Die Galapagos-Insel Floreana hat sich besonders in meinen Erinnerungen verankert: Hier erleben wir einen geradezu magischen Moment mit Delfinen und beobachten Meeresschildkröten kurz vor der Eiablage, tauchen aber auch tief in die Geschichte der Insel ein, die mit Walfängern begann und durch die „Galapagos-Affäre“ auch einen engen Bezug zu Deutschland hat. Es ist einer dieser Tage, an denen man mehr erlebt als sonst in einer ganzen Woche.
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Erster von zwei Stopps der Santa Cruz II auf Isla Floreana: Bahia del Correo – Post Office Bay. Der Name ist Programm: Hier gibt es, etwas geschützt und zurückversetzt vom Strand, das vermutlich einst erste und jetzt letzte Postamt Ecuadors. (In Ecuador gibt es tatsächlich keine Briefpost oder Briefmarken mehr, nur noch private Kurierdienste).
„Postamt“ ist in der Post Office Bay freilich ziemlich übertrieben ist. Es handelt sich um ein schlichtes Holzfass, das einst schon Walfänger hier aufstellten, um Briefe aus der Heimat zu erhalten oder dorthin zu schicken.
Das Prinzip ist einfach und funktioniert bis heute – wenn auch in diesen Tagen eher zum Vergnügen der Touristen: Jeder kann hier einen Brief oder eine Postkarte in dem Fass hinterlegen. Und wer vorbeikommt, prüft die Empfängeradressen. Ist eine in der eigenen Heimat dabei, nimmt man die Post mit und stellt sie idealerweise persönlich zu (oder versieht sie zu Hause mit einer Briefmarke und verschickt sie).
Die Postkarte, die wir selbst dort hinterlassen haben, erreichte uns übrigens schon gut drei Wochen später, mit einer Briefmarke aus England.
Hunderte Delfin, rund um uns herum
Nach dem Besuch des Holzfass-Postamtes wollten wir eigentlich nur weiter zur Nachbar-Bucht „Baroness Cove“ fahren. Doch dann taucht plötzlich eine große Schule Delfine mit 200 oder mehr Tieren auf.
Die Delfine haben großen Spaß daran, neben, vor und unter unseren Booten zu tauchen, rund um und zu springen. Es ist einer der großartigste Delfin-Moment, den ich je erlebt habe.
Das eigentliche Highlight des Vormittags, Kayakfahren in der Baroness Cove, verblasst dagegen schon beinahe, obwohl auch das ein schönes Erlebnis ist.
Wir paddeln entlang der Mangroven am Ufer, sehen einen blauen Iguana, Blaufuß-Tölpel, Meeresschildkröten und einen neugierigen Seelöwen, der uns für einen kurzen Moment Gesellschaft leistet und neugierig um unsere Kayaks und Stand-up-Paddleboard herumschwimmt.
Isla Floreana und die „Galapagos-Affäre“
Isla Floreana ist die in Deutschland wahrscheinlich bekannteste Insel der Galapagos. Denn hier spielte sich in den 1930er-Jahren ein menschliches Drama ab, das in den Medien damals als „Galapagos-Affäre“ bekannt wurde und sogar international Schlagzeilen machte. Es ist die Geschichte des Aussteiger-Paars Margret und Heinz Wittmer, die alle Zutaten für eine moderne Reality-TV-Serie gehabt hätte.
Das ZDF hat 2020 eine Dokumentation gedreht, die in der Mediathek zu sehen ist. Margret Wittmer wohnte den Rest ihres Lebens auf Floreana und starb im Jahr 2000 im Alter von 95 Jahren. Das Hotel Wittmer auf Floreana gibt es bis heute und auch eine Flotte an kleinen Schiffen trägt den Namen Wittmer, zurückgehend auf Margrets Wittmers Sohn Rolf, den ersten auf Floreana geborenen Menschen.
Buch-Tipps zur Galapagos-Affäre: Die Romane „Zurück zur Natur“ von George Simenon und „Die dritte Quelle“ von Werner Köhler basieren auf dem historischen Vorbild. Margret Wittmer hat die Ereignisse aus ihrer Sicht in „Postlagernd Floreana“ veröffentlicht.
Haie, Fischschwärme, Seelöwe beim Schnorcheln
Und wieder geht’s zum Schnorcheln – es gibt auf den Galapagos-Inseln einfach auch unter Wasser so viel zu sehen, dass man sich gerne wieder in den Neopren-Anzug zwängt. Dem Punta Cormorant auf Floreana vorgelagert liegt die kleine Insel Champion, nach einem Walfänger namens Andrew Champion benannt.
Wir schnorcheln entlang der felsigen Küste, unter uns schwimmen Weißspitzen-Riffhaie durch, …
… über uns liegen Seelöwen auf den dunklen Vulkan-Felsen, ein recht imposantes Männchen nimmt uns im Vorbeischwimmen genauer unter die Lupe und stellt anschließend mit etwas Gebrüll auch klar, dass wir nicht näher an das Weibchen mit Jungem auf den Felsen herankommen sollten, wenn wir keinen Ärger bekommen wollten.
Punta Cormorant und die Meeresschildkröten am Strand „Picosa“, oder Playa Blanca
Am Spätnachmittag gehen wir an einer zweiten Stelle auf Isla Floreana an Land, dem Punta Cormorant. Von einem langen, sandigen Traumstrand laufen ein kleines Stück über die Insel zu einem Brackwasser-See, an dem oft Flamingos zu sehen sind, heute aber nicht – dafür Finken und Mangroven.
Ein Stück weiter liegt der Picosa-Strand (Playa Blanco), an dem viele Wasserschildkröten ihre Eier ablegen. Deshalb müssen wir uns auch besonders streng an die Regeln halten, direkt am Strand bleiben und keinesfalls in die flachen Sanddünen hineinlaufen.
Tatsächlich beobachten wie viele Schildkröten, die vor dem Strand im Meer schwimmen. Einige liegen auch schon am Strand in der Brandung, um sich etwas aufwärmen, bevor sie später zur Eiablage an den Strand kriechen.
Es ist schon wieder einer dieser großartigen Momente auf den Galapagos-Inseln, wie man bis sonst nur aus Naturdokumentationen im Fernsehen kennt – nur dass man hier selbst mittendrin steht und staunend die Natur beobachtet. Das warme Sonnenlicht kurz vor Sonnenuntergang tut sein übriges zu der friedvollen Stimmung, bei der man sich einmal mehr wünscht, die Zeit möge einfach stehen bleiben.
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