Der Kreuzfahrthafen von Nassau auf den Bahamas hat einen neuen Passagier-Rekord aufgestellt: Erstmals sind dort am 27. Februar 2023 28.554 Passagiere auf sechs groรen Kreuzfahrtschiffen an einem Tag angekommen.
Nassau Cruise Port baut derzeit den Kreuzfahrthafen erheblich aus, Ende Mai 2023 soll die formelle Erรถffnung stattfinden โ cruisetricks.de berichtete bereits im September 2022 ausfรผhrlich รผber den Hafenausbau: โNassau Cruise Port: Ein Kreuzfahrt-Hafen erfindet sich neuโ. 300 Millionen Dollar investieren die Bahamas in das Projekt, in dessen Rahmen die Pier-Kapazitรคt erweitert wurde, die Logistik an Land wesentlich effizienter organisiert und das Kreuzfahrt-Terminal um Freizeiteinrichtungen erweitert wird, wie etwa einem Amphitheater fรผr Veranstaltungen und Konzerte, Restaurants und einen groรen Markt fรผr Souvenirs und Kunsthandwerk.
Die erweiterten Pier-Anlagen sind bereits seit vielen Monaten fertiggestellt, sodass schon vor der Fertigstellung aller neuen Hafenanlagen sechs groรe Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig anlegen kรถnnen, darunter auch zwei der weltgrรถรten Oasis-Class von Royal Caribbean International.
Am Rekordtag, dem 27. Februar 2023, waren die beiden Oasis-Class-Schiffe Wonder of The Seas und Harmony of the Seas, dazu Carnivals Mardi Gras, die Celebrity Reflection und Celebrity Beyond sowie die MSC Meraviglia in Nassau. Zu den 28.554 Passagieren kommen noch einmal 10.302 Crew-Mitglieder hinzu, so die Statistik des Nassau Cruise Ports.
Zum Vergleich: Der weltweite Rekord abgefertigter Passagiere in einem Kreuzfahrthafen an einem Tag wurde am 1. Dezember 2019 in Port Everglades in Fort Lauderdale mit 55.964 Passagierbewegungen aufgestellt. Port Everglades war 2021 der Kreuzfahrthafen mit dem weltweit hรถchsten Passagieraufkommen, in dem Jahr erstmals sogar vor Miami. Im Gegensatz zu Nassau finden in Port Everglades hauptsรคchlich Passagierwechsel statt, sodass die Kapazitรคt der Kreuzfahrtschiffe dort quasi doppelt zรคhlt โ es zรคhlen sowohl die aussteigenden als auch die einsteigenden Passagiere. Die Kapazitรคt der Schiffe in Nassau ist also durchaus vergleichbar mit denen in Fort Lauderdale.
Wir konzentrieren uns schon lange auf die kleinen Kreuzfahrtschiffe mit Routen und Hรคfen abseits vom billigen Massentourismus. Ob ein Hafen รผber die hรถchste Anzahl an Kreizfahrtpassieren stolz sein muss ist sehr fraglich. Zumal die billigen Kreuzfahrttouristen fรผr die Bevรถlkerung auf den Inseln nichts bringen. Ausser billigem Schund wird nicht eingekauft und nicht konsumiert. Essen und Trinken gibt es ja an Bord und ist bezahlt. – Generell muss man aber wissen, das die Amerikaner mit ihren Riesenschiffen hemmungslos รผberall hinfahren (inclusive Alaska und Antarktis) und Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit fรผr die Amerikaner keine Rolle spielen.
Das Thema sollte man, glaube ich, ein wenig differenzierter betrachten. Gerade in Nassau ist Overtourism kein grรถรeres Problem, weil die Kreuzfahrer entweder nach Downtown gehen (wo kaum Einheimische leben) oder direkt in Ausflugsboote steigen und damit auch das Leben der Einheimischen nicht weiter beeintrรคchtigen. Dafรผr schaffen die Schiffe aber enorm viele Arbeitsplรคtze in einem Land, das sehr stark vom Tourismus lebt. Und dass die Menschen an Land kein Geld ausgeben, ist leider ein sich hartnรคckig haltendes Vorurteil. Ich kenne die Zahlen aus Nassau nicht genau, aber aus Zahlen anderer Hรคfen, wo es dazu immer wiedermal Studien gibt, kann man annehmen, dass pro Passagier 80 bis 12 Dollar lokal ausgegeben werden (plus Ausgaben der Crew, die niedriger liegen, aber natรผrlich auch zรคhlen). Amerikaner geben beispielsweise viel Geld in den Juwelier-Geschรคften aus, weil es dort billiger ist als in den USA (auch wenn die Juwelier-Lรคden zumeist nicht von Einheimischen betrieben werden, bleiben doch zumindest Steuern und eben die Arbeitsplรคtze lokal). Und auch in den Kneipen und durchaus auch Restaurants flieรt durch die Kreuzfahrt in Nassau Downtown viel Geld, der komplette, riesige Straw Market mit seinen vielen Souvenir-Stรคnden lebt von der Kreuzfahrt. Da bleibt signifikant Geld bei den Einheimischen.
Die Situation ist nicht รผberall so, aber Nassau ist eines der (wenigen) Beispiele, wo so hohe Passagierzahlen vergleichsweise wenig Probleme bereiten, fรผr die lokale Bevรถlkerung und Wirtschaft aber groรe Vorteile bringen.