Die Queen Mary 2 ist für viele das wahre Traumschiff und genießt als einziger Transatlantik-Oceanliner einen fast schon legendären Ruf. Wir sind mit der Queen Mary 2 die klassische Route von Southampton nach New York gefahren und haben erkundet, wie gerechtfertigt dieser Sonderstatus unter den Kreuzfahrtschiffen wirklich ist.
Gebaut wurde die Queen Mary 2 gezielt für den Einsatz als Ocean Liner für das „Crossing“ des Nordatlantik zwischen Southampton und New York. Aber natürlich hat sie auch viele Elemente eines modernen Kreuzfahrtschiffs und fährt zwischen ihren Atlantik-Überquerungen regelmäßig auch andere, eher Kreuzfahrt-typische Routen.
Vieles an der Schiffsarchitektur und Bauart ist speziell für die Crossings konzipiert. So ist die Queen Mary 2 beispielsweise mit 345 Metern ziemlich lang im Verhältnis zur Tonnage (BRZ 149.215) und zur Passagierzahl (2.695). Die Oasis-Class-Schiffe von Royal Caribbean sind nur rund 16 Meter länger und haben mehr als doppelt so viele Passagiere.
Der Stahl am Rumpf ist deutlich dicker als bei Kreuzfahrtschiffen üblich und auch die Aufbauten sind aus Stahl statt Aluminium. Für den Antrieb hat die Queen Mary 2 gleich vier um 360 Grad drehbare Mermaid-Pods – selbst die Oasis-Class-Schiffe haben nur drei Azipods.
Und die Dieselmaschinen liefern Energie für eine Fahrtgeschwindigkeit von bis zu 26 Knoten. Zwei zusätzliche, wegen ihres hohen Treibstoffverbrauchs allerdings selten eingesetzte Gasturbinen ermöglichen Geschwindigkeiten von mehr als 30 Knoten (56 Kilometer pro Stunde). Auf unserer Reise mit der Queen Mary 2 lagen die gefahrenen Geschwindigkeiten im Bereich von etwa 16 bis 19 Knoten.
Viel Platz pro Passagier
Die Queen Mary 2 wirkt in der Raumgestaltung sehr großzügig und verfügt auch tatsächlich über sehr viel Platz pro Passagier. Auch wenn die Tonnage nur einen groben Anhaltspunkt für einen Vergleich liefert, zeigt diese Messgröße doch die Dimensionen: Das Verhältnis von Bruttoraumzahl zur Passagierzahl (bei Standardbelegung der Kabinen) liegt bei der Queen Mary 2 bei erstaunlich hohen 56,3 zu 1. Zum Vergleich liegt diese Zahl beispielsweise auf der Celebrity Edge bei 44,4, der Regal Princess bei 32,5, der Koningsdam bei 37,5 und der Harmony of the Seas bei 41,4. Höher liegt sie nur bei Luxus-Reedereien wie Seabourn und Hapag-Lloyd Cruises mit rund 70 bis 80 zu 1.
Erstaunlich ist dabei jedoch, dass die ansonsten großzügig gestalteten Bars an Bord der Queen Mary 2 relativ wenige Sitzplätze bieten. Das ist tagsüber und nach dem Dinner kein Problem. Zu Stoßzeiten, also in der typischen Stunde vor den Essenszeiten für den Pre-Dinner-Cocktail kommt es aber schonmal vor, dass man keinen Platz mehr findet. Das lässt sich allerdings recht einfach beheben, indem man etwas früher kommt, bevor der Andrang zu groß wird.
Überraschend ist daher auch, dass es Kapazitätsengpässe bei angebotenen Kursen beispielsweise Tanzen, Aquarell-Malen oder Bridge gibt. Ist man nicht sehr frühzeitig am Treffpunkt und stellt sich brav in der Schlange an, geht man leicht leer aus.
Riesige Freiflächen an Deck
Großflächige Außendecks verleihen der Queen Mary 2 einen klassischen Ocean-Liner-Look mit abgestuftem Heck einschließlich Pools auf mehreren Ebenen und einer sehr breiten, umlaufenden Promenade auf Deck 7, die zugleich als Walking- und Jogging-Strecke und Sonnendeck mit zahllosen, klassischen Holz-Sonnenliegen mit Polsterauflage dient. Für Passagiere der Princess- und Queens-Kabinenkategorien gibt es am Heck ein eigenes Sonnendeck mit Whirlpool.
Auf unserer Reise gab es auch an den wenigen, sonnigen und windstillen Tagen immer zahlreiche, freie Sonnenliegen auf dem Promenadendeck – einer der schönsten Plätze auf der Queen Mary 2. Die Liegen sind klassisch in Holz und mit weichen Polsterauflagen, der Blick aufs Meer bis zum Horizont ist Entspannung pur.
Allerdings sind die großzügigen Freiflächen je nach Wetterlage und Windstärke auf der Nordatlantik-Route beim „Crossing“ oft nur bedingt nutzbar. Da ist dann eher Shuffleboard, Paddle-Tennis oder Golf-Abschlag als Sonnenbaden angesagt. Denn 20 Knoten Fahrtgeschwindigkeit plus 30 Knoten Windgeschwindigkeit (oder noch mehr) summieren sich zu einer Windstärke, bei der man nicht im Liegestuhl liegen will und manchmal selbst das Laufen durchaus zu einer kleinen Herausforderung wird.
Der raue Nordatlantik hautnah
Erfreulich: Die Außendecks werden auch bei höheren Windstärken erst dann für die Passagiere gesperrt, wenn es wirklich gefährlich wird. So kann man, wenn man möchte, auch sich auch mal einen kräftigen Wind im Freien im die Nase blasen lassen und „Nordatlantik pur“ spüren.
Was früher niemanden gestört hat, die eigentlich wunderschönen abgestuften, die offenen Decks am Heck in heutiger Zeit aber zeitweise weniger attraktiv macht, ist der Abgasstrom aus dem Schornstein. Steht der Wind ungünstig, drückt es den Rauch nach hinten unten – das riecht man dort deutlich und sieht es früh morgens auch als schwarze Schlieren auf den Decks, bevor die Crew die Decks den ganzen Tag über reinigt und sauber hält.
Dennoch: Zum richtigen Zeitpunkt gibt es kaum etwas Schöneres, als auf einem der Decks am Heck an der Reling zu stehen, den Horizont, das Kielwasser und vielleicht den Sonnenaufgang (bei Crossing in Ost-Richtung: Sonnenuntergang) zu beobachten.
Und dann gibt es ja noch die Umlaufende Promenade mit Blick aufs Meer und die Observation Decks am Bug auf Deck 11 direkt unterhalb der Brücke vor dem Atlantic Room sowie auf Deck 7 vorderhalb der Promenade.
Und auf Deck 13 über der Brücke hat man selbst an windigeren oder regnerischen Tagen einen Blick nach vorne, denn der Lookout ist nach vorne und oben verglast und daher weitgehend vor Wind und Wetter geschützt.
interaktive Panorama-Bilder: Queen Mary 2
Auf unserem Schwesterblog Cruisediary.de gibt’s übrigens auch eine detaillierte Deck-für-Deck-Beschreibung der Queen Mary 2. Und bei cruisetricks.de gibt’s eine umfassende Bilder-Galerie zur Queen Mary 2.
Dress Code: tagsüber leger, abends durchgehend elegant
Die gediegene und elegante Atmosphäre an Bord gehört zu den Markenzeichen der Queen Mary 2. Auch wenn Cunard vor einiger Zeit den Dress Code ein wenig gelockert (an normalen Abenden ist die Krawatte keine Pflicht mehr), geht es abends ab 18 Uhr nach wie vor recht formell zu. Tagsüber sieht man dagegen alles, von langer Hose, Hemd und Sport-Sakko bis zu Badeschlappen, T-Shirt und kurzer Hose.
Das faszinierende und angenehme ist: Nahezu alle Passagiere nehmend die formelle, abendliche Kleiderordnung ernst. Sie genießen und zelebrieren die elegante Atmosphäre, sodass man sich vor allem an den Gala-Abenden ein wenig zurück in der Zeit versetzt fühlt in die Zeit der grandiosen Ocean Liner der Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Da sitzt man dann an der Bar eben neben eleganten Herrschaften im Smoking oder zumindest dunklen Anzug und stilvollem Abendkleid – oder zumindest da, was die Trägerin dafür hält – und nicht wie auf vielen anderen Schiffen auch am Gala-Abend eben auch mal neben einem mitreisende, der zum Dinner ins Buffet-Restaurant geht und daher auch an der Bar in ärmellosem T-Shirt und kurzen Hosen auftaucht.
Besondere Details der Queen Mary 2
An dieser Stelle will ich einige Besonderheiten der Queen Mary 2 ansprechen, die erwähnenswert sind, aber an anderer Stelle im Text nicht so richtig passen:
Bridge Viewing Area
Brückenführungen sind auf Kreuzfahrtschiffen spätestens seit 9/11 eine Seltenheit geworden. Sehr kleine Schiffe haben oft eine Open-Bridge-Policy, aber auf größeren Schiffen bekommt man die Brücke als normaler Passagier nicht mehr zu sehen. Auf der Queen Mary 2 aber schon: Es gibt nämlich eine „Bridge Viewing Area“ – ein Panorama-Fenster, durch das man den Offizieren bei der Arbeit zusehen kann, ohne im Weg zu stehen oder zu stören. Lediglich bei kritischen Navigationssituationen wie sehr dichtem Nebel ist auch diese Viewing Area geschlossen. (ohne Foto, da Fotografieren in der Bridge Viewing Area nicht gestattet ist.)
Bibliothek und Buchclub
Eine Besonderheit der Queen Mary 2 ist auch die riesige Bibliothek: Eine Bibliothekarin verwaltet hier über 10.000 Bücher in verschiedenen Sprachen, 450 kommen jährlich neu hinzu und die Library bietet auch ausgefallene Werte wie etwa eine Sammlung seltener, maritimer Literatur.
Auch reizvoll: Es gibt einen Buchclub mit bis zu 20 Teilnehmern. Wer sich zu Beginn der Reise dafür anmeldet, liest ein bestimmtes Buch während der Reise und am Ende trifft sich der Club für Diskussionen und Gespräche über das Werk.
Hunde (und Katzen) auf Kreuzfahrt
Auf Transatlantik-Reisen können auch Hunde (und Katzen) eine Passage auf der Queen Mary 2 buchen, zumindest wenn Herrchen oder Frauchen ebenfalls mitfahren. Denn auf Deck 12 gibt es 22 Käfige für die Tiere inklusive Betreuung.
Es gibt einen Indoor-Aufenthaltsraum, in dem die Besitzer mit ihren Tieren spielen können, wenn draußen das Wetter schlecht ist sowie einen kleinen Auslauf i Freien inklusive New York Feuerwehrhydrant und einen Laternenpfahl aus Liverpool (siehe auch: „Hundegebell, Fish & Chips und Smoking“).
Homer Simpson an Bord
Es ist ein netter Gag und man muss genau hinsehen, um ihn zu finden – aber Homer Simpson ist mit an Bord der Queen Mary 2. Auf Deck 2 ist ein breiter Gang zur Grand Lobby mit vier großflächigen Wandreliefs dekoriert, eines davon mit Amerika-Motiven.
Und dort sitzt Homer Simpson, ganz klein unterhalb der Freiheitsstatue – natürlich – vor seinem Fernseher …
Gäste-Wäscherei kostenlos
Kleine Waschsalons in den Kabinengängen kennt man auch von einigen anderen Kreuzfahrtschiffen. Sie sind äußerst praktisch für längere Reisen oder wenn man vor dem Gala-Abend noch einmal sein Smoking-Hemd aufbügeln will.
Auf der Queen Mary 2 gibt es insgesamt sechs Waschsalons – das Besondere ist: Hier kostet auch das Waschmittel nichts, die Do-it-yourself-Wäscherei ist komplett kostenfrei.
Cunard-Museum mit Audio-Guide
Und das gibt es auf Schiffen gewöhnlich auch nicht: Ein Geschichtsmuseum. „Maritime Quest“ erzählt in großen Schautafeln und interaktiven Displays, sehr lebendig gestaltet, die Geschichte der Cunard Line von ihren Anfängen mit Gründer Samuel Cunard von 1840 bis heute.
Dazu gibt es außerdem einen (kostenlosen, englischsprachig) Audio-Guide, den man sich an der Rezeption ausleihen kann. Die zahlreichen Schautafeln ziehen sich vor allem über die Bereiche der Treppenhäuser und öffentlichen Gänge. Gerade auf einem „Crossing“ bleibt genug Muße, sich ein wenig damit zu beschäftigen – sehr lohnenswert und unterhaltsam.
Hallo Herr Neumeier,
wieder mal ein hoch interessanter Artikel (aber ich habe Sie ja schon öfter gelobt).
Können Sie Ihren Artikel um Aussagen zu Princess- und Queens-Class ergänzen?
Sie haben uns Appetit gemacht – die Unterschiede würden aber uns schon interessieren.
MfG
C. Nolte
Hallo Herr Nolte, zum Essen in der Princess- und Queens-Class kann ich leider nichts Konkreteres sagen, weil ich keine Gelegenheit hatte, das auszuprobieren. Auf der Cunard-Website gibt es aber Beispiel-Menüs aus den Restaurants als PDF: https://www.queencruises.com/qm2-restaurants.php
Hallo Herr Neumeier,
danke für die Info und den Link.