Vorurteile und schlecht recherchierten Stories. Wer erst gut recherchiert und abwägt, kommt mit seiner Geschichte als Letzter und die Klicks und Werbeumsätze haben dann schon die Voreiligen und Oberflächlichen abgegriffen. Es ist traurig und gefährlich, aber irgendwie auch verständlich, dass der Einzelne da lieber seinen Job behält als arbeitslos Moral und Ehre hochzuhalten.

    Letztlich läuft es auf ein Grundproblem hinaus: Unser Bildungssystem vermittelt keine Medienkompetenz. Der Leser/Zuschauer ist kaum in der Lage, Seriöses von Unseriösem zu unterscheiden, kann die oben beschriebenen Zusammenhänge bei der Entstehung von News nicht einordnen, sich selbst kein Urteil mehr bilden, weil die Fähigkeiten zur Beurteilung von Informationen und Quellen oder schon das Bewusstsein für die Notwendigkeit eigenen Denkens fehlt. Das ist leide ein komplexes Problem, für das es auch keine schnelle und einfache Lösung gibt …

  6. Und immer sind die Medien schuld. Fakt ist, x-Fahrten sind ein Risiko. Fakt ist, TC und AIDA fahren auf Teufel komm raus, weil Cash in die Kasse kommen muss. Die Kreuzfahrtgemeinde (dazu zähle ich mit mehr als 50 Fahrten auch) ist dem Werben gefolgt. Wir haben nach wie vor eine Pandemie und die Kreuzfahrer ignorieren das. Es gibt nicht genügend Testkapazitäten in Deutschland aber die Kreuzfahrtgäste bekommen vom Helioskonzern kostenlose ( ja sind im Reisepreis enthalten) bezahlt. Dann kommt die Botschaft 12 positive Fälle (die höchste Anzahl überhaupt auf einem der „deutschen Schiffe“) und jetzt wird gejammert das darüber berichtet wird. Ja, BLÖD oder soziale Medien verbreiten dazu auch Unwahrheiten. Aber welche seriösen Medien haben denn falsch berichtet? Die Testergebnisse waren so und auch nach dem zweiten Ergebnis wurde dann berichtet. Also, X-Fahrer sind im Fokus und jedem muss klar sein, passiert etwas auf den Dampfern, fliegt es den Reedereien um die Ohren. Aber sie gehen das Risiko weil sie sonst fertig sind.

  7. Nein, es sind nicht „die Medien“. Gleichwohl bin ich oft erschüttert über schiere Inkompetenz – gepaart mit der sorglosen Bereitschaft, irgendwo gelesenes einfach mal 1:1 so zu übernehmen, wird schon was dran sein… atemberaubend. Ich gebe Ihnen aber insoweit Recht, dass man keinesfalls alle in einen Topf werfen darf und einige verbliebene Qualitätsmedien journalistische Mindeststandards einhalten, Meinung von Meldung trennen und Informationen selbsttätig zumindest mal auf deren Gehalt abklopfen und ggfs. nach- und gegenrecherchieren (Ein bißchen kann ich’s, bilde ich mir zumindest ein, beurteilen. Ich bin selbst Fernsehjournalist, seit mittlerweile 30 Jahren.)

  8. @Freddy: Ich habe nicht gesagt, dass die Medien an irgend etwas Schuld sind. Ich fordere nur anständige Recherche und einen verantwortungsvollen Umgang mit einem sehr heiklen Thema (Covid-19).
    Wenn zwölf Testergebnisse positiv ausfallen, rechtfertigt das nicht zu schreiben: „Corona-Ausbruch“. Das wäre, als würde der Arzt bei mir ein Geschwür feststellen, bei den noch nicht klar ist, ob es gut- oder bösartig ist, ich aber schonmal schreiben würde „ich habe Krebs“. Fakten zählen, egal, ob man der Kreuzfahrt gegenüber positiv oder negativ eingestellt ist. Und Fakt war zu dem Zeitpunkt, dass es zwölf positive Tests gab, also ein erstes Indiz dafür, dass es Infektionen geben könnte. Es bedeutet nicht automatisch, dass zwölf Menschen tatsächlich infiziert waren. Das ist doch ein gravierender Unterschied. Da setzt für mich die Verantwortung von Medien ein: Diese Unterscheidung muss gemacht werden.
    Ihr Argument, die Reedereien würden „auf Teufel komm raus“ fahren, um Geld zu machen: Sie gehen doch auch jeden Tag zur Arbeit, um „auf Teufel komm raus“ Geld zu machen, obwohl Sie sich auf dem Weg in die Arbeit und in der Arbeit selbst anstecken könnten. Supermärkte haben offen, S-Bahnen und Züge fahren, die Industrie steht nicht still, etc. Warum wird die Kreuzfahrt da mit einem anderen Maß gemessen?
    Wohl keine Umgebung unseres Alltags so gut abgesichert ist wie derzeit ein Kreuzfahrtschiff. Wo auf der Welt gibt es denn eine Umgebung, in der sich ausnahmslos alle einem Corona-Test unterzogen haben, alle Maske tragen (selbst oft im Freien), Abstände so konsequent eingehalten werden wie kaum irgendwo sonst, ständig alles desinfiziert wird?
    Nochmal deutlich: Mir geht es um faktenbasierte Berichterstattung, um Verantwortunsbewußtsein bei den Medien, deren Aufgabe es ist, den Lesern die Welt zu erklären, komplexe Abläufe verständlich zu machen, Zusammenhänge und Hintergründe aufzuzeigen – und nicht mit Überspitzungen, Vorurteilen, schlechter Recherche und Ignoranz noch mehr Panik zu schüren und Auflage/Klicks zu machen.

  9. @Franz:

    Das Argument, dass die Journalisten zu wenige Zeit haben, letztendlich also nur die Medienhäuser und Konsumenten und nicht den einzelnen Journalisten die Schuld trifft, mag grundsätzlich richtig sein. Das Problem ist aber: Falsche Fakten werden doch nicht dadurch richtig, dass den einzelnen Journalisten keine Schuld trifft. Am Ende ist es trotzdem falsch. Völlig egal, wer das zu verschulden hat. Selbst wenn der einzelne Journalist das eigentlich gar nicht will.

  10. @Henry: Absolut richtig, ich habe das auch nicht aus Ausrede gemeint, sondern wollte eher darauf hinweisen, dass es ein systematisches Problem ist, das man nicht allein dem einzelnen Journalisten anlasten sollte. Denn das wäre zu kurz gedacht und würde das Problem nicht lösen. Letztlich ist das eine Angelegenheit, die einer klaren Regelung und Rückendeckung von der Verlagsleitung bedarf. Es gibt ja durchaus Medienhäuser, die da recht klare Regeln und Kontrollinstanzen haben, teils eigene Abteilungen, die nur dafür da sind, Fakten zu checken. Das ist der richtige Weg.

  11. Wie immer ein sehr guter Beitrag von Franz!

    Reißerische Überschriften werden eher gelesen und die meisten Medien, leider auch renommierte oder öffentlich rechtliche, scheinen es nötig zu haben und werden darauf auch nicht verzichten. Die Reiseanbieter müssen mit diesem Sachverhalt in ihrer Kommunikation besser umgehen.

    Generell machen die Reedereien in der größten touristischen Krise einen sehr guten Job. Im Rahmen des organisierten Tourismus und in Zeiten von COVID19 schaffen es viele Reedereien, für maximale Sicherheit für die Gäste zu sorgen.
    Natürlich haben alle Reedereien aktuell große Herausforderungen zu bewältigen. Was fehlt, ist eine gemeinsame positive Kommunikation der Branche, um dem Endkunden die Unsicherheiten zu nehmen und das Vertrauen in die Reiseform Kreuzfahrt wieder aufzubauen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt arbeitet man in der Kommunikation wenig bis gar nicht zusammen, dass ist sehr bedauerlich. Dabei gibt es so viel Gutes zu berichten!

    Also nicht über die reißerischen Medien „wundern“, sondern permanent gemeinsam mit positiven Fakten und Geschichten einen starken und guten Ausgleich schaffen.

    Gemeinsam ist man doch stärker.

    Kaspar

  12. Hallo Herr Neumeier,

    Warum schaut die Welt – Medienwelt so auf die Kreuzfahrtindustrie, warum polarisiert diese Branche so stark?

    ACHTUNG – INSIDER !

    – Fakt ist, dass die Kreuzfahrtschiffe am Anfang der Pandemie einen großen Teil zur Ausbreitung, Verbreitung in der Welt beigetragen hat.

    – Fakt ist, dass die Situation der Crew immer noch erbärmlich ist, Sie und ich, und ich glaube die meisten Ihrer Leser / Kreuzfahrer würden dieses „Arbeitsverhältnis“ / Leben auch nicht nur im Ansatz teilen wollen. Es hat durchaus den Anschein von moderner Sklaverei. Ich weiß wovon ich spreche, ich war selbst Crewmember und ich hoffe, dass die ITF (Gewerkschaft der Seeleute) in Zukunft stärker auftritt und die Belange der armen Seelen besser vertritt. Ohne diese Menschen, welche gezwungen sind, an Bord der glamorösen Schiffe, ihr Auskommen zu verdienen, fahren die lieben Kreuzfahrer in einen Meter weit. Sie sagen, es wird ja niemand gezwungen dort zu arbeiten….. nein… waren Sie liebe Kreuzfahrer schon einmal auf den Phillipinen, abseits von Manila und den anderen Regionen woher diese lieben Kollegen kommen?
    Sie schreiben, dass durch Meldungen über Corona die Branche daran gehindert wird wieder Geld zu verdienen. besonders die armen Menschen an Bord…. – wohl eher die Aktionäre und CEO’s

    – Fakt ist, dass sich die Situation an Bord nicht entscheidend verbessern wird, wenn sich der oben stehende Punkt nicht verbessern wird….. Mein Schiff (Nummer ist egal)… (nur zum Beispiel…..) suchen Sie mal die Crewquartiere auf…. 4 Crewmember teilen sich eine 12 qm Kabine mit einer winzigen Naßzelle….. Wenn nicht Corona, dann lauert der Norovirus oder dergl. …
    Sie preisen dieses „Hygeniekonzept“ als „die Lösung“ an…. indem Sie schreiben… die Crew war seit Wochen nicht mehr an Land…. aber Hauptsache die Paxe können nach Capri schippern…. Als Journalist sollten Sie sich informieren, wie Sie schreiben,… seien Sie also nicht nur das Sprachrohr der Firmen, welche Ihre Ausflüge sponsern, sondern berichten Sie objektiv…. !!!! Die Besatzungen nehmen immer mehr Restriktionen in Kauf für die Handvoll Dollars. Es ist eine Schande wie diese Menschen behandelt werden…. Sie wissen, dass die Streifenträger nach 3 oder 4 Monaten ausgewechselt werden und sich von den Touristen erholen können – ja, die meisten machen gute Miene zum bösen Spiel – es ist nur ein Job !
    Auch über die Schattenseiten, welche, zugegebenermaßen, auch in der Hotelbranche an Land existent sind.
    Das Arbeits / Leistungsverhältnis ist der Grund, weshalb die Hotel / Kreuzfahrtbranche ihre Angestellten in Billiglohnländer rekrutieren muss.

    – Fakt ist, dass die Schiffe (also ab 2.500 aufwärts), in vielen Regionen der Welt, als weiße Pest angesehen werden – nicht nur in Venedig. Ilulissat auf Grönland mit einem 3.000 und mehr Paxe fassenden Schiff anzusteuern ist PERVERS !!! Ich habe selbst erlebt das ein 3.000 er Kreuzer Ny Alesund auf Spitzbergen anlief und seine Massen in das Wissenschaftsdorf „erbrach“…. Die Schlange vom Postamt reichte ohne Unterbrechung zurück an Bord des Schiffes….

    – Fakt ist, dass die Anzahl der Schiffe ständig wächst und damit erheblich zur Umweltbelastung beiträgt. Sicher es gibt mehr Cargoschiffe als Kreuzfahrtschiffe, und es wurde ja bereits etwas getan um die Emissionen zu verringern…. Leider nicht genug, so das es erfreulicherweise zukünftig mehr Restriktionen, in vielen Teilen der Welt, geben wird.
    Weshalb schaut die Welt so auf die Kreuzfahrtschiffe anstatt auf die Cargoschiffe ? Auf Kreuzfahrtschiffe kann man notfalls verzichten….
    Ich hoffe auch an den Gestaden des 7. Kontinents….. hier steigen leider die Zahlen der Schiffe rapide an. Es wird wahrscheinlich erst ein Umdenken stattfinden, wenn es zu einer Katastrophe großen Ausmaßes kommen wird.

    So gibt es für einen objektiven, gut informierten Journalisten noch eine Menge zu berichten.

    Ich weiß, dass Sie mein Statement wahrscheinlich nicht veröffentlichen werden, weil ich mit vielem Recht habe und es unter Umständen Ihre Reputation bei den Unternehmen verschlechtern würde, denn Ihr Blog soll ja die schönen Seiten der Kreuzfahrt hervorheben.

    Ich bin kein Feind der Kreuzfahrt als solches, jedoch bin ich der Meinung das in diesem Bereich nur Money im Vordergrund steht. Sie waren auf einem MSC Kreuzer….. ich bin fest der Meinung, wurde auch bestätigt durch einen Prüfer des Germanischen Lloyd, dass es im Seenotfall auf einem x tausender Dampfer viele, viele Tote geben wird. 8.000 Menschen innerhalb einer halben Stunde in die Rettungsmittel bringen (Vorgabe der SOLAS) wurde zugunsten des Kommerz aufgeweicht – Costa Concordia lässt grüßen (nur dem Umstand ist es zu verdanken, dass die See ruhig und eine Insel in Schwimmdistanz war verhinderte die Megakatastrophe).

    Sie sollen wissen, dass sich, seit dem wir uns in der Antarktis trafen, einiges geändert hat, zum einem dadurch, das ich mehr „erleben“ durfte und das ich vermehrt ständig hinter die Kulissen schaue – mit Sorge.

  13. Ergänzung….

    konstruktiver Journalismus…… berichten Sie über die wahre Situation der Besatzungen, Ihre missliche Lage…..usw.
    Machen Sie doch einmal Vorschläge die Situation der Crew merklich an Bord zu verbessern…. Warum kommen in der jüngsten Vergangenheit wohl vermehrt Meldungen über infizierte Crewmember….. das würde mir als Journalist zu denken geben.

    Sicher, es müssen Fakten gescheckt werden…. aber vieles schwingt immer noch dem Superspreader Ereignis der Kreuzfahrt nach…. diesen Nimbus werden sie nicht mehr los. Insbesondere dann nicht, wenn sie auf den Meeren auftreten als gehöre Ihnen die Welt…. hoppla, jetzt komm ich….

    Fazit, wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen werfen…..

  14. Hallo Herr Krack,

    ich denke, Sie missbrauchen hier gerade einen Beitrag, in dem es um ein völlig anderes Thema geht, für ihre persönliche Generalabrechnung mit der Kreuzfahrt. Daher habe ich keine sonderliche Lust, auf Ihre Punkte einzugehen. Das können wir gerne mal an anderer, passender Stelle diskutieren.

    Sie schlagen genau in dieselbe Kerbe wie einige Kollegen, die es mit den Fakten nicht so genau nehmen. Motto: Kreuzfahrt ist böse, da kann man ruhig draufhauen, trifft eh‘ die richtigen. Aber es kommt eben gerade bei Kritik sehr genau auf die Fakten an. Denn nur mit fachlich korrekter, alle Seiten berücksichtigen Kritik sind Veränderungen zu erreichen.

    Insofern verwehre ich mich deutlich dagegen, dass Sie mir hier mangelnde Objektivität vorwerfen, nur weil ich Ihre Sichtweise nicht teile, die offenbar unser kapitalistisch orientiertes, marktwirtschaftliches Wirtschaftssystem rundweg ablehnt. Ich weiß, dass Sie cruisetricks.de genau verfolgen, deshalb ist es schon ein wenig frech zu behaupten, ich würde nur die schönen Seiten der Kreuzfahrt darstellen, denn das ist keineswegs der Fall.

    Projizieren Sie also bitte Ihren Kreuzfahrt-Hass nicht auf mich und suggerieren Sie nicht, dass ein guter Journalist nur sein kann, wer diesen Kreuzfahrt-Hass teilt und zu seiner Maxime macht.

Schreibe einen Kommentar

Hinweis: Neue Kommentare werden aus technischen Gründen oft erst einige Minuten verzögert angezeigt.
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner