Kurzbesuch auf der Sirena von Oceania Cruises: Umfangreich renoviert kam das Kreuzfahrtschiff aus der Werft nach Venedig und Cruisetricks.de hatte die Gelegenheit, sich die Veränderungen und Besonderheiten der Sirena genauer anzusehen.
Etwa 30 Millionen Dollar hat Oceania Cruises investiert, um das 700-Passagiere-Schiff „besser als neu“ zu machen, wie die Reederei selbst es beschreibt. Dabei ist es gelungen, die Highlights der ursprünglich für Renaissance Cruises gebauten R-Class-Schiffe zu erhalten, der Sirena aber dennoch ein modernes Ambiente zu geben, das den jüngsten Neubauten Marina und Riviera entspricht.
Die Renovierung der Sirena ist Teil des offiziell 100 Millionen Dollar schweren „Oceania Next“-Programms für die vier R-Class-Schiffe von Oceania Cruises. Zuvor war im Dezember 2018 schon die Insignia (ehemals Columbus 2 bei Hapag-Lloyd Cruises) renoviert worden. Die Regatta folgt im September 2019, die Nautica in Juni 2020.
Im Cruisetricks.de-Interview hatte Oceania Cruises‘ Europa-Chef Bernard Carter bereits ausführlich über Strategie und Positionierung von Oceania Cruises, das hausinterne Verhältnis zu Regent Seven Seas Cruises und das Konzept hinter der Renovierung der R-Class-Schiffe gesprochen. Auf der Sirena haben wir uns das nun persönlich angesehen.
Atrium und Show-Treppe mit neuer Eleganz
Das Atrium mit seiner großen Show-Treppe hat seine edle Eleganz behalten, wirkt nach der Renovierung aber frisch und modern in weichen Farbtönen wie Leinen, Creme, sanftem Blau und Anthrazit.
Blickfang ist neben dem großen, modernen Kristall-Lüster der Spiegel auf der Mittelebene der Treppe: Er ist in „verre églomisé“-Technik gestaltet – einer Form der Hinterglasmalerei und Vergoldung, die im 18. Jahrhundert in Frankreich ihre Blütezeit erlebte, aber ihre Ursprünge schon in der Spätantike hat.
Bibliothek im Original-Design
Einer der stilvollsten und schönsten Orte auf Kreuzfahrtschiffen überhaupt ist für mich die Bibliothek der R-Class. Das sieht wohl auch Oceania Cruises so, denn hier hat sich am Design nichts verändert.
Die bemalte Gewölbe-Decke ist ebenso geblieben wie der offene Kamin (natürlich ohne Feuer), die Bücherschränke entlang der Wände und die bequemen Sessel.
interaktive Panorama-Bilder: Sirena
Horizons Lounge mit mehr Aussicht
Die Aussichtslounge „Horizons“ auf Deck 10 hat Oceania Cruises auf der Sirena offener gestaltet und einige den Blick blockierende Elemente entfernt.
Von fast jedem Platz überblickt man nun die gesamte Lounge mit der eleganten Bar und der Tanzfläche im Zentrum.
Raucher-Lounge und Raucherbereich am Pool
Gleich neben der Horizons Lounge liegt ein kleiner, aber hübsch eingerichteter Raum für Raucher.
Diese Smoking Lounge ist neben dem kleinen Raucher-Bereich an der Backbordseite des Pooldeck der einzige Ort auf der Sirena, an dem Rauchen gestattet ist.
Martini’s Bar und Casino
Mit einem langen Bar-Tresen, gemütlichen Sitzgruppen und einem Piano in der Ecke ist das Martini’s zu einer klassischen Cocktailbar geworden, die an den Stil amerikanischer Country Clubs erinnern soll. Mit Walnuss-Vertäfelung an der Wand und blau-hellbraunem Teppich soll die Bar von den Küstenlinien Santorins inspiriert sein.
Das Martini’s wirkt gemütlich und elegant, leidet in meinen Augen allerdings ein wenig unter der direkten Nachbarschaft zum Spielcasino.
Neues Kunst-Highlight auf der Rückseite der Bar ist die „Sea of Glass” aus mundgeblasenen Glaselementen in stilisierter Form von Seepocken des kalifornischen Künstlers Michael Skura. Diese durchaus fotogene, großflächige Kunstinstallation soll die Diversität des Meeres zum Ausdruck bringen.
Die Kunstwerke und Gemälde auf der Sirena hat übrigens Frank Del Rio, Mitbegründer von Oceania Cruises und heute President und CEO of Norwegian Cruise Line Holdings, selbst ausgewählt.
Pooldeck mit balinesischen Liegen
Das Pooldeck mit Pool und zwei erhöht liegenden Whirlpools wird umrahmt von einem umlaufenden Sonnendeck, das als Joggingbahn dient. Am Pool finden sich zwölf breite, balinesische Sonnenliegen mit dicken Polstern in maritimem weiß-blauen Streifenmuster.
Rund um den Pool gibt es weitere, weiche Sonnenliegen, teils in der Sonne und teils im Schatten unter den Sonnendeck gelegen. Im hinteren Bereich gibt es auf der einen Seite überdachte Tische für den Waves-Grill und die Gelato-Station, auf der anderen Seite bequeme Sitzgruppen sowie einen kleinen Raucherbereich.
Typisch für die R Class ist die Spa Terrace auf Deck 9 vorne mit dem großen Whirlpool. Dieser Bereich ist für Passagiere ab Concierge-Suite frei zugänglich, die übrigen können sich hier für 25 Dollar pro Tag einkaufen.
Kabinen und Suiten in frischem Design und mit neuen Bädern
Komplett überarbeitet hat Oceania Cruises die Kabinen: mit hellen Farben, indirekter Beleuchtung, größeren Schränken und neue Details wie USB-Steckdosen und großen Flachbildschirmen mit Video-on-Demand-Programm. Die Gestaltung der Suiten soll an damit an ein Pariser Apartment, ein Cottage in Newport oder eine Villa an der Amalfi-Küste erinnern.
Die Penthouse-Suiten beispielsweise sind jetzt sehr hell gestaltet im Vergleich zu viel dunklem Holz vor der Renovierung.
In den Badezimmern ist es gelungen, Glas-Duschkabinen statt Vorhänge einzubauen, obwohl die Badezimmer bedingt durch das Alters des Schiffs teils relativ klein sind.
Red Ginger und Tuscan Steak
Im Gegensatz zu den anderen drei R-Class-Schiffen hat die Sirena als (zuzahlungsfreie) Spezialitäten-Restaurants den Asiaten „Red Ginger“ und das „Tuscan Steak“ als Kombination aus italienischem Restaurant und Steakhaus. Statt des Tuscan Steak gibt es auf den anderen Schiffen den Edel-Italiener „Toscana“.
Bei diesen beiden Restaurants ist Oceania Cruises ein Kunststück gelungen: Red Ginger und Tuscan Steak sind auf der Sirena richtig gemütlich und ansprechend gestaltet. Das klingt erst einmal selbstverständlich, ist aber eine Herausforderung, die Restaurants an derselben Stelle auf anderen R-Class-Schiffen auch bei anderen Reedereien zeigen. Die extreme Schräge der Fenster nach hinten und der dadurch entstehende Extrem-Kontrast beim Lichteinfall sowie der etwas unglückliche Grundriss mit dem sehr schmalen Bereich seitlich lassen diese Restaurants meist ein wenig uninspiriert und kahl wirken.
Auf der Sirena hat Oceania Cruises jedoch einen Weg gefunden, die beiden Restaurants sehr ansprechend zu gestalten. Das Design des Tuscan Steak stammt laut Oceania Cruises von Marcia Del Rio, der Ehefrau des Reederei-CEOs Frank Del Rio.
Main Dining Room und Terrace Café
Eine Besonderheit des Buffet-Restaurants Terrace Café bei Oceania Cruises ist, dass es hier nahezu keine Selbstbedienung gibt. Zwar holt sich der Passagier das Essen vom Buffet, wird dort aber von Crew-Mitgliedern bedient. Das hat natürlich Hygiene-Vorteile, viele Gerichte werden aber auch an Live-Cooking-Stationen frisch zubereitet, statt in Warmhaltewannen warm gehalten.
Sehr schön ist hier – wie auf vielen kleinen Kreuzfahrtschiffen – der große Außenbereich des Buffet-Restaurants, der teils unter freiem Himmel liegt, teils aber auch überdacht ist.
Der Main Dining Room mit der Baristas Bar im Eingangsbereich hat den mondänen Stil behalten, den dieses Restaurant auf den R-Class-Schiffen ausmacht. Die Bar ist, wie der Name schon andeutet, nicht nur für Drinks vor dem Dinner gedacht, sondern dient vor allem als Café.
Das Restaurant selbst hat Oceania Cruises mit einem riesigen, zentralen Kristalllüster aus mundgeblasenem, italienischem Glas aufgewertet.
Steak, Hummer, Kaviar – vor allem aber: sehr lecker
Bei einem Beitrag über Oceania Cruises darf ein Aspekt nicht fehlen: die Küche, von der die Reederei selbst sagt, es sei die feinste auf See. Selbst bei der hausinternen Ultra-Luxus-Schwester Regent Seven Seas gesteht man zu, dass Oceania Cruises bei der Kulinarik die Nase vorne hat.
Im Gespräch mit Harry Sommer, President International bei Oceanias Muttergesellschaft Norwegian Cruise Line Holdings, erfahren wir einige Details über die Qualitätsansprüche der Reederei: Fisch komme generell frisch und nicht gefroren in die Küche. Für Hummer gibt es in Maine einen Anbieter, des exklusiv für Oceania Cruises arbeitet und auch das Rindfleisch bezieht die Reederei seit vielen Jahren direkt von einer bestimmten Ranch in Texas, um gleichbleibend hohe Qualität sicherzustellen.
Auf der Sirena arbeiten 70 Köche für die rund 700 Passagiere – ein Verhältnis von 1:10, dass die hohe Qualität des Essens mit erklärt. Zum Vergleich: Auf großen Massenmarkt-Kreuzfahrtschiffen ist das Verhältnis eher 1:20.
Nach einem Ship Visit mit nur zwei Mahlzeiten an Bord verbietet sich zwar mangels Gesamtüberblick ein detaillierteres Urteil. Aber das, was wir gegessen haben, bestätigt den Anspruch der Reederei durchaus:
Einzig der Hummerschwanz des Surf & Turf im Tuscan Steak hätte für meinen Geschmack etwas zarter sein können – aber schon während ich das schreibe, stelle ich fest, dass ich wie ein Snob klinge. Das ist Jammern auf äußerst hohem Niveau. Und das Filet Mignon war so zart, dass man es auch mit dem Fischmesser hätte schneiden können.
Ein absoluter Traum war im Main Dining Room der Kabeljau-Filet mit Sesam-Togarashi-Kruste auf herrlichen Undo-Nudeln und einer wunderbar feinen Ananas-Curry-Sauce.
Sehr faszinierend ist die Olivenöl-Auswahl im Tuscan Steak: Zehn erstklassige, italienische Öle ganz unterschiedlicher gibt’s hier zur Auswahl, von Sizilien bis in die Toskana, von mild-fruchtig bis scharf und erdig. Dazu gibt’s die Auswahl aus drei edlen Balsamico-Sorten. Allein dafür lohnt sich schon der Besuch im Tuscan Steak.
Und wer kann eine ordentliche Portion Porterhouse-Steak von feinster Qualität essen will: das Ding hat 20 Unzen (565 Gramm) und kann auch in der doppelt so großen Zwei-Personen-Version bestellt werden.
Tipp: Infos zu im Reisepreis inkludierten Getränken, zu den Preisen für alkoholische Getränke sowie Getränke-Pakete bei Oceania Cruises finde Sie in unserem Beitrag „Getränke-Preise und Getränke-Pakete bei Oceania Cruises“.
Fakten zum Schiff: Sirena
Indienststellung: 1999 bei Renaissance Cruises, seit 2016 bei Oceania Cruises – frühere Schiffsnamen: R Four, Tahitian Princess, Ocean Princess – Bauwerft: Chantiers de l’Atlantique, Saint Nazaire – Renovierung: 2019 bei Chantier Naval de Marseille (CNM) – Tonnage: BRZ 30.277 – Flagge: Marshall Islands – Dimensionen: 181 Meter lang, 25,46 Meter breit – Passagiere: 688 (bei Doppelbelegung), maximal 826 – Crew: 373.
Eine der besten Küchen auf See kann ich bei Oceania bestätigen. An das Niveau von der Seven Seas Explorer kommt Oceania meiner Meinung nach nicht heran, ist aber gleichwertig mit der Europa 2. Hochwertiger als Silversea ist die Küche bei Oceania auf jeden Fall. Das ist aber auf Grund der angestrebten Zielgruppe auch nicht anders zu erwarten.
Danke für den ausführlichen Bericht der Sirena. Wir haben 2018 bei der Kreuzfahrt „Rund um Südamerika“ bereits einige Neuerungen genießen können, wie z.B. Tuscan Steak, Red Ginger und vorallem Bistro (Lunch). Der Rundumblick im Horizons wird nun nicht mehr behindert.
Seit 28.12.2018 leben wir auf der Insignia und freuen uns über das bereits umgebaute „Wohnzimmer“. Auch die Kabine ist heller und vorallem funktioneller geworden, das TV-Info-Entertainment-System ist jetzt auf neuestem Stand. Frank del Rio und Bob Binder mit Sekretärin haben in Miami (14.01.2019) die Insignia inspiziert, um das „neue“ Schiff in Augenschein zu nehmen. Frank ist umgänglich und volksnah, so hatten wir einen freundlichen Smalltalk mit ihm am Buffet (Waves Grill). Auf der Oceania-Homepage gibt es Beispiele für Menükarten für jedes Restaurant zu jeder Essenszeit.
Ebenso hochwertig wie das Verhältnis der Köche pro Gast sind die Werte für BRZ pro Gast bzw. Crew pro Gast. Platzangebot und Service sind dem Luxusniveau entsprechend, und die Liegen am Pool werden nicht durch kranke Handtuch-Beleger reserviert.
Die Club Benefits von Oceania sind wohl einzigartig im Vergleich zu anderen Reedereien – 14 Tage Freifahrt nach 20 Kreuzfahrtboni ist ja nicht zu verachten. Free Unlimited Internet ist besonders bei längeren Reisen angenehm – Videoanruf mit WhatsApp funktioniert problemlos, die YouTube-Sperre kann man mit einem geeigneten Proxy umgehen. Die Atmosphäre am Schiff ist entspannt, es gibt weder Photograph noch Galaabende. Praktisch ist auch der Gratis-Shuttle-Service in den Häfen.
Da wir nur selten Alkohol trinken und nicht in jedem Hafen einen Ausflug machen wollen, fällt die Wahl auf den Onboard Credit (OBC) bei der OLife Choice-Buchung. Somit finanzieren wir die völlig überzogenen Ausflüge durch den OBC (Club + OLife).
Gäste können im Hafen bis zu vier Besucher einladen. Eventuelle Konsumationen werden über die Cruise Card des Gastes abgerechnet (Früh: 25 $, Mittag: 35$, Tee: 20 $, Abend: 50 $, Spezialitäten: 60 $, alkoholische Getränke: laut Karte).
Noch ein paar interessante Zahlen:
92 % Club-Mitglieder
Altersdurchschnitt 77 Jahre
Ahoi aus Bordeaux
@CruiseAHolic: Vielen Dank für die Ergänzungen! Die Möglichkeit, Besuch an Bord zu empfangen, ist in der Tat etwas ziemlich besonders in heutigen Zeiten der „Hochsicherheit“. Nur noch ganz wenige Reedereien ermöglichen so etwas.
Hallo Franz,
als ich heute Deinen ausführlichen, sehr informativen Bericht lesen konnte, hatte ich bereits schon gebucht. Aber dennoch war es mir eine Freude, das alles nochmal in mich hineinzuziehen, was ich nur zum Teil, in Stücken, woanders lesen konnte. Dafür meinen Dank. Viele Grüße an Dich und Deiner Frau, auch wenn wir uns vermutlich nie sehen werden.