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Queen Mary 2 fährt wieder: Die angenehme Illusion einer beinahe heilen Welt

Die Queen Mary 2 fährt wieder. 625 Tagen nach dem coronabedingten Abbruch der Weltreise ist der Oceanliner am 28. November 2021 mit zahlenden Passagieren in See gestochen. Cruisetricks.de war auf dieser denkwürdigen Kurzreise ab Southampton dabei.

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Cunards Queen Mary 2 mag nur eines von vielen Schiffen sein, das in der Pandemie seinen Dienst wieder aufnimmt. Sie ist längst nicht das erste Kreuzfahrtschiff und nicht einmal das erste in der Cunard-Flotte – die Queen Elizabeth fährt schon seit 13. August 2021. Dennoch ist es etwas Besonderes, wenn der einzige Oceanliner der Welt nach so langer Zeit des Stillstands wieder da ist. Zu ihrer ersten Atlantik-Überquerung bricht die Queen Mary 2 übrigens am 13. Dezember auf.

Queen Mary 2 in Southampton
Queen Mary 2 in Southampton

Mit Stolz in der Stimme, ansonsten aber mit britischem Understatement, kündigt Kapitän Andrew Hall die Abfahrt am 28. November 2021 abends an, als sei es eine ganz normale Reise. Doch der Kurztrip von Southampton mit einem Seetag und einem Hafenstopp im französischen Cherbourg beendet die längste Zwangspause, die selbst Cunard Line mit ihrer über 180jährigen Geschichte erlebt hat.

Willkommensgruß vom Kapitän zur ersten Reise der Queen Mary 2 nach dem Pandemie-Shoutdown
Champagner statt großer Worte … Willkommensgruß vom Kapitän zur ersten Reise der Queen Mary 2 nach dem Shutdown

Statt großer Worte gibt’s ein Glas Champagner zum Gala-Dinner und ein Zitat von Henry Miller: „One’s destination is never a place, but a new way of seeing things.“ – „Das Ziel ist kein Ort, sondern eine neue Sichtweise.“

Die Reise mit der QM2 fühlt sich beinahe an wie vor der Pandemie …

Diese neue Sichtweise gelingt den Passagieren der Queen Mary 2 offenbar besonders gut. Denn von allen Kreuzfahrten, die wir seit Beginn der Covid-19-Krise unternommen haben, fühlte sich diese Reise am ehesten so an, als gebe es die Pandemie zumindest vorübergehend gar nicht – im positiven Sinne.

Grand Lobby
Grand Lobby

Zum 1. Advent ist das Schiff bereits stilvoll für Weihnachten geschmückt, sanfte Weihnachtsmusik läuft im Hintergrund. Die ruhige Eleganz der Queen Mary 2 lässt einen bei dieser friedlichen Stimmung den traurigen Irrsinn draußen in der Welt für eine Weile vergessen.

Weihnachtsschmuck im Britannia-Restaurant

Cunard Line gelingt es, die gleichen Corona-Regeln wie Maskenpflicht und Abstand durchzusetzen wie andere Reedereien, tut das aber beeindruckend zurückhaltend und unauffällig. Gäbe es die allgegenwärtigen Masken nicht, würde man kaum einen Unterschied zur Zeit vor Corona bemerken.

Wo beispielsweise bei anderen Reedereien die Hocker an der Bar mit großen, roten Verbotsschildern oder Absperrbändern blockiert sind, steht auf der Queen Mary 2 lediglich ein einzelnes, dezentes, Schild am Bartresen „Table service only“.

Hnweisschild an der Bar
Hnweisschild an der Bar

Keine Durchsage weist auf die Maskenpflicht hin, kein Schilderwald schlägt einem die Corona-Regeln ständig ins Gesicht, keine Abstandsmarkierungen am Boden weisen einem den Platz zu, an dem man zu stehen hat, keine roten Sperrschilder verweigern einem den Platz in einer Sitzgruppe einer Lounge oder Bar. Und am Buffet ist sogar Selbstbedienung wieder möglich.

Kellner tragen FFP2-Masken

Und dennoch funktioniert alles auf wundersame Weise ganz hervorragend.

Passagiere halten zumeist respektvoll Abstand zueinander. Die Masken-Disziplin ist exzellent, obwohl Briten seit ihrem „Freedom Day“ am 19. Juli bis vor Kurzem an Land etwas anderes gewohnt waren. Nur gelegentlich rutscht eine Maske unter die Nase. Die Crew ist sehr aufmerksam und reagiert auf eine vergessene Maske schnell und konsequent, aber sehr freundlich und höflich.

Rund 1.500 Passagiere sind auf der „kleinen Jungfernfahrt“ der Queen Mary 2 übrigens an Bord, eine Auslastung von rund 55 Prozent also. Die volle Kapazität der Queen Mary 2 liegt bei von 2.695. Es sind fast ausschließlich Briten, da diese Reise nur in Großbritannien vermarktet wurde. Am deutschen Markt ist das „Crossing“ von Southampton nach New York ab 13. Dezember die erste offiziell angebotene Reise.

Illusion einer heilen Welt in schwierigen Zeiten – ein Experiment

Die Queen Mary 2 fühlt sich in diesen Zeiten gerade an wie eine friedlich-elegante Oase irgendwo in der Vergangenheit. Sie ist eine Illusion auf Zeit, spiegelt eine halbwegs heile Welt wider, die man an Land nun schon so lange vermisst. Jedenfalls wenn man sich selbst gestattet, sich für ein paar Tage in einer romantischen Märchenwelt zu verlieren und die Welt da draußen weitgehend zu vergessen.

Unter dem üppig geschmückten Weihnachtsbaum der Grand Lobby der Queen Mary 2 stehen die vier Helden des in Großbritannien wohlbekannten Kinderbuchs „The Wind in the Willows“ von Kenneth Grahame: Wasserratte, Maulwurf, Kröterich und Dachs. Beginnt man, die Geschichte der vier Tierfiguren zu lesen, taucht man auch als Deutscher schnell in diese Fabelwelt ein – und kann sich noch mehr in die Traumwelt am Schiff hineindenken.

Grand Lobby
Grand Lobby, Weihnachtsbaum und die Helden aus „The Wind in the Willows“

Die frische, kalte Luft auf den weitläufigen Außendecks passt zur weihnachtlichen Stimmung, der kalte Wind beißt im Gesicht, wenn man zum Sonnenaufgang – viel zu dünn gekleidet – einen Schritt nach draußen wagt und beschließt, später mit einer dichten Winterjacke, Handschuhen und Mütze einen längeren Spaziergang am Promenadendeck zu unternehmen.

Meine Leser mögen mir verzeihen, wenn ich dieses Experiment auf der Kurzreise mit der Queen Mary 2 unternommen habe – auch, weil der Oceanliner dazu geradezu einlädt. Und weil ich denke, dass sich viele so sehr nach einer Corona-Auszeit sehnen, dass es sich lohnt auszuprobieren, ob das auf einem Kreuzfahrtschiff möglich ist.

Zufällig – ich könnte behaupten: gezielt, aber das wäre gelogen – haben wir in den vergangenen Wochen sämtlichen Folgen von „The Crown“ auf Netflix angesehen und uns damit ohnehin schon in die gehobene, britische Lebensart hineingedacht. Da wirken dann die Cunard-Pagen in ihren roten Uniformen fast schon normal, die britische Höflichkeit der Crew ganz vertraut.

Gemälde von Queen Elizabeth, Taufpatin der QM2, sowie vom jungen Prinz Philip mit der Königin runden dieses Bild ab. Zum traditionell-historischen Ambiente passt auch der Hafenstopp in Cherbourg mit seinem Art-Deco-Terminalgebäude, an dem die Titanic zum letzten Mal vor der Katastrophe in Kontinentaleuropa angelegt hatte.

Ein ausführliches, wie von cruisetricks.de gewohntes Schiffportrait finden Sie im Beitrag „Queen Mary 2: Oceanliner-Eleganz mit vielen Besonderheiten“ zu unserer Transatlantik-Reise im August 2019. Verändert hat sich an Bord seitdem nichts Wesentliches – mit Ausnahme des neuen Spa-Konzepts „Mareel“; dazu später mehr. Einen zweiten Blick auf die aktuelle Reise mit der Queen Mary 2 gibt auch die Beitragsserie „Neustart mit Stil auf der Queen Mary 2“ in Carmens Cruisediary.de.

Wir haben das Schiff trotz der langen Aufliegezeit als sehr gut gepflegt erlebt, ganz so, als hätten es die Passagiere einer vorausgegangenen Reise erst vor wenigen Stunden verlassen. Aber natürlich merkt man dem Schiff an der einen oder anderen Stelle ihr Alter (Taufe: Januar 2004) ein wenig an.

Drei Tage im Luxus, mit Queens Suite und Champagner Afternoon Tea

Ich räume gerne ein, dass Cunard Line uns zu dieser besonderen, ersten Reise der Queen Mary 2 nach der Pandemie-Pause eingeladen und richtig verwöhnt hat. Freilich darf man dabei nicht übersehen, dass wir dennoch beruflich an Bord waren. Das bedeutet vor allem: früh aufstehen zum Fotografieren, viele Details recherchieren, ständig auf alles einen genauen Blick haben und sich zugleich hineindenken in die Situation, als wäre man zum Urlaubmachen an Bord. Es wäre aber auch gelogen zu behaupten, dass das keinen Spaß macht …

Zu den Grill-Suiten gehört auf der Queen Mary 2 eine eigene, kleine Welt: Die Suiten der Klassen „Princess Grill“ und „Queens Grill“ haben hinten auf Deck 7 jeweils ein eigenes Restaurant mit eigenen Menüs, die im Niveau über dem des Britannia-Hauptrestaurants liegen. Außerdem gibt es mit der Grills Lounge eine eigene Lounge und Bar sowie am Heck ein eigenes Sonnendeck.

Champagner und Häppchen zur Begrüßung in der Suite
Champagner und Häppchen zur Begrüßung in der Queens Suite

In den Queens-Suiten gibt es Butler-Service, zur Begrüßung eine Flasche Champagner, eine eigene, kleine Bar und die Möglichkeit, sich Mahlzeiten direkt in der Suite servieren zu lassen. Genug Platz bietet eine solche Suite mit 47 Quadratmetern Fläche jedenfalls. Und auch am Balkon ist genug Raum für ein Frühstück zum Sonnenaufgang oder ein Glas Champagner vor dem Dinner – was freilich auf unserer Reise Ende November im Ärmelkanal bei Wind und Temperaturen knapp über Null Grad eher ungemütlich gewesen wäre.

Diese Aspekte zu beschreiben, gehört zu einem Reisebericht wie diesem. Aber die eigentliche Faszination dieser Reise drängt die Luxus-Features einer Queens-Grill-Suite auf der Queen Mary 2 glatt ein wenig in den Hintergrund: Der eigentliche Star ist dieses unbeschwerte, freie Gefühl an Bord.

Die Atmosphäre einer eleganten Cocktail-Bar, ganz wie früher …

Es ist ein ebenso heimeliges wie ungewohntes Erlebnis, vor dem Dinner für einen Cocktail in den Commodore Club vorne auf Deck 9 zu kommen und mit Glück noch einen freien Tisch zu finden. Es ist so voll wie vor der Pandemie, am Flügel sitzt der Bar-Pianist und singt etwas Frank Sinatra oder Ella Fitzgerald. Elegant gekleidete Menschen sind in lebhafte Gespräche vertieft oder genießen still die Atmosphäre. Kellner eilen, um Contenance bemüht, mit vollen Tabletts zu ihren Gästen, bringen spicy-gebrannte Mandeln und Canapés zu Cocktails im Martini-Glas.

Cocktails im Commodore Club
Cocktails im Commodore Club

Das alles wäre ein wunderbarer Abend in einer hochklassigen Bar, aber eigentlich keine große Sensation – hätten wir denn so etwas nicht schon so lange nicht mehr erlebt in diesen verrückten Zeiten. Die Kellner tragen Maske, FFP2-Standard. Aber ansonsten erinnert nichts daran, dass wir immer noch mitten in einer Pandemie sind.

Das funktioniert auch deshalb so gut, weil Cunard die Sitzgruppen im Commodore Club – und anderswo – noch nie besonders eng gestellt hat, sodass der nötige Abstand ohnehin gewährleistet ist. Und weil die Passagiere mitspielen, sich an die Regeln halten und kein Aufhebens darum machen. Inzwischen kennt eh‘ jeder die Spielregeln, ohne dass man sie ständig wiederholen muss. Das ist längst nicht auf allen Schiffen eine Selbstverständlichkeit, aber hier klappt es bestens.

Dinner im Queens Grill …

Es fällt schwer, sich von dieser Atmosphäre zu lösen, aber das Dinner wartet. Fast bedauert man als Grill-Suiten-Passagier einen Augenblick lang, nicht im prächtigen Britannia-Restaurant zu speisen, …

360-Grad-Panorama: Britannia Dining Room
360-Grad-Panorama: Britannia Dining Room

… doch auch der Queens Grill hat seine eigene, besondere Atmosphäre, mit Rosen und Orchideen am Tisch und den besten Kellnern und Sommeliers der Flotte. Der Service ist nahezu makellos und sehr herzlich, die Atmosphäre zugleich familiär und elegant.

Die Speisekarte des Queens Grill umfasst ganze vier Seiten: Zwei für die tagesaktuellen Gerichte und zwei für die täglich verfügbaren A-la-Carte-Gerichte, darunter auch sechs Hauptgänge, die man aufgrund der aufwendigen Zubereitung mittags vorbestellen muss, etwa Hummer Thermidor, Chateaubriand oder eine im ganzen gebackene Duck à l’Orange, die der Kellner vor dem Gast zerlegt und flambiert.

Zubereitung der flambierten Schattenmorellen zum Baked Alaska
Zubereitung der flambierten Schattenmorellen zum „Baked Alaska“

Der Dessert-Klassiker am Gala-Abend – Baked Alaska – wird zur großen Show, denn die Kirschen zu dem Meringue-Eiscreme-Dessert flambiert der Kellner am Tisch, nicht ohne vorher genau geprüft zu haben, dass er nicht gerade unter einem Feuermelder steht.

Ein wenig schmucklos kommen die Pancakes zum Frühstück daher, sind aber a-la-minute gebacken und so fluffig, wie ich Pancakes noch selten zuvor gegessen habe. Die zwei Streifen amerikanischer Bacon– und ich erwähne sie, weil sie als Beispiel dafür stehen, wie genau auch Extrawünsche erfüllt werden: ich habe genau zwei Streifen geordert und bekommen.

Pancakes und Speck im Queens Grill Restaurant
Pancakes mit Ahornsirup und Speck im Queens Grill Restaurant

Solche Details machen in meinen Augen wirklich guten Service aus. Auf den meisten Schiffen liegt stattdessen viel mehr Bacon als geordert am Teller, den man dann liegen lässt oder aus schlechtem Gewissen isst, obwohl man eigentlich gar nicht so viel wollte.

… und ein Abend im Steakhaus „The Verandah“

Wem der Queens Grill noch nicht genug ist: Ein Abend im Veranda-Steakhaus treibt die Dinner-Qualität auf die Spitze (Aufpreis abends: 45 Dollar).

The Verandah Steakhouse
The Verandah Steakhouse

Das Fleisch kommt zur Auswahl zunächst roh an den Tisch und natürlich wählt der Gast sein Steakmesser selbst aus.

Präsentation der Fleischsorten
Präsentation der Fleischsorten

Wer möchte, gönnt sich als Hauptgang für extra 20 Dollar die große Meeresfrüchte-Platte für zwei Personen, wobei man dann beinahe zweimal ins Verandah zum Essen gehen sollte, denn die Steaks zu verpassen, wäre schade. Die Desserts haben eine Portionsgröße, die nach den dicken Steaks kaum noch zu bewältigen ist.

In netter Gesellschaft ist ein Abend im Steakhaus „The Verandah“ ein echtes Erlebnis, das man an der zugehörigen Bar einleiten oder abrunden kann.

Allgegenwärtige Livemusik

Den Barpianisten in der Commodore Lounge habe ich bereits erwähnt – unser Lieblingsplatz nicht nur, weil unsere Suite am gleichen Deck nur ein paar Schritte entfernt lag. Im Vorbeigehen auf dem Weg zum Dinner lauscht man in der Grand Lobby ein wenig einem Streichtrio und auch aus dem Chart Room wehen im Vorbeigehen Pianomusik-Klänge und Bar-Atmosphäre herüber.

Live-Musik in der Grand Lobby
Live-Musik in der Grand Lobby

Als erste Live-Show auf der Bühne des Theaters der Queen Mary 2 seit 20 Monaten spielt die Rock’n‘Roll-Band The Bluejays ihre Show „Rave on“ – wir harren bis zum Ende, obwohl wir nach einem langen, erlebnisreichen Tag unsere Augen kaum noch offenhalten können.

Rock’n‘Roll-Show „Rave On“
Rock’n‘Roll-Show „Rave On“ – die erste Show auf der Queen Mary 2 seit rund 20 Monaten

Am zweiten Abend schaffen wir es nur noch für einige Nummern zur großen Production Show und entscheiden uns – beinahe im Stehen einschlafend – fürs Bett, obwohl wir die Show gerne zu Ende angesehen hätten. Besonderes Highlight: Die Show wird von einer Live-Band auf der Bühne begleitet. Selbst auf Kreuzfahrtschiffen findet man das heutzutage nur noch selten.

Schuld an meiner wohligen Müdigkeit ist die entspannte Atmosphäre an Bord, am Hafentag in Cherbourg ein reizvoller Ausflug zu einem Apfelbauern mit Cidre- und Calvados-Verkostung – und am Seetag ein paar Gläser Champagner sowie das Spa …

Champagner und Scones zum Afternoon Tea

Auf einem britischen Schiff ist ein Termin absolutes Pflichtprogramm: der Afternoon Tea mit Scones, Clotted Cream und Erdbeerkonfitüre. Cunars zelebriert den Afternoon Tea im Queens Room, mit Kellnern in weißen Handschuhen und dezenter Livemusik-Begleitung. Wer möchte, bestellt sich ein Gläschen Champagner dazu.

Die besonders edle Variante der Afternoon Tea Time findet auf der Queen Mary 2 freilich in der Champagner Bar statt, wo dieses exklusive Event allerdings auch stolze 34,50 Dollar Aufpreis kostet. Dafür gibt’s hier Laurent-Perrier-Champagner, wahlweise in Rosé, eine Auswahl an feinen, offenen Tees sowie nicht nur Scones, sondern gleich eine ganze Etagere mit feiner Konfiserie, die aus Kaloriensicht mehr eine ganze Mahlzeit ersetzen kann.

Champagne Afternoon Tea
Champagne Afternoon Tea

Serviert wird Tee und Champagner in der Bar auf den traditionell niedrigen Tee-Tischen, die ein wenig an eine Puppenstube erinnern. Mit Blick durch die ein wenig salzverkrusteten Fenster hinaus aufs Meer mit um diese Jahreszeit schon nachmittags tief stehender Sonne und den Wellen des heute ein wenig unruhigen Meers nördlich der Normandie.

Zurücklehnen, am heißen Tee nippen, in ein fluffiges Scone beißen, dazu ein Schluck Champagner, eine Musikerin spielt im Hintergrund Melodien auf eine Harfe – und schon ist man wieder mitten drin in dieser Wunderwelt abseits der Alltagsrealität.

Champagne Afternoon Tea
Champagne Afternoon Tea

Eine zeitweilige Verjüngungskur im Spa

Je älter ich werde, desto mehr weiß ich eine gute Massage zu schätzen. Ich gebe aber auch freimütig zu, dass Spa-Anwendungen nicht sehr weit oben auf meiner Prioritätenliste während einer Kreuzfahrt stehen. Zu viele andere Dinge passieren den ganzen Tag an Bord und an Land, da ist es schwierig, überhaupt Zeit fürs Spa zu finden.

Aber auf dieser Reise mache ich das bereits beschriebene Experiment. Eine kleine Verjüngungskur, um am Gala-Abend so richtig zu glänzen und sich fit und wohlzufühlen, kann da nicht schaden. Und das Spa-Konzept auf der Queen Mary 2 ist ganz neu, weshalb sich auch deshalb ein Test anbietet.

Relaxation Lounge des Spa
Relaxation Lounge des Spa

Mit dem Markennamen „Mareel“ hatte Cunard Line eigentlich schon 2018 zusammen mit Canyon Ranch als eignes Spa-Konzept entwickelt, das auf der Queen Mary 2 im November 2020 eingeführt werden sollte. Ein Jahr später ist es nun tatsächlich so weit.

Das Wort „Mareel“ stammt laut Cunard aus der altnordischen Sprache und steht für das phosphorisierende Licht und die heilende Energie des Meeres.

In entscheide mich für eine Massage mit heißen Salz-Steinen, im Behandlungsraum effektvoll über Leuchten drapiert, sodass sie in einem angenehmen Orange leuchten. Sehr passend und als wäre es so bestellt, springen draußen ein paar Delfine durch die Wellen, während ich auf meine Massage warte. Nach der Massage fühle ich mich denn auch ein wenig wie die Delfine: entspannt, zufrieden-fröhlich, leichtherzig. Der Gala-Abend kann kommen.

Und ich wage etwas, dem ich mich zuvor stets widersetzt habe: eine Gesichtsbehandlung. Ich finde, das Gesicht ist etwas so Persönliches, dass ich da eigentlich niemanden heranlassen möchte. Aber man sollte Dinge auch einfach einmal ausprobieren, selbst wenn einem dabei zunächst unwohl ist.

„Rejuvenation“, Verjüngung verspricht mir die Kosmetikerin, und unregelmäßige Pigmentierung (vulgo: Altersflecken, aber das formuliert sie natürlich nicht so) soll die Behandlung deutlich abmildern. Dann massiert sie also mein Gesicht mit allen möglichen Salben, Gels und Lotions, streicht mit Ultraschall und anderen Geräten über die Haut. Und ich muss zugeben: Unangenehm ist das nicht.

Vorher-Nachher-Foto: Men's Rejuvenating Facial im Spa
Vorher-Nachher-Foto: Men’s Rejuvenating Facial im Spa (beide Bilder mit dem Handy, ohne nachträgliche Bearbeitung)

Und der Effekt kann sich sehen lassen – kein Wunder, keine zehn Jahre jünger, aber doch frischer, lebendiger, glatter, weniger sichtbare Altersflecken. Ziemlich perfekt für ein elegantes Foto beim Bordfotografen. Jetzt kann der Black-and-White-Gala-Abend erst recht kommen.

Fazit: Die Flucht vor dem Corona-Alltag gelingt

Die Flucht aus dem Alltag hinein in eine friedlich-harmonische Illusion von temporär heiler Welt gelingt auf der Queen Mary 2 in diesen Zeiten besonders gut. Und das erst einmal unabhängig davon, ob man sich nun eine Suite – vor allem mit dem Vorzug der exklusiven Grill-Restaurants – gönnt oder den Aufenthalt an Bord mit Spa-Anwendungen, Champagner Afternoon Tea oder einem Dinner im Steakhaus luxuriös aufpeppt.

Britannia Dining Room
Britannia Dining Room

Freilich muss man dafür vor und nach der Reise ein wenig Aufwand auf sich nehmen und die ganze Bürokratie mit Einreiseformularen und Reise-Regularien bewältigen. Ob sich das dafürsteht, muss jeder für sich selbst beurteilen – siehe unten „Die Herausforderungen dieser Zeit“.

Cocktails in der Carinthia Lounge
Cocktails in der Carinthia Lounge

Aus meiner Erfahrung auf der Queen Mary 2 (und auch vieler anderen Kreuzfahrten während der Pandemie) heraus beantworte ich diese Frage für mich persönlich allerdings sehr eindeutig: Konzentration und dann Augen zu und durch. Denn sobald man an Bord ist, fällt die ganze Last des Corona-Alltags zu Hause ab. Und speziell auf der Queen Mary 2 genießt man die elegante Auszeit noch viel mehr als das auf diesem Schiff schon vor der Pandemie möglich war.

Blick über die Queen Mary 2
Blick über die Queen Mary 2

Hand aufs Herz: Die Herausforderungen dieser Zeit

Ganz offen und ehrlich: Natürlich muss man für die Heile-Welt-Illusion einer Kreuzfahrt abseits des irren Corona-Alltags bereit sein, ein paar Aspekte auszublenden beziehungsweise über sich ergehen lassen. Denn sich über jede Kleinigkeit zu echauffieren, sich an jedem coronabedingten Unbill aufzureiben, erstickt jede Reise- und Urlaubslaune. Das muss man schlucken und weitermachen – oder eher zu Hause bleiben, wenn man das nicht schafft oder will.

Da ist der Papierkram vor der Abreise: Das nervig komplizierte PLF-Formular „Passenger Locator Form“ für Großbritannien; die unnötig komplex formulierten Einreiseregeln der Briten mit Test- und Quarantänepflichten, Ausnahmen und Ausnahmen von den Ausnahmen; Impfnachweis und PLF zur Vorabprüfung bei der Airline hochladen.

Dann der Antigentest vor der Einschiffung: Der klappt reibungslos, wenn man eine britische Handynummer hat. Denn die deutsche ist zu lang und wird automatisch abgeschnitten, sodass einen das Testergebnis per SMS nicht erreicht. Das muss man wissen. Aber auch ohne Ergebnis per SMS darf man natürlich zum Check-in fürs Schiff vorrücken, wo das dann geprüft wird.

Queen Mary 2 in Cherbourg
Queen Mary 2 in Cherbourg

Und auch am Schiff macht die Kreuzfahrt-Romantik eine Pause, wenn man das deutsche Einreiseformular sowie erneut das britische PLF für die Wiedereinreise nach UK ausfüllen muss. Gut für uns immerhin: Wir brauchen keinen Coronatest, da wir im Transit vom Schiff direkt zum Flughafen fahren. Briten brauchen einen vorab vereinbarten Coronatest-Termin. Überraschung: Kurzfristig muss das plötzlich ein PCR-Test sein. Der Antigentest, den alle gebucht hatten, reicht nicht mehr. Also schnell auf PCR umbuchen und nach der Ankunft in Selbstisolation gehen, bis das Testergebnis vorliegt.

Wir kommen als Geimpfte trotz Hochrisikogebiet UK bei der Einreise nach Deutschland mit einer einfachen Prüfung des Einreiseformulars durch die Bundespolizei davon. Dafür warten wir dann weit über eine Stunde auf die S-Bahn, denn die fährt wegen der Weltkriegsbomben-Explosion am 1. Dezember in München nur sehr unregelmäßig – ausnahmsweise ein Problem, das nichts mit Covid-19 zu tun hat …

Anmerkung*: Cruisetricks.de fuhr auf der Queen Mary 2 auf Einladung von Cunard Line.
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Cruisetricks.de fuhr auf der Queen Mary 2 auf Einladung von Cunard Line.

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9 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

9 Gedanken zu „Queen Mary 2 fährt wieder: Die angenehme Illusion einer beinahe heilen Welt“

  1. Ich hatte eine Doku über das Schiff gesehen also für mich wäre das nichts.
    Nichts gegen formelle Abende aber die wären mir zu formell und steif ;-)

  2. @Hans: Deshalb gibt’s für jeden ein passendes Schiff und das hier ist etwas für Leute, die es eben schön traditionell und klassisch-elegant haben möchten und wo dann eben am Gala-Abend niemand mit Jeans am Nachbartisch sitzt ….

  3. Sehr sehr schöne Reiseerfahrungen während der Pandemiezeit.
    Wir kenne die Queen Mary und finden es ganz toll, daß Sie darüber diesen Bericht geschrieben haben.

  4. Auf der Queen Mary 2 gibt es immer die Möglichkeit im Kings-Court-Buffet-Restaurant „informell“ zu essen. Und an den normalen Abenden (nicht Gala) ist man mit einem weißen Hemd und schwarzer Hose (lang) auch im Hauptrestaurant Britannia nicht „underdressed“ :-)
    Ich habe mal einen Link zu meinen QM2-Bildern angehängt.

  5. Ein gut geschriebener Bericht über die aktuellen Erfahrungen auf der QM2.
    Er weckt angenehme Erinnerungen an meine drei QM2 Transatlantic Crossings, die ich vor der Pandemie erleben durfte.
    Ich war von dem Stil und der Eleganz an Bord sehr beeindruckt und habe viele hochinteressante Gespräche mit anderen Passagieren geführt, die ich vorher noch nicht kannte..

  6. Sehr schöner Bericht! Pures Understatement – very british.
    Die Queens sind unsere Lieblingsschiffe und wir freuen uns sehr auf unsere nächste Reise im September 2022 mit der QM2.

  7. Das Beste an dem Schiff wurde nicht erwähnt. Gerade in den stürmischen Monaten würde ich nur mit der Queen Mary 2
    fahren. Das Schiff liegt selbst bei Windstärke 10 noch wie ein Brett. Kaum das man den starken Seegang drinnen merkt.
    Man fühlt sich auf diesem Schiff sicherer, als auf allen anderen.

  8. @Streicher: Danke für die Ergänzung. Ich bin inzwischen dreimal mit der QM2 gefahren, hatte bislang nie Seegang in einer Stärke, dass ich das aus eigener Erfahrung beurteilen könnte. Aber klar, genau dafür ist das Schiff ja auch gebaut :-)

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